Mit der Ovation Folklore 2714 LTD-VIP stellt sich ein Reissue der berühmten Ovation Folklore aus den frühen Siebzigerjahren vor, das in Korea speziell für den europäischen Markt gefertigt wird und in einer limitierten Auflage von lediglich 45 Exemplaren in den Handel kommt. Die Ovation Guitar Company blickt zurück auf eine langjährige und stolze Firmengeschichte, die Mitte der Sechziger mit dem Vordenker Charles Kaman begann, der, wenn man so will, damals die Gitarre neu erfand.
Schon im letzten Jahr ließ man mit den Neuauflagen der OV 1627VL und der OV 1771V
zwei Highlights aus den goldenen späten Sechzigern wieder auferstehen, und über die Neuauflage der berühmten OV Folklore dürfen sich getrost alle Saitenstrategen freuen, also nicht nur die altgedienten. Die alte Folklore wurde mit und ohne Pickup/Preamp zum ersten Mal im Ovation-Katalogwerk von 1972 verzeichnet. Mit allen offensichtlichen Reminiszenzen an die klassische Konzertgitarre hat auch die Neuauflage die Gene der alten Folklore geerbt.
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Übersicht
Der Hersteller wollte das Rad der Zeit aber auch nicht zu weit zurückdrehen. Da die Technologie der alten Folklore inzwischen in allen Ehren ergraut ist, durfte auch das Reissue komfortabel von der Digitalisierung und anderen technologischen Neuerungen profitieren. Neben dem neuartigen Preamp mit dem integrierten Virtual Image Prozessor wurde dem Reissue nämlich kurzerhand auch ein rundgeschwungener Cutaway implantiert, den es in den Sechzigern und Siebzigern bei Ovation noch nicht gab. Doch nun der Reihe nach …
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Decke
Formenvielfalt wurde bei Ovation noch nie groß geschrieben. Auch die Deckenoberfläche der Folklore 2714 wird mit einer Breite von 40,0 cm (28,0 cm) am Unterbug (Oberbug) und einer Länge von 51,2 cm im bekannten Uniformat präsentiert. Allerdings lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Ausstattung zu werfen, wo es reichlich Unterschiede zu entdecken gibt.
Eine zweiteilige Decke, gefertigt aus massiver Sitkafichte der Güteklasse AA, macht sich für einen volltönenden Natursound stark. Materialfehler sind nirgendwo zu sehen. Das Deckenholz musste sich einem künstlichen Alterungsprozess unterziehen. Um den natürlichen Trocknungsprozess zu beschleunigen, wurde es über einen längeren Zeitraum in einem sauerstofffreien Ofen erhitzt. Dabei wurden Öle und Harze “abgekocht”, die normalerweise erst nach Jahren auf natürlichem Wege abgebaut werden. Solche “torrefizierten” Hölzer generieren dann einen Ton, der dem einer natürlich gealterten Vintage-Gitarre ähnelt. Das Trocknungsverfahren soll darüber hinaus das Holz gegen Quellen und/oder Schrumpfen bewahren, wenn es laufenden Klimaveränderungen ausgesetzt wird.
Wie sich das Trocknungsverfahren auf den Klang der hier verbauten Sitkafichtendecke auswirkt, kann ich natürlich nicht sagen, da die Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Auf das Erscheinungsbild nimmt das Verfahren offensichtlich keinen Einfluss, sodass die Unterschiede zu einer unbehandelten Decke nicht sichtbar werden.
Die Decke der Folklore blendet mit einer unwiderstehlichen Edel-Optik. Zum gelungenen Erscheinungsbild tragen eine ansehnliche Sunburst-Färbung und eine von Meisterhänden perfekt hochglänzend versiegelte Oberfläche den größten Teil bei. Die braunschwarz (tobacco) eingefärbten Ränder kontrastieren mit einem tropfenförmigen transparenten Zentrum. Dort zeigen die lebhaften Maserungen der Sitkafichte ihr ungeschminktes Gesicht. Die Übergänge sind rundherum fließend.
