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Optimaler Keyboardsound auf der Bühne

Als Keyboarder muss man viele Herausforderungen meistern und nebenbei für einen optimalen Keyboardsound sorgen. Neben den zahlreichen Spielarten und einem guten Überblick über das harmonische Geschehen gehören u. a. auch die Wahl der Klänge. Auch deren Programmierung und Anpassung an den jeweiligen musikalischen Kontext gehören dazu. Doch ganz egal wie gut man seine Klänge programmiert und vorbereitet – erst im Proberaum oder auf der Bühne zeigt sich, ob sich die Sounds im Kontext auch wirklich durchsetzen. Wie man den Keyboardsound neben Drums, Gitarren und Co. auf der Bühne optimal und durchsetzungsfähig gestaltet, erklären wir in unserem Workshop.

Optimaler Keyboardsound
Optimaler Keyboardsound auf der Bühne (Foto: Christian Frentzen)

Dabei gibt es einige Dinge, auf die man besonders achten muss: Dazu gehören z. B. die richtigen Pegelverhältnisse, denn die Klänge müssen genau abgestimmt sein, was gerade beim Wechseln eine große Rolle spielt. Außerdem sollte man wissen, in welchen Frequenzbereichen unterschiedliche Instrumente und Klänge zu Hause sind. Und dann kommt noch die Raumakustik ins Spiel sowie große Unterschiede bei den verschiedenen Lautsprechersystemen, die den Klang weiter stark beeinträchtigen. Ein häufiges Problem entsteht durch das Überlagern von Frequenzen der einzelnen Instrumente, die einander im Weg stehen. Mit diesem Workshop erhaltet ihr informative Anregungen und Tipps, euren Keyboardsound aufzuräumen, Klänge durchsetzungsfähiger und „griffiger“ zu gestalten, und lernt, worauf man verzichten kann, um sich einem klareren und besseren Gesamtklang zu nähern. Die besten Tipps für einen optimalen Keyboardsound.

Inhalte
  1. Basis-Voraussetzungen für einen optimalen Keyboardsound
  2. Unterschiedliche Ausgangssituationen
  3. Warum klingen Sounds je nach Umgebung anders?
  4. Für einen optimalen Keyboardsound muss man die Frequenzverhältnisse in einer Band kennen
  5. Optimaler Keyboardsound: Was bedeuten Durchsetzungsfähigkeit und Präsenz?
  6. Die Signalkette entscheidet über einen optimalen Keyboardsound
  7. Für einen optimalen Keyboardsound Klänge intern auspegeln
  8. Keyboard-interner globaler EQ für Proberaum und Bühne
  9. Zu viele Schichten verderben den Sound
  10. Optimaler Keyboardsound: Der Grundklang muss stimmen
  11. Drei Beispiele für einen optimalen Keyboardsound
  12. Zum Schluss

Basis-Voraussetzungen für einen optimalen Keyboardsound

Das sollte man wissen und umsetzen:

  • Wissen in welchem Frequenzbereich unterschiedliche Instrumente arbeiten
  • Räumliche Umgebung analysieren
  • Sounds gut untereinander ausbalancieren
  • Effekte möglichst reduziert verwenden
  • Durch Feintuning per EQ Frequenzbänder optimal anpassen
  • Klänge an räumliche Umgebung anpassen
  • Soundcheck detailliert vornehmen

Unterschiedliche Ausgangssituationen

Um Klänge durchsetzungsfähig zu machen, müssen wir zunächst die jeweiligen Ausgangssituationen betrachten. Ganz unabhängig davon, welche Keyboards man verwendet – die Klänge müssen sich in unterschiedlichen Szenarien bewähren. Vorbereitet und programmiert wird in der Regel zu Hause, geübt wird im Proberaum und dann kommt der eigentliche Testlauf vor Publikum auf einer Bühne. Dabei gelten überall sehr unterschiedliche Bedingungen, was etwa Tontechnik, Akustik, Atmosphäre und Stimmung betrifft. Ja, tatsächlich beeinflusst auch die Atmosphäre das musikalische Ergebnis: Spielfreude, Lampenfieber, das Mitfiebern des Publikums – all das kann die Performance und das Konzert sehr stark beeinflussen!

