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Der erste Eindruck
„Hey, der ist ja richtig leicht … und flach … und stylish … und übersichtlich“, sind meine ersten Gedanken, während ich den Burschen aus seiner Kartonage befreie. Der Testkandidat ist sauber verarbeitet, steht rutschsicher auf sechs Gummifüßen und bringt so ziemlich alles mit, was man für eine traditionelle DJ-Session benötigt. Er kombiniert einen Mixerbereich mit Crossfader und Klangregelung, zwei Decks und eine kleine Kreativabteilung. Die flache mittelgraue Kunststoff-Konstruktion mit den abgerundeten Ecken wiegt gerade mal 1,9 Kilogramm. Zum Vergleich: Sein stählerner Bruder Stealth-Control ist etwa 3,2 Kilo schwer, Reloops Digital-Jockey rund 2,5 kg – und die sind beide deutlich kleiner. VMS4 von American Audio bringt es bei ähnlichen Maßen sogar auf stattliche 6 Kilo. Allerdings hinkt der Vergleich, denn der VMS4 besitzt einen knallharten Metallpanzer und ein sehr umfangreiches Audio-Interface.
Mixtrack ist also einer der leichtesten Vertreter unter den MID-Size-Controllern. Das macht ihn einerseits sehr portabel, andererseits schränken die beachtlichen Maße von 25 x 30 x 51 cm seine Reisetauglichkeit wieder ein. Im Lil-Namba-Remix-Backpack fand er jedenfalls keinen Platz – und das können bisher nur wenige MIDI-Controller von sich behaupten. Ein Blick aufs Backpanel gibt ein fest verbautes USB-Kabel zu erkennen, das aus der Controller-Rückseite herausgeführt wird. Hoffentlich bekommt es keinen Wackelkontakt, denn selbst austauschen wird schwierig.
Gerade im Einsteigersegment ist die mitgelieferte Software oftmals ein maßgebliches Kriterium für oder gegen den Erwerb eines Bundles. Die Mix-Applikation sollte bestmöglich auf den Controller abgestimmt sein und beide sollen im Betrieb eine homogene Einheit bilden. Ist kein Programm im Paket enthalten, schlägt der separate Erwerb oft mit mindestens 80 Euro zu Buche. Um so mehr freut sich der zukünftige Mixtracker über ein Handbuch, Sicherheitsanweisungen und die Softwarebeigabe Traktor LE. Schön.
Installation
Für den Testlauf brauche ich keine Hardwaretreiber zu installieren. Der Proband ist klassenkompatibel und kann daher unmittelbar eingesetzt werden. Das funktioniert natürlich auch an Rechnern des Freundeskreises, sofern jene Windows oder MacOs sprechen und ein geeignetes DJ-Programm vorhanden ist. Falls nicht, hilft vielleicht das kostenlose Mixxx weiter. Hier muss der Anwender die benötigten Funktionen aber zuvor per Setup-Wizard zuweisen. Das ist bei Traktor LE nicht nötig. Die Installation verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse. Allerdings muss die Software über das Service-Center online aktiviert werden.
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Die Kontrolloberfläche der Numark-Hardware ist in drei Funktionsbereiche untergliedert, nämlich Mischer-, Deck- und Effektsektionen. Insgesamt zähle ich zwei Jogdials, 12 Drehregler, drei Push-Encoder, sechs Fader, sieben Taster, 32 beleuchtete Buttons. Damit sollte mein heutiger Prüfling auf 62 MIDI-Steuerbefehle kommen. Eine hardwareseitige Shift-Funktion ist leider nicht zugegen. Ach, schade.
EQ- und Browsersektion
Wie es sich für einen MIDI-Doppeldecker gehört, residiert die Mixersektion im Zentrum. Im oberen Teil sind zwei Dreibänder arrangiert, leider ohne Gain. Die Regler habe eine rastende Mittenstellung und dirigieren Traktors Software-EQs mit einer Auflösung von ein bis zwei Prozent. In ihrer Mitte befindet sich die Vorhörsektion mit den obligatorischen Reglern für CUEMIX- und CUEGAIN. Sie bestimmen die Lautstärke und das Mischungsverhältnis zwischen Master- und Preview-Signal. CUE schaltet die Vorhöre ein. Seltsamerweise sitzen die Killswitches nicht wie sonst üblich neben den entsprechenden Frequenzreglern oder in einer Drehregler-internen Button-Funktion. Stattdessen sind sie in den Effektzonen platziert. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, auch wenn es dadurch etwas übersichtlicher in der EQ-Sektion wird.
