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Orange Thunderverb 50 und 4×12“ PPC Slope Front Cabinet Test

PRAXIS
Beim Testen von Heads habe ich mir einen speziellen Prozess angewöhnt.
Um eine für mich möglichst „ neutrale“ Referenz zu haben, spiele ich in der Regel immer erst mit einer 2×12“ Marshall-Box. Diese Box hat sich bei mir seit vielen Jahren im Studio bewährt und ich kenne ihren individuellen Grundsound in- und auswendig. Ist eine passende Box zur Hand, wie in diesem Fall, folgt anschließend der zweite Teil des Tests. Die auf diese Weise gemachten Erfahrungen führen unterm Strich zu meinem Gesamturteil.

Hinweis: Die Audios, die ihr im Folgenden hört, entstanden in Verbindung mit einem SPL Transducer. Der SPL Transducer hat sich in den letzten Jahren in vielen Top Studios etabliert. Zu Recht, wie ich finde, denn der Sound ist hervorragend. Sämtliche Amps werden absolut direkt und ungefärbt wiedergegeben. Um dies mit klassischen Mitteln zu erreichen, müsste man im Normalfall einen enormen Aufwand betreiben (gut klingender Raum, Mikros, Vorstufen). Zum Einsatz kamen dabei eine Telecaster mit Noiseless-Pickups und eine Tom Anderson HSS-Strat.

Kanal B
Als Erstes spiele ich einige Akkorde mit der Tele. Dazu schalte ich auf den Hals-Pickup.

Audio Samples
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Kanal B – Tele-Neck Chords

Satt und voluminös drücken die Töne aus den Speakern, fast, als wäre ein Kompressor im Spiel. Die unteren Mitten geben den Schuss Wärme, den man sich für diese Spielweise wünscht. Wunderbar, mehr braucht man eigentlich nicht.

Jetzt schalte ich auf die Zwischenposition der Tele.

Audio Samples
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Kanal B – Tele-Mid

Das gesamte Klangbild hat sich auf die höhere Mittenfrequenz verschoben, der Thunderverb reagiert sehr feinfühlig auf die verschiedenen Positionen der Gitarre und Funklicks kommen knochentrocken daher. Auch hier muss ich nichts nachregeln, um zum gewünschten Ergebnis zu gelangen.

Jetzt die Tom Anderson umgeschnallt und sehen, was passiert, wenn ich den Gainregler etwas weiter aufdrehe.

Audio Samples
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Kanal B – Humbucker-8tel

Der Humbucker staucht den Sound natürlich mehr und Bässe spielen sich auf angenehme Weise in den Vordergrund. Okay, das hätte ich in dieser Form nicht erwartet. Ich bin echt erstaunt, wie fett die Gitarre wiedergegeben wird.

Jetzt will ich es wissen! Gainregler auf Anschlag und los!

Audio Samples
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Kanal B – Humbucker-Riff

Channel B bietet das volle Brett. Ich bin von der Flexibilität des Kanals beeindruckt. Der Shape-Regler dient quasi als Filter, mit dem sich der Ton formen lässt. Bei Linksanschlag werden die Bassfrequenzen hervorgehoben, bei Rechtsanschlag wird der Ton schlanker. Ich habe bei allen Beispielen den EQ bewusst auf Mittelstellung belassen, um den puren Ton zu erhalten. In diesem Setting bietet der Shape-Regler im Grunde alles, was man zur Klangformung benötigt. Da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht. Je nach Verzerrungsgrad lassen sich so im Grunde alle erdenklichen Stilistiken realisieren: vom staubtrockenen Riff à la AC/DC bis zum bösen Metallbrett.

Jetzt bin ich aber wirklich gespannt, was Kanal A zu bieten hat.Dazu schalte ich auf den Humbucker und belasse den Gainregler auf zwölf Uhr. Das Gleiche gilt selbstverständlich auch für die Klangregelung, die in diesem Kanal aus Bass, Mid und Treble besteht.

