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Numark Mixdeck Quad Test

PRAXIS

Ohne Notebook Part 1
Out-of-the-Box, ab in die Hexenküche, wo Numarks Multitalent auf den Arbeitstisch eine nicht zu unterschätzende Stellfläche von 635 x 299 x 83 Millimetern einnimmt. Irgendwie wuchtig, aber doch deutlich kompakter und leichter als ein herkömmliches Set: Der lokale DJM allein ist schon ein Kilo schwerer als der Testkandidat. Wenn man dann noch das Gewicht zweier MKIIs oder CDJs draufrechnen würde und dagegen Numarks Partymonster und zwei USB-Sticks hält, ist man geneigt zu sagen: schöne, neue Welt. Eine Aussage, die es zu überprüfen gilt.
Mit zwei angeschlossenen Turntables, zwei CDs im Bauch und zwei USB-Speichersticks, die FAT, NTFS und HFS+ formatiert sein dürfen (32GB kosten im Übrigen nur noch knapp 20 Euro), ist nicht nur der Großteil eines über die Jahrzehnte angewachsenen Tonträgerbestandes analoger und digitaler Form abgedeckelt (Tapes und Tonbänder nicht eingeschlossen, aber die gehören ja auch nicht in die Mixsession), der DJ ist auch sehr flexibel in der Auswahl. Das ist schon mal nicht zu leugnen. Eine Einschränkung, mit der er Leben oder besser gesagt spielen muss: weder USB noch CD spielen andere Audioformate als MP3 ab. Wer zum Beispiel eigene Produktionen, iTunes-M4A oder AAC einbringen will, ist gezwungen, umzucodieren, es sei denn, er arbeitet mit dem iPad oder Notebook. Doch lassen wir deren CPU-Unterstützung noch für eine Weile außen vor und bleiben bei den Bordmitteln.
Neues aus der Scheibenwelt?
Silberlinge und Sticks sind innerhalb weniger Sekunden startklar. Die Auswahl eines Titels geschieht mit dem Track-Encoder, der durch das Root-Verzeichnis oder Ordnerhierarchien scrollt und auf Knopfdruck tiefer in potenzielle Ebenen eindringt oder Tracks in den Player lädt. Als Wiedergabemodi stehen Single Track, Continuos, Random sowie eine programmierbare Playliste zur Auswahl. Titelinformationen und ID3-Tags lassen sich zwar deutlich auf dem Display ablesen, doch im Zuge technischer Errungenschaften neuerer Zeit kommt hier schnell der Wunsch nach einem mehrzeiligen, grafischen Display zur besseren Übersicht auf. USB-Datenträger lassen sich von jedem Deck aus anfahren. Die Transportsektion ist gut beleuchtet und die Tasten sind groß genug, um auch in dunklen Umgebungen zu fortgeschrittener Stunde vor Fehlbedienung zu schützen.
Sobald ein Titel gestartet ist, beginnt der Beatcounter zu rechnen. Bei der Analyse des Tempos eines Musikstückes vergehen zwischen zwei und fünf Sekunden. Wie aussagekräftig das Ergebnis ist, hängt zum einen von der Songstruktur selbst und vom Genre ab. Durchgängige Viervierteltakte aus der Konservendose (Techno, Hip-Hop …) werden schnell und meist korrekt eingemessen. Verspieltere Tracks, live eingespielte Funk- oder auch Disconummern können während der Laufzeit schon häufiger schwanken. Bei komplexen Rhythmen oder Tempoverlagerungen liegt es in der Natur der Sache, dass das Zählwerk ins Schleudern kommt und immer wieder nachziehen muss. Bei starken Abweichungen kann der DJ allerdings mit dem Tap-Button die Geschwindigkeit manuell einklopfen. Manch einer verzichtet auch bewusst auf die BPM-Anzeige und arbeitet beim Pitchen und Beatmatching lieber komplett nach Gehör. 

