Praxis
Traktor LE – Mit dem Trecker übern Partyacker
Native-Instruments Traktor ist eine Software zum Abspielen, Mixen und Scratchen digitaler Audiodateien in den Formaten MP3, AAC, WAV, AIFF, WMA, FLAC und OGG. DRM-geschützte Files werden nicht abgespielt. Traktor LE ist eine funktionsreduzierte Version. Sie bietet dem Käufer eine überschaubare, stabile Arbeitsumgebung mit grundlegenden Mixwerkzeugen und Auszügen des Kreativ-Repertoires. Zwei virtuelle Decks spielen Musik ab, ein Zweikanal-Softwaremixer ist für Blendvorgänge und Klangregelung zuständig. Jeder Player besitzt eine click-sensitive Vorschau der gesamten Wellenstruktur, sodass der DJ leisere Songpassagen oder Breaks im Voraus erkennt. Zudem gibt es eine vergrößerte Ausschnittsbetrachtung, die von einem Beatraster durchzogen ist, welches als Referenz für die automatische Synchronisation dient. Songrelevante Informationen wie Laufzeiten, BPM, Pitchwerte und ID3-Tags stehen direkt im Softwareplayer zur Verfügung. Traktor stellt auch digitale Plattencover dar, was einerseits nett aussieht und zudem als visuelle Orientierungshilfe beim Browsing gute Dienste leistet.
Der Traktor-Browser ist gut strukturiert und zeigt auf der linken Screenhälfte eine Explorer-Leiste mit der Musik-Kollektion, individuelle Playlisten-Ordner und iTunes-Support. Ein inkrementelles Suchfeld erleichtert das Auffinden von Musik in umfangreichen Soundarchiven. Die Playlisten selbst werden übersichtlich in der Mitte dargestellt. 12 Shortcuts bieten Direktzugriff auf ausgewählte Favoritenlisten. Sie können anhand von 28 Merkmalen (z.B. Titel, Artist, Album) sortiert, allerdings nicht verändert werden. Vielleicht fehlt daher auch der praktische Traktor-Tag-Editor. Dafür sind aber zwei Effekteinheiten und eine kleine Loopsektion an Bord.
Inbetriebnahme
Zunächst benötigt der DJ ein Vierkanal-Audio-Interface, um die Vorhör-Funktion zu nutzen. Ein preiswerter und mit 72 Gramm besonders leichter Vertreter ist Audio2-DJ von Native-Instruments. Es besitzt zwei Ausgänge im 6,3mm-Klinken-Format. Die nötigen Adapterkabel zum Anschluss an ein Mischpult befinden sich im Lieferumfang. Jeder Kanal verfügt über ein seitliches Rädchen zum Einstellen der Lautstärke. Ein passender Kopfhörer kann auch direkt in eine der Klinkenbuchsen eingesteckt werden.
Workflow und Handling
Mit dem Push-Encoder navigiert der DJ zügig in der Musikbibliothek, die eingebaute Button-Funktion startet das Preview-Deck. FOLDER gibt Zugriff auf den Browser-Tree, FILE auf die Playlisten. LOAD A befördert die aktuelle Auswahl ins linke Deck, PLAY startet den Song. LOAD B parkt einen weiteren Titel im zweiten Deck. Dann wird die Vorhöre eingeschaltet und bei aktiviertem Scratch-Mode wird zur Songposition der Wahl gespult. Dann startet man den Abspielvorgang und ein Tastenhieb auf SYNC bringt die Songs in den beatsynchronen Gleichschritt. Alles prima soweit, ich hatte auch keine Komplikationen erwartet. Bevor es an den Übergang geht, kann der DJ mit den Equalizern bestimmte Frequenzanteile ausblenden. Die Drehregler kontrollieren Traktors EQs mit einem Prozent Genauigkeit. Da gibt’s nichts auszusetzen. Bässe raus, Fader rein. Der Quick-Mix gelingt. Die Jogwheels oder Pitch-Bend-Taster korrigieren bei Bedarf nach. Der Pitchschieber arbeitet mit einer Auflösung von 0,2 auf einer Skala von Plusminus Acht. Für das bipolare Kanalfilter und die manuelle Keycorrection stehen an der Hardware leider keine Bedienelemente zur Verfügung. Das ist besonders für elektronisch verwurzelte Jockeys etwas schade. Als Mischpultsimulation kommt der bewährte Classic-Mixer zum Einsatz. Die Absenkungen der einzelnen Bänder klingen wie folgt.
