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Open Stages

Es gibt keine bessere Ausbildung, als die, die man als Künstler/in auf der Bühne bekommt. Das gilt für alle Genres und darüber sind sich auch alle einig. Doch wenn sich die Auftrittsmöglichkeiten einfach nicht ergeben, weil man vielleicht noch zu unbekannt ist und Veranstalter das Risiko nicht eingehen wollen, dich zu buchen, oder die Musiker nicht mehr “für lau” spielen wollen, ist das Ergebnis meist ein magerer Tourplan. Was also tun, wenn man dennoch im Spielfluss bleiben möchte, ohne das Gefühl zu haben, dass man ständig Kompromisse macht?

(Bild: © Shutterstock, Foto von Maxim Blinkov)
(Bild: © Shutterstock, Foto von Maxim Blinkov)


Such dir doch eine Open Stage, auf der du deine neuen Songs ausprobieren kannst! So bekommst du ein erstes Feedback für die neuen Kreationen und behältst die Routine auf der Bühne. Wenn es in deinem Ort noch keine oder keine passende offene Bühne gibt, dann gründe einfach selbst eine! Eine selbstorganisierte Vocal Jam nach deinen Vorstellungen – So geht’s!

Wie ist der Ablauf bei einer offenen Bühne?

Mach dich auf die Suche nach allen offenen Bühnen in deiner Stadt! In größeren Städten wie Berlin und Hamburg dürfte es kein Probleme sein, einige davon zu finden. Man wird hier auf Sessions verschiedener Art stoßen, und es lohnt sich, überall mal hineinzuhören. Man kriegt somit ganz schnell raus, was zu einem passt und was nicht. In kleineren Städten wird es allerdings schwierig, den richtigen Rahmen zu finden. Denn es gibt Unterschiede zwischen den Open Stages.

1. Pop Vocal Session

Auf einer Pop Vocal Session hat die Band, die immer vor Ort ist, und alle Sängerinnen und Sänger begleitet, meistens ein festes Repertoire. Die Sänger/innen kündigen sich vorher bei der Band an und suchen sich die Stücke heraus, die sie singen können. Spontan etwas singen zu können, was dir gefällt, ist oft schwierig, es sei denn, die Musiker/innen sind sehr flexibel und kennen viele Songs.

2. Jazz Vocal Session

Um Jazzstandards singen zu wollen, muss man auf eine Jazz Vocal Session gehen. Dort spielen üblicherweise professionelle Jazzmusiker/innen, die vom Veranstalter für gewöhnlich etwa 50 Euro Gage bekommen. Als Sänger/in bringt man hier seine Lead Sheets mit Akkordsymbolen mit. Das reicht aus, um sehr spontan jedes Lied, auch wenn die Musiker es nicht kennen, zu begleiten.
Im Jazz gibt es ohnehin ein paar ungeschriebenen Gesetze, mit denen man sich vorher vertraut machen sollte. Zum Beispiel, dass sich die Grooves meistens auf Swing, Latin und Ballade beschränken. Somit sind auf der Bühne keine großen Absprachen nötig, wie der Song gespielt werden soll. Man zählt sein Tempo an und lässt die Band wissen, ob der Song zum Beispiel als Swing, Bossa Nova oder als Ballade gespielt werden soll. Intros und Outros werden improvisiert und als Sänger/in muss man nur gut zuhören, dann findet man sich in das spontane Arrangement schon rein. Gegebenenfalls kann man dem Pianisten anzeigen, dass man Hilfe mit dem Einsatz oder dem Ton braucht. Erfahrene Jazzmusiker/innen sind in der Lage, den Sängern spontan zu helfen oder sich anzupassen, wenn er oder sie zum Beispiel in der Form gesprungen ist.

3. Open Mic

Ganz anders läuft es bei einer Open Mic Session ab.
Hier darf jeder mit seinem Instrument und seinen Begleitern auf die Bühne und ein bis zwei Songs präsentieren. In den meisten Fällen sind das die sogenannten Singer-Songwriter, die ihre eigenen Kompositionen singen und sich dabei selbst begleiten. Bei vielen dieser Open Stages gibt es auch ein Klavier vor Ort. Gitarren werden mitgebracht.

Jetzt stellt sich für dich die Frage, welche Art von Session du selbst gründen möchtest. Dementsprechend gehst du dann auch vor. Zuerst aber brauchst du eine geeignete Location.