Tempobezogenes
Der Pitchfader beansprucht eine stattliche Länge von 100 Millimetern und arbeitet mit einem Zehntel Genauigkeit auf der kleinsten Einstellung von sechs Prozent. Ferner kann der DJ auch mit 12, 25 und 100 Prozent zu Werke gehen. Oben, unten und in der Mitte ist eine halbe Skalenteilung Deadzone zu bemerken. Eine Kontroll-LED auf halber Strecke springt an, wenn der Pitch Null beträgt, der Titel also mit seinem Originaltempo abgespielt wird. Damit der Zuhörer beim Schubsen, Bremsen und Pitchen nicht mit Mickey-Maus/Krüger-Effekten konfrontiert wird, sorgt Keylock für eine konstante Tonhöhe bei Geschwindigkeitsveränderungen, was bis zu einem gewissen Grad gut gelingt. Hier sind es je nach Ausgangsmaterial drei bis fünf Prozent artefaktfreie Dehnung oder Stauchung. Wer mehr nimmt, muss mit Verzerrungen rechnen, kann aber durchaus interessante Effekte damit erzielen. Key-Transpose (Pitch + PARAM) arbeitet genau entgegengesetzt, denn es transponiert den Song in eine andere Tonart.

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keylock master minus3 minus6 keylock master plus3 plus6 keylock Pitch minus100 Keytranspose Down UP keytranspose maxup Pitchdown100

Mixing and Scratching
Die gummierten, mittig einrastenden Equalizer haben eine Kill-Funktion und einen satten Boost. Die Vorstufen der einzelnen Zuspieler sind passend aufeinander abgestimmt, allerdings finde ich es schade, dass die Pegelmeter am Gerät nicht skaliert sind. Zudem ist die Farbgebung der LEDs mit neunmal rot und zweimal weiß vielleicht nicht jedermanns Sache. Das klangliche Gesamtbild geht in Ordnung, nur bei Stille (alle Fader unten oder Mute-Effekt an) ist geringfügig Rauschen wahrzunehmen. Der auswechselbare Crossfader wird seiner angestammten Aufgabe gerecht und spielt das gegenüberliegende Signal in Mix-Stellung allmählich, in Cut-Stellung bereits nach einem Millimeter Regelweg voll ein. So soll es sein. Wertvolle Punkte verbucht auch der Reverse-Switch. Ankreiden muss man dem Neuling vielleicht, dass er keine stufenlose Curve-Control für Kurven-Enthusiasten im Gepäck hat, doch diese werden ohnehin zu Turntable und Battlemixer greifen  oder sich einen Controller wie den NS6 oder NS7 zulegen wollen, die eher auf diese Gruppe abzielen. 

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EQ CUT Boost Hi Mid Low Kill Mixdeck Quad Phono Preamps Preamps DJM-850 Mike-In Mixdeck Quad

