Praxis
Als mir der Postbote den pappigen Paiste-Quader überreicht, kann ich mir ein überraschtes „Oha!“ nicht verkneifen. Insgesamt kommen mit den vier neuen Signature Becken nämlich stolze 15 Kilo ins Haus! Da ich bereits wusste, dass sich mit Ceccarellis „Blue Bird“ Ride ein eher jazziger Vertreter unter den Testkandidaten befindet, war mir sofort klar, dass es sich bei den anderen drei Becken um richtig „saftige Schinken“ handeln muss. Nachdem die Becken aus ihrer großzügigen Verpackungsummantelung befreit wurden, können sie gleich mit einer tadellosen Verarbeitung überzeugen – keine scharfkantigen Stellen, keine Kratzer, alles tiptop! Demnach kann es auch gleich zum Proberaum gehen, wo „Monad“, „Vir2osity“, „Signature Groove“ und „Blue Bird“ nun zeigen müssen, was sie klanglich auf dem Kasten haben. Den ersten Soundcheck der Becken habe ich für euch mit folgendem Video festgehalten:
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Mehr Informationen22 Zoll „Monad“ Dry Heavy Ride: Das perfekte Tool für definierte Rock Grooves.
Die Musik von „Tool“ lebt vor allem durch satte Gitarrenriffs im Dropped-D Tuning, die klare Signale aus Richtung des Drummers erfordern. Danny scheint mit dem „Monad“ Ride ein perfektes Werkzeug gefunden zu haben, um seine virtuosen Ride-Figuren ohne Probleme durch das Frequenzdickicht der Tool‘schen Saitenfraktion transportieren zu können. Sein amtliches Gewicht verleiht dem farbenfrohen Becken in Kombination mit der starken Bearbeitung des Bodys einen trockenen, definierten Sticksound, der für ein Rock-Becken vergleichsweise unaufdringlich ist – sehr angenehm jedenfalls! Die Kuppe ist durchaus prägnant im Klang, fügt sich jedoch gut in den kontrollierten Gesamtsound des Beckens ein. Hits auf den Rand des Beckens machen allerdings deutlich, dass dieses Ride keinesfalls ein Alleskönner ist, denn hier gibt der dreieinhalb Kilogramm schwere Teller lediglich ein staubtrockenes „Gooong“ von sich – gecrashte Ride-Becken gehören allerdings auch überhaupt nicht zu Dannys Vokabular! Im Gegenzug bleibt das Becken jederzeit kontrolliert und definiert, egal mit wie viel Energie man zur Sache geht. Zum lilafarbenen Coating kann ich noch sagen, dass ich während dieses Tests keinerlei Abnutzungsspuren erkennen konnte. Allen Danny Carey Fans sowie allen Rock-Schlagzeugern mit einer gewissen Vorliebe für die Farbe Lila kann ich dieses Becken jedenfalls wärmstens empfehlen!
20 Zoll „Vir2osity“ Duo Ride: Der „Duo“ Effekt bleibt aus.
Etwas aufdringlicher als das „Monad“ Ride wirkt daraufhin Carl Palmers „Vir2osity“ Ride, was unter anderem an seinem stärker gebogenen Profil liegt, das dem 20 Zoll großen Klangkörper einen mittenbetonteren, aufdringlichen Charakter verleiht. Sein Sticksound besitzt dadurch wesentlich mehr „Ping“ als es beim lilafarbenen Rock-Kollegen der Fall ist. Schläge auf den abgedrehten, hellen Außenbereich des Bodys entlocken dem Becken dabei mehr Rauschen, ohne hörbare Veränderung des Klangcharakters. Der „Duo“ Effekt, wie man ihn etwa von Sabians „Omni“ Becken her kennt, beschränkt sich im Falle des „Vir2osity“ Rides also größtenteils auf die optische Ebene. Zusammenfassend sei gesagt, dass dieses Ride ohne Zweifel für lautere Gefilde prädestiniert ist. Unabhängig vom musikalischen Kontext läuft man beim Kauf dieses Beckens allerdings Gefahr, sich den etwas speziellen Klangcharakter irgendwann Leid zu hören.
20“ Zoll „Blue Bird“ Mellow Ride – Der blaue Vogel entpuppt sich als Arbeitstier!
Das „Blue Bird“ Ride ist das Leichtgewicht unter den vier Testkandidaten und überzeugt schon während der ersten Schläge durch seinen universellen, kompakten Sound, der nicht unbedingt so eindeutig nach Jazz klingt wie die Begriffe „Blue“ und „Bird“ vielleicht assoziieren wollen. Vielmehr haben wir es hier mit einem wunderbaren Allrounder zu tun, der gekonnt die Brücke zwischen einem wohlig-wolkigen Grundrauschen und einem definierten, silbrigen Sticksound schlägt und dabei an das 20 Zoll Paiste Signature Traditional Light Ride erinnert, das ein gewisser Steve Jordan oft im Einsatz hat. Obendrein überzeugt die Kuppe des Beckens mit ihrem klaren Klang, der sich nahtlos in den Grundcharakter des Beckens einfügt. Mit den richtigen Sticks und der entsprechenden Spielweise gespielt, lassen sich mit dem „Blue Bird“ sicherlich ein leises Jazz-Konzert sowie ein grooviger Soul-Gig gleichermaßen authentisch meistern. Wer also nicht gerade ein exotisches, sondern ein vielseitig einsetzbares Becken sucht, das gleichzeitig immer noch genug Charakterstärke besitzt, um in klangverliebten Momenten zu funktionieren, der ist mit dem „Blue Bird“ sicherlich gut beraten.
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24 Zoll „Signature Groove“ Swish Ride: Der sperrige Zauberhut.
Das sowohl größte als auch anatomisch außergewöhnlichste Becken in diesem Test bringt den gewohnt fauchigen, komplexen Sticksound eines Swish-Modells mit. Etwas störend ist dabei allerdings der leicht „brummende“ Unterton. Im Groove-Kontext ist dieses klangliche Manko allerdings zu vernachlässigen, da sich die tieferen Frequenzen des Beckens im Zusammenspiel mit Bass Drum und Snare unterzuordnen wissen. Für feine Jazz Sounds ist das Swish Ride klanglich sicherlich zu sperrig und unsensibel geraten. Schläge auf die Kante entlocken dem Becken einen prägnanten, wolkigen Akzent, der sich gut kontrollieren und damit gut in den Spielfluss einbinden lässt. Der Sound der Kuppe des 24 Zoll großen Swish- Beckens ist allenfalls für spezielle Effekte geeignet, kommt sie mit ihrem mageren Sound doch keineswegs an den Sound einer kräftigen Ride-Kuppe heran. Wer gerne viele verschiedene Beckensounds um sich schart und für sein grooviges Spiel auf der Suche nach einer leicht skurrilen Ergänzung zu seinem normalen Ride-Becken ist, der sollte das „Signature Groove“ Swish Ride jedenfalls einmal ausprobieren! Als Alternative zu einem herkömmlichen Ride-Becken kann ich diesen bronzefarbenen Kollegen jedoch nicht empfehlen.