1. Die richtige Location

Suche einen Ort, an dem du zu einem regelmäßigen Termin in der Woche oder im Monat deine Session anbieten kannst. Optimalerweise findest du eine Location, an der auch Getränke ausgeschenkt werden dürfen. Das ist natürlich wichtig, denn dein Publikum möchte nicht nur toller Musik lauschen, sondern auch ein kühles Getränk genießen. Sitzmöglichkeiten sind auch wichtig, damit die Leute auch gerne länger bleiben. Am besten ist es natürlich, wenn du dich gleich mit einer Gastronomie zusammen tust. Du musst einfach mal durch die Stadt streifen, die Gastronomen ansprechen, und fragen, ob sie Interesse an Livemusik hätten. Gerade die Bars, die vielleicht sonst nicht so gut laufen, nutzen die Open Stages, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen und Gäste anzulocken. Somit ergibt sich eine Win-Win-Situation.

2. Die Verstärkung

Was du umbedingt brauchst, ist eine kleine Beschallungsanlage mit Mikrofonen und Mikrofonstativen. Auch da lohnt es sich, mit dem/der Besitzer/in der Location zu verhandeln, wenn du die Kosten dafür nicht alleine tragen kannst. Für sie ist es nur eine kleine Investition, dafür bekommen sie eine organisierte Live-Session, um die sie sich nicht kümmern müssen. Natürlich wäre es ein viel zu hoher Kostenaufwand, wenn du Instrumente wie Klavier, Schlagzeug, Verstärker etc. neu kaufen müsstest. Im Allgemeinen ist es so, dass die Musiker/innen ihre Instrumente mitbringen. Pianisten (auch im Jazz) weichen dann auf ihr mitgebrachtes Keyboard aus. Für Schlagzeuger ist es immer etwas aufwendiger, aber selbst das sehen die Drummer selten als Problem an.
Jedoch lohnt es sich, in der Musikerszene herumzufragen, ob irgendjemand noch ein kleines Drumset oder sogar ein Klavier übrig hat, dass man in den Club stellen kann. Die Besitzer dieser Instrumente nutzen solche Möglichkeiten dann, um selber regelmäßig dort zu spielen. Auch gebrauchte Bass- und Gitarrenverstärker lassen sich manchmal auftreiben, die man langfristig zur Verfügung stellen kann.
Eine kleine Beschallungsanlage, um Mikrofone und E-Instrumente anschließen zu können, ist aber natürlich am Wichtigsten. Denn so etwas haben Sänger/innen eher selten dabei. Außer sie besitzen ihren eigenen kleinen Verstärker. Das funktioniert natürlich auch.
Wie schon erwähnt, kannst du versuchen, dir die Kosten für die Verstärkung mit dem Veranstalter zu teilen. Ansonsten investierst du in eine kleine PA – unbedingt im Internet nach einer gebrauchten Ausschau halten. Musiker/innen kaufen und verkaufen laufend ihr Equipment. Da kann man auch schon mal ein Schnäppchen machen.

3. Wie läuft es auf der Session ab?

Wie die Session dann im Einzelnen abläuft, solltest du vorher festlegen. Je nachdem, ob die Session-Band ein festgelegtes Programm hat, oder man mit seinen eigenen Musikern spontan auf die Bühne gehen kann, sollte man sich als Sänger/in vorher anmelden. Das kostet dich als Organisator/in im Vorfeld etwas Vorbereitung, da du eventuell mit den interessierten Teilnehmern im E-Mail-Kontakt bist und den Ablauf des Programms koordinierst. Am Abend der Session sollte dann klar sein, welche Sänger/innen welche Songs singen werden.
Bei den meisten Open Stages läuft es eher so ab, dass man zur Session geht und sich mit seinem Song bei den Machern für den Abend anmeldet. Man wird dann auf eine Liste gesetzt und angesagt, wenn man dran ist. Das ist natürlich die entspanntere Art eine Session zu leiten.
Solltest du dich dafür entscheiden, eine feste Band für den Abend zu buchen, so musst du dich rechtzeitig um diese kümmern. Musiker/innen nehmen im Allgemeinen eine Session immer gerne an, jedoch können sie sich das nicht leisten, wenn sie am selben Abend einen Job gegen eine höhere Gage spielen könnten. Es ist also ratsam, sich einen Pool von Musiker/innen anzusammeln, auf die du gegebenenfalls spontan zurückgreifen kannst.

4. Welchen Vorteil ziehst du daraus?

Ganz klar, deine eigene Session sollte dir persönlich einen großen Vorteil bieten. Und der liegt darin, dass du auf jeder deiner Sessions selbst spielst. Entweder machst du das Opener Set, wo du 30-45 Minuten für dich alleine hast, oder du spielst immer mal zwischendurch. Außerdem kommst du mit den Musiker/innen deiner Stadt in engeren Kontakt. Deinen Namen werden bald alle kennen und die Musikerszene lernt dich als Künstler/in und Organisator/in schätzen. Dein Musiker-Netzwerk erweitert sich also enorm.

