Ortofon Concorde Music Test

PRAXIS

Den Hörtest haben wir dann bereits mit großer Spannung erwartet. In kleiner Runde kamen diverse Lieblingsschallplatten auf den Plattenteller. Geduldig haben wir stets mit dem preisgünstigen Concorde Music Red begonnen, um uns qualitativ kontinuierlich an die Spitze zu bewegen. Als Test-Player nutzten wir einen bestens gewarteten Technics SL-1210 Mk2, der mit seinem im Vergleich zu den neuen Mk7 höheren Gewicht ein gutes Maß an Laufruhe verspricht.

Beim sorgfältigen Einstellen von Antiskating und Auflagekraft hielten wir uns an die vom Hersteller empfohlenen 18 mN. 

Als Testmusik dienten uns vier relativ aktuelle 180 Gramm Pressungen:

  • Massive Attack – Teardrop (Mezzanine, Circa/ Virgin)
  • Joep Beving – For Mark (Hermetism, Deutsche Grammophon)
  • Roisin Murphy – You Knew (Hit Parade, Ninja Tune)
  • Nina Simone – Black Is The Color Of My True Love’s Hair (At Town Hall, Jazz Images)

sowie zwei alte und hundertfach gehörte Alben aus den achtziger Jahren, nämlich:

  • Roxy Music – The Space Between (Avalon, EG-Club Edition)
  • The The – Giant (Soul Mining, CBS)
Sechs Schallplatten
Ab zum Hörtest: Bei diesen sechs Platten mussten die Kandidaten „Farbe“ bekennen 

Red

Zuerst also der Red mit seinem geklebten Diamanten. Er liefert ein sauberes und ausgewogenes Klangbild, an dem niemand etwas auszusetzen hatte. Allerdings würde im Laufe des Hörvergleichs auffallen, dass der günstige gebundene Diamant die Musik vergleichsweiche flach und oft auch knochig wiedergab. Das Bessere ist bekanntlich der größte Feind des Guten.

Ortofon Concorde Music Red auf Schallplatte
Richtig gute Qualität fürs Geld: Der Ortofon Concorde Music Red ist ein solider Tonabnehmer für Einsteiger

Blue

Schon bei der 2M-Serie ist der Blue ein lohnendes und preiswertes Upgrade vom 2M Red. Hier gibt es für vergleichsweise kleines Geld einen echten Nude Diamond im gleichen hochwertigen Chassis, mit dem auch der sehr viel teurere Black daherkommt. 

Der Concorde Music Blue bildete bei allen Platten erwartungsgemäß die tiefen Bässe konturiert und kraftvoll ab. Er schält bei einem ausgewogenen Klangbild einfach mehr Bass-Anteile und Tiefenstaffelung aus den Rillen als der Red und ist den Aufpreis von 100,- Euro mühelos wert.

Nude Diamond Upgrade: der Ortofon Concorde Music Blue 
Nude Diamond Upgrade: der Ortofon Concorde Music Blue 

Bronze

Preislich auf gleichem Niveau wie der goldene Ortofon Concorde MKII Elite (hier im Test) ist er ein halbes Gramm leichter und liefert statt 8,5 mV nur die 6 mV Ausgangsspannung wie die anderen Concorde Music Systeme. Im Bonedo-Test konnte der MKII Elite als Topmodell der MKII-Serie komplett überzeugen.

Der Concorde Music Bronze holt für ca. 150,- Euro Aufpreis zum Blue dank des bekannt präzisen Ortofon Fine Line-Schliffs sehr viel Raum und Detail aus der Rille, weil die Nadel sich noch enger ins Vinyl schmiegt.

Hier strahlen die frischen Höhen und knackigen Transienten regelrecht. Der Herzklopf-Rhythmus auf „Teardops“ ist präsenter und greifbarer, Joep Beving’s Klavieranschlag fühlbar kerniger. 

Geradezu muskulös wirkt der Bass in Roisin Murphy’s „You Knew“. Der Bronze ist ein optimaler Pickup für rhythmisches Material, kann aber auch bei filigraner Musik überzeugen: Zarte Gesangspassagen wie Nina Simone’s Vortrag auf der Live-Aufnahme vom 12. September 1959 in einer minimalistishen Besetzung mit Kimmy Bond am Bass, Albert “Tootie“ Heath on Drums und natürlich Nina Simone herself am Klavier und am Mikrofon überträgt der Bronze fast schon hyperrealistisch. 

Die Nuancen der leisen Gesangspassagen sind klar zu greifen, auch weil die S-Laute im Gesang sehr präsent sind. Im Folgestück “Exactly Like You“ schnurrt der Kontrabass katzengleich dank der präzisen Höhenwiedergabe des Bronze. 