Hat der Akteur zwei Tracks im Tempo aufeinander abgestimmt, kann er mit gezielten Jogwheel-Attacken oder den Pitch-Bend-Tasten die Beats übereinanderlegen, um sie dann ineinander zu blenden. Hinlänglich bekanntes Prozedere, das auch hier gut klappt: Die Teller liegen gut an der Hand. Wie es sich gehört, unterscheiden sie zwischen Kopf- sowie Randkontakt und operieren standardmäßig im Nudge-Modus, der Auslauf nach einem Schubser ist schön kurz. Der geriffelte Rand dient als willkommene Fingerführung. Es macht Spaß, mit diesen Wheels zu arbeiten. Auch für Scratch-Manöver, die über den gleichnamigen Button aktiviert werden können, sind die Teller geeignet, denn die aufgeraute Handauflage hat „Grip“, ist groß genug für die meisten Standard-Techniken und der Scratch-DSP klingt ordentlich. Numark lässt sich nicht lumpen und implementiert auch beim jüngsten Spross der Familie vier Scratchmodes. VINYL ist Standard. FORWARD setzt nur die Vorwärtsbewegungen um. BLEEP funktioniert wie der Vinylmodus, spielt allerdings beim Loslassen den Song an der Position weiter, wo sich dieser ohne Interaktion befunden hätte. BLEEP-FORWARD ist demnach wohl selbsterklärend. Das Zeitliche gesegnet hat der Cue-Scratch, welcher bei jeder Wheel-Berührung an den ersten Cue-Punkt sprang. Schade.
Während der Wiedergabe oder eines Scratch-Manövers visualisieren LEDs im umgebenen milchtrüben Kranz die Laufrichtung des Songs. Befindet sich der Player im Pausenmodus, navigiert der DJ mit 1/75 Sekunde im Audiostrom und kann so punktgenaue Markierungen anlegen. SEARCH aktiviert die Turbo-Spulfunktion mit entweder 15, 30 oder 60 Sekunden.
Remix-Tools
Ebenfalls vom NDX kommt ein Stapel handlicher Remix-Tools. Zum Beispiel einstellbare Start- und Stoppzeiten, Loops, Sampling, Hotcues oder zum Beat synchronisierbare DSP-Effekte namens Chop, Echo, Filter, Flanger, Pan und Phaser, die wir in den nachstehenden Hörproben einmal für euch festgehalten haben. Die Effekte sind live-tauglich parametrisiert, unvorteilhafte Extremsounds braucht man nicht zu fürchten. Lediglich auf niedrigsten manuellen Timing-Stufen sind tonale Verschiebungen auszumachen. Die Auswahl eines Klangverbiegers geschieht per FX-Select-Wippe. Der mit 20 Millimetern nicht sonderlich lange Dry-Wet-Fader bestimmt das Mischungsverhältnis zwischen Originalsignal und Effekt. PARAMETER übernimmt die Steuerung einer Kenngröße (meist Timing). Drücke ich den Encoder nieder und drehe ihn, wechselt das Timing der Effekte auf voreingestellte Werte. Wer lieber mit freier Modulation arbeitet, der dreht, ohne zu drücken. Weil sich die Taktung an die errechneten BPM anlehnt, ist der DJ bei Schwankungen des Beatcounters nicht vor asynchronen FX-Timings gefeit.

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FX Bleep Int Mixdeck Quad FX Chop intern Mixdeck Quad FX Echo-intern Mixdeck Quad FX Flanger intern Mixdeck Quad FX HP-Filter int Mixdeck Quad FX LP-Filter int Mixdeck Quad FX Pan intern Mixdeck Quad FX Phaser intern Mixdeck Quad FX Vinyl-Startstop Mixdeck Loopcutter Mixdeck Quad

Der Schleifenbaukasten besteht aus maximal sechs Tasten für zwei Loops und einem gefederten Kippschalter, der diese in der Länge von 1/8 bis 16 Beats halbiert oder verdoppelt. IN und Out markieren die Flankenpositionen von Loop1 und starten eine nahtlose Wiederholschleife. OUT verlässt den laufenden Zyklus, RELOOP aktiviert ihn erneut. Die Tasten „1,2,3“ sind grundsätzlich für Hotcues gedacht, können aber auch zum Anlegen eines zweiten Loops herhalten. Eine dritte Option verbirgt sich hinter REC. Dann nehmen die Buttons je ein Sample von maximal fünf Sekunden Länge aus dem laufenden Track auf, der als Insert oder Reverse eingespielt wird und in seiner Lautstärke regelbar ist. Bevor ich nun der Kiste weiter auf die Pelle rücke, geht es erstmal an die Installation von Serato-Intro und djay für iPad.

