PRAXIS
Vor dem Start einer Aufnahme entscheidet man sich im Menü des LS-3 neben dem Dateiformat beispielsweise für die Aktivierung eines Low-Cut Filters, das wahlweise ab 100 Hz oder großzügigen 300 Hz zugreift und das Signal von unerwünschten tiefen Frequenzanteilen unterhalb dieses Schwellenwertes befreit. Zum Bändigen von unerwartet hohen Pegelspitzen, die den Recorder zum Übersteuern bringen können, ist die gängige Notfallmaßnahme in Form eines Limiters vorhanden, der sich wahlweise auch zu einem etwas weniger rabiat eingreifenden Kompressor umfunktionieren lässt. Wie bei allen Geräten dieser Art sollte man aber, zumindest wenn man Wert auf einen natürlichen und unverfälschten Klang legt, solche Funktionen wirklich nur als Notnagel einsetzen. Das Klangbild leidet in der Regel unter dem typischen Pumpen des Limiters, wenn selbiger zu stark agiert. Sorgfältiges Pegeln mit genügend Headroom bis zur Clipping-Grenze ist also nach wie vor eine Voraussetzung, um die klanglichen Möglichkeiten eines solchen mobilen Digitalrecorders auszuschöpfen. Dementsprechend empfinde ich die Funktion zum vollständig automatischen Pegeln als ein wenig kontraproduktiv. Beim hastigen Mitschneiden von Gesprächen mag dieses in vielen Geräten dieser Art zu findende Feature noch ausreichen, aber vor allem, wenn es um die Aufnahme von Musik geht, lohnt sich der kurze Moment, den man zum Einstellen eines vernünftigen Eingangspegels braucht. Man entscheidet sich zunächst im Menü für eine von drei Sensitivitätsstufen und stellt dann, während der LS-3 in Aufnahmebereitschaft ist, die feineren Abstufungen über das Steuerkreuz ein. Eigentlich eine sehr funktionale und platzsparende Lösung. Ein separates kleines Poti zur Pegeleinstellung vermisse ich jedenfalls nicht.
Zum Auslösen einer Aufnahme gibt es neben der Oldschool-Variante (Drücken des Record-Buttons) mehrere Zusatzfunktionen, die es ermöglichen, den LS-3 zu starten, sobald im Eingangskanal eine gewisse Lautstärke überschritten wird, und auch wieder abzuschalten, sobald Ruhe einkehrt. Ähnlich wie ein akustischer Bewegungsmelder kann der Recorder auf diesem Weg schon während der Aufnahme Dateien erzeugen, die keine unnötigen Pausen beinhalten, in denen es nicht viel zu hören gibt – ein im Produktgenre inzwischen gängiges Feature. Zu allem Überfluss bietet der LS-3 aber gleich zwei Funktionen, die sich dieser Aufgabe widmen: Die kryptisch betitelte VCVA-Funktion arbeitet wie oben beschrieben, die Voice-Sync-Funktion reagiert dagegen vorrangig auf den typischen Frequenzbereich einer Stimme. Vor allem Nebengeräusche im Bassbereich können, wenn es um die Aktivierung der Aufnahme geht, effektiv als Triggersignale ausgeschlossen werden. Ob es wirklich nötig ist, dies als separaten Menüpunkt anzubieten, ist fraglich, an der Funktionalität ändert das aber natürlich nichts. Ich hoffe, es ist mir erlaubt, eine kleine Anekdote einzuschieben: Im Zusammenhang mit dem automatischen Auslösen von Aufnahmen war ich während der ersten Tage mit dem LS-3 ein wenig irritiert. Schon als das Testgerät bei mir ankam, war der interne Speicher komplett mit Aufnahmen von Verkehrslärm oder anderen nicht wirklich identifizierbaren Geräuschen gefüllt. Zunächst schrieb ich diesen Umstand einem Vorbenutzer zu, tatsächlich musste ich aber während meiner Testphase feststellen, dass sich der LS-3 in manchen Momenten selbst aktivierte und ohne weitere Aufforderung eine Aufnahme startete. Im Nachhinein wurde mir klar, dass der Recorder mit den anfänglich vorhandenen Aufnahmen offenbar Teile seines Postwegs dokumentiert hatte. Ich begann, dem Recorder ein schleierhaftes Eigenleben zuzuschreiben und sah mich mit den immer wieder auftretenden mysteriösen Aufnahmen, die zudem meistens bei Nacht passierten, schon fast einem Fall für die X-Akten gegenüber. Letztendlich wurde mir aber klar, dass ein Benutzer vor mir offenbar die Timer-Funktion des Recorders und zudem die Voice-Sync-Funktion aktiviert hatte. So erwachte der LS-3 also pünktlich zur Geisterstunde zum Leben und machte, wenn es denn etwas zu Hören gab, seine Aufnahmen. Nach dem Abschalten des Timers ebbten die nächtlichen Heimsuchungen ab. Kein Aufstand der Maschinen also!
