Na, das ging schnell: kaum auf der Superbooth abgebaut, schon zum Test bei uns und instant verliebt. Der Novation, nein Adam, quatsch Sequential, äh OBERHEIM TEO-5 ist einer der heißesten Synths des Jahres – und ihr sollt erfahren, warum.
Der fünfstimmig polyphone Analog-Synthesizer ist für seine Verhältnisse nämlich nicht nur verhältnismäßig günstig, sondern meines Erachtens nach mit Abstand einer der ausgereiftesten modernen Synthesizer mit authentischem Vintage Flair, den es gibt.
Klar, Prophet 6, OB-6, Trigon 6 und natürlich der noch näher verwandte Sequential Take 5 und gewissermaßen auch der Pro 3 – alle geil. Aber der hier trifft viel mehr Sweetspots und damit mitten in mein Herz. Schauen wir, woran es liegt.
Checkliste zum Kauf von Oberheim TEO-5
- Analoger Synthesizer mit fünf Stimmen
- Oberheim-Sound mit Variable-State SEM-Filter
- 3,5 Oktaven Fatar-Klaviatur mit Velocity und Aftertouch
- zwei FX-Blöcke, reichliche Modulation-Möglichkeiten
DETAILS & PRAXIS
Gelungene Kurzzucht
Fangen wir mal so an: Hübsch anzuschauen sind die Geschwisterchen Take 5 und Pro 3 leider nicht. Der TEO-5 hingegen ist ein gelungener „Sequential PRO-1 / Oberheim SEM “ Nachfolge-Mix.
Für dich ausgesucht
Funktionell erprobte Sequential-Architektur trifft den brassigen Oberheim-Sound. Gekleidet ist er in einen coolen 80s Look mit immerhin fünf analogen Stimmen.
Klar, sechs Voices wie beim Sequential Oberheim OB-6 sind etwas besser. Acht Voices, wie es sie beim OB-8X gibt, sogar ideal. Ob es nun unbedingt 16 wie bei Behringer sein müssen, sei dahingestellt. Erbsenzählen ist nie zielführend, weshalb für uns gilt: Der Teo-5 ist unisono ein Brett und bei Bedarf auch episch genug.
Oberheim-Sound, Sequential-Matrix, Fatar-Keys
Es gibt zwei knackig-flinke Envelopes, die den neuen Oberheim flexibler als die Oldies machen. Hinzu kommt eine flexible Modulationsmatrix mit 16 Verknüpfungen und zwei weitere LFOs.
Ein präzises Velocity-Verständnis, ein gut nutzbarer Mono-Aftertouch und reichlich digitale Effekte schmecken den Cocktail der synthetischen Gefühle gebührend ab – und machen aus dem Oberheim TEO-5 ein echtes neues Instrument. Ich habe es oft gesagt und ich sage es gerne wieder: Ein richtiger Synth hat eine eigene Klaviatur.
Mit seiner recht knappen „dreieinhalber“ Klaviatur und seinen obenliegenden Pitch/Mod-Wheels bleibt der Oberheim TEO-5 ganz angenehm „handgepäckig“, ohne sich nur ansatzweise wie Spielzeug anzufühlen. Klappern tut hier auch nix – Sehr gut! Die Potis sind ganz schön straff, das ist aber auch Geschmacksache und scheint auch mit der Zeit besser zu werden.
How low can u go?
Besonders cool in dem Zusammenhang: der Low-Split, durch den die linke Hand bei Bedarf eine oder zwei Oktaven tiefer spielt – Splitt-Point frei einstellbar, logo. Sowas braucht man, keinen umständlichen Multi-Mode. Warum hat das bitte nicht jeder kurze Synth?
Die obere Reihe an Sektionen des TEO-5 ist identisch zu der des Take-5, der sich damit im Wesentlichen durch das „klassische Prophet-5 Filter“ unterscheidet, das irgendwo zwischen dunklem Moog- und offenem Oberheim-Sound vom TEO-5 liegt.
Dual FX-Slot mit tollen Reverb
Die Effekte an Oberheim TE0-5 und Sequential Take 5 sind wie gesagt identisch, es handelt sich trotz verschiedenen Handelsnamen, letztlich um denselben Hersteller. Beide haben einen eigenständigen und im Dry/Wet-Verbund gehalten Reverb, der sogar noch mit einer variablen LP/HP-Tone-Funktion ausgestattet ist – dediziert das Ganze, gefällt mir gut.
Der zweite Effektblock bringt wahlweise: Delay, BB-Delay, Tape 1 und 2 sowie einen Chorus, einen Flanger, einen Phaser und natürlich noch HPF, digitale Distortion, Ring-Mod, Speaker-Simulation – und Luftholen – Lo-Fi Effekt… Alles dabei und für musikalische Ausdrücke mehr als genug.