Ohne Notebook Part 2 – keine Feier, ohne iEier?
Das iPad ist in Musiker und DJ-Kreisen angekommen, soviel ist gewiss. Es lässt sich als Sequencer, Mixer, Instrument, Audio-Zuspieler, MIDI-Controller und DJ-Tool einsetzen und bietet im letzten Kontext bequemes Dirigieren und Mixen der Musikbibliothek, jedoch mit einigen Einschnitten, da es lediglich einen Audioausgang stellt. Wer mit zwei Decks mixt, arbeitet also im Mono-Splitting. Soviel zunächst einmal dazu. Ein spezieller 30-Pol-Adapter, der auf der Rückseite des Mixdecks angeschlossen wird, dient als Wegbereiter der Kommunikation zwischen iOS-Gerätschaft und dem Mixdeck. Die Kompatibilitätsliste umfasst das iPad 1&2, die iPhones 4&4S sowie den iPod Touch vierter Generation. Ein Schnelltest mit dem iPod-Touch 1G brachte ergo keinen Erfolg, auch nicht mit Adapterkabel am USB-Port. Er ließe sich aber per Line-In integrieren. Das Dock kann angeschlossene, kompatible Geräte aufladen. Eine Besonderheit ergibt sich aus dem verwendeten iOS, denn sollte das eigene Device unter Version 4 laufen, kann nur Audio-Streaming erfolgen, wohingegen iOS5 eine App-Steuerung via Core-MIDI zulässt. Was bedeutet dies nun im Zusammenspiel der Komponenten? 
Um ein Audiosignal von einer App wie iTunes einzuspeisen, muss lediglich der iOS-Schalter am Backpanel und am Mixerkanal auf AUX3 eingestellt werden. Easy, peasy. Wer hier Pitching vermisst und nur ein virtuelles DJ-Laufwerk benötigt, findet im iTunes-Store eine große Auswahl kostenloser und kostenpflichtiger Apps, sogar einen MK2-Klon. Wer mit einer 2-Deck-DJ-App arbeiten möchte, bringt den rückseitigen Schalter in Position PGM/CUE-Mono. Oben sind zwei Mixdeck-Kanäle auf MIDI/USB1&2 zu stellen. Nun können – dank Core-MIDI-Unterstützung (nur iOS5) – die Fader und Deck-Controls zum Steuern einer kompatiblen App genutzt werden. Wie gut dies funktioniert, wollen wir uns mit djay ansehen.

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Algoriddim djay
Das auf der Umverpackung des Controllers zu sehende Algoriddim djay gehört leider nicht zum Lieferumfang, sondern muss bei Bedarf aus dem App-Store für 15,99 Euro nachgerüstet werden. Da es aber grundsätzlich ein interessantes Tool ist, das vielleicht sogar den PC ersetzen kann, werfen wir natürlich einen Blick drauf. Sobald ich das Tablet mit dem Controller verbunden habe und djay starte, erkennen sich Programm und Controller automatisch, wobei ich die Quellwahlschalter der Numark´schen Decks in Stellung MIDI bringe, um djay via Mixdeck zu dirigieren. Grundsätzlich kann ich nun über AUX3 streamen, macht aber nicht wirklich Sinn bei einer Zweideck-Software, denn mixen erfordert bekanntlich mindestens zwei Kanäle ein. Stattdessen verwende ich die USB-Streaming-Option, wobei mir die beiden Decks auf USBA und USBB geschickt werden. Vorhören kann ich diese nur, wenn ich in der Software Headphone-Split aktiviere. Bei dieser Gelegenheit möchte ich kurz erwähnen, dass Android übrigens auch am Audio-App-Drücker ist und mit dem nächsten IceCream-Update USB-Audio unterstützen soll. Ich bin gespannt, wie Hardware-Entwickler hierauf reagieren. Klar wird’s eine ganze Reihe Docks geben, doch ob sich die Hardware aufgrund unterschiedlichster Komponenten ins Studio oder in die Kanzel schleichen kann, bleibt abzuwarten? Wir machen derweil weiter mit djay.

