Praxis
Sound
Was können die Patchblocks eigentlich? Als modulare Systeme mit einer wirklich großen Anzahl von Modulen könenn sie richtig viel und man kann sie als eigenständige Synths, als Effektgeräte oder einfach nur für sich allein nutzen. Wir laden also einen Patch in den Patchblock, schließen alles an die Soundkarte an und hören: Bass! Und zwar in Stereo. Gesteuert wird das alles über die Controller auf dem Patchblock selber: ein Druckknopf für die Hüllkurve, der zweite für das Aufheulen der Oszillatorfrequenz. Bei den Reglern ist der erste für die Tonhöhe und der zweite für das Filter zuständig. Und der Bass ist auch wirklich schön, und wenn man mit der Tonhöhe nach oben geht und ein wenig am Filter spielt, bekommt man schon fast vokale Klänge.
Wir laden den zweiten Sound: Patchblock ausgemacht, an den USB Port des Computers gestöpselt, Patchblock angemacht, im Editor einen Patch ausgesucht und auf den Patchblock geladen, im Mac Finder oder Windows Explorer den Patchblock ausgeworfen, Patchblock wieder angemacht und es kann losgehen: eine 909 Stereoclap.
Das war jetzt vielleicht eher der Beweis, dass eine 909 Clap eben eine 909 Clap ist und nicht so schnell nachprogrammiert werden kann, aber der Hall ist erstaunlich gut und macht uns neugierig auf den Patchblock als Effektgerät. Erst aber noch zwei andere Drumsounds, und hier spielen die Patchblocks ihre Stärke als modulares digitales System aus: Samples und Synthese können problemlos ineinander übergehen.
Keine Frage, das klingt nicht überall super, aber es ist wie bei allen anderen Synthesizern auch: der Sweetspot will gefunden werden. Und beachtet werden muss auch, dass die Sample Rate der Patchblocks eher niedrig angesiedelt ist: bei 20 kHz ist Schluss, was heißt, dass alle Frequenzen über 10 kHz verzerren. Und mit Verzerrung ist hier keine schöne Röhrenverzerrung gemeint, sondern natürlich digitale Verzerrung. Aber auch die kann ja gewollt sein, man muss es nur wissen. Bei dem Beispiel mit den Samples hört man allerdings auch noch die geringe Bitrate, was dann schon zu schönen Bitcrusher-Verzerrungen führt.
Schon mit einem einzelnen kleinen Patchblock kann man richtig viel machen. Hier eine kleine und nur mit den Reglern des Patchblocks gespielte Performance:
MIDI
Schließt man das MIDI Modul an einen Patchblock an, so heißt das noch lange nicht, dass der Patchblock sofort über MIDI steuerbar ist. Wie bei einem echten modularen Synthesizer muss der MIDI-Anschluss erst einmal konfiguriert werden. Im Falle dieses digitalen modularen Synthesizers also: Module virtuell einbauen und Kabel legen. Sind wir erstmal damit fertig, gibt es wieder einen schönen Bass. Die Pads wollen hingegen leider nicht so richtig rund klingen, was wieder in der niedrigen Auflösung liegt. Ganz klar: Bei den Patchblocks sollte man die Stärken eher im Lofi Sound und in den Verzerrungen suchen, vor allem in den Höhen.