Mit jeweils fünf Parametern hat man die Effekte außerdem gut im Direktzugriff. Schön spielbar sind sie auch. Wer möchte, kann die FX auch mit den LFOs, dem Aftertouch oder jeder anderen Modulation steuern. Das Layout ist außerdem geradliniger und nicht so bescheuert verschachtelt wie bei OB-6 oder gar Prophet-6.
Und nur mal so am Rande: die fetten Sequential/Oberheim Flaggschiffe Prophet-5 und OB-8X haben keinen einzigen eingebauten Effekt, kosten das Dreifache und können so grundsätzlich auch erstmal keine externen Effekte ansteuern. Gleiches gilt für den Behringer UB-Xa.
Rotz mich, drift mich
Hinzu kommen – in aktueller Sequential-Manier – der rotzig-schöne analoge Overdrive und der lässige Vintage-Knob für die oldschooligen Drifts in der Schaltungsstabiltät.
Auch hier wieder: beides habt ihr im Direktzugriff, genau wie den Unison-Button mit Chord-Hold und das variable Portamento. Ältere Neuzeit-Sequentials haben solche Essentials teilweise echt ungünstig in die Menüs verbannt.
Kompromisse gibt es aber auch hier: Beispielsweise gibt es keinen Pan-Spread im Direktzugriff, auch die Option zum Umschalten von Notch und Bandpass ist ins Menü abgewandert – dabei wäre durchaus Platz für den Taster.
Wie dem auch sei: Habe ich schon das verhältnismäßig große Display des Oberheim TEO-5 gelobt? Es zeigt Infos zur Clock und ergänzt das Infotainment enorm. Ebenfalls fürstlich: Der Preset-Speicher mit zwei Sets (Factory/User) aus jeweils 16 Bänken je 16 Sounds, macht insgesamt 256 Sounds.
Und dann sind da ja noch: 64-Step Sequenzer, ein fetter Arppegiator, (MIDI-)Clock mit Divider – auch alles wieder mit dedizierten Tastern. Schauen wir uns nun lieber mal noch die grundsätzliche Architektur an:
Classic Section
Die Topologie ist keine Überraschung – und das ist gut so. Alles ist wie erwartet und in guter Tradition recht OB-X(a)-mäßig – also ziemlich klassisch und mit zwei Oszillatoren aufgebaut.
Beide OSCs kennen die drei gleichen Wellenformen Dreieck, Säge, Puls, die man auch alle gleichzeitig verwenden kann. Digital präzise könnt ihr sie im Bereich von ungefähr C1 bis C5 stimmen. Syncbar ist das Ganze auch. On top gibt’s einen Sub-OSC, einen Noise sowie Cross-Modulation.
Anschließend geht es gesammelt in das SEM-Filter, das als 12-dB/Oktave-Variable-State-Filter ausgelegt ist. Angefangen über LP, Notch, HP sowie mit BP als Option ist das zwar ziemlich flexibel, aber traditionell nicht resonanzfähig. Der Filterknopf ist und bleibt der wichtigste Parameter und wurde folgerichtig auch mit der größten Poti-Kappe bedacht. Hut ab!
Ferner gibt es zwei Envelopes, beide als ADSR mit Amount-Regler konzipiert, über das Menü kommt auch noch ein Delay-Parameter dazu. Der zweite Envelope ist ähnlich, kann sogar Filter und Amp gleichzeitig übernehmen, sodass der eigentliche Filter-Envelope für weitere Modulationen frei wird. Percussions waren auch beim Pro-1 eine der Spezialitäten.
Was könnte noch besser?
Die Lage der beiden Encoder SELECT und VALUE unter dem Display ist beim Oberheim TEO-5 nicht so gelungen. In vielen Positionen lagen meine Finger zwischen Auge und Display. Dass die Bandpass-Option des Variable-State-Filters im Menü untergebracht ist, ist auch nicht ideal, aber verschmerzbar.
Es wäre noch toll, negativen Key Follow zu erhalten, um zur Abwechslung mal den tiefen Noten mehr Filter zu spendieren. Aber das sind tatsächlich alles Kleinigkeiten. Viel mehr stell ich die Frage, warum die „angeblichen Topmodelle“ so viel teuer sind, wenn das hier sogar noch geiler ist. Stichwort: bessere Effekte, mehr Spielhilfen und der viel geringerer Preis pro Voice.
Wie klingt der Oberheim TEO-5 ?
Fett! Bei allen Instrumenten geht es am Ende auch um Balance, und die hat der TEO-5 verdammt gut drauf. Er kann fett klingen, aber auch zart und zerbrechlich. Er hat cremige Pads, er hat kaputte FX-Sounds, und er hat jede Menge Leads. Er ist definitiv kein One-Trick-Pony sondern ein “Charakter-Chamäleon”. Flexibel, aber klar mit Attitude.