Knackig und frisch: Der Ortofon Concorde Music Bronze glänzt mit strahlenden Höhen und schnellen Transienten 
Knackig und frisch: Der Ortofon Concorde Music Bronze glänzt mit strahlenden Höhen und schnellen Transienten 

Black

Der Ortofon Concorde Music Black transportiert uns dann mitten ins Publikum. Das Knistern und Räuspern unter den Zuhörenden ist förmlich greifbar und Nina Simone’s Gesang und Klavierspiel harmonieren herrlich miteinander. Beim Massive Attack Stück groovt der Herzklopf-Rhythmus sanfter und etwas weniger straff, insgesamt ein sehr erhabenes Klangbild, das der Komposition maximal gerecht wird. 

Joep Beving’s Klavier klingt rund und sanft, umgeben von einem zarten Schmelz, der auch Bryan Ferry’s Stimme auf dem Avalon-Album sehr gut zu Gesicht steht. „The Space Between“ wird trotz nicht hochwertigster Club-Edition-Pressung mit lässiger Eleganz und sehr plastischer Abbildung der instrumentalen Einwürfe ohne jegliche Überbetonung wiedergegeben. 

Auch das Roisin Murphy-Stück klingt einfach gut: Der Bass-Puls pumpt dick und konturiert, Stimme und Instrumente sind schön gleichmäßig auf der Klangbühne verteilt und die etwas gegen den Rhythmus strebenden Dub-Delays werden harmonisch in das Gesamtbild eingebettet. „So muss das klingen!“ war die einhellige Meinung. Denn der Black klingt weich, dicht und rund mit einem üppigen Low-End und belohnt mit einer sehr klaren Ortung der einzelnen Akteure auf der Klangbühne, ohne diese übermäßig weit öffnen zu müssen.

Der Black LVB stand leider nicht zum Test zur Verfügung. Aufgrund der Erfahrung mit dem grandiosen 2M Black LVB 250 darf man von der Top-Concorde-Nadel allerdings außergewöhnliche Klangwiedergabe erwarten, die dem satten Preis angemessen sein dürfte.

Der Teuerste und Beste: Der Ortofon Concorde Music Black ist ein rundum-sorglos-System für Musik-Liebhaber 
Der Teuerste und Beste: Der Ortofon Concorde Music Black ist ein rundum-sorglos-System für Musik-Liebhaber 

Giganten unter sich

Sehr gespannt war ich am Ende auf das Erlebnis, „Giant“ von The The, mit diesen feinen Nadeln zu hören. Hier griffen wir zum Abschluss gleich zum knackigen Bronze, um zu erfahren, wie dieser den ikonischen Tribal-Rhythmus abbildet. Die Drums sind klar konturiert, einige Zwischenschläge, die der Red und Blue weitgehend unterschlagen, werden vom Bronze akzentuiert gezeichnet, dazu pumpt ein straffer Bass. 

Aber es geht noch besser: Der Black brachte die „Wall of Sound“ am Ende des Stücks noch einmal transparenter und ausgewogener rüber. Der Bass setzt nicht einfach wieder ein, er schiebt voll und rund nach vorne. Die hohen, hypenden Töne schweben zart, filigran und ohne zu klirren über dem dichten Klangteppich. Es ist ein wahres Erlebnis.

Im etwas ernüchternden Gegenvergleich klingen die Drums beim Red knochiger, während der Blue mit klar konturiertem Klangbild eine eigene Duftnote setzt, ohne aber so dreidimensional zu wirken wie der Bronze und der Black.

Ortofon Concorde Music Black auf The The Schallplatte
Giganten unter sich!

Ortofon Concorde Music Red vs. 2M Red

Den Ortofon 2M Red findet man auf vielen höherwertigeren Plattenspielern bereits vormontiert, so dass ich die Gelegenheit hatte, den Concorde Music Red gegen seinen roten Halbbruder aus gleichem Hause zu testen. 

Ob es nur die härtere Dämpfung des Concorde Music Pendants ist, mag ich nicht beurteilen, aber der Concorde Music Red klang für mich knackiger und hob die Transienten etwas deutlicher hervor als der geringfügig leichtere 2M Red.

Es dürfte reizvoll sein, einmal alle Farben beider Linien gegeneinander antreten zu lassen. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass die Concord Music Systeme nicht einfach nur schnöde Designvariationen der MM-Linie sind, sondern mit einem eigenständigen klanglichen Profil daherkommen.

Scratchen verboten

Auch wenn die Cartridges der Concorde Music Serie vom Look und Handling wie besonders edle DJ-Systeme aussehen: Scratchen sollte man mit ihnen nicht. Den Red und Blue könnte man noch gut und gern für DJ-Mixes hernehmen, aber je feiner die Schliffe der Nadeln sind, desto mehr können diese aufgrund des hohen Kontakts zur Rille auch die Schallplatte beschädigen, wenn Techniken wie Cueing oder Scratching häufig angewendet werden. 