Bleiben wir aber zunächst bei der technischen Seite unseres heutigen Themas. Die Klänge werden zu Beginn meist über die heimische Hifi-Anlage oder Studiomonitore bearbeitet und programmiert. Im Proberaum werden dieselben Klänge dann über kleine Anlage und später auf der Bühne über ein PA-System wiedergegeben. Neben den eben genannten Bedingungen hat man hier auch mit recht unterschiedlichen Lautstärkebedingungen zu tun, die den Klang weiter verändern, was psychoakustische Wirkung auf den Spieler hat. Es ist also nicht möglich, für alle Szenarien die gleichen Einstellungen zu verwenden. Von optimalen Keyboardsounds ist das Ganze noch weit entfernt. Gut ist es daher, wenn man ein paar „Allrounder“-Tricks kennt, die sich zunächst so weit anwenden lassen, dass man mit ihnen die grobe Vorarbeit erledigt.

Warum klingen Sounds je nach Umgebung anders?

Jeder Tastenspielende lernt das Phänomen kennen, dass ein Keyboardsound niemals „absolut“ ist, sondern der entstehende Klang immer ein Ergebnis aus dem Zusammenspiel aus Tontechnik und Akustik ist. Nirgendwo klingt’s gleich. Jedes Lautsprechersystem bietet einen eigenen Grundsound, was den Sound färbt. Bühnenlautsprecher verwenden für hohe Frequenzen etwa Hochtonhörner – anders als Hifi- oder Studiolautsprecher. Hochtonhörner klingen schon mal ganz anders als etwa Hochtonkalotten in Hifi-Lautsprechern. Viele Bühnenmonitore geben Frequenzen erst oberhalb von 80 Hz oder 100 Hz wieder. So können selbst basslastige Klänge kaum über einen Monitor beurteilt werden. Neben der Raumgröße spielt auch die Beschaffenheit des Raumes eine große Rolle: Schallharte Wände absorbieren nur schlecht und reflektieren deutlich mehr Frequenzen. Dabei kommt es auch zu einer Verstärkung unerwünschter Frequenzen. Wie man bereits anhand dieser Details erkennen kann, ist es kaum möglich, Sounds überall gleich klingen zu lassen.

Optimaler Keyboardsound: Live-Konuert
Egal ob im Proberaum oder auf der Bühne – nirgendwo klingt’s gleich. (Foto: Shutterstock | von insta_photos)

Für einen optimalen Keyboardsound muss man die Frequenzverhältnisse in einer Band kennen

Je nach Besetzung der Band, Art und Anzahl der eingesetzten Instrumente kommt es schnell vor, dass sich mehrere Instrumente bestimmte Frequenzbereiche teilen – besonders häufig passiert dies bei Gitarre und Keyboards. Außerdem liegt in diesem gemeinsamen Bereich meistens auch noch der Gesang. Als Beispiel: Eine elektrische Gitarre liegt mit ihren Grundfrequenzen im Bereich zwischen ca. 80 und 1000 Hz. Ein Flügel zeigt sich im Bereich zwischen 27 – 4000 Hz. Die Gesangsstimme liegt wiederum – abhängig von der Lage – ganz grob zwischen 150 und 700 Hz. Hier erkennt man schon jetzt, dass sich die Frequenzbänder dieser drei Instrumente überlagern. Um einen optimalen Keyboardsound für die jeweilige Situation zu schaffen, muss man darauf achten, sich möglichst auf bestimmte Teilbereiche von Frequenzen zu konzentrieren. Denn sonst wird es undifferenziert und „matschig“. Alles, was man über Frequenzen wissen muss, kann man in diesem Artikel nachlesen.

Optimaler Keyboardsound: Frequenzbänder
Frequenzbereiche unterschiedlicher Instrumente in grafischer Darstellung. (Quelle: Hifi-Forum)

Optimaler Keyboardsound: Was bedeuten Durchsetzungsfähigkeit und Präsenz?