Der Overdrive klingt super, und macht den Synth wärmer bis garstiger. Mit den integrierten Effekten ist man im Nu Produktions-ready und man kann direkt recorden. Alle Audios 1-9 sind direkt am Oberheim TEO-5 eingespielt, nix MIDI – und überzeugen im Nu. Die Presets sind inspirierend und gut sortiert – da kommt garantiert keine Langeweile auf!
Oberheim TEO-5 Test: FAZIT
Der Oberheim TEO-5 gefällt mir verdammt gut. Man merkt die Evolution bei Sequential der letzten Jahre enorm. Aber das habe ich ja bereits bei meinem Test des Trigon-6 festgestellt. Und hier ist nochmal alles ein klein wenig besser, kaum zu glauben! Und der Mix erst: Es gibt Oberheim-Grundsound mit dem flexiblen Variable-State-Filter, gepaart mit den flinken “Sequential-Envelopes”, der äußerst üppigen Mod-Matrix und den sehr zugänglichen Effekten. Das Ganze steckt in einem soliden Gehäuse, das kompakt genug, aber auch groß genug, um nicht als Spielzeug deklariert zu werden. Der Low-Split ermöglicht es außerdem die 3,5-Oktaven-Klaviatur wie eine Große zu spielen. Die Velocity-Auflösung ist verlässlich, der Aftertouch präzise. Herz, was willst du mehr? Der Preis ist für das Gebotene absolut angemessen, wirft tatsächlich nur ein schlechtes Licht auf die anderen, im Verhältnis ziemlich teuren Sequential/Oberheim Synths. 5 Sterne – und zwar absolut verdient!
Features
- fünffach-polyphoner Analog Synthesizer
- halbgewichtete Fatar-Tastatur mit 3,5 Oktaven
- 2 x VCO und Suboszillator pro Stimme, wählbare Wellenformen für jeden Oszillator: Dreieck, Sägezahn, variabler Pulse
- Oszillator 1 synchronisiert mit Oszillator 2
- klassisches SEM-Filter mit wählbarem Band-Pass-Modus
- bipolarer Filter-Hüllkurvenwert
- Velocity-Modulation der Hüllkurve
- State-Regler wechselt stufenlos von Low-Pass über Notch zu High-Pass
- fünfstufiger (DADSR) Hüllkurvengenerator
- 5 Wellenformen: Dreieck, Sägezahn, umgekehrter Sägezahn, Rechteck und Zufall (Sample und Hold)
- LFO-Tempo-Synchronisation
- initial Amount Einstellung
- frei zuweisbare Mod-Ziele
- Arpeggiator
- Sequenzer mit bis zu 64 Steps
- 2x 24-Bit / 48 kHz Digitaleffekte (Reverb, Delay, Chorus, Flanger und mehr)
- 256 Benutzer- und 256 Werksprogramme in 32 Bänken mit je 16 Programmen
- Pitch- und Mod-Rad
- dedizierter X-Mod-Regler auf der Frontplatte
- Display
- integriertes Netzteil: 100 – 240 V, 50/60 Hz
- Line-Ausgänge: 2 x 6.3 mm Klinke
- Stereo-Kopfhörerausgang: 6,3 mm Klinke
- Fußschalter-Eingang: 6,3 mm Klinke
- Sustain Pedal-Eingang: 6,3 mm Klinke
- MIDI In/Out/Thru
- USB
- Abmessungen (B x T x H): 635 x 324 x 112 mm
- Gewicht: 7,7 kg
- PREIS: 1699 € (Straßenpreis am 6.Juni 2024)
- Oberheim-Filter-Sound, Sequential Mod-Matrix
- Hochfunktioneller, moderner Synthesizer
- Zwei modulations-fähige FX-Blöcke
- Gute Klaviatur mit Low-Splitt
- kein Contra
Kai Herrmann sagt:
#1 - 11.06.2024 um 10:55 Uhr
Scheint ein toller Synth, Als very nice to have wäre noch Audio Eingang + CV Ein- und Ausgänge. Aber wer weiß: vielleicht beim nächsten Synth von Sequential / Oberheim...: )
Berenice sagt:
#2 - 05.11.2024 um 23:58 Uhr
er Sound ist wirklich klasse, aber das Problem sind immer wieder die 5 Stimmen....das ist bei einem 1700 Euro Synthesizer schwer zu verkraften. Was der Teo 5 auf der einen Seite liefert, nämlich tollen Sound, macht die Fünfstimmigkeit leider zu oft wieder zunichte...man will Soundscapes zaubern, ja, das klappt irgendwie..und dann reißen die Stimmen ab...das ist für mich ein nerviges No Go. Klar, ein Oberheim für 1700 Euro ist im Verhältnis günstig, aber er liefert dann doch insgesamt zu wenig für mich als Fan von mindestens 6-10 stimmigen Akkordflächen.