Mit Ortega hat sich die Firma Meinl aus dem schönen Mittelfranken eine Hausmarke für akustische Instrumente geschaffen, die den Markt derzeit ordentlich aufmischt. Den meisten Bassern ist Meinl sicherlich eher als Vertrieb der beliebten Ibanez-Bässe bekannt, die Marke Ortega gibt es aber auch bereits seit 1994. Die Instrumente dieser Serie werden in Deutschland designed und in Fernost gebaut, konkret: in China. Diese Vorgehensweise ist durchaus nicht neu und ähnliche Kollaborationen kennt man ja von etlichen europäischen oder amerikanischen Firmen (z.B. Ampeg, EBS, Markbass …), die ebenfalls ein günstigeres Sortiment “made in Asia” anbieten, aber nach wie vor im Heimatland entwickeln.
Etwas außergewöhnlich sind nun meine beide Testkandidaten, die ich vor mir liegen habe: Sie sind keine Akustikbässe, sondern Bassukulelen der sogenannten Lizard-Serie. Der Hersteller verspricht auf seiner Homepage: “It is a real cool bass and you’ll be surprised by it’s abilities!” und macht damit deutlich, dass diese Instrumente nicht als Kinderbässe gedacht sind, sondern vielmehr als ernstzunehmende Musikinstrumente für ausgewachsene Tieftöner.
Nun denn, dann werde ich den beiden “Echsen” (vorliegend einmal als bundierte und einmal als bundlose Version) mit ihren dicken weißen Polyurethan-Gummisaiten mal auf den Zahn fühlen und prüfen, ob Ortega uns tatsächlich hier tatsächlich mit ernsthaften Instrumenten beglückt und die Ukulelen das Attribut “Bass” auch verdienen!
Details
Edel kommen die Lizzys daher mit ihrem matt lackierten Mahagonikorpus und den um das Schallloch eingelaserten Echsenmotiven. An der Korpusseite oben und unten wie auch hinten in der Mitte wurde eine Art dreischichtiges Binding eingelassen, was die feine Optik gekonnt unterstreicht. Dahinter verbirgt sich eine Plywood-Rahmenkonstruktion (Sperrholz), die mit Mahagoni für die Decke, den Boden und die Zargen verleimt wird. Das dunkle Holz des Bindings an den Zargen wird leider nicht weiter beschrieben; auf der Meinl-Homepage entdecke ich lediglich die Bezeichnung “Black ABS”.
Grundsätzlich wie Akustikbässe gebaut, weisen die Ukulelen doch entscheidende Unterschiede auf. So haben wir es hier mit Griffbrettern aus Rosewood zu tun, die lediglich über 15 Bünde verfügen. Klar: gäbe es mehr Bundstäbchen, würden die Lizards allein von der Größe her schon nicht mehr als Ukulelen durchgehen! Die Mensur von 51 cm trifft für eine Ukulele aber voll ins Schwarze.
Der Fretless besitzt aufgemalte Bundmarkierungslinien, was die tonale Orientierung erheblich erleichtert. Der Hals selbst besteht ebenfalls aus Mahagoni und beherbergt einen Zweiwege-Halsstab, mit dem sich die Halskrümmung komfortabel in beide Richtungen einstellen lässt.
Der Headstock wurde leicht abgewinkelt, um ausreichenden Druck der Strings auf den Sattel zu gewährleistet. Hinter dem Knick wurde die Kopfplatte angeschaftet – die nötige Steifheit sollte mit dieser toll verarbeiteten Querverschaftung gewährleistet sein.
Als Stimmmechaniken wurden leichte schwarze und halboffene Tuner gewählt, die sahnig laufen. Die Stimmstabilität lässt naturgemäß allerdings dennoch etwas zu wünschen übrig, da die Gummisaiten bei weitem nicht so gutmütig reagieren, wie man dies von einem herkömmlichen Bass gewohnt ist. Ich musste im Praxistest ziemlich häufig nachstimmen – so richtig sauber wollte die Intonation vor allem in den höheren Lagen aber trotzdem nicht werden.
Ein kleiner Plastikdeckel an der Kopfplatte will von drei Schrauben befreit werden, um an den Halsstab zu gelangen. An dieser Stelle kann die Halskrümmung eingestellt werden, und diese Möglichkeit ist gleichzeitig auch die einzige Option, wenn man etwas an der Saitenlage verändern möchte. Die festsitzende Brücke besteht (wie das Griffbrett) aus Rosewood. Hier laufen die Saiten über einen Kunststoffsteg, unter welchem sich auch der Piezotonabnehmer befindet.
Da die Strings danach ohne sichtbare Fixierung einfach in den Korpus hinein verschwinden, wirft dies anfangs die Frage auf, wie man diese denn wohl wechselt?! Auf der Rückseite lüftet sich dieses Geheimnis jedoch, wenn man ein rundes Holzplättchen mit drei Schrauben löst. Auf diese Weise erhält man Zugang in das Innere des Instruments. Ein Saitenwechsel ist so also möglich – aber sicher kein Spaß für große Hände, denn das Loch wurde recht klein gehalten.
Apropos Saiten: Sie stellen eine absolute Besonderheit dar, sind sie doch super dicke “Gummigespanne”, die sich für einen E-Bassisten zunächst sehr befremdlich anfühlen. Da brauchte ich durchaus Eingewöhnungszeit – vor allem in Kombination mit der recht kurzen Mensur!
Ist diese Hürde aber genommen, lassen sich ernstzunehmende Bassfrequenzen aus den Kistchen zaubern. Aufbereitet werden diese mit dem hauseigenen Preamp, der sich “Ortega MagusUke Bass” nennt. Dahinter verbirgt sich ein Dreiband-Equalizer (Bässe/Mitten/Höhen) sowie ein Volumenregler und ein Stimmgerät, das durchdacht arbeitet. Die Anzeige des Tuners läuft sehr ruhig, und wenn man die richtige Tonhöhe erreicht, ändert sich die Displayfarbe in ein schönes Grün.
Die Stromversorgung des Preamps und des Tuners erfolgt ungewöhnlicherweise über zwei 6V-Flachzellen (CR 2032), welche sich neben der Klinkenbuchse in der unteren Zarge befinden. Im Praxistest hatte ich allerdings den Eindruck, dass die bereitgestellte Spannung bei Vollboost des EQs nicht ganz ausreicht und es leider zu minimalen Verzerrungen kommt. Gesunder Bass benötigt nun einmal viel Headroom – scheinbar wird es da bei 6 Volt und einem Vollboost schon etwas eng mit den Reserven!