Details
Mensch, der sieht ja mal richtig edel aus! Mein heutiger Testkandidat Numark X5 integriert sich nahtlos in das aktuelle Produktdesign, ist 36 cm tief, 25 cm breit und etwa 8 cm hoch. Gut gewählte Maße, denn so haben die Fingerchen ausreichend Raum zum Schrauben. Sein Gewicht von 4,3 kg drückt den Probanden auf vier extragroße 40-mm-Gummifüße. Diese sorgen auch bei impulsiveren Mixeinlagen für einen sicheren Stand. Die anthrazitfarben gebürstete Oberfläche wird von einer schicken Zierblende unterteilt, die den Mixer in zwei Hauptsektionen gliedert. Die Komponenten sind in einem stabilen Metallrahmen eingefasst, dessen Seite ein schwarzer Numark Schriftzug ziert. Das Gehäuse ist sehr sorgfältig verarbeitet und wirkt äusserst robust. Beim Schütteltest wackelt nichts auffällig, alle Ingredienzien sind fest verbaut. Drehregler und Fader hinterlassen im ersten Trockentest ebenfalls einen hochwertigen Eindruck, das macht Appetit auf mehr. Zum Lieferumfang gehören ein externes 9-Volt-Netzteil und ein Quickstartguide.
Wie es sich gehört, wird das Netzteil rückseitig angeschlossen und der Mixer über den Einschaltknopf aktiviert. Das Backpanel ist mit zwei analogen Phono-/Line-Eingängen ausgestattet, die per Schiebeschalter in die gewünschte Betriebsart versetzt werden. Die Massekabel der Plattenspieler werden durch zwei große, geriffelte Erdungsschrauben fixiert. Ferner hat X5 einen zusätzlichen Aux-Eingang im Stereo-Cinch-Format spendiert bekommen. Er teilt sich den Signalweg mit dem frontseitig anzuschließenden Mikrofon.
Raus geht’s über insgesamt fünf Anschlüsse. Ich sehe zwei unsymmetrische Cinch-Paare für Booth und Master, wobei Letztgenannter auch im 6,3-mm-Klinken-Format vorliegt – und zwar symmetrisch. Digital geht´s optisch und koaxial mit 24 Bit und 48 kHz im S/PDIF-Format aus dem Pult. Damit sollte der Eingliederung in eine professionelle Umgebung nichts im Wege stehen und auch die Anschlussmöglichkeit an die heimische Stereoanlage oder die Studio-PA gewährleistet sein. Im Bedarfsfall hilft auch ein Adapter weiter. Der Hersteller verspricht einen natürlichen, zerrfreien Sound für PA, Recording-System und Kopfhörer und nennt einen Rauschabstand von mehr als 100 dB bei weniger als 0.005% harmonischer Verzerrung. Der Frequenzgang wird mit 10-20000 Hz angegeben.
Etwas schade finde ich, dass keine Faderstart-Option zur Fernsteuerung von CD-Playern (wie Numarks NDX-800) mit an Bord ist. Auch ein Record-Ausgang zum Aufzeichnen der Mixsession wäre wünschenswert, denn nach Master- und Monitorausgang ist hier Schluß. Effektwege zum Einschleifen eines externen Signals würden dem Mischpult gut zu Gesicht stehen, denn diese gehören bei manchem Konkurrenzprodukt in diesem Preissegment schon zur Grundausstattung. Sicherlich werden Besitzer der V7-Turntables mit ihren umfangreichen Serato-Itch-Effektsektionen hier keinen Grund zur Beanstandung finden. Die CDJ/MK2 FX-Bord-Fraktion könnte dies vielleicht anders sehen.
Neben dem bereits erwähnten 6,3-mm-Klinkenport für das Mikrofon findet man an der Vorderseite noch den Kopfhöreranschluss im gleichen Format, ein extravagantes silbernes Frontbranding und den versenkbaren (!) Drehregler zum Anpassen der Kurvencharakteristik für den Crossfader. Nebenbei bemerkt lassen sich auch die Slope-Controls der Linefader ins Gehäuseinnere absenken. Dies beugt einem irrtümlichen Wechsel der Betriebsstellung während der Mixsession vor. Top.
Der Numark X5 ist grundsätzlich nach klassischem Vorbild aufgebaut. Das bedeutet, dass im unteren Segment die Linefader platziert sind, im oberen die Klangregelung. Zwischen den Kanälen sind zwei aus zehn LED-Elementen bestehende Meter eingelassen, welche den Prefaderpegel anzeigen. MASTER wechselt zur Stereosumme des Masterausgangs. Die Pegelquellen werden durch entsprechend beleuchtete Schriftzüge gekennzeichnet. An prominenter Stelle, etwas weiter südlich zwischen den Kanalfadern, ist der CP-Pro-Crossfader eingebaut.