Patchblocks als Effektgerät
Nachdem wir vorhin schon einen ganz guten Reverb gehört haben – den es übrigens nicht als Modul gibt sondern der programmiert werden muss – wollen wir mal schauen, wie sich ein Patchblock als Effektgerät schlägt. Leider öffnet sich beim Öffnen des Audioeingangs nicht nur dieser, sondern auch ein ganz massiver Geräuschhintergrund. Schon ohne eingestöpseltes Signal rauscht es nicht nur, sondern es machen sich auch Fiepen und andere Geräusche bemerkbar, wenn man an den Reglern dreht. Mit einem angeschlossenen Abspielgerät wird das nur noch schlimmer und die beiden Klangbeispiele sind eigentlich nur noch als Beweis anzusehen, dass es technisch funktioniert. In musikalischen Zusammenhängen ist der Input wegen der Störgeräusche leider kaum zu gebrauchen. Wir haben also das Beispiel mit den Sample-Drums einmal durch ein Delay und einmal durch ein Chorus geschickt:
Man muss es klar sagen: Die Patchblocks sind LoFi-Geräte, bei denen der Spaß darin liegt, dass man sie recht leicht programmieren kann und sie bei richtigem Einsatz auch gut klingen. Und nicht jeder stört sich am massiven Grundrauschen zum Beispiel der Korg Monotrons und ist vielleicht einfach froh, wenn man für wenig Geld etwas bekommt, mit dem man richtig kreativ werden kann. Und das kann man mit den Patchblocks, auch wenn sie sich vielleicht nur mit sehr viel Geräuschtoleranz als Effektgerät eignen. Beim geringen Preis der Patchblocks liegt natürlich die Vermutung nahe, dass überwiegend sehr günstigste Bauteile zum Einsatz kommen und gleich an verschiedenen Stellen gespart werden musste: an der Auflösung, an den Wandlern und an den Audioein- und ausgängen. Andererseits bekommt man dafür ein sehr gutes Konzept, eine Hardware mit verschiedenen Anschlüssen und Möglichkeiten und die Eintrittskarte zu einer Community, die schon viele Patches hochgeladen hat. Schließlich lebt ein Projekt wie die Patchblocks auch vom Austausch und vom gemeinsamen Entdecken. Im Vergleich zu dem sehr viel teureren Soulsby Atmegatron, bei dem das selber Programmieren sehr viel umständlicher und kaum eine nennenswerte Community existiert, sind die Patchblocks für den Einstieg in diese digital-modulare Bastelwelt wohl die bessere Wahl.
Der Patchblocks-Editor in der Praxis
Was den Editor angeht: Noch funktioniert nicht alles ganz reibungslos, aber das sind nur kleine Mäkeleien angesichts des wohldurchdachten Konzepts, das meiner Meinung nach absolut aufgeht. Das Zusammenstellen neuer Patches, die Anbindung an den Webserver und das Verschieben der Patches zwischen Computer und Patchblock funktionieren wunderbar. Hoch zu loben ist der Emulator, mit dem man Patches schon auf dem Computer ausprobieren kann, ohne sie erst auf einen Patchblock hochladen zu müssen. Auf dem Mac muss man allerdings vorher noch das kostenlose Xcode herunterladen, das immerhin 3,8 GB auf der Festplatte belegt. Überhaupt befindet sich der Editor erst in Version 0.5.3beta, aber er läuft sehr gut und sollte niemanden daran hindern, sich mit den Patchblocks auseinanderzusetzen.
Konzeptionell ist der Editor mit einigen anderen Systemen verwandt, man denkt sofort an SynthEdith, FL Synthmaker, Reaktor oder den alten Nord Micro Modular, aber auch an Cycling ’74 Max oder die freie Variante davon, Pure Data. Mit einigen dieser Programme gemeinsam hat der Patchblocks Editor, dass man nicht nur aus den vorhandenen Modulen auswählen kann, sondern sich auch selber seine eigenen Module programmieren kann. Bei den Patchblocks funktioniert das mit einer Kombination aus XML und C++. Von seiner Ausrichtung her kommt der Editor sicherlich den “akademischen” Max und Pure Data am nächsten. Weil er aber alle Informationen in ein einziges großes Fenster verpackt und eine Reihe von Modulen bereits vorsortiert bereitstellt, bietet er eine viel leichtere Plattform an und man wird nicht von einem blanken Editorfenster und unendlich vielen Möglichkeiten erschlagen. Und schon allein vom Preis her ist nur das kostenlose Pure Data überhaupt günstiger.
Aber das ist ja nur die halbe Miete, denn im Gegensatz zu den Programmen bekommt man ja beim Patchblock noch die ganze Hardware dazu, weshalb das einzige vergleichbare Gerät tatsächlich die Nord Modular Reihe ist. Und im Vergleich dazu muss man natürlich ganz klar Abstriche machen: bei der Klangqualität, bei der Anzahl der Ein- und Ausgänge, aber auch schon auf der Editorebene. Die Nord Modulars zeigen zum Beispiel schon im Editor auf, wenn der Prozessor überfordert wird und auch Übersteuerungen werden einfach grafisch angezeigt und müssen nicht von Hand errechnet werden. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen, der Patchblock Editor ist ja noch nicht einmal bei Version 1 angekommen. Und dafür kann er schon richtig viel, läuft im Gegensatz zu den Nord Modulars der ersten Generation auf aktuellen Betriebssystemen und ist vor allem preislich auf einer ganz anderen Ebene angesiedelt: 60 € für einen einzelnen Patchblock und 35 € für das MIDI Modul, das ist ein wirklich sehr fairer Preis.