Die Steuerung der Software an sich ist in weiten Teilen deckungsgleich zum Layout der Hardware. Dies umfasst Navigation, Pitching, Bending und Scratching, Effekte, Vinyl-FX und Hotcues. Das Display zeigt BPM- und Pitch-Werte, Abspielzeiten, Status und sogar Titelinformationen an – ein Vorteil gegenüber Serato Intro, wo ID3-Tags nicht ausgewiesen sind. Ein Tastendruck auf den Browser-Encoder öffnet die Fullscreen-Ansicht der Bibliothek. Mittels Drehung browse ich ganz bequem durch meine Musikalien und kann die Titel ins jeweilige Deck befördern, wo eine Wellenform einen Gesamtüberblick gibt, der bei Verwendung kreativer Bordmittel automatisch hineinzoomt. Super.
Djays Software-Effekte reagieren auf das Mixdeck, aber nicht in vollem Umfang. Parameter, Fader und Kippschalter übernehmen Timing, Dry/Wet und Selektion der Standard-FX. Wer indes den FX-Filter, die Instant-EFX oder das XY-Pad nutzen möchte, greift einfach auf den Screen und – Boom – feuert die Verwurstungs-Maschinerie per Fingertipp auf den Tanzflur ab. Ein gelungenes Wechselspiel. Zwar muss ich zum momentanen Zeitpunkt die Hotcue, Loop und FX-Panels auf dem iPad noch manuell öffnen, da sie nicht automatisch bei einem Tweak aufpoppen, bei den Effekten werden Funktion und Wert immerhin am Display des Mixdeck angezeigt. Auch gefällt mir nicht so gut, dass mit jeder Crossfader-Bewegung die gegenüberliegende Preview-Funktion eingeschaltet wird. Doch das sind bei Betrachtung der primären Einsatzgebiete keine echten Performancebremsen. Vom Navigieren, Spielen und Mixen über das Synchronisieren per Touchpad bis hin zum kreativen Einsatz der Bordmittel macht die Kombination aus iPad und Mixdeck nämlich richtig Laune, denn es ist schon eine sehr gelungene Integration, bei der die so wichtigen haptischen Basis-Werkzeuge der Numark-Konsole dem eigentlichen Deejaying gerecht und zusätzliche Features über das iPad bereitgestellt werden, respektive nachgerüstet werden können und dann mittels Touch zum Zuge kommen. Das bockt, echt. Doch klar ist für mich auch, dass ich mit dem iPad im Split-Betrieb keinen technoiden Club-Gig mit verwöhnter Hörerschaft durchziehen würde. Ich sag nur Verlust der Stereoinformationen, im nachstehenden Beispiel mal als FX-Paning aufgezeichnet. Anders sieht die aus, wenn Familien- und Firmenfeierlichkeiten auf dem Programm stehen, Keller-Parties gerockt werden sollen oder die leise Hintergrund-Beschallung einer Bar oder sonstiger Festivität ansteht. Hier hätte ich weniger Bedenken. Aber wie gesagt, das iPad ließe sich ja auch als Solo-Deck zusätzlich zu CDs und Stick betreiben. 

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DJAY Panning Aux3 Stereo Out DJAY Panning Split Output DJAY Instant FX

Mit Notebook Part 1 – Serato DJ Intro
Aufgrund seiner MIDI-Funktionalität ist das Mixdeck in der Lage, Steuerdaten zur Befehligung einer Software auf dem PC oder Mac abzuschicken – so eine, wie das im Lieferumfang befindliche  Serato-DJ Intro. Nach Installation des neuseeländischen Mix-Programms, welches auch die erforderlichen Treiber unter Windows/Mac beinhaltet, ist zunächst ein Ausflug zur Website anzuraten, um auf die neueste Version upzudaten. Es folgt die Notwendigkeit zur Registrierung und der üblichen Fragebogen nach der eigenen Hardwareausstattung. Dann wandert Intro-Eins-Punkt-Acht auf das MacBook Pro, wo der folgende Test stattfindet. Ist der Schalter für USB-Audio am Mixdeck auf USB1/2 eingestellt, die Mixer-Kanäle angepasst und USB-MIDI für die Decksektionen gewählt, erkennt Serato-DJ-Intro das Mixdeck eigenständig und konfiguriert sich wie von Geisterhand automatisch. Auf dem MacBook Pro taktet das System bei 2 ms Latenz ein, was im Test einen störfreien und sehr echtzeitlastigen Betrieb gewährleistete. 

