Praxis
Die Erfahrung hat gezeigt, dass alle am Markt vertretenen Kompressoren unterschiedlich reagieren. Um dennoch einen möglichst „neutralen“ Einstieg in unsere Test-Routine zu gewährleisten, haben wir zunächst alle Regler in die 12-Uhr-Stellung gebracht.
Im Vergleich zum Overdrive oder anderen Effekten arbeitet ein Kompressor in der Regel eher dezent – man hört seine Arbeit nicht immer sofort. Um euch das Ganze dennoch optimal präsentieren zu können, habe ich bei einigen Hörbeispielen das Signal einmal ohne Effekt (mit der Endung „NFX“ gekennzeichnet) und dann mit eingeschaltetem Kompressor aufgenommen. So habt ihr die Möglichkeit eines A/B-Vergleichs. Mit einem clean eingestellten Amp und der 12Uhr-Einstellung klingt das Pedal folgendermaßen:
Gitarre | Level | Attack | Sustain |
Strat | 12 | 12 | 12 |
In dieser Einstellung gibt es bei aktiviertem Kompressor schon etwas mehr Pegel. Die leise angeschlagenen Töne werden leicht angehoben, die hart angeschlagenen etwas im Pegel reduziert. Da die Töne auf diese Weise kräftiger rüberkommen und auch länger klingen, ist das gesamte Spielgefühl irgendwie entspannter. Allerdings ist bei Sustain-Einstellungen ab 12 Uhr beim Ausklingen des Akkords auch schon ein leichter Pump-Effekt zu hören. Man spürt ganz deutlich den verzögerten Einstieg des Kompressors, ein Effekt, der sich beim ausklingenden Akkord (leiser werdender Pegel) noch intensiviert. Aber keine Panik, das ist ja nur die erste Bestandsaufnahme, quasi um mal zu sehen, wo die Reise hingeht. Was die klanglichen Qualitäten betrifft, gibt es nichts zu meckern. Der Klang bleibt relativ neutral, die Bässe und Höhen werden leicht angehoben.
Arbeitsweise des Attack-Reglers
Jetzt werden wir die Einstellmöglichkeiten mit dem Attack-Regler untersuchen. Hierzu habe ich dreimal hintereinander einen Akkord angeschlagen und ausklingen lassen. Los geht es mit einem minimalen Attack-Wert (die Kompression ist sofort am Start), anschließend folgt der mittlere Wert (12 Uhr) und als letztes geht es voll aufgedreht zur Sache (jetzt setzt die Kompression schon sehr spät ein – ca. 100ms). Mit dem angebotenen Spektrum an Möglichkeiten lässt sich der Effekt, dem jeweiligen Einsatz entsprechend, perfekt einstellen.
Gitarre | Level | Attack | Sustain |
Strat | 7 | 7-12-7 | 12 |
Auswirkung des Sustain-Reglers
Auch hier wird ein weites Feld abgegrast. Stellt man den Sustain-Regler auf Minimalwert, so erhält man fast keine Kompression, der Klang wird nur einen Hauch dichter. Diese Einstellung nutzen viele Gitarristen übrigens gerne als Boost-Funktion. Dreht man Level nach persönlichem Gusto etwas höher, erhält man einen schönen kraftvollen Solo-Sound. Im mittleren Setting klingt das Kompressionsverhalten noch natürlich, danach geht es immer heftiger zur Sache. Bei Vollausschlag hört man den harten Anschlag nicht mehr, alles wird dicht gemacht. Aber das ist im Prinzip ja nicht schlimm, denn es kommt ja auf den Einsatz und die jeweilige Einstellung an. Man kann zwar – muss aber nicht… Hier sind die vier Beispiele, einmal ohne Kompressor und dann dreimal mit unterschiedlichen Sustain-Einstellungen.
