Der Origin Effects Cali76 Bass Compressor gilt seit seiner Einführung als einer der besten Kompressoren für Bass im Format eines Effektpedals. Das verwundert wenig, ist diese Stomp Box doch ein äußerst gelungener Klon des legendären UREI 1176, dem wohl berühmtesten Studio-Kompressor für Bass. Vor einigen Wochen stellten Origin Effects jedoch ein Update des Origin Effects Cali76 Bass Compressors vor. Das wirft natürlich Fragen auf: Was ist tatsächlich neu an der neuen Version, die auf den Namen „V2“ hört? Ist die V2-Version besser als ihr Vorgänger? Lohnt sich ein Upgrade für Bassleute, die bereits in die erste Version investiert haben? Auf der Suche nach der Antwort haben wir beide Modelle miteinander verglichen!
- Das Vorbild: Bill Putnams legendärer UREI 1176
- Cali76 vs. Cali 76 V2 – Vergleich der Features
- ▶ Features Origin Effects Cali76 Bass Compressor
- ▶ Features Origin Effects Cali 76 Bass Compressor V2
- Origin Effects Cali76 Bass Compressor: Usertipps für den Alltag
- Video: Unterschiede, Neuerungen & Sounds
- Fazit
Das Vorbild: Bill Putnams legendärer UREI 1176
Bill Putnam, späterer Gründer von Universal Audio, entwickelte während seiner Zeit bei der Firma UREI im Jahr 1967 den legendären 1176-Kompressor. In der Elektrotechnik befand man sich zur damaligen Zeit gerade in der Übergangsphase von Röhre zu Transistor, und der 1176 war einer der ersten Studio-Kompressoren mit dieser neuen Technologie. Seine Merkmale waren feste und relativ hohe Ratios (4:1, 8:1, 12:1 und 20:1), ziemlich schnelle Attack- und Release-Zeiten, eine „Soft Knee“-Kompression – und vor allem sein obertonreicher Sound!
Schnell bemerkten Nutzer, dass man die Knöpfe, welche für die verschiedenen Ratios zuständig waren, auch gleichzeitig drücken konnte. Dies resultierte in dem legendären „All-Buttons In“-Modus, der noch einmal zusätzliche harmonische Verzerrung ins Spiel brachte. Im Studio stellte sich bald heraus, dass sich der 1176 hervorragend für Schlagzeug und Bass eignete, und so avancierte er zu einem Art Industriestandard.
Übrigens: Wem die verwendeten Fachbegriffe zu Kompressoren wenig oder nichts sagen, der findet hier einen Artikel, der sich speziell diesem Thema widmet.
Cali76 vs. Cali 76 V2 – Vergleich der Features
Schauen wir uns die Features der beiden auf die Verwendung mit dem E-Bass maßgeschneiderten Cali76-Modelle aus dem Hause Origin Effects einmal unter der Lupe an.
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▶ Features Origin Effects Cali76 Bass Compressor
- Stufenlos regelbare Ratio von 4:1 bis zu 20:1
- Ein Regler für Attack und Release
- High Pass Filter, um das kräftige Low End nicht zu komprimieren
- Dry-Regler für den Anteil des unbearbeiteten Signals im Sound
- Out-Regler für Ausgangslautstärke
- In-Regler für Eingangslautstärke; bestimmt ebenfalls die Stärke der Kompression
- Betrieb mit wahlweise 9 oder 18 Volt
▶ Features Origin Effects Cali 76 Bass Compressor V2
- Stufenlos regelbare Ratio von 4:1 bis zu 20:1
- Ein Regler für Attack und Release
- High Pass Filter, um Low End nicht zu komprimieren
- Dry-Regler für Anteil des unbearbeiteten Signals im Sound
- Out-Regler Für Ausgangslautstärke
- In-Regler für Eingangslautstärke, bestimmt ebenfalls die Stärke der Kompression
- 9-Volt-Betrieb, wird intern auf 24 Volt transformiert
- LED-Kette zur Anzeige der Signalreduzierung
- Kleineres Gehäuse, ähnlich einem Standard-Effketpedal
Laut Origin Effects wurde darüber hinaus die komplette Schaltung überarbeitet, über Details wird allerdings der Mantel des Schweigens gelegt. Hier sind ein paar Bilder, welche die beiden Versionen und ein „normales“ Standardpedal in ihren unterschiedlichen Maßen miteinander vergleicht.
