Praxis
Klang und Spielpraxis
Eine befriedigende Saitenlage sorgt in Verbindung mit einem sanften C-Shaping vom ersten bis zum 10. Bund für ein angenehmes Spielgefühl. Der Wechsel von der Elektrogitarre zur Konzertgitarre ist fast ohne Umstellung rasch vollzogen. Der Daumen kann in der Open-String Position problemlos eingreifen, mit etwas Training auch im 10. Bund, wo das trapezförmige Griffbrett eine Breite von 5,70 cm erreicht. Mit dem gewölbten Griffbrett wird das Spiel mit großen Barrégriffen erleichtert. Der Linienspieler sollte bei einem Lagenwechsel eigentlich auch optisch mehr Unterstützung durch Bundmarkierer erfahren, zumal auch die Bünde in den oberen Lagen dank eines Cutaways und eines runden Halsfußes zugänglich sind. Allerdings sind Nylonsaiten üblicherweise konstruktionsbedingt nicht wirklich sauber dehnbar (Vibrato, Bending).
Die Saitenspannung ist beim ab Werk aufgezogenen Satz meines Erachtens etwas zu niedrig. Hier wäre man mit einem Satz mit höheren Werten vermutlich besser aufgestellt. Der abgerundete Body neigt dazu, einem sitzenden Spieler vom Schoß zu entgleiten, obwohl die Oberfläche der Schale rau strukturiert ist. Man sollte deshalb auch in der Sitzposition mit einem Gitarrengurt agieren. Mit zwei goldenen Gurtpins lässt sich die Ovation problemlos im Stehen spielen. Das Holz der Zeder ist viel leichter als das der Fichte und mit einem Gewicht von 2000 Gramm ist die Gitarre weniger schwer als die Kolleginnen aus der Westerngitarrenabteilung mit einer Fichtendecke. Der Gurtknopf befindet sich meiner Meinung nach bei Ovation an einer ungünstigen Position. Grundsätzlich sollte man es vermeiden, die Legend Classical auf dem Rücken abzulegen, wenn man ein herkömmliches Klinkenkabel verwendet. Der Stecker könnte nämlich abknicken. Ein Klinkenkabel mit einem Winkelstecker kann hier Abhilfe schaffen.
Und wie klingt sie? Den satten Naturton, den man von einer echten “klassischen” Konzertgitarre gewohnt ist, hört man hier wie erwartet nicht. Aber unsere Probandin schlägt sich auch mit synthetischem Roundback vergleichsweise wacker, ohne synthetisch zu klingen. Sie generiert einen runden Ton mit einer langen Ausklingzeit, dem aber bisweilen das Bassfundament fehlt.
Ovation konstruiert seine Gitarren in erster Linie für große Bühnen und unsere Probandin braucht eben auch einen Partner in Gestalt einer Verstärkeranlage an ihrer Seite, um richtig aufzublühen. Und hier kommt das 1773 AX Tonabnehmersystem ins Spiel. Mit dem hauseigenen aktiven Onboard-Preamp OP-Pro und dem Tonabnehmer OCP-1K kann der Spieler auch bei größerer Lautstärke ordentlich Gas geben, ohne dass es koppelt. Erfahrungsgemäß ist es schwierig, den Sound einer Konzertgitarre mit einem herkömmlichen Transducer dynamisch rüberzubringen. Über einen Akustikverstärker (Elite Acoustics) aber wird ein schönes, rundes und dynamisches Signal generiert, das dem echten Klassikton sehr ähnelt. Piezoknarzen transportiert der OCP-1K kaum und auch in einer größeren Lautstärke-Umgebung – sogar frontal vor dem Speaker – traten beim Test keine Rückkopplungen auf.
Allerdings kommt der Tonabnehmersound im Studio anders über die Boxen als über einen Bühnenamp, der in der Regel einen Piezo viel weicher, druckvoller und dynamischer umsetzt.
Solospielspielstücke lassen sich intonieren, wenn der OCP-1K mit satten Bassanteilen ins Spiel kommt. Hier habe ich das Natursignal mit dem Tonabnehmerklang im Verhältnis 50:50 gemischt.
Für dich ausgesucht
Insgesamt ist die Classical 1773 AX viel besser in einem Ensemble oder Duo aufgehoben, wo sie sich solistisch sehr gut einbringen kann.