PRAXIS
Meine Ansprüche an einen Controller dieser Art sind eigentlich relativ hoch. Es muss meiner Meinung nach möglich sein, komplett ohne Maus arbeiten zu können. Ständiges Wechseln zwischen Tastatur, Maus und Controller finde ich ziemlich spaßbremsend. Darüber hinaus sollte das Audio-Interface gut klingen und der Kopfhörerverstärker über genügend Ausgangsleistung verfügen, um auch im Club zu bestehen. Last but not least sollten sich die Controller auch gut und nach Möglichkeit echt anfühlen…und das alles für 349 Euronen.
Da war ich naturgemäß erst mal ziemlich skeptisch, aber ich wollte so einem Controller auch einfach mal die Chance geben, mich zu überzeugen.
Browsen durch Trees und Listen
Nach dem Programmstart browse ich also mit dem TRACK SELECT-Controller durch die Listen und mit Hilfe des Page-Tasters durch die Baumstruktur. Durch Drücken des Buttons wird der ausgewählte Track in das Preview-Deck geladen, und mit dem SEARCH/PLAY-Regler kann ich während der Wiedergabe vor- und zurückspulen. Über LOAD einfach in das fokussierte Deck laden, Cue setzen, Tempo zum Masterdeck synchronisieren, Play, fertig.
Moment – das war´s schon? Ja. That´s it! Kaum zu glauben, aber wahr. Ich komme mir vor, als hätte ich die letzten zwei Jahre auf einer einsamen Insel verbracht. Natürlich sind dann noch Anpassungen bezüglich Gain und Sound vorzunehmen, doch das ist für geübte Ohren kein Problem, so dass endlich mal Zeit für andere Dinge beim Mixen da ist, z.B. in Ruhe eine Zigarette rauchen oder ein Bier bestellen… Natürlich kann diese Zeit auch anderweitig genutzt werden, um einen duften Effekt zu laden und auszuprobieren oder um sehr sorgfältig das nächste Stück auszuwählen.
Beim Universum kleinere Finger bestellen…
…sollte ich im nächsten Leben (…und ich habe wirklich keine Wurstfinger!). Der eigentliche Mix mit dem Omni Control gestaltet sich wegen seiner sehr eng arrangierten EQ-Sektion dann doch etwas gewöhnungsbedürftig. Für große Finger ist das definitiv nix. Hier hätte ich mir doch ein großzügigeres Layout für diese Sektion gewünscht. Diesem Nachteil steht aber wiederum der Pluspunkt Transportfreudigkeit gegenüber, denn schließlich ist alles in Omni Control drin, und anscheinend muss man wohl dann ein paar Abstriche beim Abstand der Controller untereinander machen. Doch bei genauem Hinsehen auf die Oberfläche sieht man, dass die Pitchslider mit den darüberliegenden Buttons auch weiter außen Platz gefunden hätten – da, wo das Numark-Logo thront. Wäre das geschehen, wäre auch mehr Platz für EQs und Master-Sektion geblieben, so dass man das enge Layout dort ein wenig hätte entzerren können. Vielleicht war das auch unterhalb der Haube nicht möglich – ich weiß es nicht. Ich hätte mir auf jeden Fall mehr Platz gewünscht!
Was mir beim Auspacken bereits aufgefallen war, das seitliche Spiel, welches alle Fader inne haben, bereitete mir in der Praxis keine Probleme. Einzig und allein die EQ-Controller, die ja auch per Druck von oben als Killswitches fungieren, kratzen beim Drehen ein wenig und haben zudem zu viel Spiel. Man kann die Controller ein wenig in beide Richtungen drehen, ohne dass EQ-Werte innerhalb von Traktor geändert werden.
Räder, die Vinyl bedeuten (sollen)
Die Jogwheels sind mit ihrem Durchmesser von 70 mm relativ klein ausgefallen. Dennoch sind sie griffig und es lässt sich mit ihnen arbeiten. Zum Cuen genügt die Funktionalität allemal. Wer aber glaubt, damit scratchen zu können, sollte sich das allerdings besser abschminken. Dafür ist der kleine Aktionsradius leider nicht geeignet.
Für dich ausgesucht
Das Wheel ist sehr leichtgängig, da ist kaum ein Widerstand zu spüren. Auch das bedarf gewiss einer Einarbeitungsphase. Schade, dass die Räder keinen Touchsensor mitbekommen haben. Um in den Scratch-Modus zu kommen, muss der Scratch-Button gedrückt werden, der leider auch noch gut versteckt ist.
Guter Sound und es geht noch besser
Beim Audio-Interface des Omni gibt es nichts zu bemängeln. Der Klang lässt keine Wünsche offen. Im direkten Vergleich zu Audio 8 DJ von Native Instruments hinkte es bezüglich Druck, Pegel und Transparenz ein wenig hinterher. Da hat der Berliner-Proband einfach mehr auf der Pfanne, ist aber auch bedeutend teurer!
Der Kopfhörerverstärker hat mich ein wenig überrascht. Seine Ausgangsleistung ist mit einem professionellen DJ-Kopfhörer wie einem HD25 von Sennheiser absolut clubtauglich.
Doch irgendwie gefiel mir das Mix-Ergebnis nicht besonders gut. Sobald zwei Tracks gleichzeitig über den Master liefen, fehlte der Summe die Transparenz. Ein guter Mix war zwar möglich, erforderte aber sehr viel Fingerspitzengefühl an den Controllern, was ich ein wenig anstrengend fand. Schließlich kam ich irgendwann auf die glorreiche Idee, den Controller mit Traktor Pro zu betreiben. In Traktor Pro lässt sich der Omni Control ab Version 1.1.1 relativ leicht einbinden. Zwar müssen einige Controller von Hand nachbelegt werden, aber die wichtigsten Funktionen laufen direkt. In TP läuft die verbesserte Audio-Engine von Native Instruments, zudem gibt es mehrere EQ-Emulationen – neben dem Standard Classic sind hier NUO, XONE 92 und P600 anwählbar. Mit dem EQ des NUO klingt der Mix weniger angestrengt und die Controller können weniger vorsichtig eingesetzt werden. Mein Empfinden hatte also eher mit dem digitalen Audio-Mix von Traktor 3 LE zu tun und viel weniger mit den EQ-Controllern des Omni Control – schön zu wissen.
Ein paar Worte zu Traktor 3 LE
Die mitgelieferte Version von Traktor genügt für einen DJ-Mix, inklusive Looping und Effekteinbindung völlig aus. Wer mehr will, also eine bessere Audio-Engine, weitere EQ-Emulationen, Cue- und Loop-Punkt-Management sowie Audio-Rekorder, muss auch mehr auf den Tisch legen. Immerhin gibt es die Möglichkeit, ein Update durchzuführen. Das Update ist zwar kostenpflichtig, aber vergünstigt. Für Traktor 3 LE-User, die sich für ein Update auf Traktor Pro interessieren, kostet dieses 99 Euro. Das Update ist nicht notwendig, aber durchaus empfehlenswert.