Das Nux Cerberus Multieffekt-Pedal stammt aus den Fertigungshallen der noch recht unbekannten Marke Nux, die allerdings zum renommierten chinesischen Hersteller Cherub gehört, der sich hauptsächlich auf die Entwicklung und Fertigung von Stimmgeräten spezialisiert hat. Der Nux Cerberus, der sich zum heutigen Test angesagt hat, ist ein teilweise analoges Multi-Effektpedal, das Overdrive, Distortion, Chorus und Modulations-Effekte sowie Delay und Reverb unter einem Dach vereint.
Das Ganze im Multieffektpedal-Gehäuse, alles wird mit normalen Reglern und Schaltern eingestellt, keine Editierung über ein Display, sondern nach dem Motto “what you see is what you get”. Trotzdem können auch hier Soundkombinationen gespeichert und aufgerufen werden, wofür 128 Speicherplätze zur Verfügung stehen. Mit einem Preis von weniger als 300 Euro und im Vergleich zur Summe diverser Einzelpedale ist das ein gutes Angebot und klingt sehr vielversprechend. Vor allem auch deshalb, weil das Cerberus-Pedal noch einige weitere sehr interessante Features an Bord hat.
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Gehäuse/Optik
Das Cerberus steckt in einem schwarz lackierten Metallgehäuse mit den Maßen 320 x 118 x 64 mm (B x T x H) und bringt stattliche 1,26 kg auf die Waage. Alle Bedienelemente sind auf der Oberseite anzutreffen, die Anschlüsse sind an der Stirnseite geparkt und unter dem Gehäuse findet man vier Gummifüße, die für stabilen und rutschfesten Halt sorgen. Die Regler und Schalter machen einen soliden Eindruck, die Einstellungen sind durch weiße Markierungen auf den Potiknöpfen auch bei dunklerem Bühnenlicht noch gut zu erkennen. Es stehen vier Schalter (A, B, C, D) zum Aktivieren der einzelnen Effekteinheiten zur Verfügung, dazu kommt ein CTRL- und ein Tap-Schalter. Ein kleines 3-Ziffern-Display gibt im Preset-Modus Auskunft über den angewählten Speicherplatz. Bevor wir uns die Effektsektionen im Einzelnen ansehen, werfen wir einen Blick auf die Anschlüsse.
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Rückseite/Anschlüsse
Die Konzeption des Multieffektpedals kann man als sehr gelungen bezeichnen, denn bei der Kombination von Zerreinheiten und Modulations/Raum-Effekten wurde daran gedacht, dass man das Pedal auch mit der “Vier-Kabel-Methode” an einen Amp mit Einschleifweg anschließen kann (aber nicht muss). Hierfür wird das Signal nach der Drive/Dist Sektion unterbrochen und über den Output (Overdrive/Distortion) an die Amp-Vorstufe oder weitere Effektpedale geschickt. Zurück geht es dann in den Input von Mod/Delay/Reverb und durchläuft die beiden anderen Effektsektionen. Über den Output 1 wird der Amp angefahren, der Output 2 kann zum direkten Anschließen an ein Mischpult benutzt werden, nach Bedarf auch mit Speaker-Simulation. Diese ist am Kopfhörerausgang permanent eingeschaltet. Mit dem EXP-Pedalanschluss wird ein Expression-Pedal verbunden, das dann als Volume-Pedal arbeitet, Effekt-Parameter können über diese Funktion nicht gesteuert werden. Der Volume-Parameter ist vor der Mod/Delay-Sektion positioniert.
Es gibt noch zwei kleine Schalter an der Rückseite, einen Ground-Lift zur Unterdrückung von eventuell auftretenden Brummschleifen und einen Pegelschalter (+4 dB/-10 dB) zur besseren Anpassung des Pegels aus dem Send des Amp-Signals. MIDI ist auch an Bord, über die beiden MIDI-Buchsen können Schaltbefehle gesendet oder empfangen werden. Außerdem haben wir einen USB-Anschluss, über den man das Cerberus mit einem Computer verbinden und die Sounds per App editieren und speichern kann. Zum Zeitpunkt des Tests war die App leider noch nicht verfügbar. Das Cerberus wird ausschließlich mit Netzstrom gefüttert und das ist bei einer Stromaufnahme von 275 mA auch gut so. Allerdings muss ein passendes Netzteil (Center Negative) zusätzlich erworben werden und es sollte mindestens 500 mA liefern können.
