ANZEIGE

Numark X9 Test

Details

Full Metall Jacket
Ist er aus Verpackung und Kartonage geschlüpft, stellt man fest, dass der X9 beileibe kein Plastikkamerad ist. Das Gehäuse ist rundum aus Metall gefertigt, sodass der erste Griff in den Karton aufgrund der Masse von 4,3 kg ein wenig überrascht. Und der gute Eindruck setzt sich fort, denn bei näherem Hinsehen und Anfassen wird klar, dass sowohl Schalter als auch Regler durchaus mithalten können, wenn es um solide Bauweise geht. Die Rückseite ist übersäht mit Cinchbuchsen, die den X9 mit dem Rest der DJ-Welt verbinden sollen. Und auch auf der Frontseite finden sich diverse Einstellmöglichkeiten und Buchsen, doch dazu später mehr.

Das Layout des X9
Die Konzeption der Pultoberfläche ist klassisch, wenn auch nicht unbedingt besonders übersichtlich. Dies liegt an der hohen Konzentration von Controllern pro Fläche und nicht unbedingt an einem missglückten Pultlayout. Aber zwei bis drei Stunden Praxis sollten genügen, sich mit den Regelmöglichkeiten anzufreunden.
Zentral in der Mitte sind die drei Kanäle untergebracht, links davon ein separater Mikrofonkanal, der vom Frontpanel aus „besaftet“ wird. Rechts daneben findet man Master und Monitor gemeinsam auf einem Panel. Ganz oben auf der Frontplatte thront die Effektsektion, die zwölf verschiedene Effekttypen in petto hat.

X9_Bedienpanel

Die Kanalsektion
Alle drei Kanäle verarbeiten Phonosignale. Kanal 1 und 3 können zudem Line-Signale und Kanal 2 stattdessen ein Mikrofonsignal aufnehmen. Auf der Geräterückseite sind für alle drei Kanäle zusätzliche Schalter untergebracht, mit deren Hilfe die Phonoeingänge zu Line-Ins umfunktioniert werden können. So könnten beispielweise mit dem X9 bis zu fünf Linesignale und zwei Mikrofonsignale verwaltet werden. Freilich wäre es auch möglich, drei Plattenspieler, zwei CD-Player und zwei Mikrofone anzuschließen.

X9_Backpanel

Die Anzahl der Kombinationen, die sich aus diesen Anschlussmöglichkeiten ergibt, kann für den einen oder anderen anfangs durchaus etwas verwirrend sein. Allerdings können wegen der limitierten Anzahl der Kanäle immer nur gleichzeitig drei Signale verarbeitet werden.
Die Kanäle genügen mit einem Aufholverstärker (Gain +10 dB) und einem 3-Band-EQ mit 24 dB/Oktave voll und ganz dem heutigen DJ-Standard. Die drei Bänder des EQs gewähren einen vollständigen Cut und einen Boost von 12 dB. Das Tiefenband setzt bei 140 Hz und der Höhen-EQ bei 3,2 kHz an. Die Centerfrequenz des Mittenbandes wird vom Hersteller nicht explizit angegeben, liegt aber meiner Schätzung nach etwa bei 1 kHz.

Audio Samples
0:00
Hi EQ Lo EQ Mid EQ

Als „deutlich über dem Standard“ sind die separaten Anzeigen zu betrachten, die Numark in jeden Kanal integriert hat. Mithilfe von zweifarbigen (5 x gelb und 1 x rot) LED-Ketten visualisieren sie die Spitzenpegel innerhalb eines Kanals.
Nach dem Equalizer erfolgt signalflusstechnisch der Abgriff für den Kopfhörerweg, der über gelb beleuchtete Taster realisiert wird. Ein dreistufiger Kippschalter erlaubt ein Routing auf eine der beiden Seiten des Crossfaders (A oder B) oder direkt auf die Stereosumme. Das Signal wird über einen geschmeidig laufenden 45 mm Kanalfader auf den Masterbus geblendet.

Crossfader und Mikrofonkanal
Der Crossfader verfügt ebenfalls über einen 45 mm Regelweg und ist hinsichtlich seiner Kurvencharakteristik stufenlos vom Hardcut bis zur weichen Blende regelbar. Beide Seiten des Crossfaders können ein Faderstart-Signal triggern, welches rückseitig über 3,5 mm Klinkenbuchsen ausgegeben wird. Die Faderstart-Funktion aktiviert man über die frontseitigen Kippschalter separat für beide Seiten des Crossfaders. Anscheinend können sich die Hersteller nach wie vor nicht auf einen neuen Standard für die Schnittstelle „Faderstart“ einigen. Eine 3,5 mm Klinkenbuchse ist meiner Meinung nach nicht nur nicht mehr zeitgemäß, sondern auch mittelfristig unsicher bezüglich ihrer „Kontaktfreudigkeit“. Deswegen gibt es an dieser Stelle einen Punktabzug in der B-Note, der allerdings gleichzeitig auch für alle anderen Hersteller gilt!