Tatsächlich ist es nicht ganz so einfach, den Begriff der Durchsetzungsfähigkeit zu erläutern. Trotzdem gibt es genügend Anhaltspunkte, um in etwa zu verstehen, was damit gemeint ist. Eines vorweg: Mit Durchsetzungsfähigkeit ist nicht alleine die Lautstärke eines Signals gemeint. Natürlich ist die Lautstärke alleine auch eine Möglichkeit, um ein Signal besser hörbar zu machen. Doch damit hebt man eben alle Anteile an. Auch jene, die sowieso schon gut hörbar sind. Es geht also eher darum, dass zum einen Frequenzen nicht durch andere Instrumente verdeckt werden. Zum anderen verfügt jedes Instrument über besonders wichtige Instrumenten-typische Frequenzen, welche unbedingt „durchkommen“ müssen. Und auch die Menge der beteiligten Instrumente und Schallquellen spielen eine große Rolle: Je mehr Instrumente, desto weniger können sich die einzelnen Teilnehmer durchsetzen.

optimaler Keyboardsound: Jedes Instrument hat unterschiedliche Frequenzbänder
Jedes Instrument hat einen ganz eigenen Frequenzgang und -bereiche, die zur Präsenz und Durchsetzungsfähigkeit beitragen. Bei der Gitarre liegen Anschlaggeräusche im Bereich zwischen 3 und 5 kHz. (Foto: Christian Frentzen)

Verständlichkeit von Sprache und Klängen

Als Beispiel dient unsere Sprache, die aus stimmhaften (Vokalen) und stimmlosen Anteilen (Konsonanten wie z. B. Zischlaute) besteht. Wichtig für die Verständlichkeit sind vor allem die Konsonanten, d. h. hohe Frequenzen, die ab ca. 2 kHz beginnen. Sind diese nicht vorhanden, ist die Sprache nicht verständlich. Ähnlich ist es bei Instrumenten. Oftmals sind es nicht nur die hohen Frequenzen, die für eine gewisse Präsenz sorgen, sondern die wichtigen Mittenfrequenzen, die ein Instrument durchsetzungsfähig machen. Beim Bass sind das beispielsweise Frequenzen zwischen 600 und 800 Hz. Also tatsächlich weder Grundtöne noch besonders hohe Frequenzen. Die Anschlaggeräusche einer Gitarre liegen ganz grob zwischen 3 und 5 kHz. Diese Informationen tragen enorm dazu bei, gewisse Frequenzen eher freizulassen oder zu bearbeiten, damit einzelne Instrumente sich besser durchsetzen. Alternativ müssen diese Frequenzen mit einem Equalizer angehoben werden. Sonst bleiben die Klänge in einem dichteren Frequenzgemenge auf der Strecke und setzen sich nicht „durch“.

Die Signalkette entscheidet über einen optimalen Keyboardsound

Beginnen wir zunächst mit der Signalkette. Dabei geht es sowohl um die interne Klangerzeugung der Keyboards, als auch um die korrekten Pegel der weiteren verwendeten Gerätschaften bis hin zum Mischpult.

Bei vielen Keyboards lassen sich die Klänge intern vielschichtig in der Lautstärke regeln, und bereits hier sollten die verwendeten Sounds möglichst gut ausbalanciert sein. Weiter geht es mit der Stellung der Hauptlautstärkeregler der Keyboards. Für einen optimalen Keyboardsound habe ich mir persönlich angewöhnt, den Master-Volumen meiner Keyboards immer in Mittelposition bzw. 12 Uhr zu stellen, was bereits eine visuelle Hilfestellung ist. Es gibt auch andere, die etwa 75 % oder „3 Uhr“ anwählen, um etwas mehr Ausgangspegel zu generieren – wichtig ist hier vor allem, eine Ausgangsposition zu wählen, die man leicht wiederfindet.
Oft verwenden Keyboarder auch ein kleines separates Mischpult als Submixer, um ein bereits vorgemischtes Signal an den Mischer zu schicken. Hier sollte man unbedingt auf ein perfektes „Gainstaging“ achten: Das Pegelmanagement der Signale, die hier über mehrere Stationen vom Ausgang des Instruments über den Submixer bis zum Mischpult der Beschallungsanlage gelangen, muss stimmen. Sonst handelt man sich ggf. unnötiges Rauschen oder sogar Übersteuerungen ein!

