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Olympus LS-10 und LS-11 Test

Praxis

Aufnahme
Genug der Theorie! Zeit, für die ersten Aufnahmen. Dazu müssen wir zunächst einmal den Eingangspegel festlegen, den wir über ein kleines Poti auf der rechten Seite der Recorder regeln. Zusätzlich lässt sich die Empfindlichkeit der Mikrofone über den Schalter „Mic Sens“ zwischen „Low“ und „High“ umschalten. Dies ändert nichts an der Richtcharakteristik und betrifft ausschließlich die Eingangslautstärke. Olympus empfiehlt im Handbuch, musikalische Performances in geschlossenen Räumen mit niedriger Mic-Sensitivity aufzunehmen. Auch bei dieser Einstellung verhalten sich die Recorder noch sehr empfindlich, so dass bei meinen Tests auf der Skala von 1 bis 10 selten die 5 überschritten wurde. Die hohe Einstellung ist für Naturgeräusche oder größere Konferenzen gedacht, wobei auch weiter entfernte Schallquellen erfasst werden sollen. Eine Auto-Funktion zum Aussteuern gibt es ebenfalls, ich persönlich würde diese aber nur unter äußerstem Zeitdruck einsetzen.

Sollte ein Recorder trotz sorgfältigstem Pegeln einmal übersteuern, leuchtet in diesem Moment kurz eine rote LED auf. Leider gibt es keine Peak-Hold-Funktion, die auch im Nachhinein anzeigt, dass in einem Moment zu viel Eingangslautstärke anlag. Das ist vor allem ärgerlich, wenn ein Recorder auf einem Stativ in einem etwas verwinkelten Eck des Proberaums aufgestellt wird oder man keinen direkten Blick auf die Frontseite des Gerätes hat. Unerwünschte Pegelspitzen werden standardmäßig natürlich von dem integrierten Limiter beseitigt, aber sobald dieser zugreift, ist je nach Zugriffsgrad auch ein recht deutliches Pumpen zu hören. Dies sollte also vermieden werden. Meiner Meinung nach würde eine etwas kürzere Release-Zeit dem Limiter gut zu Gesicht stehen. Wenn die Location in der Einflugschneise eines Flughafens liegt oder der Bassist der Band während der Aufnahmen mit seinen schweren Schritten durch den Proberaum stapft, schaltet man am besten das integrierte Low-Cut-Filter zu. So lassen sich tieffrequente Störsignale vermeiden.
Ein etwas spezielleres Feature ist der Zoom-Mic-Modus. Mit diesem kann man die Aufnahme im Stereofeld verbreitern oder auch anders herum nur die Signale in den Fokus rücken, die an beiden Mikrofonen etwa gleichlaut ankommen. Will man also nur den Gesang eines bestimmten Vogels aufnehmen, der in einer Baumkrone munter vor sich hin tiriliert, stellt man diese Funktion auf „Narrow“. Natürlich ersetzt das kein Richtmikrofon, aber zumindest störende Umgebungsgeräusche werden tatsächlich erheblich leiser. Der Effekt wird während der Aufnahme angewendet und ist im Nachhinein nicht mehr zu entfernen. Zur automatischen Aktivierung der Aufnahme gibt es beim LS-11 außerdem einen Voice-Sync Modus. Ist dieser aktiviert, springt der Recorder an, sobald ein Schwellwert überschritten wird, den man festlegen kann. Die Aufnahme wird dementsprechend auch beendet, wenn dieser Threshold für eine vorher bestimmte Zeit nicht mehr überschritten wird. Danach bleibt das Gerät nicht im Voice-Sync Modus. Eine Arbeit im Sinne von „Watson, notieren sie…“, bei der eine jede auch noch so unwichtige oder sinnwidrige Bemerkung von einem virtuellen Sekretär schicksalsergeben aufgezeichnet wird, ist also leider nicht möglich.
Im Player hört ihr, den anderen Tests unseres Marathons entsprechend, jeweils eine Aufnahme von Drums, Gesang mit Gitarrenbegleitung und Umgebungsgeräuschen. Da die bonedo-Zeitmaschine momentan wieder einmal rund um die Uhr belegt ist, war es mir leider nicht möglich, die exakt gleichen Aufnahmevoraussetzungen zu schaffen. Stattdessen hört ihr Drums in einem etwas weniger gedämpften Raum und ein Tischtennis-Match im Freien. Für die Gesangsaufnahme hat der in München lebende Singer/Songwriter Markus Rill mit seinem Song „The Things That Count“ hergehalten. Wenn euch die Musik gefällt, schaut doch auf seiner Website www.markusrill.net vorbei und bestellt am besten gleich die Platte mit.