Origin Effects Cali76 Bass Compressor: Usertipps für den Alltag
Ich persönlich nutze den Cali76 seit ca. zwei Jahren nahezu täglich und möchte euch hier gerne aufzeigen, wie ich ihn im Alltag verwende. Die In- und Out-Regler richten sich nach dem Eingangssignal des verwendeten Basses (aktiv, passiv) sowie nach der Menge an Kompression, welche ich einstellen möchte. Der Dry-Regler steht bei mir fast immer auf ca. 11 Uhr, um etwas von meinem originalen Signal beizumischen. 4:1 oder 6:1 sind meine bevorzugten Ratio-Einstellungen, den High Pass Filter belasse ich zumeist auf 12 Uhr, so dass Frequenzen bis 200 Hertz nicht komprimiert werden und die Energie des Low End nicht verloren geht.
Nun folgen mit Attack und Release die eigentlich entscheidenden Parameter: Schnelles Attack und langsames Release eignet sich vor allem für stabile und fette Groovelines, wie z. B. Achtelgrooves etc. Das Attack wird etwas beschnitten, was die Aggressivität leicht herausnimmt und den Bass schön in den Mix einbettet.
Auf der anderen Seite des Reglers finden sich langsamere Attack- und schnelle Release-Zeiten. Diese eignen sich gut für perkussive Sounds wie Slapping oder funky Plektrumspiel. Bei diesen Spieltechniken möchte ich meinen Attack als wichtiges Element erhalten, gleichzeitig kommen aber so gut wie nie lange Töne vor, die unterstützt werden müssten. Der Kompressor soll hier also möglichst schnell wieder einsatzbereit sein, daher wähle ich bewusst eine kurze Release-Zeit.
Dies ist im Groben die Art und Weise, wie ich den Origin Effects Cali76 einsetze. Diese Einstellungen haben sich in der täglichen Arbeit als sehr geeignet erwiesen. Natürlich kann man den Cali76 auch in vielen Arten extremer nutzen, einiges davon gibt es in den Soundbeispielen.
Video: Unterschiede, Neuerungen & Sounds
Auf den ersten Blick kann man drei große Neuerungen erkennen: Das Gehäuse des V2 ist kleiner geworden und nun ähnlich der Größe eines Standard-Effektpedals. Ein ganzes Stück höher ist der neue Cali76 vergleichsweise immer noch, auf den benötigten Platz auf dem Pedalboard nimmt dies aber glücklicherweise keinen Einfluss. Die LED-Kette zeigt nun die Stärke der Komprimierung sowie deren Geschwindigkeit an. Dafür ist die Retro Diamond LED, welche den Betriebszustand des Cali76 zeigt, einer kleinen Standard-LED gewichen.
Der Rest findet unter der Haube statt: Konnte die V1 mit 9 oder 18 Volt betrieben werden, kommt die V2 mit 9 Volt aus, transformiert diese jedoch intern auf eine Betriebsspannung von 24 Volt. Dies sorgt für mehr verzerrungsfreien Headroom. Beim Test müssen wir uns also auf unsere Ohren verlassen!
In diesem Zusammenhang ein Hinweis zu meinem Test: Um sicherzustellen, dass alle Lautstärke- und Dynamikverhältnisse stets dieselben sind, habe ich die Klangbeispiele im Vorfeld aufgenommen und beide Kandidaten beim Test ausschließlich mit den aufgenommenen Signalen gefüttert.
Fazit
Das Ergebnis fällt genauso aus, wie ich es erwartet habe. Die Version 1 des Origin Effects Cali76 Bass Compressors agiert fraglos bereits auf einem sehr hohem Niveau. Bei den Unterschieden zur V2 kann man daher definitiv nicht von “Welten” sprechen, was aber nicht bedeutet, dass keine Unterschiede auszumachen sind! Die V2 wirkt auf mich noch einen Tick offener und luftiger und scheint speziell das Low End noch ein klein wenig besser zu bearbeiten. Vieles davon wird wohl auf die höhere Betriebsspannung zurückzuführen sein.
Noch deutlicher als beim Hören der Klangbeispiele wird dies aber natürlich für den Spieler selbst. Die Rückmeldung, die man vom Gerät während des Spielens erhält und die Art, wie man mit dem Effektsound interagiert, müssen nämlich ebenfalls in Betracht gezogen werden – auch wenn man dies in den Soundbeispielen natürlich nicht hören kann. Mir bereitete der Origin Effects Cali76 V2 einfach noch einen Hauch mehr Spaß!
Aber ich möchte dennoch noch einmal erwähnen, dass sich beide Geräten auf einem enorm hohen Niveau bewegen. Allen Bassleuten, die noch keinen Kompressor besitzen, kann ich nur wärmstens den Cali76 V2 empfehlen. Besitzern der V1 würde ich zu einem eigenen A-B-Direktvergleich raten, um dann abzuwägen, ob sich ein Upgrade lohnt!