Optimaler Keyboardsound: Wahl der Einstellposition des Master-Volumens.
Wahl der Einstellposition des Master-Volumens. (Foto: Christian Frentzen)

Für einen optimalen Keyboardsound Klänge intern auspegeln

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Pegelverhältnisse innerhalb des Keyboards, um Lautstärkesprünge bei den verwendeten Sounds zu vermeiden. Hier sollten die internen Lautstärkeverhältnisse insgesamt nicht zu niedrig gewählt werden, um die größtmögliche Dynamik der Tonerzeugung zu erhalten. Geräte-intern werden Lautstärken beispielsweise in Dezibel, Prozent oder MIDI-Werten (Vollaussteuerung entspricht dem Wert 127) angegeben – und selbst hier gibt es oft nicht nur ein Patch-Volumen, sondern auch einen globalen Volumen-Wert sowie einen internen Mixer, der zu berücksichtigen sein kann. Optimal wird der Keyboardsound, wenn die Werte möglichst nah an der oberen Grenze liegen, aber noch etwas Spielraum für kleinere Anpassungen bleibt.

Keyboard-interner globaler EQ für Proberaum und Bühne

Um das grundlegende Anpassen an akustische Verhältnisse etwas einfacher zu gestalten, lassen sich mit einem Equalizer störende Frequenzen filtern, oder bestimmte Frequenzbereiche leicht anpassen. Einige Keyboard-Workstations bieten für solche „allgemeinen“ Anpassungen einen Master EQ, durch den alle Klänge des Keyboards laufen. Optimal eignet sich das für finale Anpassungen des Keyboardsounds an schwierige akustische Verhältnisse, oder um etwas „Platz“ für andere Instrumente wie Bass, Gitarren oder Gesang vorzunehmen. 

Optimaler Keyboardsound: Equalizer verwenden
Den grafischen Equalizer im Setlist-Modus des Korg Kronos durchlaufen alle Keyboard-Signale in letzter Instanz. Damit lässt sich das Gesamtklangbild des Keyboards schnell an unterschiedliche Umgebungen anpassen. (Foto: Michael Geisel)

Zu viele Schichten verderben den Sound

Musik und Klang sind immer eine Frage des eigenen Geschmacks. Für mich hat es sich bewährt, das Thema Sounds mit besonderem Fokus anzugehen, was die Komplexität der Klänge betrifft. Ich selbst verwende in meinen Keyboardsounds weniger Layer-Sounds, weniger Oszillatoren und somit weniger „Klangschichten“.

Vor allem dann, wenn es um meine Tätigkeit als Live-Keyboarder geht. Um einen optimalen Keyboardsound zu erzielen ist es mir wichtig, nicht zu viele Effekte einzusetzen, denn diese matschen das Klangbild schnell zu. Für die räumliche Darstellung eines Sounds gebe ich dem Delay den Vorzug und vermeide nach Möglichkeit Halleffekte. Natürlich gibt es hier auch Ausnahmen, aber für mich hat sich dieses Prinzip bewährt, denn damit erreiche ich vor allem, dass die Klänge etwas trockener erscheinen und nicht in einer Hallfahne verschwimmen. Das ist zumindest für den Beginn eine gute Basis.

Optimaler Keyboardsound: Der Grundklang muss stimmen

Garbage In, Garbage Out. Das gilt nicht nur in der Informatik, sondern es trifft auch in unserem Fall zu. Mit einem schlechten Basis-Sound lässt sich nicht viel anfangen! Um einen optimalen Keyboardsound zu erhalten, muss die Grundsubstanz muss stimmen. Verfügt ein Sound nicht über die für ihn wichtigen Frequenzen, lassen sich diese auch später nicht bearbeiten. Wer mit Pianosounds arbeitet, sollte auf zwei bis drei unterschiedliche Klänge zurückgreifen können – um unterschiedliche Musikstile abzudecken. So eignet sich z. B. ein weicher, mittiger Klang eher für Balladen, während ein heller, aggressiverer Klang für poppige Songs sehr sinnvoll eingesetzt werden kann. Dadurch vermeidet man einen Grundsound zu stark zu verbiegen, um ihn für verschiedene Kontexte anzupassen. Viele Keyboards sind in dieser Kategorie in der Regel bereits gut ausgestattet. Gerade der Bereich der akustischen und elektrischen Pianos liefert eine Vielzahl guter Klänge. Die sorgfältige Auswahl des Piano-Samples ist hier die halbe Miete! 

