Ortega D2-4 Test

Praxis

Über das Gewicht braucht man sich bei akustischen Instrumenten in der Regel keine Sorgen zu machen – so auch beim Ortega D2-4, der mit seinen 2,6 kg wirklich federleicht ist. Die kürzere Mensur und der kleinere Korpus machen gerade denjenigen, die ab und zu mal zum Akustikbass greifen, die Umstellung vom E-Bass denkbar einfach, denn hier fühlt sich alles sehr vertraut an. Eine große Hürde bei erwachsenen Akustikbässen mit 34-Zoll-Mensur ist ja, dass konstruktionsbedingt die tiefen Lagen weiter weg vom Spieler rücken. Beim D2-4 ist jedoch alles exakt da, wo man es erwartet.
Die Werkseinstellung der Saitenlage ist relativ niedrig, trotzdem ist dem Ortega D2-4 kaum unangenehmes Schnarren zu entlocken. Dazu muss man schon mit ordentlich Energie zu Werke gehen. Auch in den hohen Lagen bleibt es ruhig. Hier gibt es ja bei Produkten anderer Hersteller häufiger mal Probleme im Bereich der Anbindung des Halses an den Korpus – nicht so jedoch beim D2-4. Hier wurden anscheinend alle Hausaufgaben sehr gewissenhaft erledigt, denn die Abrichtung des Griffbretts und der Bünde ist einwandfrei.

Schnarrfrei bis in die hohen Lagen - leider nicht bei allen Akustikbässen eine Selbstverständlichkeit!
Schnarrfrei bis in die hohen Lagen – leider nicht bei allen Akustikbässen eine Selbstverständlichkeit!

Die Haptik ist ebenfalls sehr gelungen, das dünne Finish vermittelt – wie weiter oben schon beschrieben – eher das Gefühl, dass man das Holz berührt als den Lack. Am Daumen der Greifhand ist kein unangenehmer Bremseffekt ist zu spüren, und durch das Cutaway sind alle Bünde problemlos zu erreichen.

Fotostrecke: 3 Bilder Gute Bespielbarkeit bis in die hohen Lagen – das …

Bis hierher konnte der Ortega D2-4 auf voller Linie überzeugen. Nun kommen wir aber zum wichtigsten Kriterium: dem Klang!
Hier möchte ich etwas ausholen, da Akustikbässe durchaus ihre eigenen Gesetze haben. Zum einen gibt es die leidige Physik – tiefe Frequenzen brauchen nun mal ein großes Volumen (sprich: Resonanzkörper), um entsprechend verstärkt zu werden und rund und voll zu klingen. Je größer der Korpus, desto lauter und tiefbassstärker ist das Instrument.
Darunter leidet natürlich irgendwann zwangsläufig die Bespielbarkeit eines Akustikbasses. Zwischen den beiden Polen Lautstärke/Klang und Bespielbarkeit muss also ein Kompromiss gefunden werden. Das Resultat ist, dass eigentlich kein Akustikbass wirklich laut genug ist, um im Zusammenspiel mit z.B. Gitarren zu bestehen. Spielt man nicht gerade alleine, benötigt man also fast immer zusätzliche Verstärkung.

Auch wenn die Bodies von Akustikbässen massig aussehen - sie können in der Regel nicht mit Akustikgitarren oder Percussion-Instrumenten konkurrieren.
Auch wenn die Bodies von Akustikbässen massig aussehen – sie können in der Regel nicht mit Akustikgitarren oder Percussion-Instrumenten konkurrieren.

Aus diesem Grund setzen einige Hersteller (zumindest bei einigen ihrer Modelle) gleich mehr auf die Karte Bespielbarkeit und bieten kleinere Bässe an, denn verstärken muss man ja so oder so. Beim verstärkten Klang macht sich die kleinere Größe des Bodies nahezu nicht mehr bemerkbar, während sie für den Solobetrieb zuhause vollkommen ausreichend ist. Es macht also durchaus Sinn, dass man als Hersteller diesen Weg beschreitet.
Ein solcher Kandidat ist auch unser Ortega D2-4: Akustisch gespielt ist er sicher nicht der lauteste Kandidat und es fehlt ihm etwas an Low End. Doch das wird auch seitens Ortega bewusst in Kauf genommen, somit kann man es ihm nicht als Nachteil ankreiden. Vielmehr besitzt der D2-4 einen sehr präsenten Klang mit prägnanten Mitten, die für entsprechend gesunde Definition sorgen. Akkorde, Soloarrangements oder dergleichen machen daher große Freude mit ihm. Hier ein paar Eindrücke des akustischen Sounds:

Audio Samples
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Akustiksound 1 Akustiksound 2 Akustiksound 3 Akustiksound 4

Und so klingt der Fishman-Tonabnehmer – ich habe den D2-4 direkt ins Audio Interface gestöpselt und sämtliche Regler in Neutralstellung gelassen:

Audio Samples
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Piezosound 1 Piezosound 2 Piezosound 3 Piezosound 4

Piezo-Tonabnehmer besitzen im Vergleich zum akustischen Sound ja stets eine etwas künstliche und sterile Note. Dies ist auch hier der Fall, aber der Fishman macht seinen Job wirklich ordentlich. Nimmt man den umfangreichen Equalizer hinzu, so kann man den Sound noch den persönlichen Bedürfnissen anpassen und die üblichen Probleme mit verschiedenen Räumlichkeiten und Rückkopplungen ausschalten.
Gerade der Notch Filter ist hier ein echter Segen: Er ist ein Equalizer mit sehr enger Flankensteilheit, der problematische Frequenzen absenkt, aber nicht den Charakter des Instruments verbiegt. Falls es zu Auslöschungen im Signal vom Amp und P.A. kommt, so kann der Schalter zur Phasenumkehr geradezu ein “Lebensretter” sein!

Fotostrecke: 2 Bilder Dank des hochwertigen Preamps ist der verstärkte Sound des D2-4 absolut ernstzunehmen.
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