Praxis
Das vom Bi-Amping inspirierte Konzept des OB1 mit der Aufsplittung des Eingangssignals in zwei Signalwege ist durchaus eine clevere Idee von Orange, die für viele Bassisten einen großen Praxiswert auf der Bühne hat. Dabei muss man nicht unbedingt ein Fan von heftig verzerrten Bassounds sein, denn mit der richtigen Einstellung kann der Distortion-Kanal auch einfach als Boost mit nur subtilen Klangveränderungen eingesetzt werden. Der gewünschte Lautstärkenschub wird dazu einfach mit dem Blendregler zum sauberen Kanal geblendet und der Gainregler sollte dabei nur minimal aufgedreht werden, damit der Bass gar nicht oder nur minimal zerrt – fertig ist der etwas rauere und lautere Sound z.B. für den Chorus des Songs oder ein Basssolo. Der einzige Wermutstropfen ist, dass man den Fußtaster gesondert erwerben muss, um beide Sounds auch wirklich abrufbar zu haben – ich empfehle jedem, diese Anschaffung beim Kauf des OB1 direkt mit einzuplanen.
Doch bevor wir über die Anschaffung eines Bass-Amps nachdenken, muss uns der Kandidat natürlich zunächst mit seinem cleanen Sound überzeugen! Bei mir ging das ziemlich schnell vonstatten, denn schon nach den ersten Tönen mit dem neuesten Orange-Familienmitglied wurde mir regelrecht warm ums Herz! Der cleane Sound besitzt sehr viel Tiefe und Volumen, und die Töne fühlen sich unheimlich griffig und gewichtig an. Das sind Qualitäten, die man in der Regel nur von analogen Verstärkern bekommt und vermutlich auch der Grund, warum sich Orange beim OB1 für die klassische A/B-Transistortechnik entschieden hat. Der unbearbeitete Klang ist außerdem nicht allzu neutral, eine ordentliche Portion Tiefmitten sorgt hier für Fülle und Charakter, der obere Bereich strahlt und besitzt ausreichend Transparenz, wird aber nicht ganz so luftig und offen wiedergegeben wie bei vielen anderen modernen Verstärkern.
Der aktive Dreiband-Equalizer klingt sehr musikalisch und überdeckt zu keinem Zeitpunkt den charakterstarken und kernigen Sound des OB1, auch nicht bei heftiger Dosierung. Tolle Klangvariationen sind mit den drei Reglern im Handumdrehen eingestellt – wer beispielsweise ein fetteres Fundament, einen Scoop-Sound mit griffigen Höhen oder aggressive Mitten für den amtlichen Rocksound braucht, ohne den Sound bis zur Unkenntlichkeit zu verändern, der erhält mit diesem effektiven EQ genau das richtige Werkzeug.
Für dich ausgesucht
Alleine mit seinen beeindruckenden Cleansound-Varianten wäre der OB1 ein klasse Verstärker: Nutzwert und Spaßfaktor des Amps erhöhen sich durch den Overdrive-Kanal allerdings noch einmal deutlich. Das Prinzip, den verzerrten Sound zum sauberen Signal hinzuzublenden, hat in der Praxis immense Vorteile gegenüber einer direkten Verzerrung des Basssignales. Der Gesamtsound lässt sich dadurch nämlich viel besser und feinfühliger kontrollieren, und es ist wirklich ein Kinderspiel, dem neuen Orange coole Overdrive-Sounds zu entlocken, die sich in der Band hervorragend durchsetzen und mit einem soliden Fundament gesegnet sind. Unter dem Gainregler liegt eine große Bandbreite von leichten Zerrungen für einen warmen, crunchigen Begleitsound bis zu abgedrehten Sägesounds für Freunde der experimentelleren Richtung. Der warme und organische Charakter der Verzerrung gefällt mir persönlich sehr gut und mit dem EQ, der hinter die Gain-Stufe geschaltet wurde, kann die Klangfarbe der Zerrung noch weiter nach dem eigenen Geschmack geformt werden. Nachfolgend hört ihr ein paar Audiobeispiele mit verschiedenen Blend- und Gain-Einstellungen, damit ihr auch einen Eindruck von der “dunklen” Distortion-Seite des OB1-500 bekommt.
MB sagt:
#1 - 20.09.2016 um 19:43 Uhr
Ich hatte den, der Drive Kanal war nicht via Umschalter zu gebrauchen. Der war viel zu laut. Ging nach 2 Wochen zurück. Der Clean war auch ziemlich schwammig in der Ansprache, aber der EQ war klasse.