Drei Beispiele für einen optimalen Keyboardsound

Nachfolgend möchte ich euch drei Keyboardsounds vorstellen, die in ihrer ursprünglichen Form wenig Durchsetzungsfähigkeit haben und daher im Bandkontext nur schlecht funktionieren. Wir werden diese Klänge dann schrittweise optimieren, damit sie eigenständig, lebendig und durchsetzungsfähiger werden. Dabei darf man ruhig mutig sein und sollte den Sound vor allem im Kontext beurteilen. Es kann durchaus sein, dass ein Klang alleine betrachtet nicht sehr vorteilhaft klingt, dafür im Kontext aber sehr gut funktioniert!

1. 80s Grand Piano

Beginnen wir mit einem Piano-Sound, wie er etwa in einem typischen 1980er Jahre Rocksong verwendet wird. Da der Klang innerhalb einer Band zum Einsatz kommt, haben wir es noch mit weiteren Instrumenten wie z. B. Schlagzeug, Bass, Gitarre und Gesang zu tun – was die Angelegenheit direkt komplizierter macht. Schließlich liefert hier jedes Instrument eine Menge Frequenzen, die potenziell im Weg stehen können, oder zumindest den „Durchblick“ etwas erschweren. Vor allem gehören in unserem Beispiel gleich mehrere Effekte zum Pianosound dazu, die den Klang stilistisch möglichst an das Original aus den 80ern heranbringen sollen. So klingt unser 80s Piano:

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Piano Original

Für einen optimalen Keyboardsound Kompression vermeiden

Dank der starken Bässe, der Kompression sowie Delay- und Halleffekt wirkt der Sound sehr breit und zeigt nur wenig „Attack“, was ihn in einer Band schnell untergehen lässt. Schalten wir zunächst die Kompression aus und holen uns damit die Dynamik zurück: Der Kompressor hat das Signal nicht nur „dicker“ gemacht, sondern auch gleich die Transienten abgeschnitten. Für den Live-Betrieb ist das sehr kontraproduktiv, denn gerade die schärferen Frequenzen in den Transienten verhelfen dazu, dass sich der Klang gut durchsetzt, bzw. analog zu unserer Sprache „gut verständlich“ ist. Das ist ein Grund, warum ich persönlich nie Kompression verwende. Jetzt muss der Sound zwar sehr gleichmäßig gespielt werden, aber es klingt direkt viel aufgeräumter.

Audio Samples
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Piano ohne Kompression

EQ gezielt einsetzen

Ebenfalls fällt mir auf, dass der Piano-Sound sehr basslastig ist. Da die Band über einen Bassisten verfügt, müssen wir aufpassen, dass sich gerade diese tiefen Frequenzen nicht mischen, was sich in einem undefinierbaren ‚Wummern’ bemerkbar machen würde. Hier verwenden wir einen EQ und filtern die Bass-Anteile des Pianos etwas heraus. Gleichzeitig könnte das Piano einen leichten Höhen-Boost vertragen, ohne dabei zu nerven. Drehen wir also breitbandig noch etwas in Richtung 8 kHz hinzu – dann kommt der Attack auch etwas deutlicher zum Vorschein. Hier reicht eine leichte Anhebung um etwa 3 dB – dann wird es nicht zu spitz. Wir nähern uns dem optimalen Keyboardsound jetzt schrittweise.

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Piano mit EQ
Klangprrogrammierung optimieren
Um Keyboardsounds im Bandkontext durchsetzungsfähig zu machen, muss geschraubt werden. (Foto: Christian Frentzen)

Hall & Delay: Für einen optimalen Keyboardsound ist weniger mehr!