5. Eintrittsgeld und Gagen

Um dich und deine Musiker/innen für den Abend bezahlen zu können, solltest du einen kleinen Eintritt von den Zuschauern einfordern. In der Regel sind das 5-8 Euro. Auch wenn 50 Euro Gage pro Musiker (plus Freigetränke und evtl. Abendessen) für einen Session Abend nicht viel sind – ganz umsonst sollte kein/e Musiker/in vor Publikum spielen müssen. Je nachdem, ob die Musiker/innen Umsatzsteuerpflichtig sind, kommen noch 7 % obendrauf.
Im Jazz ist es eine sehr alte Tradition zu diesen Konditionen zu spielen. Selbst bekannte und erfolgreiche Jazzmusiker spielen auf Sessions unter diesen Bedingungen.
Die Garantie für die Bezahlung liegt üblicherweise bei den Clubbesitzern, die durch die Mehrzahl der Gäste zu dem Eintrittsgeld auch mehr Getränke umsetzen. Sie verwalten also sämtliche Einnahmen. Es muss nur allen klar sein, wie viel der Abend an Gagen kostet. Das muss garantiert ausgezahlt werden. Ganz egal, ob der Laden voll war oder nicht. Sollte es dabei Probleme geben, bleiben die Musiker/innen weg und der Ruf des Clubs nimmt Schaden.

6. Gema

Der Clubbesitzer ist verpflichtet, bei der Gema eine Liste der Songs (inkl. Komponisten), die am Abend gespielt werden, einzureichen. Wenn diese vergessen wird, kann das den Veranstalter viel Strafgeld kosten. Also bitte unterstütze ihn darin, dass die Liste rechtzeitig vorliegt.

7. Versicherung

Der Club, das Restaurant, die Bar und du veranstaltet die Session gemeinsam, also kann zum einen die Haftpflichtversicherung des Hauses genutzt werden. Zum anderen muss sich aber auch jede/r Musiker/in selbst darum kümmern. Als Berufsmusiker/in sollte man eh eine Berufshaftpflichtversicherung für sich und eine Instrumentenversicherung für das eigene Equipment abgeschlossen haben, denn Schäden können überall entstehen. Allgemein gilt, dass derjenige für den Schaden haftet, der ihn verursacht hat. Sprich das Handling dieses Punktes unbedingt mit deinem Veranstaltungspartner ab!

Wie mache ich auf meine Session aufmerksam?

Am besten ist es, wenn du eine ansprechende Website gestaltest, auf der zum einen die interessierten Künstler/innen alle Informationen finden, die für sie wichtig sind, und die zum anderen Zuschauer anlockt.
Liste das vorhandene Equipment auf, das vor Ort zur Verfügung steht. Also Klavier oder Flügel, Gitarrenverstärker, Drum Set, Beschallungsanlage (PA), Mikrofone, Stative etc. Vielleicht machst du Fotos von den Dingen und stellst sie zur Ansicht auf die Website. Erkläre auch, wie der Abend abläuft. Müssen sich die Künstler/innen vorher anmelden oder können sie spontan mit ihrer Gitarre zur Session gehen? Wie viele Künstler/innen können an einem Abend singen? Wie viele Songs darf man mitbringen?
Zuschauer/innen wiederum möchten wissen, ob es Sitzgelegenheiten gibt, welches Bier, welcher Wein ausgeschenkt wird, ob es Essen gibt, welche Art von Musik gespielt wird und wann die nächsten Termine sind. Auch hier kannst du ein paar schöne Fotos von der Location machen, die eine nette Atmosphäre widerspiegeln.
Außerdem kannst du dich als Veranstalter/in mit Foto und kurzer Vita vorstellen. Schön ist es natürlich, wenn auch die Bar- bzw. Restaurantbesitzer/innen mit Bild und kurzem Text auf der Website erscheinen. Ein fröhliches und begeistertes Veranstalter-Team wirkt auf jeden Fall einladend – für Zuschauer und Künstler gleichermaßen. Deine Session sollte ein Event sein, an dem man gerne teilnimmt und sich schon auf den nächsten Termin freut.
Nutze auch die Sozialen Medien, um Werbung zu machen, Termine anzukündigen und Fotos von den Künstler/innen nach der Session zu posten. Je mehr du postest, desto besser. Die Lebendigkeit deiner Posts wird mehr und mehr Menschen anlocken.
Nach und nach verstehen sich die Zuschauer und die Künstler als Community, die sich freuen, wenn sie sich wiedersehen und einen Abend miteinander verbringen können, der jedes Mal anders aussieht. Denn Session bedeutet, dass auf der Bühne ein ständiger Wechsel stattfindet und somit Überraschungen garantiert sind. So kann das Ganze ein erfolgreiches Projekt werden.

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(Bild: © Shutterstock, Foto von Maxim Blinkov)

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