Ein DJ-Controller, der etwas auf sich hält, hat natürlich Navigationselemente für die PC-Musikbibliothek an Bord. Denn kaum etwas ist lästiger, als während der Mixsession zum Notebook-Touchpad oder der Maus zu greifen. Ein großer Push-Encoder und drei Taster stellen sich dieser Aufgabe kompetent – was will man mehr. Vielleicht noch einen Knopf zum Umschalten der Ansicht? Kein Problem, der befindet sich rechts oben in der Effekt-Ecke, äquivalent zur grafischen Traktor-Benutzeroberfläche.
Fadersektion
Im unteren Konsolendrittel flankieren zwei 45-mm-Channelfader den Schieberegler für die Hauptlautstärke. Das Layout erinnert in diesem Punkt an Hercules Steel- und RMX-Controller, die primär zum Einsatz mit Virtual-DJ konzipiert wurden. Die Fader haben einen praxistauglichen Widerstand und regeln die Pegel in Traktor sehr kompetent. Sie weisen an den Nord- und Süd-Enden, genau wie die Potis, minimale Deadzones von etwa einer Skaleneinteilung auf, aber das ist durchaus nicht ungewöhnlich. Allerdings haftet den Bedienelementen ein gewisser Plasik-Look-and-Feel an. Die Poti- und Faderkappen sind schon etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem beim Pitch.
Ein Schieberegler ist an analogen Mischpulten meist das Instrument der Wahl, wenn es um das Einpegeln der Hauptlautstärke geht. So ist es auch in diesem Fall. Ich frage mich jedoch, ob er zwischen den Kanalfadern gut aufgehoben ist. Eventuell besteht die Gefahr, dass man sich in dunklen Umgebungen vergreift und aus Musik wird Stille. Ich persönlich hätte lieber einen Drehknopf im oberen Teil der Konsole gesehen, wie er bei vielen DJ-MIDI-Controllern üblich ist.
Decksektion
Ein echter Eyecatcher sind die großen seitengeriffelten Jogwheels. Sie haben einen großzügigen Außendurchmesser von 55 mm. Die Teller sind berührungsempfindlich, aber nicht case-sensitiv. Das bedeutet, es macht keinen konstruktionsbedingten Unterschied, ob der DJ das Rad an der Seite anfasst oder auf die Oberfläche drückt. Im ersten Moment erinnern die Platter ein wenig an ihre Tabletop-Pendants des NDX-800, was der Autor mit Freude zur Kenntnis nimmt. Laufruhe und Haptik wissen zu gefallen, die aufgeraute Oberfläche ist schön griffig. Vor allem kommen die Wheels nach einem Schubser wieder zügig zum Stillstand. Ganz anders als die kleineren Räder der stählernen Controller-Geschwister. Daumen hoch.
Am Fuße des Controllers bilden SYNC, CUE, PLAY und STUTTER die Transportsteuerung. Bunt beleuchtete, voll auslösende Klick-Klack Buttons aus halbtransparentem Hartplastik liefern ein eindeutiges visuelles Feedback der aufgerufenen Steuer-Befehle. SCRATCH schaltet die gleichnamige Funktion ein. Die Scratch-Empfindlichkeit ist weder softwareseitig einzustellen, noch gibt es Schrauben an der Hardware, die den Jogwheel-Widerstand regeln. Demnach hat es Mixtrack nicht in erster Linie auf die DMC-Champions abgesehen. Aber Hand aufs Herz. Wer kann ihm das bei einem Straßenpreis von knapp 150 Euro verübeln?
Mit den Pitchfadern variiert der DJ die Geschwindigkeit eines Songs. Sie sitzen nicht direkt am Teller, sondern am oberen äußeren Rand. In Zeiten computergesteuerter, automatischer Beatsynchronisation ist dies durchaus eine Option. Eine gelbe LED signalisiert die Nullstellung. Pitch-Bend-Taster beugen die Geschwindigkeit temporär. So schubst der DJ zwei Songs, die aus dem Takt laufen schnell wieder in den Gleichschritt. Alternativ kann er die Jogdials dazu verwenden. Damit es beim Zuhörer nicht zu wahrnehmbaren Tonhöhenschwankungen kommt, aktiviert Keylock einen computergesteuerten Timestretch-Algorithmus.