Praxis
Der Omnitronic TRM-442 ist schnell und unkompliziert verkabelt. Und weil das Teil so viele Eingänge bietet, finden auch sehr viele verschiedene Geräte wie Turntables und CD/Media-Player ihren festen Anschluss, sodass nicht ständig umverkabelt werden muss. Dank der Timecode-Ausgänge kann sogar eine DVS-Audiokarte fest installiert bleiben. Mir gefällt auch die einheitliche Bauart der Ausgänge für PA und Booth (jeweils XLR und Cinch).
Der Crossfader ist sehr leichtgängig und bietet sich vor allem für flinke Cuts an. Beim Spielen fällt schnell auf, dass Crossfader und Rotary-Mixer konzeptionell kein Widerspruch sind, sondern sich hervorragend ergänzen, wenn das Klangmaterial nicht sanft eingeblendet, sondern flott in Szene gesetzt werden will.
Die drei Isolatoren sind bereits vom Omnitronic TRM-202 Mk3 und TRM-402 bekannt und machen ihren Job gut, schließlich sind hier auch die guten ALPS-Potis verbaut. Die anderen Potis weisen nicht diese hohe Qualität auf. Das merkt DJ recht schnell. Beim Testmodell verhielten sich beispielsweise der zweite und der vierte Kanalregler unelegant schwergängig. Auf Nachfrage teilte Steinigke mit, dass sie unseren Hinweis nutzen und die produzierte Ware nochmal aussortieren lassen, um zu vermeiden, dass Geräte mit diesem Problem auf dem Markt landen.
Die übrigen Potis fühlen sich unspektakulär, aber zuverlässig an, das Schrauben macht Spaß. Die Kanal-Equalizer greifen auf folgende drei Frequenzbänder zu:
Low 20 – 300 Hz, Mid 300 Hz – 4 kHz, High 4 – 20 kHz, mit jeweils plus/minus 10 dB Boost und Cut. Die Absenkung kann sogar mittels Jumpern wahlweise auf -14 dB / -20 dB / -70 dB full kill gestellt werden. Dazu muss das Gerät jedoch geöffnet werden, und das sollten nur Fachleute machen, zudem dann die Garantie verfällt.
Für dich ausgesucht
Multimode-Filter am Omnitronic TRM-422
Solch ein analoges, zuweisbares, resonanzfähiges Multimode-Filter kennen wir bereits von anderen, wesentlich teureren Mixern wie dem PLAYdifferently Model 1 und Model 1.4 (wenn auch dort als Tiefpass mit zusätzlichem Hochpass), und es ist ein echtes Highlight des TRM-422.
Das Surfen am Rande der Resonanz macht sehr viel Spaß und lenkt mich persönlich beim Mixen schon fast zu sehr vom Arbeiten mit den sehr viel plakativer platzierten Isolatoren ab. Ich könnte mir die Filtersektion auch zentraler auf dem Mischpult vorstellen, anstatt ganz oben rechts in die Ecke gezwängt. Hört’s euch in den Audiobeispielen an.
Effektwege
Der TRM-422 verfügt über zwei verschiedene Möglichkeiten, um Effektgeräte einzubinden: per Master Insert und per FX-In/Out. Auf den ersten Blick gibt es keine
Effekt-Sends pro Kanal, sondern nur den Insert im Master. Jedoch bietet der Kanalschalter für die Filterzuweisung genau das: Hiermit wird das Kanalsignal nicht nur auf das Filter, sondern auch auf den FX-Out-Weg wegschaltet.
Nun braucht DJ natürlich einen Wet/Dry-Regler auf dem Effektgerät, um das Mischverhältnis zu kontrollieren. Ich habe während des Tests ein Ninja Tune Zen Delay eingeschleift und dieses bietet sowohl Wet/Dry-Mix als auch einen Bypass-Schalter.
Schön ist zum Beispiel das Anfahren des Hochpassfilters mit nachgeschaltetem Delay-Effekt. Beim Ausschalten der Kanalzuweisung rollt der Sound wieder dick und unbeeindruckt weiter, während das gefilterte Delay noch schön weiterwabert.
FX-In/Out
Der FX-In/Out ist also meines Erachtens die erste Wahl für das Einschleifen eines Kreativ-Effekts. Den Master-Insert empfehle ich für Kompressoren, Limiter & Co. Hier wird das Summensignal per Knopfdruck auf den Insertweg geschaltet. Hängt kein Gerät im Insert, geht das Signal bei versehentlich aktiviertem Schalter praktisch ins Leere, daher legen Omnitronic zwei kurze Mono-Cinch-Kabel zur prophylaktischen Überbrückung bei.
DVS
Das TRM-422 hat natürlich keine zertifizierte Soundkarte eingebaut. Es fehlt ja auch ein USB-Anschluss. Allerdings kann DJ eine vorhandene Soundkarte fest mit dem Mixer verkabeln wie z. B. das Pioneer DJ Interface 2 , Denon DJ DS1 oder wie in meinem Fall eine Native Instruments Scratch Soundkarte.
