Praxis
Ortofon hat nach eigenen Angaben Pink als Farbe gewählt, damit das System auch bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen durch den erhöhten Farbkontrast immer optimal zu erkennen ist. Das ist dem Hersteller gelungen, doch die dunkelrote Markierung auf dem Stylus ist dementsprechend kontrastarm. So ist, trotz des durch die großzügige Aussparung von oben unverdeckten Stylus, ein exaktes „Needle-Dropping“ nach Augenmaß eher schwierig.
Bei Produkten der Concorde-Serie handelt es sich um Kompletttonabnehmer mit SME-Bajonettanschluss. Ohne zusätzliche Headshell lassen sich diese direkt mit dem Rohrtonarm verbinden und sind kompatibel mit Turntables, die eine Systemlänge von 52 Millimetern beziehungsweise einen Überhang von 15 Millimetern erfordern, also sämtlichen Modelle der Technics 1200/1210er-Serie und ähnlichen Plattenspielern. Als Vorbildlich ist die Qualität der SME-Kontakte der derzeitigen Concorde-Serie zu bewerten. Diese verfügen über abgerundete Oberflächen (erhöhte Kontaktfläche/Kontaktsicherheit) und sind außerdem vergoldet.
Kurzerhand schraube ich den Tonabnehmer an den Bajonettanschluss des Tonarmes meines Technics 1210 MkII, passe die Tonarmhöhe an und stelle die erforderliche Auflagekraft ein. Laut Ortofon liegt sie zwischen 3 und 5 Gramm/NM, doch beim Test genügte bereits eine Auflagekraft von circa 2 Gramm/NM zum sicheren und verzerrungsfreien Abspielen einer laut gepressten Maxisingle, nämlich der US-Pressung des Songs „Needle to the Groove“ von Mantronix aus dem Jahre 1985. Fürs Protokoll: Bei laut gepressten Scheiben und deren erhöhter Rillenbreite kommt es zu einer größeren Auslenkung der Nadel. Daher erfordern diese Schallplatten mehr Auflagegewicht als leise Vinyls.
Für Backspins und schnelle Basic-Scratches ist ein Auflagekraft von circa 2,5 Gramm/NM erforderlich, um ohne ein Springen der Nadel performen zu können. Erfreulicherweise reicht bereits eine kleine Steigerung auf 3 Gramm aus, um komplexere Scratches und abrupte Backspins ohne ein übermäßiges Springen der Nadel auszuführen. Somit spielt Concorde Scratch hier erwartungsgemäß in der Top-Liga. Die Aufhängung des Nadelträgers ist als hart zu bezeichnen, sodass der Tonabnehmer beim Vor- und Zurückbewegen der Platte kaum wackelt. Störende, tieffrequente Nebengeräusche beim Scratchen treten dadurch erfreulicherweise nur in einem vernachlässigbarem Maß auf.
Der Testkandidat arbeitet recht plattenschonend, was nicht nur die Scratch-Nerds, sondern auch alle anderen potenziellen Nutzer erfreuen wird. Entwickelt wurde der Concorde Scratch aber für den Turntablism-Bereich und für diese Zwecke ist er vorzüglich geeignet.
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Klang
Wie vom Hersteller versprochen, liefert der Concorde Scratch nicht nur eine hohe Ausgangsspannung von 7 mV, sondern auch ein druckvolles Audiosignal mit einer großen Stereobreite. Obwohl der Höhenbereich grundsätzlich über eine ausreichend gute Auflösung verfügt, fehlt es ihm dennoch ein wenig an Präsenz. Die Mitten werden hingegen erfreulich naturgetreu und warm wiedergegeben. Sehr druckvoll offerieren sich die Bässe, wenngleich es in diesem Frequenzfeld leider ein wenig zum Verschwimmen der vereinzelten Sounds (Kick, E-Bass, 808-Kick) kommt.
Getestet habe ich den Klang unter anderem mit der US-Maxisingle des Soul-Songs „The Rain“ des Sängers Orange „Juice“ Jones aus dem Jahr 1986. Aufgrund der etwas unterrepräsentierten Höhen klingen die Streicher-Synths und die 808 Hi-Hat ein wenig dumpf und leblos. Das Gegenteil ist bei den Lead Vocals des Künstlers und der prägnanten Snare der Fall. Wegen des kraftvollen Mittenbereichs kommen diese zur voller Geltung und klingen sehr erfrischend. Der Synth-Bass und die unterschiedlichen Kickdrums (TR-808, TR-909) sind durch den etwas verschwommen Bassbereich des Tonabnehmers hingegen leider nicht differenziert genug wahrnehmbar. Als Schulnote ausgedrückt eine „3+“.