Paiste ist seit Jahrzehnten einer der ausgewählten Dauerbrenner auf dem weltweit hart umkämpften Beckenmarkt. Dass man die Schweizer Rundbleche lange Zeit vor allem mit Musik der härteren Gangart in Verbindung brachte, kommt nicht von ungefähr: John Bonham war zum Beispiel seiner Zeit bekennender Paiste Endorser. Durch ihn gewannen die Giant Beat Serie und später die 2002 Serie absoluten Kultstatus. Bonham hatte eine besondere Vorliebe für große Modelle, die auch heute seit geraumer Zeit wieder voll im Trend liegen, weshalb Paiste seine Palette nun um vier „Gentle Giants“ erweitert: eine 17 Zoll 2002 Sound Edge Hi-Hat, ein – aufgepasst! – 26 Zoll Giant Beat, sowie ein 22 Zoll Crash und ein 24 Zoll Ride aus der Formula 602 Modern Essentials Serie.
Das Klischee, Paiste habe nur Becken für den Rock-Bereich im Programm, gilt wohl spätestens seit Veröffentlichung der Signature Traditionals Serie als überholt, mit der die Schweizer seit 1996 auch für Liebhaber rauchig-warmer Jazzklänge etwas in petto haben. Mit der Formula 602 Modern Essentials Serie veröffentlichte Paiste im Jahre 2013 eine Reihe an Becken, die eine Brücke zwischen beiden Lagern – Jazz und Rock – schlagen sollen. In Zusammenarbeit mit Drummer-Legende Vinnie Colaiuta entstanden diese modernen Ableger der alteingesessenen Paiste Formula 602 Becken. Was unsere vier Testkandidaten auf dem Kasten haben und ob ihr Name etwas mit der Siebzigerjahre-Prog-Rock-Band „Gentle Giant“ zu tun hat, verraten wir euch in diesem Test!
Details
Formula 602 Modern Essentials News: 22“ Crash + 24“ Ride
Nach einer scheinbar niemals enden wollenden Liaison mit der Firma Zildjian wechselte Vinnie Colaiuta, einer der erfolgreichsten Jazz/Fusion- und Rockdrummer aller Zeiten, urplötzlich zur Schweizer Firma Paiste. Bereits ein Jahr später stand er Pate für eine neue Serie namens Formula 602 Modern Essentials, welche zusammen mit ihm entwickelt wurde und neuerdings durch zwei extragroße Becken, ein 22 Zoll Crash und ein 24 Zoll Ride, ergänzt wurde. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Formula 602 Becken, die erstmals 1959 die Welt erblickten, nach einer langen Pause im Jahre 2011 als Formula 602 Classic Sounds wiederveröffentlicht wurden und sich in der Zwischenzeit zum absoluten Geheimtipp auf dem Gebrauchtmarkt etablierten. Die „Modern Essentials“ Becken bestehen wie die Formula 602 „Classic Sounds“ Becken aus einer B20-Legierung und werden komplett in der Schweiz von Hand gefertigt. Rein optisch unterscheiden sich die „Modern Essentials“ durch ein stärkeres und dichteres Hämmerungsmuster deutlich von den Klassikern. Die Kuppe sowie die Unterseite des 22 Zoll Crash und des 24 Zoll Ride-Beckens blieben jedoch vom Hämmerchen verschont und weisen lediglich das feine Abdrehmuster auf, das sich komplett über beide Becken erstreckt. Mit 2585 Gramm fällt das Crash mittelschwer aus, dafür ist das Ride-Becken mit 4050 Gramm ein ziemlicher Brocken!
Giant Beat News: 26“ Giant Beat (multi-purpose)
Die Giant Beat Serie steht für den klassischen Vintage Rock Sound à la John Bonham, der diese Becken unter anderem selbst zu Beginn seiner Karriere mit Led Zeppelin spielte. Heutzutage gehören sie zum festen Inventar vieler Studios weltweit, da sie den Ruf besitzen, sich gut in einen Mix integrieren zu können und nicht zu sehr in den Frequenzbereich anderer Instrumente zu geraten. Nachdem die Produktion dieser B8-Becken Anfang der Siebziger eingestampft wurde, waren auch sie lediglich auf dem Gebrauchtmarkt zu erwerben, bis Paiste ihre Produktion im Jahre 2005 wieder neu aufnahm. Abgesehen von zwei Hi-Hat Modellen kennen die Giant Beats keine klassischen Typenbezeichnungen wie Ride, Crash oder ähnliches. Sie werden schlicht und einfach in „multi-purpose“ und „thin“ unterschieden, wobei es von letzterer Gattung lediglich ein 18 Zoll und ein 20 Zoll großes Modell gibt. Zu den „multi-purpose“ Modellen, die es bislang in 18, 20, 22 und 24 Zoll gab, ist nun ein weiteres Modell hinzugekommen, das den Namen „Giant“ auf die Spitze treibt, denn es besitzt einen Durchmesser von sage und schreibe 26 Zoll! Kein Wunder also, dass dieser gigantische Sonnenschirm ein Gewicht von stolzen vier Kilogramm (genauer gesagt 4067 Gramm) auf die Waage bringt. Wie alle Giant Beat Becken der neueren Generation trägt auch dieses Monstrum einen leicht grünlichen-braunen Schimmer, der das Antlitz dieses fein abgedrehten und sanft, aber dicht gehämmerten Beckens ausmacht. Die große Kuppe sowie die Unterseite des Beckens tragen jedoch kein Hämmerungsmuster.
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2002 News: 17“ Sound Edge Hi-Hat
Große Hi-Hats liegen voll im Trend, nicht zuletzt weil Groove-Ikonen wie Steve Jordan seit Jahren auf die üppigen Teller stehen und mit ihnen neue Sound-Ideale in der Popmusik schafften. Paiste bietet neuerdings neben einer 14 und 15 Zoll großen 2002 Sound Edge Hi-Hat auch eine in 17 Zoll an und ist damit vermutlich derzeit die einzige Firma, die eine Hi-Hat in dieser Übergröße im Programm hat. Die Bezeichnung „Sound Edge“ bezieht sich auf den stark gewellten Randbereich des Bottom-Beckens. Durch diesen entstehen beim Schließen der Hi-Hat viele kleine Öffnungen, die die Luft sofort entweichen lassen. Das verhindert einen möglichen Luftstau in der Hi-Hat, der sich etwa durch einen sehr dumpfen, schier nicht vorhandenen „Chick“-Sound äußern kann. Den „Sound Edge“-Modellen sagt man desweiteren allgemein eine schnellere Reaktionsfähigkeit nach, was in Verbindung mit den 17 Zoll Durchmesser unserer Testkandidatin ein interessantes Klangerlebnis ergeben dürfte. Die 2002 Serie löste übrigens 1971 die Giant Beat Becken in Paistes Katalog ab. Durch ihre auffällig rote Beschriftung und den rötlichen Kupfer-Farbton setzt sie sich optisch deutlich von dem grünlich schimmernden, weitaus braveren Western-Look der Giant Beats ab, wird jedoch ebenfalls aus B8-Bronze hergestellt und trägt ähnliche Verarbeitungsspuren: ein feines Abdrehmuster und ein dichtes, aber sanftes Hämmerungsmuster. Mit einem 1734 Gramm schweren Bottom-Becken und einem 1546 schweren Top liegt diese Hi-Hat für ihre Größe im Heavy-Bereich.