Praxis
Oszillatoren und Multimode-Filter
Starten wir direkt mit einem Init-Patch aus einem Oszillator mit der Sägezahnwellenform, der den Ausgang ungefiltert passiert. Möchte man für seine eigenen Sounds (oder diesen Vergleich) einen möglichst neutralen Ausgangspunkt erstellen, fällt schnell auf, dass Arturia und Plugin Alliance einen monophonen Synthesizer mit erweiterter Stimmenzahl bieten, während Cherry Audio und GFore direkt mit acht einzelnen Stimmen beginnen. Das ist logisch, schließlich wir müssen zwischen der Emulation von SEM und Eight Voice differenzieren. Bereits die erste Runde Audio-Demos macht Unterschiede sichtbar. Sowohl der GForce OB-E Eight Voice als auch der Cherry Audio Eight Voice liefern einen lebendigen Basisklang mit vielen Schwebungen.
Wir nehmen dieses Init-Patch, drehen die Filterresonanz halb auf und vergleichen nun drei Filtertypen: Tiefpass, Bandpass und Bandsperre (Notch).
Die Presets nutzen fast durchweg die interne Effektsektion. Mit einem „Jump“-ähnlichen Sound wollen wir sie kurz vergleichen. Der GForce OB-E wartet nur mit einer Delay-Sektion auf, die aber einen guten Job macht. Ein richtig großes FX-Aufgebot findet sich bei keiner Emulation – halb so tragisch, letztlich stehen in jeder DAW gute Effekte bereit.
Einzelne Patches im Fokus
Alle Anwender werden sich erst einmal auf die mitgelieferten Presets stürzen und lauschen, was der einzelne Synthesizer an Klangstoff zustande bringt. Die Emulationen von Oberheim SEM und Eight Voice liefern die gesamte Klangpalette, die man von einem klassischen Analog-Synthesizer auch erwartet. Wir möchten nun aber nicht nach den üblichen Soundkategorien wie Bass, Pad, Lead oder Arp vorgehen, sondern die Synthesizer der Reihe nach anhand einer Auswahl gelungener Presets vorstellen. Freilich kann man auch seine eigenen Klänge erstellen. Gerade beim OB-E und Eight Voice braucht man dafür aber schon etwas mehr Geduld. Dies liegt nicht am GUI (bei keiner Benutzeroberfläche gibt es etwas ernsthaft zu kritisieren), sondern schlichtweg an der Fülle an Programmierungsmöglichkeiten. Zum Glück zeigen die vielen Presets, was sich mit den Synthesizern so alles bewerkstelligen lässt.
Starten wir die zweite Vergleichsrunde mit dem Arturia SEM V2. Er bietet durch die vielen Sparten ziemlich brauchbare Presets für die Musikproduktion. Der Browser erlaubt ein schnelles Navigieren durch die aktuellen 625 Presets. Darunter befinden sich viele modulierbare Sounds, die als Bass, Lead oder Sequence ein wenig härter zupacken können. Wie unsere sieben Audio-Demos vermitteln, wird das Multimode-Filter gern in Szene gesetzt.
Der nächste Kandidat heißt bx_oberhausen von Plugin Alliance. Seine Preset-Ausstattung schafft stilistisch einen Spagat zwischen Vintage und aktueller Elektronik. Wie die Demos einzelner ausgewählter Patches vermitteln, ist der Sound wirklich top beziehungsweise filigraner als bei Arturia. Für den bx_oberhausen gibt es einige empfehlenswerte kommerzielle Sound Packs – ein guter Tipp sind die 80 Patches „Luftrum 22“ von Luftrum aus Dänemark oder die Kollektion „The Sweet Spot“ mit 150 Presets, die SoundsDivine anbietet. Auch hierzu gibt es jeweils ein Hörbeispiel.
Für dich ausgesucht
Über 600 Factory Patches sind beim GForce OB-E vorhanden. Die 30 besten Klangprogramme sind als „Alpha Patches“ zusammengefasst. Sie bieten eine Zeitreise in die späten 70er Jahre mit exquisiten Vintage-Sounds. Ein detailreiches Patch wie „Escape From New York“ verdeutlicht, dass sich mit dem OB-E sehr komplexe und lebendige Klanggebilde aus geschichteten Sounds und Sequenzerphrasen konstruieren lassen. Patches mit ordentlich Druck für Dubstep oder andere elektronische Musik sind wiederum nicht die Stärke des OB-E.
Zum letzten und jüngsten Synth, dem Cherry Audio Eight Voice, haben wir auch einige Hörproben erstellt, die von den über 330 mitgelieferten Presets stammen. Es sind durchaus aktuellere Sounds vertreten, die in Richtung EDM gehen. Der Cherry Audio Eight Voice geht schon hörbar robuster, bissiger und leicht „künstlicher“ als der OB-E von GForce an die Sache – der klingt wiederum erhabener und nostalgischer. Gerade für Synth-Pop der 80er Jahre und ähnliche Musikstile ist die Emulation von Cherry Audio wie geschaffen. Für Sounddesigner werden verschiedene Templates angeboten – es sollte also nicht langweilig werden.
Richard sagt:
#1 - 14.07.2022 um 12:21 Uhr
Ein gelungene Gegüberstellung der einzellnen Softwarederivate des SEM anno 2021, anno 2022 fehlt jetzt nur noch die neuste Softwareinkarnation des Synths in Form des Gforce Oberheim SEM als Update des Artikels :) Ich selber nutze gerne den Brainworx Oberhausen den es häufiger für 29€ gab, bzw. vor kurzem auch kostenlos, der Synth liefert bei mittlerem CPU Verbrauch fette Leads und Pads, der CherryAudio klingt hierzu im Vergleich wirklich flach, was nachfolgend zu deren Juno und CA2600 Emulationen bei weiteren Softsynths leider deren Standard zu sein scheint auch wenn ich ihren Mercury4 sehr schätze, naja. Der Arturia SEM hat auch einen gefälligen Sound, der OBE ist wirklich Vintage und klingt hart nach vergangenen Zeiten, auf jeden Fall das mal gegeinander hören zu können. Zum OBERHEIM SEM " Das Plug-in Oberheim SEM entstand in Zusammenarbeit mit Tom Oberheim und Marcus Ryle. Während der Entwicklung des OB-E kam zur Sprache, dass es keine Emulation des Hardware-SEM gibt, welches die beiden Veteranen wirklich zufrieden stellte. So ging man das neue Plug-in in konstruktiver Kooperation an " von der anderen Review Seite :)
Matthias Sauer sagt:
#2 - 14.07.2022 um 21:59 Uhr
Vielen Dank für den guten und konstruktiven Kommentar. Volltreffer - das Update ist zusammen mit dem heutigen Test des neuen Oberheim SEM von GForce nun vollständig ✌️
Wellenstrom sagt:
#3 - 18.07.2022 um 23:47 Uhr
Habe den Arturia und den GForce SEM. Beide okay. Klanglich hat der GForce Oberheimer 'ne Schippe mehr Glitter und Glamour.