Die Signale durchlaufen vor dem Crossfader die Killswitches, mit denen die einzelnen Bänder (Hi/Mid/Low) kurzfristig durch „nach hinten ziehen“ deaktiviert werden können.  Lässt man sie los, schnellen sie sofort wieder. In der Stellung „nach vorn“ rasten die dreistufigen Schalter ein. Der separate Mikrofonkanal wird von vorne über eine symmetrische 6,3 mm Klinkenbuchse gespeist. An dieser Stelle hätte ich mich über einen XLR-Anschluss für das Hauptmikrofon gefreut, da eine Klinke beim Anschluss im laufenden Betrieb immer ein Störgeräusch verursacht. Natürlich kann der Mikrofonkanal auch abgeschaltet werden, doch das wird in der Hektik gerne vergessen.

An den X9 können nur Mikrofone angeschlossen werden, die keine Phantomspeisung benötigen, denn eine solche ist nicht integriert – was aber in dieser Preisklasse völlig okay ist. Sowohl Vorverstärker als auch 2-Band-EQ klingen ansprechend. Der Preamp rauscht ein wenig, was aber der möglichen Nutzung des Mikrofonkanals keinen Abbruch tut.

Audio Samples
0:00
Mic-Preamp

Master und Monitor
Ein Stereometer aus 2 x 6 LEDs (5x gelb und 1x rot) gibt Auskunft über die Pegelverhältnisse auf dem Masterbus. Der Abgriff für die Anzeige befindet sich vor dem Pegelregler für den Master. Das Signal wird rückseitig symmetrisch über 6,3mm Klinkenbuchsen und unsymmetrisch über Cinchbuchsen aus dem Pult geführt. Der Monitor ist unsymmetrisch ausgeführt und kann ebenfalls über Cinchbuchsen abgegriffen werden. Auch für ihn gibt es einen Pegelsteller mit der Bezeichnung Booth.

Der Kopfhörerweg verfügt über einen Regler, mit dessen Hilfe zwischen Cue-Signal und Masterbus stufenlos überblendet werden kann. Durch Drücken dieses Reglers wird die Split/Cue-Schaltung aktiviert, die das Cue-Signal auf die linke Seite und das Mastersignal auf die rechte Seite des Kopfhörers schaltet.
Der Kopfhörerverstärker verfügt über genügend Ausgangsleistung und füttert mühelos auch besonders hungrige Headphones. Die 6,3 mm Klinkenbuchse liegt auf der Vorderseite, wo wir zudem den Regler mit der Bezeichnung Cue Tone finden, der sich für den Grundklang des Kopfhörerweges verantwortlich zeigt. Gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird der Sound dumpfer und basslastig, im Uhrzeigersinn klingt der Ausgang spitzer und mittig.

X9_Frontpanel

Die Effektsektion
Der X9 hat ein Multieffektgerät mit auf den Weg bekommen, das durchaus einiges auf der Pfanne hat. Ein sechstufiger Drehschalter entscheidet darüber, welches Signal mit Effekt versehen wird. Infrage kommen hierfür die Kanäle eins bis drei, beide Seiten des Crossfaders separat, also A und B, und der Masterbus.  Die Intensität des Effektes wird mit dem Intensity Mix Fader geregelt, der allerdings mit 20 mm nur sehr wenig Regelweg bietet – hier ist einiges an Fingerspitzengefühl gefragt. Der Rate/Frequency Controller stellt den Zeitparameter ein, während man mit den beiden Schaltern „Select“ und „Top FX/ Bottom FX“ den gewünschten Effekt auswählt, ihn mit dem Taster „FX On“ aktiviert, und schon kann´s losgehen.
Die Effektpalette ist breit gefächert. Es stehen High- und Lowpassfilter, Vocoder, Reverb, Reverse Reverb, Echo und Tape Echo, Auto-Pan, Flanger und Phaser zur Auswahl, nur um die Wichtigsten zu nennen. Die Effekte klingen allesamt gut, für diese Preisklasse gibt es absolut nichts zu meckern. Einzig allein der Intensity-Fader gibt mit seinen etwas zu kurzen 20 Millimetern Regelweg Anlass zur Kritik. Doch nach relativ kurzer Einarbeitungszeit und mit etwas Fingerspitzengefühl hat man sich auch daran gewöhnt.

Audio Samples
0:00
Echo Flanger Hi-Pass LMT Lo-Pass Pan Phaser Reverb Tape-Echo Vocoder
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.