Omnitronic TRM-422: Die Steinigke Showtechnic GmbH aus dem unterfränkischen Waldbüttelbrunn hat ihre Marke Omnitronic mittlerweile als feste Adresse für günstige Rotary-DJ-Mischpulte etabliert. Der zweikanalige Omnitronic TRM-202 MK3 und der vierkanalige Omnitronic TRM-402 bieten zum aktuellen Straßenpreis von 299 Euro bzw. 444 Euro originales, puristisches Rotary-DJ-Feeling, ohne gleich vierstellige Beträge abdrücken zu müssen.
Mit dem neuesten TRM-Modell legt Omnitronic nun ein wahres Deluxe-Modell vor, das alle bewährten Features der Vorgängermodelle vereint, aber zusätzliche Funktionen bietet, die sich zahlreiche Fans aus der Community gewünscht hätten.
In den vier Kanälen verfügt das Mischpult über Volume, Gain und Dreiband-EQs, im Masterweg gibt es einen Dreibandisolator, ein zuschaltbares Multifilter, einen Insert-Weg und – einen Crossfader. Sogar für den DVS-Betrieb ist das Teil vorbereitet.
Details
Im nüchtern und funktional gestalteten, weißen Karton finden sich neben dem etwas mehr als fünf Kilo schweren Mischpult noch eine Bedienungsanleitung, Einbauschienen für 19-Zoll-Racks und ein Kaltgerätenetzkabel. Wie schon bei den „kleineren“ Omnitronics ist das Netzteil also im Pult eingebaut und hängt nicht als Klotz zwischen zwei meist zu langen Kabeln mit exotischer Steckverbindung herum.
Dem Testgerät lagen außerdem 16 Blindstecker und acht kurze Mono-Cinch-Kabel bei. Final werden jedoch nur zwei Mono-Cinch-Kabel mitgeliefert, die dazu dienen, die Insert-Masterpunkte zu verbinden, wenn kein Effektgerät eingeschleift ist.
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Omnitronic TRM-422: Erster Eindruck
Das Omnitronic-Flaggschiff ist 41 x 28,5 x 10,5 cm groß und üppig bestückt. Alles, was die kleineren Brüder an Bord haben, ist vorhanden – und dazu noch vieles mehr, was typische Rotary-Mixer normalerweise nicht bieten. Insgesamt 35 Potentiometer sind auf der Oberfläche für die vielen Funktionen verteilt. Allein 20 Potis finden sich in den vier Kanälen, denn diese verfügen nun neben dem Lautstärkeregler und den mittengerasterten Dreiband-Equalizern zusätzlich über einen Gain-Regler. Zwei Druckschalter aus Plastik – bekannt bereits von den kleineren Omnitronic-Rotaries – schalten den Kanal auf den Kopfhörerweg und auf das resonanzfähiges Multiband-Filter mit Tiefpass-, Hochpass- und Bandpass-Charakteristik. Ein kleiner Dreiwegkippschalter weist jeweils den Kanal dem Crossfader zu.
Sakrileg?
Ein Crossfader? Ja, sind die Rotary-Götter denn verrückt geworden?!? Er kann pro Kanal per Dreiwegkippschalter links oder rechts zugeordnet oder auch einfach bei Mittelstellung abgeschaltet werden. An der Vorderseite des Mixers befindet sich ein Poti zur stufenlosen Regelung der Übergangscharakteristik von scharfem Cut zu feinfühligem Mix. Alles sehr selbsterklärend.
Rotary-Mixer mit Crossfader sind selten. Mir fallen auf Anhieb nur der Formula Sound FF4.2R und Sonderanfertigungen von Condesa ein.
So ein flinkes Cut-Werkzeug steht haptisch und ästhetisch eigentlich fast gegensätzlich zum gemächlichen Schrauben mit Drehreglern. Aber die Kunden haben es ja so gewollt.
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Denn Omnitronic betont, dass der Mixer viele zusätzliche Funktionen bietet, die sich zahlreiche Fans aus der Community gewünscht hätten.
Neue Features sind:
– der Crossfader,
– das resonanzfähige Multi-Filter,
– ein Main-Bus Insert, der per Knopfdruck unter dem Master aktiviert wird und das Signal aus dem Master Insert herausgeführt, z. B. an ein angeschlossenes Delay,
– ein Effektweg, über den weitere externe Lieblings-Effekte angesteuert und zurückgeführt werden, der aber auch als weiterer Ein-und Ausgang dienen kann,
– zwei Mikrofonkanäle, von denen der erste nun über einen mittengerasterten Zweiband-Equalizer verfügt,
– ein weiterer mittengerasterter Bass-und-Höhen-EQ dient im Booth-Weg zur klanglichen Anpassung der Monitorboxen,
– vorne gibt es zwei Kopfhöreranschlüsse im großen und kleinen Stereoklinkenformat,
– und schließlich gibt es auch noch einen Miniklinkeninput für Handy & Co auf der Oberseite, der zusätzlich auf Kanal 4 geschaltet ist.