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Der CP-Pro besteht aus einer leitfähigen Zusammensetzung aus Polymeren, die für eine erhöhte Lebensdauer gegenüber einem Metallfader sorgt. Laut Angaben des Herstellers hat dieser Typus im Labortest weit über 2 Millionen Zyklen ohne signifikante Verschlechterung standgehalten. Sollten Abnutzungserscheinungen auftreten, sind lediglich die Faderkappen am Mischpult abzunehmen und sechs Innensechskant-Schrauben an der Abdeckung zu lösen. Dann kann der Deckel geöffnet werden und gibt den Blick auf die drei CP-Pro-Fader frei. Noch zwei Schräubchen weiter (und eine vorausgegangene Investition von aktuell 49 Euro pro Ersatzteil) und der Mixer ist nach wenigen Minuten wieder voll einsatzbereit. Prima. Die Channelfader können im übrigen eine von drei Blendausprägungen einnehmen. Entweder weich, linear ansteigend oder hart schneidend.
In der oberen Hälfte des Geräts ist die Klangregelung untergebracht. Die Equalizer der Hauptkanäle verfügen über einen Boost von +12 dB und einen unmißverständlichen Cut. Ihnen steht ein Aufholverstärker zur Seite. Ein Zweibänder nach britischem Vorbild (Treble, Bass) passt Mikrofon und Aux-Eingang an. Die maximale Anhebung und Absenkung der Bänder liegt bei +/- 15 dB. Die Trennfrequenzen sind meiner Meinung nach gut aufeinander abgestimmt, so dass ein separater Regler für das Mittenband nicht unbedingt erforderlich ist. Für das Einpegeln des Signals ist ein 10 dB Gain-Regler zuständig.
Die Mikrofonvorverstärker sind zwar nicht primär für Gesangsdarbietungen geeignet, klingen aber unterm Strich ordentlich und sind zudem ziemlich übersteuerungsfest. Allerdings lässt sich der Sound nicht im Vorfeld auf dem Kopfhörer prüfen, bevor man ihn der Summe zuführt. Zudem vermisse ich eine optische Pegelkontrolle. Das schränkt die Verwendung für einen dritten Zuspieler, wie etwa einen CD-Player oder einen Sampler, doch ordentlich ein. Ungeachtet dessen kann AUX-IN während eines Systemcrashs (falls der Akteur mit einer DJ-Software wie ITCH arbeitet) sehr gute Dienste leisten und den viel zitierten Notfall-iPod einbringen. MIC-ON trennt das Signal störungsfrei von der Summe, ohne dass der DJ den Gain-Regler bemühen muss. Aux und Mike sind allerdings nicht getrennt selektierbar, denn dafür fehlt ein Schalter, der Dancefloor hört demnach beide Quellen simultan.
Auf der beliebten rechten Außenflanke ist die Master-/Preview-Abteilung beheimatet. Der Drehknopf für die Hauptlautstärke ist besonders groß ausgefallen. Booth ist etwas kleiner geraten und bestimmt das Volumen der Monitoranlage. CUEGAIN zeichnet sich für den Kopfhörerpegel verantwortlich, wogegen TONE die Tonkontrolle auf dem Headphone übernimmt. Zwischen den Vorhörsignalen der Kanäle eins und zwei blendet ein praktischer Monitor-Crossfader. Das werden besonders Hip-Hop-Aktivisten zu schätzen wissen. Das Auslösen eines Preview-Buttons ist nicht nötig, denn die Sounds liegen dauerhaft am Monitorfader an.
Die Zierblende im Zentrum des Mixers trennt nicht nur Fadersektion und Equalizer voneinander, sondern hebt überdies die Performance-Tools hervor. Zum diesen gehören drei Reverse-Buttons, die eine Umkehrung der Faderrichtung bewirken. Die Buttons haben praxistaugliche Größen und angenehme Druckwiderstände. Sie leuchten, wenn sie scharf geschaltet sind, rot auf. Dazu gesellen sich zwei dreistufige Kombi-Kippschalter mit einseitiger Federwippe. In Nord- und Mittenstellung rastet der Hebel und dient so zur Auswahl der Eingangsquelle (Line/Phono). Wird er allerdings nach unten bewegt, hat dies eine kurzzeitige Signaltrennung zur Folge. Ein Federwiderstand sorgt dafür, dass der Schalter nach jedem Cut wieder zurück in die Mittenstellung gelangt. Die Hebel können horizontal oder vertikal befestigt werden, allerdings wirkt die Transform-Funktion auf den Phono-Eingang, also auf die Schallplatte. Bei Verwendung von Scratch Live (also über Line-In) funktioniert sie nicht, es sei denn, der DJ sendet im Line-Betriebsmodus das SL3-Signal an den Phono-Eingang, wobei der Kippschalter auf der Oberfläche ebenfalls in Phono-Stellung verbleibt. Im Falle der Nutzung von Traktor Scratch Pro wäre die Verfahrensweise gleich und ginge dann zulasten des optionalen Multicorekabel-Gemischtbetriebes.