Praxis
Gute Sounds, mechanisch hakt es stellenweise
Jetzt wird es interessant, denn es steht natürlich die Frage im Raum, ob es sich überhaupt noch lohnt, für aufwendig gegossene Metallkessel-Snaredrums die teils sehr hohen Preise der High-End-Modelle auszugeben. Die Antwort fällt eindeutig zweideutig aus. Sehen wir uns zunächst die mechanische Funktion sowie das Handling der Trommeln an. Die im Details-Part angesprochenen Mängel wirken sich nämlich auch im Praxiseinsatz aus. Starten wir mit den Spannreifen. Interessanterweise zeigt sich sowohl bei den Metall-, als auch bei den Holzversionen dasselbe Problem. Ich stelle nämlich hier wie dort fest, dass die Abstände zwischen den Vierkantköpfen und dem oberen Flansch der Metallreifen, beziehungsweise den Holzreifenflanken, zu gering sind. So ist es mit einigen Stimmschlüsseln kaum möglich, sie aufzusetzen. Beim Justieren der Teppiche machen sich gleich zwei Mängel bemerkbar, welche sich in der Kombination noch gegenseitig verstärken. So ist es mit den teils schief montierten Abhebungskomponenten umso schwieriger, die ungleichmäßig verarbeiteten Teppiche so zu befestigen, dass alle Spiralen die gleiche Spannung aufweisen. Hat man diese Klippen jedoch umschifft, lassen sich alle drei Snaredrums einfach stimmen, das Handling der MAG-Abhebung ist jedes Mal eine Freude. Kommen wir nun zu den Sounds, die ebenfalls durchweg überzeugend ausfallen.
Hier kommen zuerst die drei Videos:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenHohe Stimmungen
Sehr hoch gestimmt, zeigt sich schnell, worin die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten unserer drei Kandidaten liegen. So besitzen alle Snaredrums eine hohe Verwindungssteifigkeit und sind daher sehr hoch stimmbar, ohne dass Kompressionseffekte eintreten. Den komplexesten Ton hat – wie erwartet – die Bell Bronze Snare. Ihr Attack wirkt auch bei sehr hohen Spannungen noch breit und saftig, gleichzeitig wird sie bei Bedarf brachial laut. Das gilt auch für die Stahlvariante, sie wirkt insgesamt in den Mitten aber geradliniger und eindimensionaler. Insgesamt liefert sie die spitzesten Höhen und vermittelt bei harter Spielweise weniger Druck in den Tiefmitten. Deutlich anders präsentiert sich die Alu-Trommel, welche den luftigsten Kesselton besitzt und gleichzeitig die mildesten Obertöne produziert. Das liegt zu einem großen Teil am verwendeten Kesselmaterial, welches mehr hohe Frequenzen absorbiert, aber auch und ganz speziell an den Holzspannreifen. Die schlucken von Natur aus einen Teil der Schlagenergie, was sich gerade bei Rimshots und Rimclicks bemerkbar macht. Das Alu-Modell besitzt generell aber noch eine weitere Eigenschaft, welche potenzielle Interessentinnen auf dem Schirm haben sollten, und das sind ihre Spannklauen. Blindes Rimshotspiel ist damit nur eingeschränkt möglich, denn Treffer auf die Klauen sind nicht nur für die Sticks schlecht, sie erzeugen auch einen deutlich anderen Klang. Damit würde ich das Alu-Modell generell nicht für Hard Hitter empfehlen, die anderen beiden Snares dafür umso mehr.
Für dich ausgesucht
Mittlere und tiefe Stimmungen
Bewegt man sich aus höheren Registern weiter nach unten, wird bei allen Modellen der Kesselton prominenter, das Sustain verlängert sich ebenso. In mittleren Tunings gefallen mir alle drei Testkandidaten ausgezeichnet, allerdings liegt die Bell Bronze vorne. Ihre klangliche Tiefe und die zuckergussartigen Obertöne zeigen mal wieder, warum Glockenbronzekessel für viele immer noch das Maß der Dinge sind. An ihre Komplexität kommen weder die Stahl- noch die Alu-Variante heran, dafür liefern sie andere, ebenfalls begehrenswerte, Eigenschaften. Bei der Alu-Snare ist das die leichte Kompression sowie die Kompaktheit des Tons. Bei sehr tiefen Stimmungen (siehe Video), bleiben auch ihre Obertöne noch relativ kontrolliert. Das Stahlmodell überzeugt mit straffen Mitten, ohne die typische Schärfe und Aggressivität vieler Blechexemplare. Dafür gibt es ordentlich Volumen bei guter Ansprache. Eines wird jedoch im Verlaufe des Test sehr offensichtlich: Die verwendeten Verschleißteile verhindern eine volle Entfaltung des Potenzials, weshalb ich mich entschließe, einen der Kandidaten mit qualitativ besseren Schlagfellen und Snareteppichen auszurüsten.
Was bewirken ein hochwertiges Schlagfell und ein besserer Teppich?
Dass die bei den getesteten Snaredrums verwendeten Remo/China-Felle schlecht sind, kann man nicht wirklich sagen, im Gegenteil. Nachdem ich jedoch ein Remo/USA Ambassador coated Schlagfell auf die Bell Bronze Snare gezogen habe, zeigt sich, dass die Trommel zu einem noch dichteren und fetteren Ton imstande ist. Ein mindestens ebenso großer Unterschied eröffnet sich beim Austausch des unterdurchschnittlich verarbeiteten Snareteppichs gegen einen Canopus Vintage Chrome High-End-Teppich. Die Ansprache wird straffer, die höhere und viel gleichmäßigere Grundspannung der Canopus-Spiralen sorgt für eine deutlich bessere Ansprache bei gleichzeitig vollerem Kesselton. Ähnliche Ergebnisse sollten auch bei den anderen beiden Modellen zu erwarten sein. Ich persönlich würde die zusätzliche Ausgabe von etwa 50 bis 70 Euro in den Kauf mit einkalkulieren.