Bewährtes
Natürlich haben Omnitronic wieder ihren analogen Isolator mit ALPS-Drehpotentiometern (Blue Velvet RK27), 10 dB Boost und Kill-Charakteristik und folgenden Trennfrequenzen verbaut: Low/Mid 300 Hz, 18 db/Okt , Butterworth, Mid/High 4000 Hz, 18 db/Okt , Butterworth). Die besonders großen Isolator-Knöpfe sind prominent platziert, diesmal aus Platzgründen auf der rechten Seite, über dem Crossfader.
Für die Volume-Regler im TRM-422 wird jedoch eine VCA-Steuerung verwendet, weswegen Omnitronic hier auf gekapselte JASON Pots setzt. Klanglich habe das laut Hersteller wegen der VCA-Steuerung keine Auswirkungen.
Anschlussfreudig: Omnitronic TRM-422
Wie schon die Vorgängermodelle erweist sich auch der TRM-422 als ausgesprochen anschlussfreudig. Jeder Kanal hat jeweils zwei Line-Eingänge, von denen einer rückseitig auf Phono-Impedanz umgeschaltet werden kann. Darüber hinaus bietet das Pult aber auch DVS-Integration, denn zusätzliche Timecode-Ausgänge pro Kanal ermöglichen die Einbindung eines vierkanaligen Digital-Vinyl-Systems wie zum Beispiel Traktor oder Serato. Jeder der vier Kanäle verfügt zudem über ein eigenes Masseschräubchen, wodurch eine schön aufgeräumte Verkabelung möglich ist. Alle Cinch-Anschlüsse sind übrigens vergoldet.
Zwei Mikrofone werden via XLR angeschlossen, im Gegensatz zu den Vorgängermodellen ebenfalls rückseitig, es ist schließlich genügend Platz vorhanden. TRM-202 und 402 hatten hinten noch Gain-Schräubchen, die hat Omnitronic eingespart, es gibt ja jetzt richtige Gain-Regler auf der Oberfläche.
Master-und Booth-Out liegen jeweils als XLR-und Cinch-Ausgänge vor, ein Master-Insert ist als Stereo-Cinch-Ein- und Ausgangspärchen vorhanden. Da denkt der Hersteller dann wohl eher an das Einschleifen von DJ-Effektgeräten und weniger an Kompressoren mit symmetrischen Eingängen. Hier kommen auch die beiliegenden kurzen Cinch-Mono-Kabel ins Spiel: Sie dienen zur Überbrückung des Master-Inserts, wenn kein Effekt eingeschleift ist. Ansonsten würde das Stereosummensignal bei Aktivierung des Main-Bus-Insert-Buttons auf der Oberseite des Mixers nämlich ins Nirgendwo geleitet, und der Mix-Output bliebe stumm.
Apropos Effektgeräte: Über dem Power-Schalter befinden sich noch zwei große Stereoklinkenbuchsen mit der Aufschrift EXT FX OUT/IN. Über den Ausgang kann das Post-Fader-Signal der einzelnen Kanäle vor der Summe abgegriffen und einem externen Effektgerät zugespielt werden. Über den Eingang wird es dann zurückgeführt. Alternativ kann der FX-Out aber auch als weiterer Ausgang, z. B. zur Nebenraumbeschallung, genutzt werden. Ein Record-Out im RCA/Cinch-Fomat ist ebenfalls vorhanden.
Was es sonst noch gibt – und was nicht
Auf der Mixeroberfläche bietet sich ein weiterer Eingang für Handys und andere Zuspieler in Form einer Miniklinkenbuchse an. Auch der Kopfhörerausgang verfügt neben der normalen 6,3-mm-Stereoklinkenbuchse über einen weiteren Ausgang im 3,5-mm-Format. Mit den beiliegenden Montagewinkeln ist der 19-Zoll-Rackeinbau möglich.
Um den Preis niedrigzuhalten, verzichtet Omnitronic auf diverse Attribute sehr viel teurerer Boutique-Mixer: Es gibt für die Level-Anzeige keine edel illuminierten VU-Meter, sondern nur vier zweckmäßige LED-Ketten mit 16 Segmenten in den wohltuend klassischen grün-gelb-roten Ampelfarben, das rechte Pärchen umschaltbar von Master-zu Booth-Outputlevel.
Das robuste, schwarze Metallgehäuse muss ohne edlen Holzrahmen auskommen. Wer’s holzig mag, kann für alle Omnitronic Rotary-Mixer passende Seitenteile bei Omniwoodkit dazukaufen, bestimmt auch bald für den TRM-422.