Praxis
Installation
Nach dem Auspacken kommt das Installieren, denn ohne Rechner und autorisierte Serato Software gibt der NS4FX kein Zucken von sich. Ich habe den Test sowohl mit einem Mid-2013 MacBook Pro 13 Zoll (macOS Mojave 10.14.6) sowie dem nagelneuen Late-2021er MacBook Pro 14 Zoll (macOS Monterey 14.1) durchgeführt.
Generell ist der Installationsprozess von Serato DJ Lite einfach. Der NS4FX wird auf der Numark-Website registriert, die Software auf der Serato-Seite heruntergeladen und installiert. Serato DJ Lite pflegt die Musik-Library des angeschlossenen Computers ein und schon kann es losgehen.
Einige wichtige Funktionen fehlen allerdings im Vergleich zur Pro-Version. So gibt es nur vier Hotcues und Samples. Auch andere wichtige Funktionen wie Quantize und Recording suchen wir vergebens. Die Streaming-Dienste Beatport, Beatsource, Soundcloud und Tidal sind jedoch alle verfügbar. Klar, hier gibt’s ja auch mit der Lite-Version Geld zu verdienen, denn die Streaming-Dienste kosten nach einem Gratismonat eine Abogebühr.
Farbenspiel
Der Numark NS4FX gibt sich farblich angenehm unaufdringlich. Wo andere Controller wie eine kunterbunte Kinderdisco erstrahlen, setzt unser Testkandidat auf schlichtes Rot und Weiß auf schwarzem Grund. Nur der Play Button ist grün hintergrundbeleuchtet.
Für dich ausgesucht
Auch alle 16 Pads der Performance-Sektion weisen einen hintergrundbeleuchteten, weißen Rand auf. Sie sind offensichtlich nicht mehrfarbfähig und haben einen sehr unauffälligen Helligkeitskontrast. Welche Funktion aktiviert ist, z. B. Cue, Autoloop, Fadercuts oder Sample ist im Eifer des Gefechts nicht immer eindeutig zu erkennen.
Auch wenn der Controller nicht zwingend die farbliche Markierung der Cues in der Software darstellen muss, hätte ich mir zumindest für die Unterscheidung von Cues oder Loops grüne oder rote farbliche Unterstützung gewünscht.
Aber das ist Geschmackssache: Ich persönlich mag hilfreiche Farbkodierung sehr, kenne aber auch Kollegen, denen zu bunte Controller ein Graus sind. Für solche Menschen ist der NS4FX angenehm unaufdringlich genug gestaltet.
Fading
Die beiden zehn cm langen Pitchfader haben einen gummierten Griff, aber der Regelweg fühlt sich nicht besonders smooth an. Auch liegen sie mir zu dicht am dicken Gummirand der Jogwheels. Beim manuellen „Nachpitchen“ besteht Gefahr, mit den Fingern an den Pitchfader zu stoßen, diesen zu verstellen und den ganzen Mix zu ruinieren. Wer kein accidental scratching riskieren möchte, schaltet den hintergrundbeleuchteten Scratch Button einfach aus, dann dient das Jogwheel nur zum Nachpitchen.
Die beiden Pitch-Bend-Taster unter dem Pitchfadern sind eigentlich ein Relikt aus frühesten Rack-CD-Player-Tagen, aber ich freue mich, dass Numark sie nach wie vor verbaut, weil sich damit entlaufende Beats sehr schön wieder einfangen lassen. Optisch optimal unterstützt von den typischen horizontalen Serato-Wellenformen. Per Shift dienen die Pitch-Bend-Taster zusätzlich zum Aktivieren von Key Lock und zur Veränderung der Pitchfader Range von 8, 16 und 50 Prozent.
Feelings
Der Numark NS4FX sieht beeindruckend groß aus, fühlt sich aber nicht besonders wertig an. Sowohl die Vollplastik-Oberfläche wie auch alle Potis, Regler und Pitchfader hinterlassen einen recht günstigen Eindruck.
Die Potikappen sind aus festem Plastik, aber das Drehen macht nicht so viel Spaß wie mit gummierten Knöpfen. Ambitionierte DJs werden hier eventuell mit griffigeren, womöglich auch funky-farbigen Caps nachrüsten.
Die Jogwheels fühlen sich mit ihrem griffigen Gummiring tatsächlich hochwertig an, aber ich würde sie mir schwergängiger wünschen. Die Oberfläche vermittelt optisch eine leichte Vinylrillenstruktur, ist aber glatt wie eine Smartphone-Oberfläche. Das mittig in den Jogwheels verbaute Display zeigt relevante Infos an, ist aber nicht grafikfähig. Also keine Darstellung von Cover-Art oder Song-Titeln.