Um das zentrierte Schallloch liegt eine breite, kunstvoll gestaltete Verzierung mit einem wiederkehrenden stilisierten Eichenblattmotiv. Die echten Perlmutteinlagen setzen sich kontrastreich auf dem hochglänzenden schwarzen Untergrund ab. Dagegen fällt die schwarz-weiß gestreifte Randeinlage kaum ins Gewicht. Die Stoßkanten am Deckenrand werden von einem cremefarbenen Binding geschützt, das, wie sämtliche Einlegearbeiten, keinen Anlass zur Beanstandung gibt. Als Eigner einer solchen Gitarre würde ich die Decke noch mit einem transparenten selbstklebenden Deckenschoner nachrüsten.
Ein dunkelbrauner Saitenhalter aus echtem Ebenholz wurde aufgeleimt und zusätzlich mit zwei Schrauben befestigt. Die sechs Saiten werden durch Führungen hinten im Saitenhalter eingefädelt und mit den Ball-Ends arretiert, Pins werden nicht benötigt. Jedenfalls können Single-Notes und Linien mit dieser Konstruktion komfortabel gedämpft werden (Palm-Mute). Die längenkompensierte Stegeinlage sitzt wackelfrei in der rundum geschlossenen Fräsung, wobei sich die sechs Reiter weder in der Länge noch in der Höhe verstellen lassen. Jedenfalls wurden die Teilstege der beiden E-Saiten zusätzlich kompensiert, also versetzt eingearbeitet, sodass die Intonation stimmt.
Roundback
Der aus einem Stück bestehende parabolisch geformte Resonanzkörper, auch „Roundback“, „Bowl“ oder einfach Schale genannt, wird aus dem Verbundstoff Lyrachord gegossen. Formale Ähnlichkeiten mit einem Lautenkorpus kann man nicht von der Hand weisen, parallelen Flächen fehlen praktisch. Die große Deep Contour Bowl dürfte sich jedenfalls positiv auf das Klangvolumen auswirken. Die ergonomisch geformte Schale bietet ein verbessertes Handling, denn mit dem flachen Boden liegt das Reissue näher am Körper an und mit der flachen Unterseite hält man es auch im Sitzen besser in der Balance. Die Schale wurde braun (“vintage brown”) eingefärbt, eine Sonderfarbe, die früher praktisch nur in Verbindung mit einer Natur- und Sunburst-Lackierungen ausgewählt wurde und natürlich bei diesem Retro-Modell auch nicht fehlen darf.
Die Fichtendecke ist übrigens nicht bündig mit der Schale verbunden. Rundherum gibt es – gewollt oder ungewollt – leichte Überstände.
Interieur
Unspektakulär sieht es im Innenraum aus. Alle OV-Modelle mit zentriertem rundem Schallloch wurden in der Vergangenheit mit dem altbewährten X-Bracing ausgestattet, das auch bei unserem Modell für stabile Verhältnisse sorgt. In der Regel wird der Halsfuß bei Ovation direkt mit der Schale verschraubt. Einen echten Halsblock benötigt die Konstruktion daher nicht. Anstelle der sonst üblichen hölzernen Reifchen setzt Ovation an den Rändern einen Ring aus einem flexiblen Verbundmaterial ein, sodass die Decke ausreichend „Hub“ entwickeln kann. Verarbeitungsmängel konnte ich im Innenraum nicht entdecken.
Hals
Den dünnen Hals (Umfang: 12 cm) hat unsere Testkandidatin von der alten Folklore geerbt. Dieser besteht aus verwindungssteifem Mahagoni. An der Unterseite verläuft mittig ein eingelegter dreiteiliger Streifen aus Ahorn-Mahagoni-Ahorn, der durchgängig vom Halsfuß bis in die Kopfplatte reicht. Optisch ansprechend soll er außerdem zur Stabilität der Halskonstruktion beitragen. Auch ein eingelegter justierbarer Hals-Einstellstab verleiht dem dünnen Hals zusätzliche Festigkeit. Mit einem Inbus kann die Halskrümmung (im unteren Drittel) justiert werden, die dazu benötigte Stellschraube befindet sich im Innenraum unter dem Griffbrett.
Griffbrett
Das aufgeleimte Griffbrett besteht aus unbehandeltem dunklen Ebenholz. Das harte Ebenholz ist beständig und zeigt auch nach Jahren keine Abnutzungserscheinungen. Das Griffbrett der Folklore ist mit einem Radius von 254 mm nur leicht gewölbt. 18 Bünde bevölkern das Griffbrett, deren Kronen ordentlich abgerichtet, poliert und an den Kanten rundgefeilt wurden. Die Bundmarkierer, die bei der alten Folklore noch bei der Orientierung halfen, sind bei der OV-2714 abhanden gekommen. Jetzt sollen es kleine Punkteinlagen auf der Griffbretteinbindung richten.