Audio Samples
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Kanal A – Humbucker-Riff

Das ist doch mal ein grundehrliches Rockbrett! Butterweich komprimierte, satte Chords tönen mir entgegen. Meiner Meinung nach genau die richtige Dosierung aller Frequenzen zum Abfeuern klassischer Riffs. Gerade im Tiefmittenbereich ist der Amp sehr präsent, eine Charakteristik, die vielen Verstärkern neuerer Bauart abgeht.

Klassische Leadsounds mit einer ordentlichen Portion Gain meistert der Thunderverb 50 quasi mit links. Damit das Verb in „Thunderverb“ auch zur Geltung kommt, drehe ich den Hall ein Stück weit hinein.

Audio Samples
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Kanal A – Humbucker-Lead

Auch hier war natürlich wieder der Humbucker scharf geschaltet. Rund und satt (sorry für die Wiederholung, aber so klingt er für mich nun einmal) trägt der Ton. Soli kommen in bester Gary Moore-Manier mit viel “Fleisch“, sprich Tiefmitten.
Der Hall verdichtet ganz wunderbar und gibt dem Ton Tiefe. Interessanterweise werden die Töne nicht zugematscht, sondern der Attack bleibt frei. Erst im Ausklingen der Saite mischt er sich hinein – und das gilt selbst für extremere Einstellungen! Sehr gut, wenn es atmosphärisch klingen soll.

Natürlich will ich jetzt auch wissen, wie Kanal A mit zurückgedrehtem Gain-Regler klingt. Dazu schnapp ich mir wieder die Tele, schalte in die Mittelposition und drehe das Reverb etwas weiter auf.

Audio Samples
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Kanal A – Tele-Mid Clean-Riff

Beeindruckend, mit welcher Direktheit der Thunderverb 50 zu Werke geht. Angenehm bissig, ohne zu nerven, setzt sich die Tele durch. Wunderbar für die nötige Präsenz im Bandgefüge. Wieder verdichtet der Hall, ohne zu verwischen. Da hört man einfach den Unterschied. Ein röhrengetriebener Accutronics-Federhall ist doch einfach was Feines!

Natürlich lebt so ein Verstärker vom Sound einer aufgerissenen Endstufe. Da das aber zwangsläufig mit sehr hohen Lautstärken einhergeht, haben die Entwickler ihm einen Attenuator spendiert. Dieser ermöglicht es, auch bei normaler bis leiser Lautstärke auf die geliebte Endstufenzerrung zurückzugreifen. Benötigte man dafür bisher ein weiteres Gerät zwischen Verstärker und Box, übernimmt das jetzt ein einziges Poti. Quasi als Sahnehäubchen lässt sich das Ganze auch noch per Fußschalter fernbedienen und als Solo-Boost nutzten.

4×12“ PPC Slope Front Cabinet

Die Box habe ich mit verschiedenen Verstärkern, unter anderem dem Marshall TSL 100, dem Fender Bassman und einem Vox AC30 getestet, und ich bin begeistert, mit welcher Direktheit sie sämtliche Sounds zu Gehör bringt. Durch ihre große, schwere Bauweise entwickelt sie ein wuchtiges Klangbild, alles klingt größer und schiebt mächtig. Logisch eigentlich, denn je schwerer die Box ist, desto weniger schwingt sie mit. Sie scheint vor jedem Ton oder Akkord Luft zu holen, um ihn dann mit zügelloser Kraft herauszukatapultieren. Der zweite Anschluss auf der Rückseite dient nicht etwa dem Stereobetrieb, sondern dem Durchschleifen an eine zweite Box. Wie gesagt, egal ob clean, crunchy oder heftig verzerrt, sie klingt immer kraftvoll und groß. Besonders gut scheinen ihr tiefe Stimmungen zu gefallen, sie drückt die gespielten Akkorde massiv und transparent an die Luft.

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