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LS-10 Ambience LS-10 Drums LS-10 Voc/Git
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LS-11 Ambience LS-11 Drums LS-11 Voc/Git

Die Aufnahmequalität beider Geräte ist hervorragend. Das LS-10 lässt als einziges Manko die Bassfrequenzen ein wenig unterbetont. Hin und wieder wirken die Höhen ein wenig harsch. Hier wurde im LS-11 nachgebessert, was nicht nur auf der Drums-Aufnahme gut zu hören ist. Im Falle der Gesangsaufnahme wirkt diese Bass-Anhebung aber ein wenig übertrieben. Die Gitarre erscheint sehr dominant, die Stimme verliert sich ein wenig im hinteren Raum, und generell klingt das Ergebnis des LS-11 nicht ganz so sauber wie beim LS-10. Dies liegt aber in diesem speziellen Fall auch daran, dass während der Aufnahme von Gesang und Gitarre bei beiden Geräten der Limiter zugeschaltet war, um eventuelle Übersteuerungen zu vermeiden. Beim LS-10 funktionierte das perfekt, der LS-11 griff bereits viel früher zu und drückte den Klang ein wenig platt. Eigentlich nicht das Verhalten, das man von einem Limiter erwarten würde, vor allem nicht, wenn das Eingangssignal um -6dB herum liegt. Die restlichen Beispiele sprechen aber für sich, und an dieser Stelle muss wohl der persönliche Geschmack entscheiden.

OlympusLS10LS11Group_04FIN

Wiedergabe und Bearbeitung
Prinzipiell empfiehlt es sich, die Audiofiles in einer komplexeren Umgebung wie dem enthaltenen Cubase LE 4 nachzubearbeiten, zu schneiden, zu normalisieren oder mit Effekten zu versehen. Auf die Schnelle kann man das aber auch innerhalb der beiden Geräte erledigen. PCM-Files können an einem Schnittpunkt nach Wahl in zwei Dateien geteilt oder ab diesem auch gelöscht werden, was sinnvoll ist, um unbrauchbare Aufnahmen zu entfernen und Speicherplatz zu sparen. Bei Bedarf lässt sich ein frei definierbarer Bereich einer Aufnahme in Schleife wiedergeben. Der LS-11 ermöglicht es weiterhin, bis zu 16 Index-Marker zum Kennzeichnen wichtiger Stellen zu setzen und Bereiche eines Files in Schleife wiederzugeben.
Ebenfalls für die Wiedergabe aus den beiden Recordern heraus gibt es zwei Effekt-Typen. Zum einen kann man ein Reverb aktivieren und den aufgenommenen Klängen die Rauminformationen „Studio“, „Club“, „Hall“ oder „Dome“ verpassen. Der Sound wirkt etwas blechern und ist natürlich nicht mit hochwertigen Hall-Algorithmen vergleichbar. Bei Euphony handelt es sich um eine Art pauschale Mastering-Effektkette, die einen Kompressor und Equalizer zugreifen lässt und darüber hinaus noch einmal die Stereobreite erhöht. Auch dies geschieht über vier verschiedene Presets. Beide Effekte können nicht in die Dateien mit eingerechnet (gebounced) werden und sind verglichen mit professioneller Klangbearbeitung eher Spielereien.

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Profilbild von Klaus Hamburg

Klaus Hamburg sagt:

