Praxis
Das Aufschrauben des Ortofon Concorde Elite MKII auf den Tonarm meines Technics 1210 Mk2 geht so easy vonstatten, wie wir es von Concorde-Cartridges gewohnt sind.
Ortofon Concorde MKII Elite Hörtest
Druck! Das ist der erste Eindruck beim Hören. Der Elite überzeugt im Vergleich mit meinem Concorde Pro-S nicht nur mit deutlich höherem Output, sondern auch mit knackigeren Transienten, crisperen Höhen und wirklich sattem Bass. Das machen die Audiobeispiele mit den lizenzfreien Irrupt Audio Loops mehr als deutlich. Die Beats der eintaktigen Locked Groove Vinyl-Scheiben klingen weit dynamischer und agiler als die Aufnahmen mit dem Concorde Pro-S.
Überhaupt ist der Elite MKII ein Feingeist und entfaltet seine Stärken vor allem bei filigraner Musik. Ein Hörgenuss ist zum Beispiel das Web Web Album Web Max, wo der Elite die feinperligen Nuancen der Instrumente ganz wunderbar erfahrbar macht. Auch ältere Werke wie der Breitleinwandfunk von Earth, Wind & Fires 1979er-Album „I Am“ klingen frisch und kernig in den Transienten und detailliert aufgelöst in den orchestralen Passagen. Für Techno und House schätze ich die bolzige Wucht der Taruya-Nadeln sehr. Für ein universelleres Musikerlebnis würde ich dennoch den Elite vorziehen.
(Audio: Irrupt Audio Open Source Loops, Doppelvinyl, A-Seite)
Handling
Für DJs mit entsprechendem Kleingeld ist der Elite eine ganz hervorragende Wahl. Dank des elliptischen Schliffs liegt die Nadel satt im Groove und beweist eine sehr hohe Spurtreue. Auch Scratchen ist trotz der anfangs erwähnten Risiko-Warnung überhaupt kein Problem. DJ muss sich nur darüber im Klaren sein, dass Scratching mit elliptisch geschliffenen Nadeln schneller den Platten schadet, da diese engeren Kontakt zu den Rillen haben. Die Echtgoldbeschichtung des Elite hat auch einen ganz praktischen Nutzen: Durch den tiefen Ausschnitt ist die Nadelspitze selbst gut von oben zu sehen und die goldene Bucht erlaubt hochpräzises Finden der gewünschten Rille. Und ja: Das Teil sieht einfach sehr edel aus. Bling-Bling-Faktor 10/10.
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Ortofon Concorde MKII Elite und DVS
Gerade bei Digital Vinyl Systemen benötigt die Software ein stabiles Signal für die Interpretation des Timecodes. Hier zuckt der Elite nur mit den Schultern und liefert auf Anhieb ideal ab. So dick und rund muss das im Display bei Traktor aussehen.
Digitalisierung mit dem Ortofon Concorde MKII Elite
Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich für hochwertige Tonabnehmer ist die Digitalisierung von Schallplatten, entweder um sie für die Nutzung in Traktor, Serato, Rekordbox & Co. aufzunehmen oder zum Samplen von Sounds für die Musikproduktion.
Hier sehe ich den Concorde Elite MKII ebenfalls ganz weit vorne. Wer sich hochwertige Soundkarten etwas kosten lässt, sollte auch nicht beim Erstkontakt zur Schallplatte sparen. Und Details, die der Tonabnehmer nicht abgreift, kann später auch kein Plugin mehr hervorzaubern.
Bei der Aufnahme in Soundkarten ohne digitale Gain-Regelung wie beispielsweise die Traktor Kontrol S4 MK3-Konsole fiel mir auf, dass der Elite ein ziemlich optimales Signal anlandet: nicht zu leise, aber ca. 5 dB unter der digitalen Null. Und die muss ja bekanntlich stehen.
Für wen ist das?
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Concorde Elite MKII vor allem von Leuten gekauft wird, die einen nagelneuen Technics 50th Anniversary SL-1200MK im Wohnzimmer stehen haben, denn zu dessen goldfarbenem Tonarm passt der Elite MKII schon rein optisch perfekt.
Audiophile DJs, die trefflich über die Klangqualität edler Boutique-Rotary-Mixer debattieren können, dürfen ebenfalls zur potentiellen Zielgruppe gehören.
Auch sonst mag die Kaufentscheidung bei manchen eher durch den edlen Look als den Sound getriggert sein, aber das ist bei Klamotten, Autos und Handtaschen ja auch nicht anders. Deswegen werde ich hier die Diskussion über den Preis auch nur am Rande führen, denn natürlich ist der Elite teuer, aber seinen Preis im Vergleich zu anderen Nude Diamond Tonabnehmern auch wert.
Ob der reine Nutzwert diese Investition rechtfertigt, sollten DJs vom persönlichen Auflegeverhalten abhängig machen. Für richtige Scratch-Routines gibt es einfach passendere Tonabnehmer, die zudem meist preiswerter sind, im Concorde-Format z. B. die kultigen Taruya-Nadeln oder von Ortofon selbst den von Scratch-Ikone DJ Q-Bert mitentwickelten Concorde Q.Bert-S.
Andererseits hatte ich noch nie einen luxuriöser aussehenden Tonabnehmer in den Händen. Wem das wichtig ist, der darf hier bedenkenlos zuschlagen. Und der Sound ist sowieso erste Klasse.
Bodo Micheel sagt:
#1 - 04.02.2024 um 10:17 Uhr
Ich besitze das Abtastsystem Ortofon Concorde MKII Elite seit 3 Monaten auf folgenden System (AT-LP140XP - Marantz SR 8015 (DTS Virtual:X) ( Nubert nLine-Serie z.B.(284, CS-64 usw.). Ein echt beeindruckender Klang im Spektrum Rock/Pop/Instrumental. Ich habe vor kurzen Pond "Planetenwind" AMIGA 1985 aufgelegt. Einfach Klasse und noch nie so gehört. Oder Tina Turne "Private Dancer" als AMIGA 1985 Pressung unglaublich. Super brillanter Klang mit sauberen Bassbereich und klarer Mittel- und Hochtonwiedergabe und unverzerrte Stimmwiedergabe (bei Tina Turner eine doch sportliche Aufgabe). Ich bin SACD (vor allem multichannel-Ausgabe) gewöhnt und höre aber zur Zeit fast 75% Schallplatte. SACD ist etwas anders (keine Nebengeräusche und noch brillanter in der Wiedergabe), aber der Klang der Schallplatte ist teilweise angenehmer und vor allem weicher und wärmer). Sehr zu empfehlen für Kopfhörer. Insgesamt wertet dieses Abtastsystem eine Anlage im mittleren Qualitätsbereich doch erheblich auf.