Die Belegung entspricht auch hier weitgehend dem, was von der Bedienhardware erwartet wird. Von Haus aus lässt sich bequem durch die Musikbibliothek navigieren, Titel laden und via Transporttasten starten, stoppen und cuen. Auf dem Display erscheinen aktuelle Laufzeiten samt Forschrittsbalken, Abspielstatus, Pitch- und BPM-Werte. Das Jogwheel übernimmt Scratching, Nudging und Spulen. Beim Pitch sind drei Stufen wählbar (8, 16, 50). Drei Cuepoints sind ebenfalls mit von der Partie, dazu Loops, deren Flanken mittels Jogwheel verschoben werden können. Auch Reverse und Bleep sind an Bord. Die Autosync-Funktion ist unverständlicherweise (wieder einmal) von der Hardware nicht zugänglich. Bei den Software-Effekten kann sich der DJ per Kippschalter aus folgendem Repertoire bedienen, welches mittels Parameter (Timing) und Dry/Wet gesteuert werden kann.

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Serato DJ Intro Flanger Serato DJ Intro LPF Serato DJ Intro Phaser Serato-DJ Intro Echo

Wer eine unkomplizierte, leicht zu bedienende, autokonfigurierende Software ohne viel Schnickschnack sucht, liegt mit Serato-Intro nicht falsch. Ein Betrieb mit dem besser ausgestatteten Serato-Itch ist übrigens nicht möglich, Scratch-Live geht via Dongle-Interface und Timecode. Einen dicken Brocken habe ich an dieser Stelle leider doch noch zu vermelden, denn leider spielen Notebook und Scratch-Live simultan auf die gleichen Kanäle, wenn man sie denn lässt. Unschön ist auch, dass die MIDI-Funktionalität dann sowohl djay als auch Intro steuert. Den folglichen Soundcontrol-Salat könnt ihr euch ja sicher vorstellen. Sinnvoller wären vier USB-Stereo Ausgangskanäle gewesen, denn dann könnte man tatsächlich mit Software und iPad simultan arbeiten. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass dies einen sehr speziellen Anwenderkreis betrifft. Interessanter ist dann schon, zwei Intro-decks zu bedienen und einen iPad-Stream über Aux3 zu generieren, um Samples abzufeuern, Sounds einzuspielen, iMaschine zu rocken oder dergleichen.