So kam meine gute alte Native Instruments Audio DJ8 wieder zum Einsatz. Die Timecode-Ausgänge werden mit den Eingängen der Scratch-Soundkarte verbunden und deren Ausgänge wieder auf die normalen Line-Ausgänge des Mixers geführt. Einmal verkabelt ist das eine sehr schöne Lösung: Die Turntables bleiben mit den Phono-Eingängen des TRM-422 fest verbunden und auf der Oberfläche schalten wir einfach zwischen Phono (Vinyl-Signal) und Line (DJ-Software-Signal) hin und her.
TIPP: Für euch ist DVS Teufelswerk? Nun, dann nutzt doch den Timecode-Ausgang als Pre-Fade/Pre-EQ-Ausgang zum Ausspielen des Plattenspielersignals auf einen anderen Mixer oder die DAW.
Mikrofon
Für den Mikrofoneingang habe ich ein Shure SM58 und ein Røde PodMic angeschlossen. Während das Shure für Ansagen oder Moderation bei vollaufgedrehter Lautstärke womöglich gerade noch ausreichend ist, ist das Røde PodMic viel zu leise.
Und auch der Einsatz von einem Fethead oder einem Kondensatormikrofon ist keine Option, weil es keine Phantomspeisung gibt.
Bei einem entsprechend vorverstärkten Funkmikro gab’s hingegen keine Probleme, hier klingt die Stimme laut und klar.
Beide Mikro-Eingänge teilen sich einen Vorhör-Cue. Auf der Program-Vorhöre ist das Mikro hingegen nicht zu hören.
Weitere Anschlüsse
Lobend erwähnen möchte ich auch noch den praxisgerechten Miniklinkenanschluss auf den Mixeroberfläche, der bei Aktivierung zusätzlich auf Kanal 4 geschaltet wird. Schnell mal ein Handy für einen Musikwunsch anschließen ist also ohne große Fummelei an der Rückseite möglich. Klasse!
Omnitronic TRM-422 Klang
Am Klang gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Der Dreiband-Isolator greift gut zu und klingt schön austariert. Die Kanal-Equalizer gewinnen durch das zusätzliche Mittenband mehr Charakter als durch eine simple Bass- und Höhenreglung. Richtig Zugriff auf den Sound bekommt DJ durch das resonanzfähige Multiband-Filter. Das klingt immer interessant, aber gut gezähmt und niemals böse. Und das ist gut so, denn Rotary-Mixer richten sich natürlich vor allem an DJs mit Soulful Music.
Der Omnitronic TRM-422 klingt sehr solide, aber wir haben es hier mit keiner Mojo-Wunderwaffe zum Schnäppchenpreis zu tun. Allerdings gibt es keinen Rotary-Mixer in dieser Ausstattung zu diesem Preis. Der TRM-422 ist also ein wunderbares Angebot für DJs, die nicht bereit sind, für noch besseren Sound das Doppelte oder Dreifache zu bezahlen.
Bauqualität
Wer schon mal mit dem TRM-202 Mk3 gemixt hat, kennt auch das robuste, schwarze Metallgehäuse, und der TRM-422 gibt sich da auch keine Blöße. Viele Schalter sind aus silberfarbenem Metall, und das einzige Plastik an diesem Boliden sind der Crossfader, die Druckschalter und die Moog-mäßigen Reglerkappen, welche fest mit den Metallschäften der Potentiometer verschraubt sind.
Noch sind auch alle weißen Aufschriften auf der schwarzen Frontplatte knackig scharf zu lesen. Ob diese auch wie bei meinem TRM-202 MK3 mit der Zeit und dem stetigen Drüberreiben schraubender Fingerkuppen bis zur Unlesbarkeit weggerieben werden, muss die Zukunft zeigen.
Für wen ist das?
Noch nie war es so günstig, ein vollausgestattetes Rotary-Mischpult zu erwerben. DJs, die auf höchste Qualität in Sachen Klang, Haptik und Optik Wert legen, werden weiterhin im Boutique-Sektor suchen und fündig werden. Obwohl sie doch auf manche Funktion des TRM-442 neidisch werden könnten, die manch teurerem Teil ebenfalls gut zu Gesicht stehen würden.
Ein Omnitronic-Rotary-Pult zu kaufen ist eben oft ein Diktat des knappen Geldbeutels, doch dieser Pragmatismus wird mit guter Qualität und vielen praktischen Features belohnt, die das TRM-442 auch für den Einsatz als Installationspult befähigen. Auch wenn es Punktabzug wegen der beiden schwergängigen Lautstärkeregler gibt: Das Ding könnte ein Überraschungserfolg werden. Ich würde mich nicht wundern, wenn sich die Community nun ein 442 mit Kanal-Fadern wünscht. Und bekommt …