Praxis
Aufnahme
Die Batterien sind eingelegt, das Dateiformat ist gewählt, und wir sind startklar für die ersten Aufnahmen mit dem LS-5. Der erste Schritt ist das Pegeln der Eingangslautstärke, denn einerseits wollen wir den Recorder nicht mit einem zu leisen Signal füttern und andererseits soll er von einem donnernden Schlagzeug auch nicht in die digitale Sättigung getrieben werden, denn das klänge nun einmal nicht gerade schön.
Als grobe Richtlinie empfiehlt sich ein Spitzenpegel, der noch etwa 6 bis 12 dB Headroom bis zur oberen Grenze lässt. Diese für die letztendliche Aufnahmequalität sehr wichtige Aufgabe kann man auch dem LS-5 selbst übertragen, denn er verfügt über eine entsprechende Auto-Funktion. Die natürlichsten und zudem verlässlichsten Ergebnisse erhält man aber, wenn man selbst am Rad dreht und die Eingangslautstärke von Hand anpasst – so viel Zeit muss immer sein. Der entsprechende Regler befindet sich auf der rechten Seite des Gehäuses, gleich neben einem mit „Mic Sense“ betitelten Schalter, mit dem man zwischen zwei Empfindlichkeits-Stufen des Mikrofons umschalten kann. Die Standardeinstellung „Low“ funktioniert in den meisten Fällen, und selbst dann reagiert der LS-5 noch vergleichsweise sensibel auf seine akustische Umgebung. Die höhere Einstellung eignet sich vor allem für Außenaufnahmen, bei denen beispielsweise hintergründige Geräuschkulissen aufgezeichnet werden sollen. Ein abendliches Froschkonzert mit dem Applaus zirpender Grillen im Hintergrund? In diesem Fall liegt man mit der Einstellung „High“ richtig.
Was den meisten mobilen Digitalrecordern und so auch der LS-Familie fehlt, ist eine Peak-Hold-Funktion für die Anzeige auf dem LCD, die es ermöglicht, auch im Nachhinein zu erkennen, ob während einer Aufnahme eine Übersteuerung aufgetreten ist. Wenn man keinen direkten Blick auf die Frontseite des Recorders hat, kommt das böse Erwachen oft erst bei der Nachbearbeitung, und in diesem Fall wünscht man sich natürlich, man hätte dieses Wissen bereits direkt nach der Aufnahme gehabt und doch noch einen zweiten Take gemacht.Limiter und Low-CutFür den Notfall haben die meisten mobilen Digitalrecorder einen Limiter an Bord, der die zu lauten Signalanteile direkt und automatisch absenkt, so dass keine Übersteuerungen des A/D-Wandlers auftreten können. Auch der LS-5 verfügt über eine solche Funktion. Bei meinen Experimenten mit verschiedenen Eingangspegeln hat sich allerdings gezeigt, dass der Limiter nicht erst im kritischen Lautstärkebereich, sondern durch seine Soft-Knee-Charakteristik weit früher zugreift. Das Ergebnis ist ein unnatürliches Pumpen, das bereits einsetzt, wenn ein „normaler“ Limiter noch längst keine Regung zeigen sollte und rein prinzipiell auch noch kein Handlungsbedarf besteht. Diese Art der Dynamikbeeinflussung neigt leider in manchen Fällen dazu, eine Aufnahme zu verschlimmbessern. Daher mein Tipp: Lieber ordentlich pegeln und den vermeintlichen Limiter abschalten!Wesentlich besser als der Limiter funktioniert das integrierte Low-Cut Filter. In manchen Fällen, wie zum Beispiel Sprachaufnahmen, ist es bereits im Vornherein abzusehen, dass die besonders tieffrequenten Signalanteile für das erwünschte Klangbild nicht relevant sein werden. Wenn der Aufnahmeraum zusätzlich noch im Stockwerk unter einer Schule für traditionellen schottischen Stampftanz liegt, dann kann man den Störgeräuschen mit dem Filter zu großen Teilen den Garaus machen. Natürlich funktioniert das auch bei weniger penetranten Nebengeräuschen wie einfachem Trittschall oder sonstigem Rumpeln, Rattern und Rumoren.
Der Sound des LS-5
In den Audiobeispielen hört ihr wie immer bei unseren Testberichten zu mobilen Digitalrecordern eine Schlagzeugaufnahme, einen Mitschnitt einer Gesangs- und Gitarrenperformance und einen Atmo-Track. Limiter, Filter und sonstige Features waren bei den Aufnahmen generell abgeschaltet. Im Falle der Drums, die in einem Proberaum eingespielt wurden, fällt mir eine leichte Überbetonung der Höhen um etwa 10 kHz herum auf, die den metallischen Glanz der Becken etwas deutlicher herauskehrt, als es eigentlich nötig wäre. Der Bassbereich, an dem es manchem Konkurrenzprodukt ein wenig fehlt, ist ausreichend vorhanden, auch wenn man mit einem einzelnen Stereopärchen aus der Entfernung natürlich nie den Subbass einer Direktabnahme mit zusätzlichem Mikrofon in der Bassdrum erreicht. Insgesamt macht die Aufnahme einen weitestgehend linearen Eindruck.
