Praxis
Im ersten Teil des Praxistests schließe ich den MG-300 stereo direkt an das RME Fireface UFX an und gehe von dort weiter in meine DAW, wobei am Nux der Output-Mode auf “studio direct” gesetzt ist. Zunächst steppe ich durch die Werkspresets. Diese geben einen relativ passablen Eindruck des Potentials wieder, auch wenn ich finde, dass die Effektsounds liebevoller gestaltet wurden als die Ampsettings. Grundsätzlich verblüfft mich eine Effektqualität, die ich von einem Pedal dieser Preisklasse nicht erwartet hätte und die für mich auch klar über den Vergleichsprodukten liegt.
Das wirkliche Potential von Modellern erkennt man jedoch erst, wenn man sich an Eigenkreationen macht. Also, los gehts!
Zunächst taste ich mich durch ein paar Ampmodelle und lasse die Effekte weitestgehend außen vor. Hier habe ich die Wahl aus 24 Amps, was sicherlich weniger ist als bei manchen Konkurrenzprodukten, aber wie wir noch sehen werden, war hier Klasse statt Masse das Motto. Die Cleansounds überzeugen durch eine relativ gute Plastizität und Spritzigkeit, besonders überraschen mich jedoch die Crunch- und Mid-Gain-Sounds, die sicherlich einen Schwachpunkt vieler preiswerter Modeller darstellen. Vox und Plexi springen einem hier vor Lebendigkeit fast ins Gesicht und auch hier hätte ich nicht mit soviel Sound bei so wenig Preis gerechnet, zumal auch die Dynamik relativ gut umgesetzt werden kann. Natürlich sind wir hier noch lange nicht auf Fractal Audio- oder Kemper-Level, aber für mich persönlich liegt die Klangqualität hier zumindest irgendwo auf halber, wenn nicht sogar dreiviertel Strecke zwischen Mooer GE-150 (bzw. dem Harley Benton DNAfx Git) und dem Helix.
Der Editor macht aufgrund seiner tollen Grafik richtig Spaß, allerdings gibt es stellenweise ein paar kleinere Bugs, wie z.B. das Übernehmen des Namens beim Speichern mit der “Save As” Funktion, was manchmal erst nach dem zweiten Anlauf mit dem “Save Button” klappte. Dies sind jedoch Kleinigkeiten, die sicherlich mit einem Update behebbar wären.
Die Effektsektion liefert alle Brot-und-Butter-Sounds in vielen Variationen, ist aber eher auf Praktikabilität als auf “Materialschlachten” ausgelegt. Das heißt, dass Effekte wie beispielsweise Ringmodulatoren fehlen und meist nur drei Parameter zur Verfügung stehen, was aber vollkommen ausreicht. Dafür wirkt die Qualität extrem überzeugend, sowohl hinsichtlich der Verzerrermodule als auch der zeitbasierten und der Modulationseffekte. Auch die ressourcenhungrige Harmonizer-Funktion arbeitet mit relativ sauberem Tracking und ohne Glitches.
Viele Effekte wie Tremolo, Chorus oder Delays stehen in Stereo zur Verfügung und liefern einen tollen Breitband-Sound. Manchmal gestaltet sich die Platzierung der Effekte etwas eigenwillig. So funktioniert z.B. das Delay nicht unmittelbar nach dem Tremolo, wenn beide Effekte hinter dem Amp hängen, allerdings sehr gut, wenn sie davor sind, oder wenn das Tremolo vor dem Amp liegt und das Delay hinter dem Effekt. Das mag schaltungstechnisch so beabsichtigt sein, wirkt jedoch anfangs verwirrend. Das Wah-Pedal arbeitet hervorragend und mein Fuß hat einen stabilen Halt auf der Trittfläche. Das Durchtreten nach vorne, um das Wah zu aktivieren, funktioniert ebenfalls. Allerdings ist hier ein wenig Druck auf die reinen Plastikkomponenten erforderlich, was bei mir ganz persönlich immer leichte Skepsis in Bezug auf die Langlebigkeit aufkommen lässt. Andererseits reden wir hier auch nicht von Equipment, das Welttourneen überstehen soll.
Kommen wir nun zum Laden einer eigenen Impulsantwort, in diesem Fall eine Marshall Pre Rola M75 Greenback. Im Vergleich zu hochwertig erstellten IRs von Drittanbietern geben die internen IRs ein ziemlich beachtliches Bild ab, denn der Qualitätssprung hält sich durchaus in Grenzen und die Bereicherung ist vor allem in der Flexibilisierung zu sehen. Auch in diesem Feld macht Nux deutlich, dass bei der Entwicklung der Klang im Vordergrund stand.
Für dich ausgesucht
In den nächsten Beispielen hört ihr das identische Setting des vorhergehenden Beispiels in Kombination mit einem realen Amp, wobei ich das gleiche Riff spiele. Hierzu benutze ich eine Les Paul, bei der ich zunächst den Steg-Humbucker mit aufgerissenem Volume-Poti und im Anschluss den Hals-Humbucker mit zurückgenommenem Volume-Poti einsetze.
Der Amp im Testaufbau ist ein Peavey Classic 20 und im Nux ist der Output-Modus auf “Stack Front” gestellt. Vom Peavey gehe ich weiter in eine Loadbox und belege das Signal dort wieder mit der oben genannten Marshall M75 Greenback IR, um einen besseren Vergleich zu ermöglichen. Beim Durchsteppen der Output-Modes fällt übrigens auf, dass “Stack Front” ohne Cabinetsimulation daherkommt, “Stack Rear” interessanterweise jedoch mit.
Grundsätzlich leistet das MG-300 im Umgang mit Echtamps sowohl bei der Verwendung der Endstufe als auch bei einem halbwegs linearen Setting der Vorstufe einen tadellosen Job und kann bedenkenlos in beiden Szenarien eingesetzt werden.
Stefan sagt:
#1 - 31.10.2020 um 05:18 Uhr
Wo habt ihr das Teil denn bloß her zum Testen? Ich versuche das Gerät seit einem halben Jahr zu kaufen... aber keine Chance. Irgendwie scheinen die Effekte von NUX wohl nicht für den europäischen Markt gemacht zu sein. Die spannenden NUX Pedale wie Steel Singer Drive oder Plexi Crunch sind auch nirgends zu bekommen.
Thomas sagt:
#1.1 - 19.11.2020 um 08:05 Uhr
Just ordered one yesterday here, shipping started today. They have it in stock at very good price: https://musicmax.eu/fr/p311...
Antwort auf #1 von Stefan
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJoey sagt:
#2 - 17.08.2022 um 22:22 Uhr
Hi, one question: Is NUX bancrupt? The Website is down and the products can hardly be obtained anywhere. Without the website there is no software/firmware etc. Is the device usable properly then?