Die hohe klangliche Qualität wird dann eben auch mit höherer mechanischer Abnutzung des Vinyls erkauft. Gerade der Bronze und der Black liegen so satt in der Rille, dass man mit ruckeligen Bewegungen der Schallplatte schaden könnte. Auch deswegen sollte das Antiskating präzise eingestellt sein, damit die Nadel geschmeidig durch die Rille gleiten kann.

 Besser nicht scratchen, die Nadeln sind elliptisch geschliffen
Besser nicht scratchen, die Nadeln sind elliptisch geschliffen

Für wen ist das?

Die Tonabnehmer der Concorde Music Serie richten sie sich vor allen an Musikliebhaber, die edle Turntables mit Bajonettverschluss wie beispielsweise den Technics SL-1200 GAE mit ebenso hochwertigen Systemen bestücken möchten. Auch der SL-1200 GAE ist kein echter DJ-Turntable, auch wenn er wie der unbestrittene Klassiker aussieht.

Mix-DJs mit den höchsten klanglichen Ansprüchen dürfen daher weiterhin guten Gewissens zum Topmodell der DJ-spezifischen MKII-Serie, dem Concorde MKII Elite greifen. Und audiophile Fans des Concorde-Designs finden mit dem Concorde Music Bronze oder Black wunderbare Pendants zu den Systemen der 2M-Serie. Weil die Nadeln so wunderbar einfach auszutauschen sind, würde ich mir analog zum 2M 78 und 2M Monoauch noch Concorde-Mono-Versionen wünschen, um rasch den passenden Tonabnehmer für Mono- oder Schellackplatten zu montieren. 

Welchen nehmen?

Der Red ist ein hervorragender Einstiegs-Tonabnehmer. Für 149,- Euro bekommt man einen ausgezeichneten Concorde Mk.2-Body mit einem unkomplizierten Stylus.

Der Blue lockt für 100,- Euro mehr mit seinem elliptisch geschliffenen Nude Diamond und deutlich mehr Präsenz und Artikulation. 

Der Bronze ist mit seiner fantastischen Abbildung spritziger Höhen und knackiger Transienten für ca. 150,- Euro mehr vor allem für rhythmische Musik eine sehr gute Wahl. 

Für noch mal 200,- Euro mehr bekommt man dann den Black, ein Rundum-Sorglos-Tonabnehmer ohne Fehl und Tadel. Einhellige Meinung bei uns: So muss die Musik klingen.

Aber wem knapp 600,- gerade nicht so locker sitzen, der greift zum Red oder Blue und gönnt sich den Bronze oder Black-Stylus als Upgrade, wenn das Konto wieder besser gefüllt ist: der Systemträger ist ja schließlich kompatibel.

 Besser nicht scratchen, die Nadeln sind elliptisch geschliffen

Machstehend noch einmal eine Tabelle mit Spezifikationen, Preisen und den Einzelbewertungen der Systeme.

Ortofon Concorde Music – Vergleich

ProduktOrtofon Concorde Music RedOrtofon Concorde Music Blue Ortofon Concorde Music Bronze Ortofon Concorde Music Black 
NadelschliffelliptischNude elliptischFine LineNude Shibata
FarbeRotBlauBronzeSchwarz
Frequenzbereich20-20.000 Hz +3/ -1 dB20-20.000 Hz +2/ -1 dB20-20.000 Hz +2/ -0 dB 20-20.000 Hz +2/ -0 dB
Preis149,- Euro249,- Euro398,- Euro598,- Euro
Preis Stylus68,- Euro148,- Euro298,- Euro498,- Euro
Einzelbewertung 3,5 Sterne  4 Sterne  4,5 Sterne  5 Sterne
Kommentieren
Profilbild von Tobi

Tobi sagt:

#1 - 14.08.2024 um 22:36 Uhr

0

Nur das ihr jedes Erscheinungsjahr falsch habt. Das erste Concorde wurde vom Jan Trägårdh 1979 entworfen und vorgestellt, nicht 1984. Die MK2 Serie wurde 2018 und nicht 2016 vorgestellt. Und die 2M Serie gibt es schon seit 2007 und nicht seit 2020. (Sogar euer Bericht ist von der MK2s ist von 2018 ;-)

    Profilbild von Peter Westermeier

    Peter Westermeier sagt:

    #1.1 - 15.08.2024 um 10:10 Uhr

    0

    Hallo Tobi, da hat der Fehlerteufel ja ganze Arbeit geleistet. Die Release-Daten sind korrigiert worden. Danke für deinen Hinweis und VG :)

    +1
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