Trotzdem ist der Sound noch etwas schwammig, was an dem Delay und dem Halleffekt liegt. Da beide Effekte eine Räumlichkeit zum Signal hinzufügen, wäre es durchaus sinnvoll sich hier nur für einen der Effekte zu entscheiden. Für einen optimalen Keyboardsound macht für mich das rhythmische Delay den weitaus wichtigeren Anteil aus. Deshalb habe ich den Reverb direkt ausgeschaltet. Gerade das rhythmische Delay ist außerdem praktisch, weil es den Beat unterstützt und aus meiner Sicht einfach moderner klingt.  

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Piano mit Delay ohne Hall

EQ-Trick: Absenken statt Anheben

Beim Verwenden eines EQ kann man auch umgekehrt an die Sache herangehen. Eben haben wir den Attack durch eine Höhenanhebung deutlicher gemacht. Alternativ lassen sich auch die Mitten etwas „schlanker“ gestalten – was hier durchaus sehr effektiv sein kann, da die Gitarren in diesem Bereich ebenfalls mitmischen. Interessant ist der Bereich zwischen 500Hz und 2 kHz. Senken wir diesen Bereich etwas ab, dann entsteht eine leichte „Badewanne“ – wie es die Tontechniker gerne nennen – und schafft etwas Platz für andere Instrumente. Davon unberührt bleiben aber die hohen Frequenzen, was zwangsläufig eine gewisse Präsenz schafft! 

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Piano mit EQ Mitten-Absenkung

Für einen optimalen Keyboardsound alternative Klänge verwenden

Je länger man sich mit einem Sound beschäftigt, umso schneller verliert man sich in Details. Das ist der richtige Zeitpunkt, einmal ein paar andere Klänge auszuprobieren, die sich ggf. noch für den musikalischen Kontext eignen. Als Alternative kann man auch ein Upright-Piano einsetzen, was einen durchaus charmanten Charakter bietet und sich sehr gut für die Ballade eignet!

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Alternativer Pianosound (Upright)

Weitere Option: Mono Sounds für mehr Direktheit

Früher hieß es immer: Achte auf die Monokompatibilität beim Mischen. Tatsächlich könnte dies auch für die Live-Band von Vorteil sein. Viele Sounds sind Stereo ausgelegt, deswegen sehr breit, was zur Folge hat, dass die Signale aus linkem und rechtem Kanal recht unterschiedlich sind. Manchmal leidet dadurch die Durchsetzungskraft, die Klänge sind weniger direkt und greifbar. Zum Glück bieten viele Keyboards auch spezielle Mono-Samples oder eine Mono-Funktion an, mit welcher Sounds als Mono-Klänge ausgegeben werden, was oftmals zu einem besseren Klangbild und dem optimalen Keyboardsound verhilft. Außerdem gibt es noch jede Menge Saalmixer (FOH), die Keyboard-Sounds lieber in Mono erhalten – weil es leichter ist, sie in den Mix zu integrieren.

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Pianosound in Mono

2. Vintage E-Piano Sound mit Effekten

Weiter geht es mit einem E-Piano, das häufig Einsatz findet: das Rhodes Piano. Kaum ein Instrument wurde so oft verwendet wie das Fender Rhodes und in so unterschiedlichen Musikstilen eingesetzt. Dabei gibt es den typischen Rhodes-Sound eigentlich nicht per sé: Die unterschiedlichen Modelle, die möglichen Verstärker (Suitcase, Fender Twin, Roland Jazz Chorus) und nicht zuletzt die vielen Modulationseffekte haben das beliebte Vintage-Piano immer wieder in neuem Licht glänzen lassen. Für unseren Keyboardsound haben wir ein recht ausgewogenes Rhodes Sample verwendet, das mit einigen Effekten belegt ist. So klingt unser Sound, dem wir noch zu etwas mehr „Biss“ und Durchsetzungskraft verhelfen wollen.

