Welchen Unterschied machen Overdrive, Distortion oder Fuzz für den Basssound? Keine Frage: Verzerrer zählen zu den mit Abstand beliebtesten Effektgeräten für E-Bass. Die Suche nach dem richtigen Bassverzerrer kann aber schnell eher zu Verwirrung als zu Klarheit führen. Zum einen stößt man bei der Recherche auf die drei unterschiedlichen Typen Overdrive, Distortion und Fuzz, die aber laut Beschreibung irgendwie dann doch alle das Gleiche machen – das Signal verzerren! Zur Verwirrung trägt darüber hinaus bei, dass alle drei Typen von verschiedenen Herstellern vollkommen unterschiedlich interpretiert werden. Ein Overdrive-Pedal der einen Marke kann dem Distortion-Gerät eines anderen Herstellers zum Verwechseln ähnlich klingen. Um ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, vergleichen wir hier und heute die drei Archetypen Overdrive, Distortion oder Fuzz in drei unterschiedlichen musikalischen Situationen. Auf diese Weise kann man sehr gut erkennen, wo welcher Effekt besser oder schlechter passt.
Geschichtliches zum Thema Verzerrung
Wie so vieles in der Musik entstand auch die Verzerrung eher zufällig. Der Wunsch nach mehr Lautstärke in der neuen elektrifizierten Musik führte dazu, dass viele Verstärker überfordert waren und sogar der eine oder andere Lautsprecher zerstört wurde. Beides führte unweigerlich zu einer Verzerrung des Signals, was in den 50er- und 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts als cool empfunden wurde.
Durch die steigende Popularität der Verzerrung wurde diese von verzerrten Vor- und Endstufen schließlich in Effektpedale externalisiert. Heutzutage ist ein verzerrter Basssound vor allem (aber nicht nur!) in Rock, Heavy- und Metal-Produktionen zur absoluten Normalität geworden. Diese Verzerrung hört man zwar zumeist nur an wirklich exponierten Stellen, denn sie dient primär dazu, dem Bass mehr Durchsetzungskraft und Charakter im Mix zu verleihen.
Drei Typen der Verzerrung: Overdrive, Distortion und Fuzz
Overdrive
Overdrive war der Pionier in Sachen Verzerrung. Dieser Sound basiert auf einer übersteuerten Röhrenendstufe, deren Klangcharakter man mit Attributen wie „mild“, „warm“, „cremig“ etc. beschreiben kann.
Distortion
Gitarristen verliebten sich schnell in die Verzerrung ihrer Endstufe, aber einige wollten mehr! Dieses „mehr“ gab ihnen der geniale Soundtüftler Jim Marshall, indem er in Verstärker eine Röhrenvorstufe einbaute, die sich zusätzlich verzerren ließ. Geboren war die sogenannte Distortion. Sie klingt im Vergleich zum Overdrive deutlich bissiger, aggressiver und schärfer.
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Fuzz
Der Fuzz-Effekt basiert nun nicht mehr auf einer Röhren-, sondern auf einer Transistorschaltung. Deren Übersteuerung ergibt einen eher synthetischen Klang als bei einer Röhre. Begriffe, die man im Zusammenhang mit Fuzz häufig zu hören bekommt, sind „warm“, „fett“, „sägend“ etc.
3 Shades Of Rock: Versuchsaufbau
Alle drei Kandidaten, also Overdrive, Distortion und Fuzz, setzen wir jetzt in drei unterschiedlichen musikalischen Situationen ein. Die erste könnte man als „Classic Rock“ bezeichnen, die zweite als „Indie- oder Alternativ Rock“, und die dritte geht in Richtung „Modern Metal“. Dieser Versuch soll aufzeigen, in welchen musikalischen Situationen sich Overdrive, Distortion und Fuzz gut einfügen – oder eben auch nicht.
In diesem Video lassen sich die klanglichen Unterschiede gut nachvollziehen:
Alternative Anwendungsgebiete für Bass-Verzerrung
Ich möchte es nicht unerwähnt lassen: Verzerrung findet man natürlich nicht nur in Rockmusik oder Heavy Metal. Sie kann zum Beispiel auch ein wichtiger Bestandteil in elektronischer Musik sein. Hier findest du einen interessanten Artikel, der sich mit dem Thema „Synth-Bass-Sounds mit Effektpedalen nachbauen“ beschäftigt.
Synth-Bass-Sounds klingen fett und cool – und lassen sich am E-Bass mit wenigen gekoppelten Effektgeräten authentisch nachbauen. Wir zeigen euch, was ihr dafür benötigt.
Fazit
Overdrive, Distortion und Fuzz – drei Arten der Verzerrung, die ohne Frage allesamt ihren Reiz haben! Alle drei Kandidaten funktionieren in den unterschiedlichen Songs, doch hört man auch sehr deutlich, dass es manchmal beim „funktionieren“ bleibt. Overdrive ist sicher ein Kandidat für Classic und Indie bzw. Alternative Rock, doch beim Metal-Beispiel wünscht man sich schnell noch eine Portion mehr Dreck im Sound. Distortion glänzt in meinen Ohren als Testsieger im Bereich Metal, während man die Settings in den anderen Beispielen schon recht moderat lassen muss, um damit arbeiten zu können. Das Fuzz hingegen spielt durch seinen speziellen Charakter per se eine Sonderrolle. Für Indie und Metal passt es nach meinen Erfahrungen gut, verleiht dem Ganzen aber immer eine sehr eigene Note, die man mögen muss.
„Welcher Bass-Verzerrer ist der richtige für mich?“
Hast du Blut geleckt beim Thema Bass-Verzerrung? Dann präsentieren wir dir nachfolgend ein paar interessante Pedale zu jedem Verzerrer-Typ. Und solltest du dir noch unschlüssig sein und weitere Tipps benötigen, so bekommst du in diesem Artikel weitere Empfehlungen zum Kauf eines Bass-Verzerrers:
“Welches Bassverzerrer-Pedal ist das richtige für mich?”, “Was für Verzerr-Pedale für Bass gibt es?” Eine stetig wachsende Zahl von Bassisten entdeckt nach wie vor den Reiz dieses Effektes neu. Wir haben die wichtigsten Pedale für euch getestet.
Overdrive
Distortion
Fuzz
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt