Praxis
Obwohl der X6 von Numark lediglich über zwei Kanäle verfügt, erweist er sich als sehr flexible DJ-Zentrale. Dies liegt vor allem an den beiden Phono/Line-Schaltern, welche auf der Geräterückseite untergebracht sind. Mit ihrer Hilfe lassen sich, neben den üblichen CD-Playern und Plattenspielern, alternativ bis zu fünf verschiedene Line-Quellen (inklusive Aux-Input) an diesen Mixer anschließen. Genau wie es sein sollte, erfolgt die Darstellung der beiden Eingangspegel auf der LED-Anzeige Pre-Fader und Post-EQ. So kann man mit den beiden Gain-Reglern komfortabel die jeweilige Lautstärke für den DJ-Mix anpassen.
Die Arbeitskurven der beiden Up&Down-Fader sind nicht einstellbar. Allerdings sind diese Fader von Werk aus so beschaffen, dass man sowohl als Scratch- wie als Mix-DJ gut damit arbeiten kann. Auch die Länge der Fader (45 mm) eignet sich für beide Anwendungen sehr gut.
Wie bereits erwähnt, hat auch der Crossfader eine Länge von 45 mm. Allerdings macht dieser einen hochwertigeren Eindruck und ist wesentlich leichtgängiger als die beiden Up&Down-Genossen. Das macht natürlich auch Sinn, da ein Crossfader in der Regel höhere mechanische Belastungen aushalten muss. Sie werden einfach häufiger beim Scratchen verwendet als die anderen Fader. Die stufenlose Einstellung der Crossfader-Kurve leistet hervorragende Dienste. Von butterweichen Überblendungen bis zu ultraschnellen Flare-Scratches ist hier alles drin. Auch der Crossfader-Reverse-Modus funktioniert vorbildlich. Ohne Störgeräusche oder Unterbrechungen lässt sich hier die Arbeitsrichtung des Crossfaders umkehren. Außerdem zeigt eine Kontroll-LED den aktuellen Status dieser Funktion an. Top!
Der Dreibband-EQ der Hauptkanäle leistet sowohl bei der klanglichen Anpassung wie auch als Effekt-EQ gute Dienste. Das gilt genauso für die drei Kill-Switches. Völlig störungsfrei kann man hier blitzschnell einzelne Frequenzbereiche verschwinden oder auch wieder auftauchen lassen. Besonders praktisch ist dabei die Beleuchtung der Tasten. So macht die Sache richtig Spaß!
Der dritte Eingangskanal des X6 erweist sich als sehr praxisgerecht. Man kann ihn (bei einem angeschlossenen Mikrofon) z.B. für Durchsagen bzw. Moderationen nutzen. Darüber hinaus hat man die Option, einen zusätzlichen Zuspieler mit Line-Pegel (DVD-Player oder Sampler) ins Spiel zu bringen. Für den DJ-Mix ist dieser Kanal allerdings nicht geeignet, da es keine Vorhörmöglichkeit gibt und die Lautstärke lediglich mit dem Gain-Regler gesteuert wird. Der Zweiband-EQ in dieser Sektion kann zwar qualitativ nicht mit denen der Hauptkanäle mithalten, reicht zur klanglichen Anpassung aber völlig aus. Praktisch ist hier der On/Off-Schalter, mit dessen Hilfe das Signal störungsfrei, also ohne Knacksen, deaktiviert werden kann, um so z.B. spontan Rückkopplungen zu unterbinden.
Für dich ausgesucht
Die Cue-Sektion des X6 bietet alles, was man als Mix- oder Scratch-DJ benötigen könnte. Hier lassen sich entweder der Master, die Effekt-Sektion oder die beiden Kanäle vorhören. Mit einem kurzen Crossfader (20mm) blendet man stufenlos zwischen den beiden Channels hin und her. Besonders hervorzuheben ist hier die Möglichkeit, die Effekt-Sektion vorhören zu können. Das ist gerade bei den Beat-synchronen Effekten, wie 2xCopy und Tape Echo hilfreich, damit man nicht im Dunkeln tappt.
Die Effekt-Sektion des X6 kann immer nur einen Signalweg mit einem Effekt versehen. Die Bedienelemente wurden sehr gut angeordnet, sodass sich die Bedienung dieser Sektion fast von alleine erklärt. Sehr gut finde ich auch, dass sich die Palette der Effekte für die beiden Signal-Gruppen „Kanäle/Master“ und „Mic/Aux“ unterscheidet. So hat man beispielsweise die Möglichkeit, ein Mikrofonsignal mit einem Vocoder-Effekt zu versehen. Da dieser Effekt aber bei einem Musiksignal wenig Sinn macht, gibt es in der zweiten Signal-Gruppe stattdessen eine Art Doppler-Effekt (2xCopy). Die Effekte können komfortabel über die FX On-Taste an- bzw. ausgeschaltet werden. Ob die Effekt-Sektion aktiv ist oder nicht, verrät eine Kontroll-LED. Erfreulicherweise wurden alle Bedienelemente der Effekt-Sektion mit visuellen Feedbacks in Form von LEDs ausgestattet, die schnell den aktuellen Status verraten. Die Effekte sind kinderleicht manipulierbar und auch die Synchronisation zum Beat geht leicht von der Hand. Das Motto ist hier eindeutig: Simpel, aber sehr effektiv! Bezüglich der Anwenderfreundlichkeit gibt es absolut nichts zu beanstanden. Daumen hoch!
Der Master-Drehregler steuert den Pegel des unsymmetrischen und des symmetrischen Ausgangs. Letztgenannter ist in dieser Preisklasse schon ein echtes Goodie. Das Audiosignal kann so störungsfrei auch über größere Strecken übertragen werden. Alternativ lässt sich der unsymmetrische Ausgang wie gewohnt mit einem Standard Hifi-Verstärker verbinden. Wünschenswert wäre noch ein separat regelbarer Booth-Ausgang zum Anschluss einer Monitoranlage. Aber man muss sich einfach auch bewusst werden, in welcher Preisklasse der X6 kämpft. Da kann man eben nicht alles verlangen.
Wer nach den ganzen Lobgesängen aber nun glaubt, dass er mit dem preiswerten X6 den ultimativen Battle-Mixer erwirbt, den muss ich leider ein wenig enttäuschen. Ein Blick auf die Oberseite des Numark X6 zeigt, dass der Hersteller wegen der geringen Abmessungen des Gerätes dazu gezwungen war, den Abstand der einzelnen Bedienelemente zueinander relativ klein zu halten. Hier liegen die Kill-Tasten unmittelbar neben den Up&Down-Fadern. Auch deren Abstand zu den Equalizern ist mit etwa 15 mm ziemlich gering. Gerade bei professionellen Battle-Mixern sollte der Bereich der Fader aber unbedingt frei bleiben. Abgesehen davon sind die Fader des X6 zwar von guter Qualität, aber dennoch nicht mit Fadern von Oberklasse-Mixern (wie z. B. Rane´s TTM 57) zu vergleichen. Dennoch: Numark´s X6 ist gerade für Scratch-DJs ziemlich gut geeignet, und auch für Einsteiger stellt dieses Gerät eine gute Investition dar.
Klang
Mic/Aux
Der Mikrofon-Eingang des X6 klingt bezogen auf die Preisklasse, in der der X6 sich tummelt, wirklich akzeptabel, hätte aber noch mehr Klarheit in den Höhen vertragen können. Außerdem erzeugt der Vorverstärker ein leichtes, aber dennoch hörbares Rauschen – und das auch bei „normal“ eingestelltem Gain. Der Aux-Eingang, der ebenfalls im gleichen Kanalzug untergebracht wurde, klingt grundsätzlich ebenso gut wie die Hauptkanäle. Dennoch gibt es hier im Vergleich Einschränkungen. Da es für beide Eingänge (Aux und Mic) keinen Umschalter gibt, ist das Rauschen des Mikrofon-Vorverstärkers immer präsent, sobald der Kanal aktiviert ist, selbst dann, wenn gar kein Mikrofon angeschlossen ist.
Auch der Zweiband-EQ dieses Kanals kann mit der Qualität der Dreiband-EQs der Channels nicht mithalten. Er erfüllt durchaus seinen Zweck, könnte aber für meinen Geschmack etwas effektiver auf den Sound einwirken.
Phono-Preamps
Die Phono-Preamps des Numark X6 liefern einen druckvollen Klang mit brillanten Höhen. Ich finde jedoch, dass der Bass-Bereich hier ein wenig zu sehr betont wurde. Doch in Anbetracht der Preisklasse des X6 ist das klangliche Ergebnis hier mehr als zufriedenstellend. Wir wollen ja nicht unverschämt werden, gelle!?
Kanal-EQs/ Kill-Tasten
Ein absolutes Highlight des Numark X6 sind die beiden Dreiband-EQs. Die drei Frequenzbänder wurden sehr gut aufeinander abgestimmt. Sowohl klangliche Anpassungen wie auch effektartige EQ-Einstellungen funktionieren hier super, sogar auch bei maximaler Anhebung der Bänder. Außerdem können die Bänder vollständig abgesenkt werden. Das gleiche ist natürlich auch mit den drei Kill-Switches möglich. Absolut Top!
Effekte
Die gesamte Effekt-Sektion des X6 klingt fast durchgehend sehr hochwertig. Hier findet man viele wirklich brauchbare Tools für den perfekten DJ-Mix. Auch die Synchronisation der Zeitparameter bei 2xCopy, Echo und Tape Echo mit dem laufenden Beat funktioniert sehr gut. Einzig der Flanger klingt mir nicht extrem genug. Davon abgesehen ist die Effekt-Sektion klanglich sehr gut zu bewerten. Thumbs up!
Master
Die Audioausgänge (symmetrisch und unsymmetrisch) des X6 liefern ein druckvolles Audiosignal mit brillanten Höhen. Allerdings ist das erzeugte Grundrauschen des Ausgangsverstärkers etwas höher als bei teureren Modellen. Ich habe hier den Vergleich mit dem Pioneer DJM-909 (Preisklasse allerdings bei etwa 1000 €) durchgeführt. Trotzdem liegt hier alles noch völlig „im grünen Bereich“. In Anbetracht der Preisklasse ist der Klang hier als gut einzuordnen.