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Doch das Mixdeck kann nicht nur MIDI-Software dirigieren, sondern es ist zudem in der Lage, mittels seiner CD-Direktausgänge die Verwendung von Timecode-Medien sicherzustellen. Scratch-Live oder Traktor beispielsweise, oder wer´s kostenlos mag Mixxx, das aktuell in der Version 1.10 vorliegt und von Wireless Control über Sampler bis Broadcasting einen Batzen interessante Features für umme bietet. 
Mit Notebook Part 2 – Timecode-Mixing
Obwohl ich der Meinung bin, dass Timecode-Mixing nicht unbedingt der ausschlaggebende Faktor für den Erwerb eines Mixdeck Quad darstellen dürfte, können gerade auch Szene-Kneipen und Bars, bei denen ein DJ genauso zum guten Ton gehört wie eiskalter Jägermeister, von dieser Funktion profitieren. Und da Serato ja bereits als Intro beiliegt, bleiben wir bei den Neuseeländern, schließen das Rane-Interface SL3 an zwei der Direct-Playouts an und führen diese über die beiden Line-Ins zurück. Dann lege ich die TC-CD ein und starte sie, woraufhin ein Ausflug in die SSL-Preferences zwei kreisrunde Signale auf den Schirm bringt. Die Scratch-Live-Decks können nun per zeitcodiertem Signal über die herkömmlichen CD-Funktionen gesteuert werden, zudem ließe sich die Bedienoberfläche im MIDI-Modus schnell konfigurieren, könnte man zwischen CD-Betrieb und MIDI-Umschalten. Ist aber nicht – schade. Obacht ist auch beim Umgang mit Effekten geboten, denn diese können den Timecode verzerren, und der ordnungsgemäße Betrieb ist nicht mehr gewährleistet. Also Finger weg vom Timecode? Keineswegs, denn Scratch-Live ist ja bekanntlich ziemlich gut ausgestattet, was seine kreativen Zusatzfunktionen angeht. Und eben diese lassen sich auch ziemlich gut steuern, indem man eine der hier (MIDI-to, MIDI-Deck) vorgestellten Apps auf das iPad spielt und dieses sozusagen als Controller für SSL-Features nutzt. Ferner ließe sich hier, das gilt im Übrigen in ähnlicher Form für Traktor-Scratch, auch noch ein weiterer MIDI-Controller wie der VFX1 anbinden. Allerdings ist das schon sehr speziell, daher verzichte ich in diesem Artikel auf weitere Ausführungen zu diesem Thema. Eines vielleicht noch, bevor wir uns zur letzten Etappe aufmachen: Mit der Timecode-Software auf AUX2 und 3 und dem integrierten USB-Interface auf Kanal 1 und 4 ließen sich dann doch iPad und Traktor/SSL simultan nutzen. Ihr seht also, die Möglichkeiten sind vielfältig.
Recording
Zum Aufzeichnen der Mixsession bieten sich grundsätzlich drei Verfahren an. Erstens: Ich greife das Signal auf althergebrachte Weise am Record-Out ab, setze aber statt des guten alten Tapes  einen SD-Rekorder ein. Zweitens: Ich zeichne die digitale Mixsession mit einer Recording-Funktion in der DJ-App auf, doch Serato-Intro besitzt keinen Session-Recorder. Es blieben eh CDs, USB-Stick und iPad außen vor. Drittens: Ich versuche mit dem iOS-Gerät aufzuzeichnen, wie ich es beim ersten Mixdeck gemacht habe. Doch leider stellte sich im Praxislauf heraus, dass dies nicht (mehr) möglich ist, da ein bidirektionales Audiorouting beim 30-Pin auf DB9-Kabel laut Supportaussagen aktuell nicht vorgesehen ist. Möglicherweise lässt sich so etwas jedoch künftig noch über ein Firmwareupdate nachrüsten. Ich würde es mir wünschen, denn unterm Strich bleibt sonst nur der Record-Out, will der DJ die komplette Session aufzeichnen. 
Wer kann das gebrauchen?
Ganz vorn stehen hier sicherlich mobile Diskotheken, PA-Verleiher und alle semiprofessionellen bis professionellen Partyrocker. Ein weiteres Missionsziel ist für mich auch die urbane Kiezbar und kleinere Clubs, die sich musikalisch breit aufgestellt positionieren, sei es im Mainstream oder im Stilmix, oder Diejenigen, die auf unterschiedliche Anforderungen ihrer Deejays reagieren müssen. Die nächste Gruppe sind für mich Working-Deejays und mobile Diskotheken, die auf einen Fundus gemischter Tonträger zugreifen wollen. Feld drei sind Studio- und Homejockeys, die eine Universallösung für den Arbeitsplatz oder auch den Partykeller suchen. Turntablisten, die noch immer mit Vinyl arbeiten, können wir wohl ausklammern, auch wenn das Mixdeck natürlich Eingänge für maximal zwei Turntables stellt. Scratch-Live und Traktor-Freaks ebenso (ich meine die wirklichen Freaks – diejenigen, die Traktor-Schleudergänge mit einer Tiefenwirkung und Ergiebigkeit vorführen, dass sich selbst der weiße Riese andächtig am Kinn gezupft hätte). Wir können zwar keinen Aussagen treffen, wie es um die Langlebigkeit der neuen Numark-Musikzentrale bestellt ist, dafür müssten wir dieses Gerät in den Langzeittest schicken. Jedoch können wir, ohne uns aus dem Fenster zu lehnen, behaupten, dass man mit einem Mixdeck, Turntables und potenziellen Computern für die nächsten Jahre sicherlich gut aufgestellt ist. Sollte jedoch die globale Stromversorgung zusammenbrechen, nehmt mich wegen der letzten Aussage bitte nicht ins Gericht. 

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Jens sagt:

#1 - 29.08.2012 um 11:02 Uhr

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Nachdem ich den Artikel gelesen habe, hier meine Meinung dazu. Pro: detailliert, sachkundig und unterhaltsam. Contra: -

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