Praxis
Sound
Eines vorweg: Man muss die Betriebsanleitung wirklich gelesen und verstanden haben. Einfach am Gerät drehen, bis es passt, funktioniert zwar auch, aber damit wird man das volle Potenzial des Pedals nicht ausschöpfen können. Der Revival Drive arbeitet sowohl im Gitarreneingang des Amps als auch in dessen Einschleifweg bzw. an einer Endstufe. Da aber jeder Amp dem Sound des Pedals eine zusätzliche Färbung gibt, habe ich mich entschlossen, den Ausgang des Revival Drive sofort in mein Audio-Interface zu stecken. Für die Speakersimulation verwende ich das Audio-Tool “Torpedo Wall Of Sound”, das dank der internen Reactive Load kein bisschen platt klingt. Als Basis für die Sounds habe ich die Example-Settings der Betriebsanleitung verwendet und leicht abgeändert. Grundsätzlich bietet das Pedal einen unglaublich offenen und reichhaltigen Obertonbereich, der den Klang sehr lebendig abbildet, der sich sehr edel und definiert präsentiert. Wem der Obertonbereich zu dominant ist, kann die hohen Frequenzen mit dem Bright-Cap-Cut bei Bedarf fein abmildern. Der Bassbereich lässt sich am Pedal nur eingeschränkt manipulieren. Ultratiefe und mittig ausgehöhlte Metalsounds sind hier also nicht möglich, es sei denn, man nutzt zusätzliche Verzerrer, die dem Revival Drive in seiner Funktion als Gitarrenamp eine zusätzliche Färbung geben. Aber als Metall-Schleuder ist das Pedal ja auch nicht gedacht. Hier kommen eher Blueser und Classic-Rocker auf ihre Kosten. Für die Soundbeispiele habe ich mich frei an die Sample-Settings des Herstellers gehalten. Pro Einstellung gibt es jeweils ein Audiobeispiel mit der Les Paul und der Strat. Beginnen wir mit dem Beispiel “Clapton’s Beano”, das auf dem Sound eines weit aufgerissenen 1962′ Bluesbreaker basiert.
Bei der Arbeit mit dem Pedal sollte man den Einfluss der Pickups und der Gitarrenbox auf den finalen Sound nicht unterschätzen. Man wird hier also nicht ohne weiteres wie Eric Clapton oder Jimi Hendrix klingen. Die Tendenz ist jedoch klar erkennbar. Hier nun eine Einstellung, die an den JMT45/100 erinnern soll und auf den Namen “Manic Depression” hört.
Das Pedal bietet eine enorme Bandbreite klassischer Röhrenverstärker-Sounds und die teilweise drastischen Unterschiede der unterschiedlichen Einstellungen sind mir erst beim späteren Abhören der Beispiele aufgefallen. Man hat es hier also mit einem Gerät für Individualisten zu tun. Allerdings sollte man genau wissen, wie das Teil funktioniert, denn sonst tappt man im Dunkeln. Interessant ist übrigens neben der erstklassigen Saitentrennung auch die Reaktion auf die unterschiedlichen Pickup-Typen. Die folgende Einstellung ist an den alten 100W Marshall Super Lead angelehnt, den Dickey Betts lange Zeit zusammen mit JBL Lautsprechern eingesetzt hat.
Bei der Blue-Sky-Einstellung hat man sich am Sound eines 61er Fender Deluxe Blackface Amp orientiert, der dem Sound von Duane Allman ähneln soll. Sein Verstärker hatte 22 Watt Leistung und war mit einem 12-Zoll-Lautsprecher und 6V6GT-Röhren ausgestattet. Duane Allman benutzte übrigens die Nicht-Reverb-Version des Deluxe. Ein weiterer sehr berühmter Blackface-Deluxe-User ist übrigens Don Felder, der den Fender Klassiker mit integriertem Federhall in den Anfangsjahren der Eagles häufig verwendet hat.
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Das Pedal erzeugt im Gegensatz zu so gut wie allen Verzerrerpedalen am Markt auch sehr leichte und fast unhörbare, dezente Verzerrungen. Die Einstellung “Sultans Of Swing” bildet einen Fender Twin in einer ganz leichten Sättigung nach. Der Sound klingt nicht nur super, auch Spielgefühl und Resonanz sind von einem “richtigen” Amp kaum zu unterscheiden. Und ich finde den Sound weitaus gefälliger als den der meisten knallharten Fender Twins, die ich bisher gespielt habe.