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Rhodes E-Piano original

Für einen optimalen Keyboardsound fehlende Mitten und Höhen kompensieren

Der Sound ist zwar fett und klingt isoliert ganz gut, im Mix wird er sich nicht durchsetzen. Gerade in den mittleren Frequenzen, d. h. im Bereich um 1 kHz kann das Rhodes etwas „mehr“ gebrauchen. Hier verliert es sonst gegen Gitarre und Stimme. Außerdem konkurrieren die tiefen Frequenzen mit dem Bass. Irgendwo unterhalb von 150 Hz oder gar 100 Hz wird das Ganze eher kontraproduktiv. Mit einem EQ kann man das Problem jedoch ausgleichen. Alternativ bietet mein Nord Electro 6 für solche Zwecke z. B. ein E-Piano EQ-Preset, das wahlweise die Mitten oder Höhen leicht betont – die Bässe dafür aber absenkt. Der Vorteil ist, der EQ greift nur leicht ein, und lässt den Klang noch weich erscheinen. Im Zusammenspiel mit einer Band wirkt das Wunder: das Rhodes konzentriert sich mehr auf die relevanten Frequenzen, in denen sich auch die Akkorde abspielen. Ein wertvoller Tipp für einen optimalen Keyboardsound.

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Rhodes E-Piano mit Mittenanhebung

Modulationseffekte sparsam verwenden!

Für unseren Song benötigen wir einen Chorus-Effekt, denn schließlich wird der Song durch dieses sehr breite Rhodes getragen. Der gewählte Chorus-Effekt unseres Keyboards ist sehr intensiv und arbeitet Stereo, was das E-Piano sehr breit macht und zur Folge hat, dass der Schwerpunkt in der Panorama-Mitte verloren geht. Das ist ein großer Nachteil, denn das Rhodes rutscht aus dem Mix und wird dadurch weniger „griffig“. Das mag im Tonstudio zwar sehr spektakulär klingen, ist im Live-Bereich jedoch unpraktisch, weil das Signal dadurch sofort an Kraft einbüßt. Für einen optimalen Keyboardsound, verwenden wir den Chorus in einer geringen Intensität. Manche Keyboards ermöglichen sogar das Mischen von Original- und Effektsound per Wet/Dry-Regler. Damit erhält man zumindest einen Teil des trockenen Signals. Außerdem verwenden Gitarristen auch gerne Chorus-Effekte, was es sinnvoll macht abzuklären, welche Instrumentalisten darauf zurückgreifen, um einen „Chorus-Overload“ zu vermeiden.

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Rhodes E-Piano mit Chorus-Effekt
Effekte verwenden, um den Klang lebendiger zu Gestalten.
Das Nord Electro 6 bietet einen Equalizer und zahlreiche Effekte, um den Klang lebendiger zu Gestalten. Mit dem EQ können u. a. störende Frequenzen herausgefiltert werden. (Foto: Christian Frentzen)

Außerdem verwenden wir hier – anstatt des ursprünglichen Halleffekts – eher ein Delay, was nur ganz subtil dazu gemischt wird. Damit bleibt der Sound deutlich „luftiger“ und matscht nicht so schnell. Das Ergebnis kann sich hören lassen!

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Rhodes E-Piano mit Chorus-Effekt und Delay

Mehr Präsenz durch Verzerrung!

Abschließend noch ein weiterer Punkt, um mehr Durchsetzungskraft zu erhalten. Anstatt des Chorus verwenden wir nun eine leichte Verzerrung. Durch das Produzieren harmonischer Obertöne wird das Ergebnis nicht nur etwas „dreckiger“, sondern auch heller und gleichzeitig lauter. Das kann in manchem Kontext sehr hilfreich sein und peppt so manchen braven Rhodes Sound durchaus auf.

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Rhodes E-Piano mit leichter Verzerrung

3. Synthesizer Sounds

Auch Synthesizer-Sounds können mit ein paar Tricks schnell deutlich klarer, griffiger und durchsetzungsfähiger werden, wobei man hier direkt in die Struktur der Klangerzeugung eingreift. Neben dem Filter, den Hüllkurven und Wellenformen bietet der Synthesizer eine Menge an Möglichkeiten, in das klangliche Geschehen einzugreifen. Für unser Beispiel verwenden wir einen Brass-Sound, der mit dem Prophet-6 erzeugt wird. Hier kommt eine Rechteckwelle zum Einsatz, die per LFO in ihrer Pulsweite moduliert wird. Das Ergebnis ist ein schöner, leicht wabernder Sound. Der Filter ist nur wenig geöffnet und die Filter-Hüllkurve erzeugt zunächst einen subtilen Attack und lässt den Cutoff danach leicht zufallen: Ein Bläser-ähnlicher Sound, wie man ihn aus unzähligen Produktionen aus den 1980er Jahren her kennt. 