Ein vergleichsweise breiter Sattel (45 mm) aus echtem Knochen bietet reichlich Spielraum, und die Wölbung des Griffbretts entspricht im Prinzip auch der des Sattels. Der Hals-Korpus-Übergang befindet sich wie bei einer Konzertgitarre am 12. Bund, wodurch der Saitenhalter weiter in Richtung Korpusende wandert, wo er (wie bei einer Konzertgitarre) mittig zwischen Schallloch und Rand platziert wurde.
Pickup und Preamp
Ovation entwickelte schon in den 60er Jahren den ersten wirklich bühnentauglichen piezoelektrischen Tonabnehmer (“Transducer”). Die Firma spielte damit die Vorreiterrolle bei der Entwicklung der elektro-akustischen Gitarre, die ihr auch in den 70er Jahren kein anderer Hersteller streitig machen konnte. Damals wurden die OV-Gitarren aber noch spartanisch mit einem Volume- und einem Tone-Controller bestückt.
Der elektroakustische Sound der aktuellen Folklore profitiert von einem sechsteiligen OCP-1K, der unter der Stegeinlage parkt. Der Pickup leitet seine elektromagnetischen Schwingungen an den Preamp weiter, einen OV VIP, der benutzerfreundlich in der oberen Taille ruht. Die Kontrolleinheit der aktuellen Folklore, gespickt mit modernen Features, passt eigentlich so gar nicht ins “Retro”- Konzept. Andererseits macht der integrierte Virtual-Image-Prozessor (VIP 5) ein facettenreiches Soundangebot, auf das man dann auch nicht mehr verzichten möchte – mehr dazu weiter unten. Immerhin können fünf verschiedene Images, also fünf Retro-Sounds mit dem Image-Selector aufgerufen, konfiguriert und dazu mit dem integrierten Piezosignal gemischt werden, wenn man den Image/Pickup-Schieberegler betätigt.
Selbstverständlich hat die Kontrolleinheit auch eine aktive dreibandige Klangregelung an Bord, und Bässe, Mitten und Höhen lassen sich mit den entsprechenden Schiebereglern anheben oder absenken. Diese rasten in der Mitte ein (linear) und lassen sich ansonsten leichtgängig bedienen. Der große Gain-Controller wurde unübersehbar im Zentrum der Steuereinheit platziert. Außerdem wurde das Paneel mit einem autochromatischen Stimmgerät ausgestattet, das mit einem Minitaster an- bzw. ausgeschaltet wird. Man sollte aber vor Gebrauch den Klinkenstecker einstecken, sonst rührt sich nichts. Ein kleines Display hält die Kommunikation aufrecht. Das Stimmgerät wurde mit den allernötigsten Funktionen ausgestattet, es zeigt die Tonhöhe korrekt an, nicht mehr und nicht weniger. Wenn der Energiespender erschöpft ist, meldet sich die rote LED, wobei sich der Batteriewechsel relativ unspektakulär gestaltet. Die Kontrolleinheit lässt sich per Knopfdruck komplett vom Body trennen und an der Unterseite findet man dann auch prompt das Batteriefach mit dem 9V-Block.
Kopfplatte
Die pilzförmige Fensterkopfplatte im Embergher-Style (nach dem Lautenbauer) verleiht dem Design eine vornehme klassische Note. Die offenen verchromten Mechaniken sind wie bei Konzertgitarren an den beiden Seiten der Kopfplatte auf separaten Platten verschraubt. Gestimmt wird mit einfachen Wirbeln aus Kunststoff. Ärger gab es insbesondere mit dem Wirbel der D-Saite, der im entscheidenden Moment klemmte. Die Saiten, insbesondere die innenliegenden, werden bei dieser Konstruktion mit einem deutlich geringeren Reibungswiderstand durch die Kerben am Sattel geführt.
Lieferumfang
Ein passender Koffer und ein Inbusschlüssel sind im Lieferumfang eingeschlossen. Der angekündigte Ledergurt (Ovation Premium Ledergurt Chocolate) und der zusätzliche Saitensatz waren allerdings nicht auffindbar.