Bedienung
Es gibt zwei Bedienmodi, Manual und Preset. Beim Preset-Modus werden abgespeicherte Einstellungen aufgerufen. Es gibt 32 Bänke mit je vier Speicherplätzen, die mit den Schaltern A bis D angewählt werden. Im Manual Mode funktioniert das Cerberus wie hintereinander geschaltete Effektpedale. Mit den Fußschaltern A bis D werden die einzelnen Einheiten aktiviert. Der CTRL-Schalter kann mit einer weiteren Funktion belegt werden, folgende stehen zur Verfügung:
Reverb on/off, Mod FX on/off, DR&DS Bypass oder Boost on/off. Auch hier zeigt sich eine clevere Konzeption, denn wir haben nicht nur vier Effekte, sondern eigentlich einiges mehr im Angebot. Es wird Zeit, die Sache einmal genauer zu betrachten.
Boost
Auf der Rückseite findet sich ein Boost-Regler, der den Pegel um bis zu 20 dB anhebt. Die Aktivierung der Boost-Funktion kann auf den CTRL-Schalter gelegt werden. Der Boost sitzt hinter der Zerreinheit, eignet sich also als Lead-Boost zum Anheben des Pegels für Solo-Lautstärken.
Drive
Die Overdrive-Sektion ist mit der Dreierkette Drive, Tone und Level regelbar.
Dist
Hier folgt die Distortion-Einheit mit etwas höheren Zerrgraden, die mit Gain, Tone und Level eingestellt wird.
Routing von Overdrive und Distortion
Die Verschaltung der beiden Zerr-Effekte kann frei gewählt werden, der Distortion lässt sich auch vor den Overdrive schalten, außerdem lassen sich beide parallel oder im Toggle-Mode benutzen. Dabei wird mit einer Schaltfunktion zwischen Drive und Dist gewechselt. Eingestellt wird das Ganze mit den Schaltern für Routing, wobei vier kleinen LEDs anzeigen, welcher Modus gewählt ist.
Mod
In dieser Einheit arbeiten zwei Effekte, nämlich Modulation und Chorus. Mit den jeweiligen Mini-Switches werden die Effekt-Typen angewählt. Bei Mod stehen Tremolo (TR), Phaser (PH) und Uni-Vibe (UV) zur Verfügung, die mit Rate (Effekt-Tempo) und Depth (Effekttiefe) eingestellt werden. Bei Depth auf Linksanschlag ist der Mod-Effekt ausgeschaltet. Man hat aber auch die Möglichkeit, den Mod-Effekt separat mit dem CTRL-Schalter zu aktiveren.
Beim Chorus sind ebenfalls drei Modi per Mini-Switch anwählbar: Vintage Chorus (CE), Analog Chorus (SC) und Modern Chorus (ST). Geregelt wird der Effekt mit Rate, Depth und Level. Letzterer sorgt für das Mischungsverhältnis zwischen Chorus- und Direktsignal.
Delay
Auch hier sind zwei Effekte integriert, nämlich Reverb und Delay. Der Reverb hat drei schaltbare Modi, Spring (SPR), Plate (PLA) und Hall (HAL), die mit den Reglern Level (Mischungsverhältnis) und Decay (Nachhallzeit) eingestellt werden. Das Delay ist üppiger bestückt, hier bestimmen neben einem Level-Regler für das Mischungsverhältnis ein Repeat-Poti die Anzahl der Echowiederholungen und Time die Verzögerungszeit in Millisekunden, wenn kein Tap-Tempo eingetippt ist. Hat man eines mit dem Tap-Taster eingegeben, werden die kleineren Einheiten mit dem Regler eingestellt. Der Wert 1 entspricht einer Viertelnote, also dem Tempo, das man gerade eingetippt hat, 3/4 erzeugt ein punktiertes Achtel-Delay, 1/2 ist ein Achteldelay und so weiter. Diese Angaben sind zwar im ersten Moment etwas verwirrend, Notenwerte wären mit Sicherheit etwas klarer, aber die Funktion ist präzise und das ist die Hauptsache. Auch beim Delay gibt es drei verschiedene Grundsounds, die mit 60´s, 70´s und 80´s bezeichnet werden, womit die Klangfarben von Tape Delay, Analog Delay und Digital Delay gemeint sind. Mit dem mittleren Mini-Switch in der Delay-Sektion kann die Position von Delay und Reverb in der Signalkette verändert werden. (Reverb > Delay, Delay > Reverb, Delay und Reverb parallel)
roseblood11 sagt:
#1 - 30.04.2019 um 08:25 Uhr
Ein sehr praktisches Teil. Im Grunde die Weiterentwicklung des Boss ME-5, des ersten "echten" Boden-MultiFX mit Presets.Was mir beim NUX fehlt, was das ME-5 schon hatte:
- ein programmierbarer Einschleifweg im OD/DIST Block
- Kompressor und Equalizer
- Noise GateDarüber hinaus wäre vor allem Modulation für die Delays schön, sowie die Möglichkeit, zwischen zwei Tempi (Tempo Divider) umschalten zu können, zB von Achteln zu punktierten Achteln.
Kein kleines Delay kann das, dabei kann man das ständig gebrauchen.Also NUX, wo bleibt Cerberus Mk2 ???