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Prophet Brass original

Filter öffnen für einen optimalen Keyboardsounds

Der Brass-Sound klingt angenehm, zeigt sich jedoch klanglich recht mittig und brav. Damit der Sound sich besser durchsetzt, regeln wir ganz leicht mit dem Filter-Cutoff nach, öffnen diesen etwas und schon wird der Sound deutlich heller!

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Prophet Brass Filter öffnen

Filter-Attack verkürzen

Der weiche Klang entsteht vor allem durch die Einstellung der Filter-Hüllkurve. Für die Durchsetzungsfähigkeit können wir dem Klang nun einen kürzeren und prägnanteren Attack verpassen. Dazu soll die Filter-Hüllkurve etwas stärker auf den Filter wirken. Der kürzere Attack wird danach durch das Zurückdrehen des Attack-Reglers erreicht. Ein weiterer Schritt für einen optimalen Keyboardsound auf der Bühne.

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Prophet Brass Filter/Attack einstellen
Filter-Hüllkurve und Filter-Envelope
Über die Filter-Hüllkurve bzw. Filter-Envelope verlieht man einem Synthesizer-Sound einen deutlichen Attack, der den Filter-Cutoff sprichwörtlich „zuschnappen“ lässt. (Quelle: Christian Frentzen)

Weiteren Oszillator oktavieren

Das allerdings ist noch längst nicht alles – immerhin haben wir noch einen weiteren Oszillator, der bislang nicht genutzt wird. Dieser kommt jetzt zum Einsatz, erhält dieselbe Wellenform wie Oszillator 1, wird aber um eine Oktave nach oben gestimmt. Über den Mixer werden nun beide Oszillatoren gleich laut geregelt. Durch dieses Prozedere hat der Klang sofort eine Menge zusätzlicher Obertöne erhalten. 

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Prophet Brass zweiten Oszillator um 1 Okt. nach oben verstimmen

Filter-Hüllkurve justieren

Zusätzlich können wir den Sound noch etwas extremer „zuschnappen“ lassen. Hierzu benötigen wir einen geringeren Decay-Wert und stellen auch das Filter-Sustain auf einen Wert gegen 0. Die Intensität lässt sich dann noch über den Envelope-Amount regeln. Jetzt „schnappt“ es ordentlich und der Sound zeigt sich auffallender und aggressiver. Das Ergebnis setzt sich gleich viel besser durch. 

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Prophet Brass Filter Envelope Decay einstellen

Zum Schluss

Eine allgemeingültige Formel für den optimalen Keyboardsound auf der Bühne gibt es nicht. Auch der Begriff der „Durchsetzungsfähigkeit“ lässt einen gewissen Spielraum für die eigene Interpretation. Wichtig ist allerdings zu verstehen, was damit gemeint ist und durch welche Faktoren der jeweilige Klang beim Spielen beeinflusst wird. Hierzu zählen neben dem Signalweg, den tontechnischen Mitteln wie etwa Mischpulten und Effektgeräten vor allem die sehr unterschiedlichen akustischen Gegebenheiten. Und die zur Verwendung kommenden Instrumente der Band und deren Frequenzverhalten. Dieser Artikel bietet einen kleinen Überblick über die Grundlagen. Mit der Zeit bekommt man ein gutes Verständnis dafür, welche Instrumente in welchen Frequenzbereichen arbeiten. Auch darüber, dass bestimmte Klänge weniger gut hörbar oder durchsetzungsfähig sind. Zum Schluss noch ein Tipp: Immer mal mit dem Menschen hinter dem Mischpult sprechen. Der kennt die andere Seite und damit auch so manche Problemzonen des Keyboardsounds. Und … beim Soundcheck Zeit lassen!

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