Praxis
Schon mit den Fingern gespielt gehen die Extra Thins auf
Um einen ersten klanglichen Eindruck zu bekommen, hänge ich das 19er zunächst auf meinen Finger und schlage es mit dem Zeigefinger der anderen Hand leicht an. Das Ergebnis ist ein voller, warm aufrauschender Crashsound. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass das mit dem 20er fast genauso mühelos funktioniert. Am Set zeigt sich dann, dass diese drei Becken wirklich „gespielt“ werden möchten. Ihr gesamtes Dynamikspektrum setzt extrem weit unten an und reicht natürlich nicht so weit herauf wie bei schwereren Modellen. Stumpfes Draufschlagen mögen diese Engelszungen definitiv nicht. Damit ist auch die Abgrenzung zu den Thins relativ deutlich. Während diese eben als große, softe Crashes auch in Gitarrenmusik funktionieren, sind die Extra Thins für lautere Umgebungen eigentlich nicht gemacht.
Klangwolken statt Durchsetzungskraft
Einzig das 20er besitzt etwas solidere Mitten, welche es braucht, um kräftigere Statements beim Ancrashen zu setzen. Als optimal für diese Anwendung würde ich es aber auch nicht bezeichnen, dafür ist es klanglich nicht aggressiv genug und auch zu leise. Stattdessen erzeugen alle drei Testmodelle weiche, samtige Klangwolken schon bei geringster Berührung mit den Sticks. Entsprechend ihrer Anatomie bleibt das Klangbild aber sehr sauber und klar, trashige Modulationen sind den Extra Thins fremd. Besonders beeindruckend ist der Umstand, dass sogar das 20er schon zu einem vollen Crash zu überreden ist, wenn man es mit der Spitze des Stockes wenige Zentimeter unterhalb der Kuppe anspielt. Diese Eigenschaft macht alle Modelle perfekt für das Spiel mit Mallets und mit den Händen. Das bedeutet natürlich andererseits, dass eine klare Ride-Definition besonders mit dem 18er und 19er nur mit sehr leichten Stöcken und extremer Zurückhaltung beim Anschlagen zu erreichen ist. Musikalisch dürften unsere Testkandidaten damit überall dort zuhause sein, wo sich Becken in die Musik integrieren sollen, wo gleichzeitig saubere, aber organische Töne gefragt sind. Ich habe euch natürlich wieder einige Soundfiles aufgenommen,im Video verwende ich auch Mallets und spiele die Becken mit den Händen an.
Damian Krebs sagt:
#1 - 26.03.2020 um 21:21 Uhr
Toller Testbericht, der ganz genau meine Erfahrungen wiedergibt.Ich geb mal noch meinen Senf dazu, denn diese Becken sind für mich etwas ganz besonderes. Ich habe das Extra Thin in 18“ und 20“, sowie ein 22“ Masters Thin und die 16“ Thin HiHat.Ich habe lange nach wirklich leisen, aber dennoch voll und erwachsen klingenden Becken gesucht. Ich bin da sehr anspruchsvoll, und durch meine Arbeit in einem großen Musikladen hatte ich natürlich nahezu alles zum Antesten zur Verfügung. Und dann kamen die Masters in den dünnen Ausführungen. Half nichts, her damit.Diese Becken haben ein ganz bestimmtes Klangverhalten, welches ich beim Recording und Mixing immer wieder beeindruckend finde. Ich kann es nicht in Worte fassen, aber beim Spielen UND Mischen machen diese Becken mich einfach immer wieder sprachlos, wie gut die funktionieren.Außerdem habe ich sie immer als „Ass im Ärmel“ dabei, wenn ich in einem Venue spiele, in dem ich die akustischen Begebenheiten nicht kenne oder ich weiß, dass es akustisch schwierig wird. Es kann sehr von Vorteil sein, schnell auf einen anderen Beckensatz zu wechseln, der bei allen Beteiligten für angenehmeres Arbeiten und Zuhören sorgt.