Octaver, Pitch Shifter und Harmonizer gehören zur gleichen Familie und zeigen auch in genau dieser Reihenfolge die Entwicklung: von einer Oktave, die sich zum Originalsignal hinzufügen lässt, über beliebige Intervalle bis hin zur intelligenten und programmierbaren Harmonisierung von Melodielinien.
Bevor wir uns gleich schriftlich um die Klärung der Einzelheiten kümmern, sollt ihr jetzt zunächst einmal die Möglichkeit bekommen, euch das Ganze kompakt in einem Videoclip anzusehen – und natürlich auch anzuhören. Und los geht’s!
Octaver
Zwar wird der Octaver sehr häufig von Bassisten eingesetzt, die ihrem Klang noch mehr Low End spendieren möchten, aber auch verzerrten Riffs auf der Gitarre klingen immens, wenn da noch eine tiefe Frequenz im Hintergrund mitschwingt.
Bei diesem Effekt wird dem Originalton in der Regel eine Oktave tiefer hinzugefügt, je nach Gerät können das aber auch bis zu drei Zusatzsignale sein, nämlich eine Oktave höher, eine oder sogar zwei Oktaven tiefer. Das erste Pedal, das einen Octaver-ähnlichen Effekt erzeugen konnte, war das Octavia Fuzz, das Jimi Hendrix beim Solo von „Purple Haze“ benutzte. Dabei wurde zusätzlich zum Fuzzton noch ein Signal eine Oktave höher hinzugefügt. Die schrille Kreissäge … 1981 brachte Boss mit dem OC-1 den ersten Octaver heraus, der auch Frequenzen unter dem Originalsignal hinzufügen konnte.
Pitch-Shifter
Beim Octaver sind wir in den Zusatzfrequenzen eingeschränkt. Der Pitch-Shifter ist die Lösung für Gitarristen, die andere Intervalle zu ihrem Spiel hinzufügen möchten. Dieser Effekt war in den Achtzigern neu und die entsprechenden Geräte waren sündhaft teuer. Einen Eventide Harmonizer konnten sich wirklich nur die „großen“ Stars leisten, deshalb kam er auch kaum bei Plattenaufnahmen zum Einsatz. Der Gitarrist von Yes, Trevor Rabin, verewigte diesen Effekt im Gitarrensolo von „Owner Of A Lonely Heart“, indem er mit dem Pitch Shifter eine Quinte hinzufügte.
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Harmonizer
Der Harmonizer ist die Weiterentwicklung des Pitch Shifters, der bekanntlich nur mit starren Intervallen arbeitet. Stellt man zum Beispiel eine Terz, also vier Halbtonschritte über dem Grundton, als Zusatzintervall ein und spielt innerhalb einer Dur- oder Moll-Tonart, dann ergeben sich logischerweise tonleiterfremde Intervalle. Hier das Ganze noch einmal detailliert: in der oberen Zeile die gespielten und darunter die vom Pitch Shifter ausgegebenen Töne.
Originalsignal C D E F G A B
Pitch Shifter E F# G# A B C# D#
Die Töne F#, G#, C# und D# gehören normalerweise nicht der C-Dur Tonleiter an, daher klingt das Ganze etwas schräg. Der Harmonizer beherrscht die Materie und vor allem die Tonleitern und fügt automatisch den richtigen Ton hinzu, vorausgesetzt, ich habe die richtige Tonart eingestellt.
Originalsignal C D E F G A B
Harmonizer E F G A B C D
Viele Harmonizer können sogar dem Originalsignal zwei Stimmen hinzufügen, dann klingt eine einzelne Linie fast wie ein Gitarrenorchester. Diese Sounds kennt man von den Queen Alben, wo Brain May oft mehrstimmige Gitarrenparts per Overdub aufgenommen hat. Auf der Bühne hat er diese Arrangements dann häufig mit dem Harmonizer umgesetzt.
Da der Effekt enorm viel Rechenleistung benötigt, gab es ihn früher nur in großen Rack-Versionen, wie den bereits erwähnten Eventide H 3000. Heute findet man den Sound in verschiedenen Multi-Effekten, allerdings selten in Pedalform. Der Harmonizer/Pitch Shifter PS-5 von Boss ist ein solches Teil.
WAS KANN EINGESTELLT WERDEN?
Octave (nur beim Octaver)
regelt die Lautstärke des Signals eine Oktave tiefer
Pitch (nur beim Pitch-Shifter)
Hier wird eingestellt, welches Intervall – in Halbtonschritten definiert – dem Originalsignal hinzugefügt wird.
Harmony (nur beim Harmonizer)
Diese Einstellung bestimmt, welches Intervall (Terz, Quarte, etc.) dem Originalsignal hinzugefügt wird. Je nach Tonart wird dann automatisch beispielsweise die große oder kleine Terz ausgewählt.
Key (nur beim Harmonizer)
Hier wird die Tonart eingestellt, damit der Harmonizer immer den passenden Ton hinzufügt.
Meist sind Dur- und Moll-Tonleitern vorprogrammiert. Bei manchen Geräten können auch eigene programmiert werden (User Scales).
Fine
Mit Fine kann das hinzugefügte Signal etwas verstimmt werden – eine gute Möglichkeit für einen Chorus-Effekt oder 12-String-Sound zu erzeugen.
Pre Delay
regelt die Zeitspanne bis zum Einsetzen des Zusatztons. Die Verzögerung liegt im Millisekundenbereich
Dry Level
regelt die Lautstärke des Originalsignals
Effect Level
regelt die Lautstärke des hinzugefügten Signals