#1 - 17.07.2011 um 13:37 Uhr

1

Danke für den sehr ausführlichen Bericht!
Ich habe den LS-11 seit ca. 1 Woche im Einsatz und möchte noch folgendes hinzufügen:Ein deutschsprachiges Handbuch wird mitgeliefert, es fehlt also nicht, wie im Test dargestellt.Mal ehrlich: Das Gerät wird doch sicherlich oft diejenigen ansprechen, die einen MP3-Player mit exzellenter Aufnahmequalität wünschen (und dann viel mehr erhalten). Wirkliche Profis greifen zu anderer Hardware. Also werde ich auch auf die Nutzung als Wiedergabegerät eingehen.Die verschiedenen Klangdarstellungen mit EUPHONY sind zwar ganz hübsch, aber ein kleiner Equalizer wäre doch hilfreich, um zumindest Höhen und Tiefen individuell anzupassen.Die Fernbedienung (nur für Aufnahme) funktioniert tadellos, ein wirklich sehr nützliches Feature.Sehr schön auch, dass sowohl Aufnahmepegel als auch Lautstärke über manuelle Drehpotis eingestellt werden, die einen sehr soliden Eindruck hinterlassen.Wie im Test beschrieben kann man WAV-Dateien mit dem LS-11 direkt schneiden, um z.B. die Startphase oder natürlich auch das Ende abzuschneiden. Leider ist mir dies bislang noch nciht mit importierten WAV-Dateien gelungen, da verweigerte er bislang diesen Dienst, aber man kann das ja auch mit der mitgelieferten Software Cubase LE4 erledigen.Ich kann die exzellente Aufnahmequalität nur bestätigen, selbst die kleinen eingebauten Mikrofone sind erstaunlich gut!!!Man merkt manchmal schon, dass Olympus eher im Segment der Sprachrecorder/Diktiergeräte verwurzelt war. So sind im Hauptverzeichnis fünf Sprachordner angelegt sowie ein Musikordner. Die Namen dieser sech Hauptordner kann man leider nicht ändern. Unter den Sprachordnern lassen sich keine Unterordner anlegen, jedoch unter dem Musikordner kann man noch zwei weitere Ebenen hinzufügen, was eigentlich ausreicht. Insgesamt können unter dem Musikordner 127 weitere Ordner angelegt werden, auch das sollte reichen. Sehr schön bei dieser Gelegenheit: Beim Ausschalten merkt sich der LS-11 den zuletzt geöffneten Ordner und aktiviert ihn auch gleich wieder beim Einschalten. Sogar einen Titel, wenn man ihn mittendrin angehalten hat, fiindet er wieder auf und man kann am nächsten Morgen exakt dort fortsetzen; das ist z.B. beim Abhören eines Hörbuchs sehr praktisch.Das Display ist sehr gut, jedoch sind mir manche Detailinformationen noch nicht klar und da lässt einen das Handbuch auch allein. Hier wäre es gut, wie bei vielen Audio-Geräten, alle möglichen Anzeigen aufzuführen und kurz zu beschreiben.Prima die Möglichkeit der "Fn"-Taste, also "Function". Ihr kann man sehr einfach den individuell wichtigsten Menübefehlt zuweisen.Ich bin ein Freund von AA-Batterien bzw. entsprechenden Akkus. Sie haben vielleicht nicht die Laufzeit interner Akkus, dafür weiss ich aber auch, dass ich jederzeit notfalls im Supermarkt oder an der Tanke Ersatz erhalte. Da der LS-11 extrem sparsam mit Energie umgeht sollte dies ohnehin nur selten ein Problem sein. Aber hier haben wir schon ein kleines Manko: Die Ladeanzeige ist sehr grob, und wenn man nicht mitgezählt hat dann ist sie plötzlich vorbei, die Energie. Ein entsprechender Menüpunkt zur detaillierteren Anzeige wäre hilfreich.Die mitgelieferter Tasche ist schon OK. Ein wenig nervt der Klett-Riemen, der das Gerät in einem Fach in der Tasche fixiert, denn der Klettverschluss klammert sich auch an die Innenseite der Tasche und ist wirklich zäh....Mein Fazit: Superklasse!Was würde ich mir für die nächste Version wünschen?1. Man kann bereits Dateien von einem Ordner in einen anderen kopieren (mit dem PC ohnehin). Schön wäre ein Ordner mit Hot-Links, in den man die Dateien nicht kopiert sondern nur mit einem Link eine Verbindung herstellt, um dann diesen Ordner abzuspielen. Das reduziert Speicherplatz und kann schön sein, wenn man sich etwas zusammenstellen will.2. Praktisch wäre es, die Micros zu versenken und damit zu schützen.3. Ein kleiner Equalizer wäre prima4. Auf den internen "Lautsprecher" (sogar in Stereo) sollte man verzichten. Der ist so unfassbar leise, dass man ohnehin mit Ohrhörer besser bedient ist und somit Platz, Gewicht und Technik gespart werden könnte.Der Preis ist längst nicht mehr der UVP von 449 EUR. Ich kaufte im Juli 2011 inkl. allem Zubehör sowie einer zusätzlichen 8GB SD-Karte für 279 EUR.

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