Um den von vornherein sehr breiten Aufnahmebereich des Recorders einzuschränken und den Mikrofonen eine Art Richtwirkung zu verpassen, bietet der LS-3 mit dem Zoom-Mic-Modus eine Möglichkeit, Signale abzusenken, die von der Seite an die beiden Mikrofone gelangen. Der Bereich vor dem Recorder wird demnach etwas fokussierter aufgezeichnet. Hierbei handelt es sich allerdings um einen schlichten Software-Effekt, der zudem in eine Aufnahme mit eingerechnet wird und hernach nicht mehr entfernt werden kann. Als wesentlich interessanter empfinde ich in dieser Hinsicht das bereits angesprochene Mittenmikrofon. In den folgenden Audio-Beispielen könnt ihr euch ein Bild von diesem kleinen Schallwandler mit großer Wirkung machen und natürlich auch in den Klang der Standard-Aufnahmen ohne Mittenmikrofon hineinhören. In den ersten beiden Tracks gibt der Singer/Songwriter Markus Rill seinen Song „Falling Into Place“ zum Besten. Die Schlagzeugaufnahmen wurden aus einer Overhead-Position heraus aufgezeichnet, für den Atmo-Track (ohne Mittenmikrofon) hatte ich passend zum anfänglich mysteriösen Eigenleben des LS-3 die Aufnahme einer Fahrt in einer Geisterbahn geplant, die letztendlich aber so langweilig und nichtssagend klang, wie die Fahrt selbst sich anfühlte. Folglich habe ich mich in ein Waldstück in der Nähe einer Landstraße begeben und ganz traditionell Vogelgezwitscher und Glockengeläut aufgenommen, das im Verlauf des Tracks von drei vorbeifliegenden Propellermaschinen in eine gewisse Pink-Floyd-Stimmung getaucht wird.
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Wie man hört, wird der LS-3 dem Ruf seiner LS-Familie gerecht. Der Klang der Kondensatormikrofone wirkt klar, crisp und in seiner breiten Räumlichkeit wirklich überzeugend. Die Mikrofone sind hochsensibel und bei der höchsten Pegeleinstellung kann sogar ein leichter Luftzug das Gerät zum Übersteuern bringen. Aber auch mit lauten Schallquellen kommt unser Proband gut zurecht. Im Falle der Schlagzeugaufnahme, die relativ nah an der Clipping-Grenze aufgezeichnet wurde, habe ich sogar den subjektiven Eindruck, eine leichte Kompression wahrzunehmen, was meiner Meinung nach aber nicht störend wirkt, sondern die Aufnahme relativ ausgeglichen und druckvoll klingen lässt. Woran es den beiden Kondensatormikrofonen ein wenig fehlt, ist ein kräftiger Bassbereich. An dieser Stelle kommt das Mittenmikrofon ins Spiel, das man mit einem kleinen Augenzwinkern auch ruhig als „Tiefmittenmikrofon“ bezeichnen darf. Der kleine und unauffällige Schallwandler fügt dem Gesamtklang eine überraschend üppig ausfallende Portion tiefer Frequenzen hinzu und schießt damit fast ein wenig über das Ziel hinaus. Eine Möglichkeit, dieses Zusatzsignal extra zu pegeln, wäre hier sicher äußerst hilfreich gewesen. Das Gerät bietet darüber hinaus eine Auswahl an verschiedenen Wiedergabe-Effekten und so lässt sich beispielsweise eine Rauschunterdrückung aktivieren oder das Tempo einer Aufnahme bei gleichbleibender Tonhöhe beeinflussen. Ein Metronom oder Stimmgerät hat der Recorder allerdings nicht zu bieten. Was mir besonders gut gefällt ist die Möglichkeit, die verschiedenen Aufnahme-Einstellungen in Snapshots abzuspeichern, die als „Aufnahme-Situationen“ bezeichnet werden. So kann man den LS-3 beispielsweise direkt von einer niedrigeren Qualitätsstufe für Sprachaufnahmen in seine Lieblingskonfiguration für das Mitschneiden von Proben oder Konzerten bringen – und das ohne umständliche Einstellungen im Menü.
hans sagt:
#1 - 20.06.2013 um 00:04 Uhr
Hallo, finde die Seite sehr informativ. Wurde e gerne wissen wie INR. Vergleich DSS ls-5 mit dem ls-3 seht. Preislich tut sich da nicht viel, welches sollte ich kaufen, zumal das neue als drei günstiger ist.