PRAXIS
Nun wird es aber Zeit für die freie (Vinyl-)Wildbahn. System am Tonarm montiert, Höhe justiert, Auflagegewicht eingestellt und los geht’s!
Ich beginne beim Mindestauflagegewicht von 1,5 Gramm mit einer sehr lauten Platte (Maxisingle), deren Signal natürlich für entsprechend große Auslenkungen der Nadel sorgt. Ohne Springen oder hörbare Verzerrungen besteht der S-120 diesen Teil der Prüfung. DJ-Daumen nach oben!
Außerdem sind ab 1,5 Gramm schnelle Basic-Scratches und Backspins in normaler Geschwindigkeit möglich. Dies bedeutet gute Mix-Eigenschaften bei plattenschonenden Auflagekräften. Bei schnellen und komplexen Scrachtes verhindert ein Gewicht von ca. 2,2 Gramm das Springen der Abtastnadel. Bei sehr schnellen Backspins reichen etwa 2,5 Gramm.
Die relativ weiche Aufhängung des Nadelträgers sorgt für verhältnismäßig starke Schwingungen des Tonabnehmers bei Scratches. Der Pegel des dabei entstehenden Störsignals ist aber glücklicherweise zu vernachlässigen. Insgesamt beweist der Concorde S-120 gute Mix- und Scratch-Eigenschaften und das schon bei sehr geringen Auflagekräften. Hier gibt es absolut nichts zu beanstanden.
Klang
Besonders überzeugend ist beim S-120 der mittlere Frequenzbereich mit seinem sehr detailreichen und teilweise schon wuchtigen Klang. Im Bass ist besonders der Subanteil sehr kraftvoll, wobei das Gesamtbild des unteren Spektrums minimal verschwommen wirkt. Die Wiedergabe des oberen Spektrums ist hingegen plastisch und offen.
So präsentiert sich das Gesamtklangbild des S-120 sehr voluminös. Dabei verfügt er über eine angenehme Wärme. In dieser Disziplin schafft es unser Testkandidat gleich hinter dem Ortofon Concorde Nightclub MKII auf Platz zwei!
ZWEITE MEINUNG
(Peter Westermeier, Vestax PDX2300 MK2 Pro Turntable, Pioneer DJM-Mixer)
Bei dem vorliegendem S-120 Tonabnehmer handelt es sich um ein System mit SME-Bajonettanschluss aus Ortofons Concorde-Serie. Es wird in einem gelabelten Köfferchen aus Kunststoff und Metall angeliefert, in dessen Inneren das Ergebnis der Kooperation mit Serato samt zweier Nadeln, einem Gummiaufsatz sowie einer Reinigungsbürste und einem Zusatzgewicht verstaut ist. Typenbedingt (Concorde-System) ist der Griff ein wenig bruchgefährdet, weil er ziemlich dünn ist. Obendrein erscheint er etwas rutschig, wogegen allerdings ein Kraut in Form des zuvor genannten Überzuges gewachsen ist. Der Träger hingegen wirkt auf mich robust, die asymmetrische Aufhängung der Nadel für vertikale Stabilität ebenfalls. Leider ist die farbige Markierung auf dem Stift sehr dunkel geraten, was in Kombination mit der kleinen Aussparung Optimierungspotenzial birgt. Die Kontakte hingegen sehen vorbildlich aus. Mittels Überwurfmutter ist der Testkandidat im Nu am Turntable angeschlossen und trifft den von Vestax geforderten Spindelabstand von 15 Millimetern auf den Punkt. Beim Ortofon S-120 Concorde kommt ein speziell geschliffener, sphärischer Diamant zum Einsatz.
Unser Muster wiegt 18,5 Gramm und nennt einen Auflagekraftbereich von 1,5 bis 10 Gramm, darüber hinaus wirbt Ortofon mit besonders hoher Spurtreue und hoher Tonabnehmerleistung. Mit einem hohen Signal-Rausch-Abstand und einer Erhöhung der Ausgangsspannung auf 10 mV verspricht der Hersteller zudem besondere Timecode-Leistung und nennt im DVS-Zusammenhang besonders die Interfaces Rane SL1 und SL3. Das klingt spannend. Obwohl ich zugeben muss, dass viele der lokal vorliegenden Tonabnehmersysteme (Scratch, Electro, DJ-S) nicht speziell auf Timecodes zugeschnitten sind, möchte ich erwähnen, dass es in der letzten Dekade mit eben diesen Konstruktionen keinerlei Tonabnehmer-spezifische Probleme im Betrieb mit einem DVS-System auftraten. Unter Scratch Live zeigte das S-120 ein deutlich stärkeres Kalibrierungs-Signal als die zuvor erwähnten Modelle an, zudem zeigten sich Panorama und Phase sehr konstant, was dem digitalen Deejay definitiv zum Vorteil gereichen sollte.
Wir beginnen den analogen Test zunächst mit der kleinsten Auflagekraft von 1,5 Gramm, um eine laute Maxi, eine Seven-Inch und das leise gepresste Ska-Album anzuhören. Das Concorde zeigt eine sehr gute Spurtreue. In sämtlichen Fällen reicht das Minimalgewicht aus, um die Scheiben von Start bis Endpunkt durchzuhören. Der folgemäßig geringe Verschleiß sollte demnach auch Vinyl-Sammler ansprechen, die ihre Tracks mit dem S-120 digitalisieren wollen. Basic-Scratches, Kickdrum-Abwürfe und leichte Spins waren beim PDX bereits bei zwei Gramm zu realisieren, was einen angenehmen Mix-Workflow bei geringer Vinylabnutzung entspricht. Prima. Wer fortgeschrittene Scratch-Techniken einsetzen will und schnelle Backspins ausführen muss, sollte sich ab 2,8 Gramm sicher fühlen, was ich als durchaus angemessen empfinde.
Für dich ausgesucht
Das S-120 entpuppt sich als System mit clubtauglicher, hoher Ausgangsleistung und liegt im Pegelrennen nur knapp hinter dem Numark CS1. In puncto Klang konnte mich das System sofort in seinen Bann ziehen, denn es zeigte gerade bei pumpenden Clubtracks einen erstaunlich satten druckvollen Bass, ausgewogene Mitten und kristallene Höhen. Das kam besonders bei der Tribal-Scheibe mit ihren wuchtigen Drums, Percussion-Elementen und den flirrenden Hi-Hats zur Geltung. Auch die Tragik der Curtis Mayfield Nummer kam in allen Instrumentierungen mit schöner Informationstiefe und vor allem auch sehr räumlich rüber. Von den sechs Systemen, die ich begutachten durfte, schneidet das S-120 in dieser Disziplin in meinen Ohren am besten ab.
Michael_Dieblich sagt:
#1 - 13.08.2015 um 05:29 Uhr
Schöner Test, danke dafür. Überlege, meine Nightclub S durch die 120er zu ersetzen. Wie sind die, eurer Erfahrung nach im Vergleich?
Detlef Rick (Autor) sagt:
#1.1 - 14.08.2015 um 02:06 Uhr
Hallo Michael, der Hauptunterschied zwischen den beiden Tonabnehmern, liegt im wesentlich höheren Ausgangspegel des S-120. Ein klarer Vorteil in vielen Punkten. Die Nightclub S durch die S-120 zu ersetzten macht also Sinn. Gruß, Detlef
Antwort auf #1 von Michael_Dieblich
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