Praxis
Eines vorweg: Das Ding ist riesig! Im Sitzen ist es kaum vernünftig spielbar, denn der Sechssaiterhals wird den meisten Gitarristen viel zu dicht unterm Kinn sein. Ein Gurt ist also angesagt, aber auch hier ist es so, dass einer der beiden Hälse in eine ergonomisch ungünstige Position geraten wird. Außerdem merkt man am Gurt, dass die 18 Stimmmechaniken ganz schön in Richtung Boden zerren. Aber das ist Prinzip-bedingt. Wer eine Doppelhalsgitarre will, wird sich damit abfinden müssen.
Es gibt eine zweite Besonderheit, mit der man bei diesen speziellen Instrumenten klarkommen muss: Resonanz. Man kann nicht verhindern, dass beim Spielen auf einem der Hälse die Leersaiten des anderen Halses mitschwingen. Das fällt speziell beim akustischen Betrieb auf, denn elektrisch werden nur die Saiten eines Halses verstärkt – es sei denn, man will es ausdrücklich anders und stellt den Toggle-Switch in die Mitte. Dieser Resonanzsound besitzt seinen eigenen Charme; manche werden ihn mögen, ich nicht.
Mal ganz abgesehen davon spielen sich die Hälse wirklich schön. Speziell der mit zwölf Saiten bestückte bietet eine ausgesprochen komfortable Bespielbarkeit, wenn man es mit dem vergleicht, was dieser Gitarrentyp sonst für Anforderungen stellt.
Durch die runde Korpusschale sind die Resonanzverhältnisse nicht vergleichbar mit einer herkömmlichen Holzgitarre, so dass der akustische Sound ein ganz eigener ist. Zwar tönt es flach und wenig dynamisch, und durch die dicke Decke auch vergleichsweise leise. Dennoch ist die Ansprache sehr ausgeglichen und es ist eine tolle Fülle zu hören.
Elektrisch sieht die Sache jedoch völlig anders aus. Nun entspricht der Grundsound genau dem, was man von einer Ovation erwartet: Satt, voll, spritzig und lebendig. Der typische Piezosound ist zwar immer deutlich wahrzunehmen, aber irgendwie nimmt man es einer Ovation nicht übel, denn es tönt dann doch anders als anderswo.
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Die Soundbeispiele habe ich daher auch mehr an den elektrischen Möglichkeiten ausgerichtet. Jedes Beispiel ist zweigeteilt; dazwischen schalte ich den Pre-Shape zu, der die Mitten breitbandig absenkt. Das hört sich schon bei der minimalen Nachbearbeitung (ein wenig Kompressor, eine Prise Hall) ziemlich amtlich an. Mich persönlich begeistert, wie trennscharf auch schnelle Pickings auf dem 12-Saiterhals klingen. Und wie satt und dicht Akkordarbeit auch mit nur sechs Saiten funktionieren kann.