PRAXIS
Alle Kessel des Testsets sind gleichmäßig rund und ausreichend unterdimensioniert für eine “schwimmende” Fellauflage. Die Kesselgratungen hinterlassen einen einwandfreien Eindruck, und auch die schwarze Hochglanzlackierung sowie die unbehandelten Innenseiten der Trommeln deuten auf einen hohen Verarbeitungsstandard hin. Jedoch stelle ich beim Entfernen des Snare-Resonanzfells fest, dass das Snarebed auf der Seite des Butt Ends nicht exakt mittig platziert ist. Bei einem Snareteppich mit durchschnittlicher Breite macht sich die Abweichung zwar nicht negativ im Sound bemerkbar, bei breiteren Teppichen wäre eine gleichmäßige Auflage aber nicht gewährleistet. Wesentlich besser verarbeitet ist die Tomhalterung, welche im Prinzip exakt dem aktuellen DW-Modell entspricht und mit dem bekannten Omni-Ball-Gelenk ausgestattet ist. Die Kunststoffkugeln ermöglichen eine flexible und schnelle Positionierung, und dank der Prismenklemmen sind die Toms auch optimal an den L-Haltern fixiert.
Die Bass Drum-Beine entsprechen dem allgemeingültigen Standard und halten die Trommel auch bei kräftiger Spielweise sicher in Position. Ein prinzipiell sinnvolles und stinknormales Feature ist die kleine Gummifläche auf der Innenseite des Schlagfell-Spannreifens zum Schutz vor den bösen Pedal-Klauen. Allerdings geht die Rechnung beim Testset nicht auf, denn die Befestigungsklemme der Millenium-Fussmaschine lässt sich nicht weit genug öffnen, so dass man das Pedal an genau dieser Stelle nicht anschrauben kann. Also alle Spannschrauben wieder lösen und den Reifen verdrehen, dann funktioniert’s irgendwie. Der massiv konstruierte Spannhebel des Snare Strainers liefert in der Praxis eine sehr gleichmäßige und geräuschlose Performance. Es handelt sich hier um eine perfekt konstruierte Abhebung ohne jeglichen Schnickschnack. So soll es sein. An der Snare Drum sowie auch an allen anderen Trommeln werden übrigens Unterlegscheiben aus Metall anstatt, wie heutzutage üblich, aus Kunststoff, für die Stimmschrauben verwendet. Im Grunde ist nichts dagegen einzuwenden, immerhin hat das fünfzig Jahre lang super funktioniert, aber in Kombination mit den schwarzen Spannreifen erweist sich die Wahl dennoch als ungeschickt. Nach einigem Rauf- und Runterstimmen der Trommeln tauchen nämlich bereits die ersten blanken Stellen an den Spannreifen auf. Die schwarze Beschichtung der Hardware ist offenbar so filigran ausgefallen, dass sich vermutlich bereits nach kurzer Zeit Abnutzungserscheinungen zeigen werden, es sei denn, man fasst das Set mit Samthandschuhen an. Zur Beurteilung des Sounds teste ich das Schlagzeug mit der werkseitig vormontierten Fellkombination in unterschiedlichen Stimmungen. Die Toms klingen, besonders in einer hohen Stimmung, durch die relativ dünnen Felle in Kombination mit den dünnen Birkenkesseln sehr attackbetont und lassen ein wenig Klangfülle vermissen. Durch eine leichte Dämpfung, zum Beispiel mit den mitgelieferten Dämpfungsringen, wird der Sound zwar etwas ausgewogener, aber so richtig wohl fühlen sich die Toms erst, wenn man sich in der Stimmung noch weiter nach unten bewegt. Im mittleren Tuning erreicht man leicht einen modernen Rock/Pop-Sound, der eine klare Tonalität ohne flirren besitzt. Die “F.A.S.T. Sizes” verleihen den Trommeln eine vielseitig einsetzbare Charakteristik. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings die relativ große tonale Lücke zwischen dem 12″ und dem 16″ Tom. Um gleichmäßige Intervalle zu erreichen, muss entweder das 12″ Tom sehr tief oder das 10″ sehr hoch gestimmt werden, und da stößt man dann schnell an die Grenzen des Stimmbereiches. Durch qualitativ bessere Felle könnte man sich diesem Ziel wahrscheinlich zumindest annähern. Die Bass Drum liefert mit den vorgedämpften Fellen in Kombination mit dem Dämpfungskissen ein solides Fundament mit dem für 18 Zoll tiefe Kessel typischen Tiefbass. Da bei diesen Dimensionen eine Menge Luft in Bewegung gesetzt werden muss, entfaltet sich der Sound allerdings erst bei einer entsprechend kräftigen Spielweise. . Sieht man bei der Snare Drum einmal von dem oben erwähntem Verarbeitungsmakel ab, handelt es sich um ein tolles Instrument, das alles andere als “billig” klingt. Das Birkenholz sorgt für ein sehr schönes Obertonspektrum, das harmonisch mit dem Grundsound verschmilzt. Da kann man auf die Dämpfung eigentlich getrost verzichten, um diesem charaktervollen Sound zur vollen Entfaltung zu verhelfen. Am besten klingt sie im mittleren Stimmungsbereich, aber selbst eine tiefe Stimmung macht der 14×5″-Kessel noch ohne weiteres mit. Die Ansprache ist in jedem Tuning klar und der Attack setzt sich immer durch, ohne aufdringlich zu werden.
Die Frage, ob beim PDP-Testset durch die Ausrüstung mit Millenium-Hardware eventuell am falschen Ende gespart wurde lässt sich klar mit Nein beantworten. Die Stative sind stabil und bieten alle Einstellmöglichkeiten, die man im Normalfall braucht. Die Fußmaschine ist gut verarbeitet, geräuscharm, leichtgängig und lässt sich problemlos an die persönlichen Präferenzen anpassen. Dass beim Hi-Hat-Pedal eine Einstellungsmöglichkeit der Federspannung fehlt kann man locker verschmerzen denn die Maschine ist robust konstruiert und läuft sehr gut. Der Hocker bietet ausreichende Stabilität und eine gut dimensionierte, gepolsterte Sitzfläche, lässt sich aber für tief sitzende Schlagzeuger nicht niedrig genug einstellen. Der bereits separat von uns getesteteMillenium HL3 Beckensatz kann klanglich aufgrund des messingtypischen, etwas matten und kraftlosen Sounds keine hohen Ansprüche befriedigen. Das ist aber angesichts eines Preises von unter 100 Euro kaum zu erwarten und für Anfänger sind die Becken absolut ausreichend. Immerhin klingen sie, im Gegensatz zu ganz billigen Blechen wie richtige Becken und dürften aufgrund ihrer gut gewählten Materialstärke auch eine ganze Weile halten.