Für dich ausgesucht
IN und OUT legen manuelle Einsprungs- und Endpunkte eines Loops fest. Der Audiozyklus läuft unverzüglich und nahtlos und wird mit RELOOP verlassen. Um einen taktgenauen Auto-Loop zu setzen, wird zunächst die Taste AUTO betätigt. Sie wechselt zwischen den manuellen und computergestützten Varianten. 1BAR startet die Schleife (4 Beats), die mit den flankierenden Tasten in ihrer Länge halbiert oder verdoppelt wird. Die Tastenbeschriftungen der Loopsektion entsprechen nicht ganz der Traktor-Terminologie, zudem sind im aktuellen Mapping die Buttons TICK und VIEW vertauscht.
Jede der beiden Effektsektionen ist einem Kanal fest zugeordnet. Mit dem Endlosdrehregler wechselt der DJ zwischen Delay, Reverb und Flanger. Der benachbarte Drehknopf kümmert sich um das Mischungsverhältnis zwischen Original- und Effektsignal, Regler drei steuert den Effektparameter. EFFECT schaltet den Klangverbieger ein. Eine Zeile darüber sind die Killswitches zum gezielten (De)aktivieren der drei Frequenzbänder HIGH, MID und LOW platziert.
Leider bietet die enthaltene Traktor-Version keine Möglichkeit, die vorgegebenen MIDI- und Keyboardbefehle an den eigenen Workflow anzupassen. Neulinge wollen vielleicht auf eine Rekonfiguration verzichten. Denn das Quasi-1:1-Layout ist leicht zu adaptieren und der Mixtrack macht Spaß. Fortgeschrittenen Anwendern bietet Native-Instruments ab 69 Euro ein Update auf die nächsthöhere Version Traktor Duo. Sie beinhaltet auch eine MIDI Learn-Funktion.
Blick über den Controllerrand
Das Layout der Effektracks geht für Traktor LE-Anwender in Ordnung. Ganz anders stellt sich die Sache leider bei Traktor Pro dar, denn hier fehlt der vierte Knopf in der Effektriege. Das schmerzt, vor allem in Hinblick auf ein optionales Update. Wer mit Virtual-DJ oder Deckadance arbeitet, sollte mit den Bedienelementen zwar grundsätzlich hinkommen, aber ob die Fernsteuerung dann tatsächlich einwandfrei funktioniert, vor allem was die Interpretation von Jogdials und Drehregler-Typen angeht, ist eine andere Frage.
Bei Deckadance stellte sich heraus, das Jogwheels und Crossfader invertiert steuern und die Effektregler entweder zu stark (Encoder) oder kaum (Slider) anspringen. Der vergleichsweise schlichte Lernmodus lässt nicht zu, Controller umzukehren oder die Sensibilität eines Bedienelements einzustellen. Hier ist noch Aufholarbeit nötig, möchte man mit der Berliner Treckerschmiede mithalten. Ganz anders verlief der Test mit Virtual-DJ-Pro. Man könnte meinen, die beiden Kandidaten seien füreinander geschaffen. Mixtrack wird automatisch erkannt und eingebunden. Die grundlegenden Funktionen entsprechen dem Hardwarelayout. Von der Transportsteuerung über die Jogwheels zum Mixer über die Klangregelung und die Browsersektion funktioniert alles, wie es soll. Lediglich die obere Zeile lenkt in Virtual-DJ nicht die Killswitches sondern gibt stattdessen Zugriff auf drei Hotcues. Ein ebenfalls sehr gelungenes Mapping.
Wie wäre es eigentlich, wenn Numark in einer Revision ein Interface verbauen würde? Das würde Einsteigern den Zugang zur digitalen DJ-Tätigkeit noch etwas erleichtern. Zudem wäre Mixtrack in meinen Augen durchaus eine Kampfansage zum Spin- oder Typhoon, auch wenn beide Geräte in den Details ein wenig voneinander abweichen. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Vielleicht eine Mixtrack Interface-Edition. Mich würde es nicht wundern. Aber bitte mit Master- und Booth-Ausgang und einem vierten FX-Poti.