Groß und klar zeigt es BPM, Spieldauer und Pitch Amount. Leider ist der jeweils angewählte Layer nicht besonders deutlich dargestellt. Wo andere Controller mit vier verschiedenen Farben am Jogwheel arbeiten, um DJ intuitiv den Layer-Status zu signalisieren, zeigt der NS4FX lediglich eine kleine Zahl. Hier sind im Eifer des Mixes schnell Fehlbedienungen möglich.
Alles funktioniert hier vernünftig, aber ich vermisse das geschmeidige Gefühl der Bedienelemente professioneller Club-Produkte. Numark meldet in seiner Werbung professionellen Anspruch an, muss sich also auch an seinem Claim: „Mix like an artist, sound like a pro“ messen lassen.
Die beiden Layer-Ebenen des Numark NS4FX lassen sich umschalten. Im Display wird der jeweils angewählte Layer angezeigt, allerdings recht klein.
Sound
Apropos Sound: Hier gibt’s nichts zu meckern! Mit 24-Bit-Audio ist Numark auf der sicheren Seite. Filter und EQs tun, was sie sollen und klingen für die Preisklasse gut.
Die Effekt-Pedal-Action ist ebenfalls sehr intuitiv, jeder der beiden Hebel aktiviert entweder Effekte für Layer 1 und 3 (links) oder 2 und 4 (rechts).
Bei beiden Test-Laptops war der User Buffer auf die niedrigste Stufe eingestellt, und es gab weder beim Abspielen noch beim Scratchen Probleme. Aber bei beiden fühlte sich das Scratch-Verhalten etwas indirekt an, sowohl im Zugriff auf das Soundfile wie auch mit dem Jogwheel selbst, das natürlich nicht motorisiert ist.
Hier einige Soundbeispiele. Als Klangquelle diente der in Serato DJ Lite enthaltene „House Track 02“.
Loops and Things
Ihr kennt das: einaktiger Loop und dann immer weiter halbiert, bis der Beat stottert und vibriert. Dafür sind die drei dedizierten Loop-Buttons rechts unten zuständig. Das gelingt allerdings nur, wenn Loop Ein- und Ausgang manuell gesetzt werden. Mit vorprogrammierten Loops geht das nicht. Merkwürdig.
Die Effekte entstammen natürlich der Serato-Software, sind jedoch durch die Battlemixer-mäßigen Hebel sehr schön zu bedienen. Runterziehen für momentanen Effekt, hochschalten für dauerhaften Effekt
Barrierefreiheit
Der Numark NS4FX ist komplett auf die Steuerung von DJ-Software fokussiert. Sehr anschlussfreudig ist er daher nicht. Andere Konsolen bieten Stand-alone-Mix-Fähigkeiten, manchmal sogar Phono-Eingänge, sodass man sie auch als Zentrale eines komplexeren DJ-Setups betreiben kann.
Es gibt neben den beiden Mikrofoneingängen einzig die Option, Mikroeingang 1 auf Line-Betrieb umzuschalten, sodass beispielsweise in einem Bedroom-DJ-Setup-Szenario auch noch das Audiosignal eines Handys, eines CD/Media-Players oder einer Drummachine über den NS4FX und die angeschlossenen Monitorboxen hörbar gemacht werden kann. Plattenspieler ohne Vorverstärkung bleiben da natürlich außen vor.
Ohne angeschlossenen Computer springt der NS4FX übrigens schnell in einen Demo-Modus, in dem alle Lampen hektisch durchlaufen werden. Wenn man nur eine externe Audioquelle über den Aux-In abhören will, nervt das auf die Dauer.
Für wen ist das?
Der Numark NS4FX ist ein guter und unkomplizierter 4-Kanal-Serato-Controller für Anfänger und Fortgeschrittene. An die Bauqualität von teureren Controllern wie die von Pioneer oder Native Instruments kommt er nicht heran. Als Schaltzentrale für ein größeres Setup fehlen dem Numark zudem die notwendigen Anschlüsse für andere Hardware-Geräte wie z. B. Turntables.
Ich persönlich würde daher eher etwas mehr Geld anlegen und eine Konsole mit hochwertigeren Komponenten und üppigeren Anschlüssen erstehen. Für Einsteiger, die all das nicht brauchen, empfiehlt sich mitunter auch der kleine Bruder des NS4FX. Der Mixtrack Platinum FX wird mit vielen identischen Features zu weit weniger als dem halben Preis angeboten. Da kann man dann auch getrost über die Plastik-Ästhetik hinwegsehen.
Allerdings hat der dann nur zwei statt vier Kanäle, keinen Booth-Out, nur einen Mikrofonanschluss und keinen Aux-Eingang. Mit all diesen Features kann der NS4FX dienen und empfiehlt sich daher für alle Anwender, die genau diese Must-Haves auf dem Wunschzettel haben.