Trends kommen und gehen. So mussten Toms in den 90er Jahren quadratische Maße haben, Folien galten als verpönt, weil sie angeblich Soundkiller waren und Becken sollten nicht nur brillant klingen, sondern auch so aussehen. Heute ist das bekanntlich etwas anders, speziell die Hersteller von Becken sehen sich mit einer konstant anhaltenden Nachfrage nach warmen, dunklen, gern etwas trashig klingenden Cymbals konfrontiert.
Danach passt Paiste’s Signature-Serie eigentlich nicht mehr so recht ins Programm, möchte man meinen. Aber weit gefehlt! Jedes Jahr erfreut die Schweizer Firma ihre Fans mit Erweiterungen der Reihe, dieses Mal trifft es hauptsächlich die Heavy- und Power-Abteilung, aber auch ein 22er Mellow Ride steht frisch in den Läden.
Ende der 80er kamen die ersten Signature-Modelle auf den Markt, ihr Entwicklungsziel war klar umrissen. Man wollte Instrumente konzipieren, die die Erkenntnisse der Vorgängerreihen Sound Creation und Formula 602 in eine moderne, hochauflösende neue Form überführen. Das ist zweifellos gelungen, die Becken waren zwar teuer, ihr brillanter Sound fand jedoch viele Anhänger. Und das ist bis heute so geblieben. Wie die Neuzugänge sich schlagen (lassen), erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen.
Details
Wirklich neu sind unsere Testkandidaten nicht
Zwei schwere Pakete lädt der schnaufende Paketbote vor meiner Haustür ab, sichtlich froh, die Last endlich los zu sein. Wir haben es also tatsächlich mit „Heavy Metal“ zu tun. Genauer, mit einer 14er Heavy Hi-Hat, einer 14er und einer 15er Power Hi-Hat, zwei Power Crashes in 19 und 20 Zoll sowie drei Rides. Diese umfassen ein 20er und ein 22er Power-Modell sowie ein 22 Zoll großes Mellow Ride. Wobei Mellow nicht unbedingt leicht bedeutet, doch dazu später mehr.
Beim Auspacken stellt sich direkt das Gefühl ein, alte Bekannte wieder zu sehen. Das liegt nicht nur daran, dass sie eben aussehen wie Paiste Signature Becken, sondern auch an der Tatsache, dass es alle der heute getesteten Typen schon einmal gab. Es handelt sich also nicht um Neuentwicklungen, sondern vielmehr um eine Wiedereinführung. Allen Paiste Signature Becken ist die spezielle, exklusiv für die Beckenherstellung entwickelte B15 „Paiste Signature Legierung“ gemein, die einen etwas geringeren Zinngehalt aufweist als die in Oberklasseserien verbreitete B20-Mischung. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die Tatsache, dass Paiste auch seine High-End-Instrumente aus ausgeschnittenen „Sheet Bronze“-Blechen fertigt und nicht aus individuell ausgerollten Rohlingen.
Die Power Crashes sind ziemlich „heavy“
Wer sich gefragt hat, wie sich die Bezeichnung „Power“ bei der Signature-Serie wohl auf das Gewicht auswirkt, dem sei gesagt: deutlich. Bei den beiden Crashbecken sprechen wir von 1940 Gramm beim 19er und 2300 Gramm beim 20-Zoll-Modell. Dafür gibt es woanders schon Ridebecken größerer Durchmesser. Die Profile fallen eher flach aus, auch die Hämmerungsspuren sind zwar zahlreich vorhanden, allerdings dezent aufgebracht. Bei den Kuppen geht es klar konturiert, ansonsten jedoch unauffällig zu.
Die Rides unterscheiden sich anatomisch deutlich voneinander
Nach dem Vorgeschmack bei den Crashes bin ich wenig überrascht, satte 3000 Gramm beim 20er und 3800 Gramm beim 22er Power Ride zu messen. Lockeres Hantieren ist damit nicht mehr möglich, sofern einem die eigenen Zehen lieb sind. Auch bei der Formgebung scheren sie aus, denn sie besitzen eine stärkere Wölbung und deutlich größere Kuppen als alle anderen Testbecken. Ein klarer Unterschied wird auch bei der Hämmerung ersichtlich, denn die Power Rides erhalten tiefere und größere Einschläge als das Mellow Ride. Dieses begnügt sich mit einer zurückhaltenderen Hämmerung und mit einer kompakteren Kuppe. Mit knappen 3100 Gramm ist es zwar auch kein Leichtgewicht, lässt aber einen fühlbaren Abstand zum gleich großen Power-Kollegen.
Die Heavy Hi-Hats sind gar nicht so schwer
Schon bevor die Becken bei mir ankamen, habe ich mich gefragt, was bei Paiste wohl schwerer ist, Power oder Heavy. Die Antwort lautet: Power. In Zahlen heißt das 1130 auf 1230 Gramm beim 14 Zoll Heavy-Modell und 1140 auf 1390 Gramm bei der Power-Version. Eine ordentliche Schippe legt die 15er Power Hi-Hat drauf, hier wiegt schon das Top-Becken 1400 Gramm, 1590 sind es beim Bottom. Davon abgesehen, unterscheiden sich die Hi-Hats kaum voneinander, alle drei besitzen jedoch ein deutlich tiefer gehämmertes Bottom-Becken. Alle Testinstrumente sind absolut makellos gefertigt.