Für die Gesangs- und Gitarrenaufnahme hat ein weiteres Mal der in München ansässige Songwriter Markus Rill in die Saiten gegriffen und einen Teil seines Songs „Wild Blue True-Hearted Man“ zum Besten gegeben. Das Klangbild wirkt absolut überzeugend, und mit einigen Experimenten zur Position des Recorders könnte man die Stimme auch sicherlich noch weiter herausarbeiten.
Der dritte Track im Player dokumentiert eine Entenfütterung, die ich an einem kleinen Weiher im Würzburger Stadtpark veranstaltet habe. Der Korrektheit halber: Selbstverständlich habe ich dabei darauf geachtet, nicht zu viel Futter auszustreuen und damit eventuell den natürlichen Kreislauf des Ökosystems durcheinander zu bringen. Die Aufnahmequalität ist für mein Empfinden hervorragend – den zum Teil etwas dröhnenden Verkehr im Hintergrund könnte man durch das Low-Cut Filter entschärfen, aber das geht im Grunde natürlich auch durch Bearbeitung im Nachhinein. Insgesamt kann ich nicht anders, als dem LS-5 in der wohl wichtigsten Disziplin, nämlich der Klangqualität, einen überzeugten Daumen nach oben zu geben.
Externe Schallwandler
Alternativ zu den eingebauten Mikrofonen kann man über den Mikrofonanschluss auch gerne eigene Mikrofone mit dem LS-5 verwenden. Echte 48Volt-Phantomspeisung für ein Kondensatormikrofon bietet der LS-5 allerdings keine, sondern nur die wesentlich geringere Plug-In-Power, die zwischen 3 und 5 Volt liegt und zum Betrieb mancher Elektret-Kondensatormikrofone nötig ist. Dynamische Mikrofone oder Mikros mit einer eigenen Stromversorgung funktionieren dagegen tadellos. Über die Line-In-Buchse kann man den Recorder außerdem direkt mit einem Mischpult oder eventuell auch einem Instrumentenausgang verbinden. Das anliegende Signal wird weitestgehend neutral und ohne deutliche Verfärbungen des Frequenzspektrums aufgezeichnet. Das gleichzeitige Aufnehmen aus mehreren Quellen und Erstellen von Multitrack-Aufnahmen wie bei einigen anderen Recordern funktioniert dagegen leider nicht und bleibt das Metier einiger weniger Spezialisten.
Zusatzqualifikationen – Weitere Features des LS-5
Jenseits der für die Aufnahme wichtigen Kernfunktionen bieten mobile Digitalrecorder heutzutage meist einige ausgeklügelte Zusatzfeatures an, die sich im alltäglichen Gebrauch zu einem Teil als sehr nützlich und zum anderen Teil einfach als nette Spielereien ohne besonders ausgeprägte Zweckmäßigkeit erweisen. Der LS-5 hat von beiden Sorten dieser Sahnehäubchen einige an Bord. In die erste (also durchaus sinnvolle) Kategorie würde ich die Voice-Sync-Funktion einordnen, die es erlaubt, eine Aufnahme automatisch zu starten, sobald die Eingangslautstärke einen gewissen Schwellenwert überschreitet. Eine Art akustischer Bewegungsmelder also, dessen Empfindlichkeit sich frei justieren lässt.Mit dem Zoom-Mic-Feature kann man den Mikrofonen eine Art Richtwirkung verpassen und die gemeinsamen Signalanteile des Stereopärchens betonen, während die restlichen Umgebungsgeräusche abgesenkt werden. Der LS-5 konzentriert sich in diesem Modus also deutlicher auf das akustische Geschehen direkt vor der Stirnseite (auf das man mit dem Recorder „zielt“), was auch zur Folge hat, dass die ohnehin recht ausgeprägte Stereobreite eingeschränkt wird. Unter entsprechenden Umständen oder Anforderungen erfüllt auch das seinen Zweck sehr gut.
Die beiden Effekte für die Wiedergabe sind dagegen tatsächlich als nette Spielereien zu verstehen, die meiner Meinung nach in der Praxis kaum zu einer substanziellen Verbesserung des Klangbildes beitragen. Neben einem sicher gut gemeinten, aber etwas dünn klingenden Hall, kann man die eigenen Aufnahmen auch mit dem Euphony-Effekt versehen, der (ähnlich wie die Zoom-Mic-Funktion) Änderungen an der Stereobreite des Audiomaterials vornimmt. Beide Effekte lassen sich nur während der Wiedergabe zuschalten und nicht in die Files mit einrechnen, was für mein Empfinden aber auch nicht nötig wäre.
Olympus Sonority
Zur Organisation und Nachbearbeitung der aufgenommenen Audiofiles findet sich im Paket des LS-5 die Bearbeitungssoftware Sonority, die von Olympus selbst entwickelt wurde. Im Gegensatz zum LS-11, der momentan noch mit einer Version von Steinberg Cubase LE 4 und laut Vertrieb schon bald mit Cubase LE 5 kommt, ist der Funktionsumfang also auch auf Software-Ebene etwas eingeschränkt, denn das Programm Sonority konzentriert sich auf die grundlegendsten Bearbeitungsfunktionen. Der LS-5 wird, sobald er angeschlossen ist, automatisch erkannt und im Browserfenster der Software angezeigt. Hier kann man Dateien vorhören, auf die Festplatte kopieren und mit einer bildhafteren Namensgebung anstatt der standardmäßigen durchlaufenden Nummerierung versehen.
Für dich ausgesucht
Der ein- oder andere Schnitt oder ein Aneinanderreihen verschiedener Dateien ist im Normalfall nötig, und das lässt sich im Edit-Fenster von Sonority auch kinderleicht umsetzen. Darüber hinaus stehen dem Anwender einige weitere Effekte zur Verfügung, mit denen man das Frequenzspektrum, die Dynamik und die Räumlichkeit seiner Mitschnitte bearbeiten kann. Selbst eine Rauschunterdrückung findet sich im virtuellen Werkzeugkasten. Die Bedienphilosophie ist größtenteils intuitiv gestaltet und basiert hauptsächlich auf „Click, Drag and Drop“, weshalb man eine Dokumentation auf Papier oder Tutorial-Videos wie bei Cubase kaum vermisst. Für den Notfall findet sich für die meisten Probleme in der Hilfe-Sektion des Programms eine Lösung. Mit einer professionellen Bearbeitungssoftware kann sich Sonority nicht messen, aber das muss es als kostenlose Zugabe auch nicht. Die grundlegenden Bedürfnisse werden befriedigt.
Boa99 sagt:
#1 - 23.08.2011 um 18:51 Uhr
Jetzt bin ich noch mehr verunsichert.
Ich möchte das Gerät für (legale) Konzertmitschnitte nutzen. Da ist die frage... nicht jeder Akt hat ein modernes Mischpult mit Line-Out wo man, virgefiltert, dran saugen darf. Da muss der Limiter schon vernünftig funktionieren. Manuelles Pegel bekomme ich mit einer videokamera in der anderenhand und einer Fotokamera um den Hals eher nicht hin ;-) sag mir bitte ein Gerät was einen guten Limiter und Dynamikumfang hat und ich werde es kaufen... Preis ist jetzt nicht so ultra wichtig, weil ich das ding gegen Geld sicher mal verleihen kann.
shariva sagt:
#2 - 12.09.2011 um 19:51 Uhr
Hallo, ich bin kein Musiker. Habe das LS 5 um Meditationen aufzunehmen mit Hintergrundmusik. Nun habe ich das Problem, dass am Anfang und am Ende der Aufnahme das Klickgeräusch von dem Start und Stopknopf drauf ist. Das ist echt störend. Hast Du einen Tip für mich? Soll ich vielleicht mit der Fernbedienung starten und enden? Danke für Deine Antwort... LG Shariva
AggiBerger sagt:
#3 - 13.09.2011 um 02:01 Uhr
@Boa99: Ein Limiter ist in solchen Geräten meiner Meinung nach immer ein Notnagel, der Übersteuerungen verhindern soll. Wenn du dir vor der Aufnahme ein wenig Zeit für einen kleinen Soundcheck nimmst und den Eingangspegel entsprechend anpasst, brauchst du im besten Fall keinen Limiter mehr, und das ist auch wünschenswert, da sonst die Klangqualität deutlich leidet. Wenn du dir eine Aufnahme mit kräftigem Limiter-Einsatz anhörst, wirst du höchstwahrscheinlich ein unangenehmes Pumpen direkt nach den lautesten Momenten hören. Also lieber ordentlich Pegeln ;-)@shariva: Mit der enthaltenen Bearbeitungs-Software kannst du störende Nebengeräusche entfernen - einfach am Anfang und Ende ein Stückchen kürzen, und die Tastengeräusche sind Geschichte.Ich hoffe, dass ich euch helfen konnte!
Andreas sagt:
#4 - 05.01.2014 um 15:06 Uhr
Dank für Euren Test , schade daß Ihr bei allen Tests die Klangbeispiele mit Flash hinterlegt - warum nicht mp3-Download oder html5 ? iOS-Browser und Leute wie ich die aus Sicherheitsgründen Flash deaktiviert bzw. gar nicht erst installliiert hatben hören in die Röhre . Killt den Dinosaurier Flash doch endlich bitte ! Gruß Andi