Für dich ausgesucht
Gitarre | Level | Attack | Sustain |
Strat | 12 | 11 | 7-12-7 |
Clean Sound Picking – Strumming
Bei clean eingestellten Sounds kann man mit dem Palmer Compressor kleine Pegelunterschiede (wie sie beispielsweise durch unterschiedliche Anschlagsarten zustande kommen) sehr gut angleichen. Schlägt man zum Beispiel in einem Song zuerst mit den Fingern und danach hart mit dem Pick an, ist der Fingeranschlag meistens zu leise. Dreht man den Amp aber lauter, knallt der harte Anschlag mit dem Pick dermaßen, dass es in den Ohren klingelt. Mit dem Palmer Compressor kann man dieses Problem in natürlich klingender Art und Weise in den Griff bekommen. Mit Attack auf Minimal-Zeit und Sustain auf 13 Uhr, erhält man ein zufriedenstellendes Klangergebnis. Zwar ist der Sound mit eingeschaltetem Kompressor leicht verändert, aber das ist eben der typische Sound. Alles klingt durch die leicht angehobenen Höhen ein wenig frischer. Auch hier gibt es zum besseren Vergleich das Riff wieder einmal mit und einmal ohne Effekt gespielt.
Gitarre | Level | Attack | Sustain |
Strat | 12 | 7 | 13 |
„Künstliches Sustain“
Die nächste Aufgabenstellung besteht darin, einer etwas schwachbrüstigen Gitarre einen kräftigeren Ton zu verleihen. Hierfür wird der Attack-Regler auf eine längere Einschwingzeit eingestellt. So bleibt der Original Anschlag noch erhalten und das Signal wird soweit angehoben, dass es möglichst kraftvoll weiter klingt. Der Palmer Compressor klingt in dieser Disziplin sehr natürlich, er macht aus einer von Natur aus eher schwachen Strat kein künstliches Sustainwunder, sondern hebt den ausklingenden Ton etwas an und lässt ihn homogen abklingen.
Gitarre | Level | Attack | Sustain |
Strat | 11 | 16 | 14 |
Funky Sound mit Ghostnotes
Jetzt wollen wir die Ghostnotes innerhalb eines Funk-Grooves etwas weiter nach vorne holen. Das funktioniert auch ganz gut, allerdings merkt man bei hoher Sustain-Einstellung und sehr hartem Anschlag an der Gitarre, dass die Klangqualität etwas schwächelt.
Gitarre | Level | Attack | Sustain |
Strat | 11 | 9 | 15 |
Overdrive
Im Overdrive-Betrieb spürt man den eher dezenten Eingriff in das Klanggeschehen besonders, denn im Vergleich zu manch anderem Kompressor-Pedal bleibt der Klang beim Palmer-Pedal relativ stabil. Der Zerrsound des Amps wird mit vorgeschaltetem Kompressor lediglich etwas dichter und kompakter.
Gitarre | Level | Attack | Sustain |
SG | 12 | 9 | 13 |
Tassos sagt:
#1 - 13.06.2011 um 01:49 Uhr
Thanx for the review.Iwas searching for Palmer compressor review many hours, but finally i was found more than i was searching.I was only wondering if there is a lot of noise when susatain knob pass 12 o'clock, like happening to the most compressors out there.Thanx again.Nice job...!
Andy sagt:
#2 - 25.02.2013 um 15:23 Uhr
Ich habe mir den Palmer Compressor aufgrund dieses Test und der sehr ausführlichen und kompetenten Erläuterung in diesem Test bestellt und bin zu 100 % zufrieden.
Das Pedal wertet meinen Gitarrensound deutlich auf und das sehr subtil, ohne Pumpen oder sonstige Artefakte (vernünftige Einstellung vorausgesetzt). Für den Preis ist der Palmer Compressor ein absoluter Knaller.
Ich werde mir in jedem Falle auch die anderen Palmer Pedale mal zu Gemüte führen.
Bitte die Tests in dieser Qualität unbedingt weiter führen!
Roger sagt:
#3 - 22.02.2015 um 22:10 Uhr
Thank you very much for this in-depth and extensive review/test of Palmer's Compressor. Rarely have I seen (or heard) such a thorough and thoughtful review. Keep up the good work, and thanks again!