Praxis
Nachdem ich die Bassdrum mit Spannreifen, Fellen und Stimmschrauben zusammengebaut habe, geht es direkt in den Soundcheck. Nur der im Detailpart bereits angesprochene, verzogene Holzspannreifen der Bassdrum sorgt für Punktabzug, allerdings verrichtet er im Stimmprozess anstandslos seine Arbeit. Das Decade Maple erweist sich, wie das Export Set auch, als sehr unkompliziertes und leicht stimmbares Kit. Alle Gewinde laufen rund, und durch das Loch im Resonanzfell der Bassdrum kann ich das Klettkissen leicht vom Schlagfell zur Mitte des Kessels bewegen. Für die ersten Soundfiles belasse ich es in der Mitte der Trommeln. Auch das Gestänge macht einen soliden und leichtgängigen Eindruck und gibt beim Aufbau keinen Grund zur Beanstandung. Die Fußmaschine und das Hi-Hat Pedal laufen leichtgängig und rund. Mit einem Beckensatz, einem Trommelhocker und vier Mikrofonen aus meinem Bestand mache ich mich an den Spieltest.
Auffällig ist, wie resonant die Toms und die Bassdrum miteinander agieren, besonders die beiden kleinen Toms in 10“ und 12“ geben, trotz der mittelklassigen Felle, kompakte und griffige Klänge mit schön dosiertem Sustain von sich. Zunächst gutmütig, aber trotzdem präsent erklingt die Bassdrum sowie das 16er Floortom, welches sich mit etwas Dämpfung und Anpassung der Stimmung leicht in Richtung moderner Sounds bewegen lässt. Mit den nur sechs Spannschrauben pro Seite muss ich allerdings eine Weile experimentieren, bevor ich den gewünschten Sound gefunden habe. Im Verlauf des Tests lasse ich auch Profi-Kollegen und ein paar meiner Trommelschüler am Decade Maple Platz nehmen. Es bekommt für Klang und Optik zahlreiche Komplimente und immer wieder ungläubige Blicke, wenn ich den Anschaffungspreis des Sets in den Raum werfe.
Die Snare fällt im Vergleich etwas ab
Der Snaredrum hört man die Preisklasse am ehesten an. In der mittleren Stimmung klingt sie leicht pappig, entwickelt wenig Körper und erzeugt ein etwas rappeliges Teppichsignal. In sehr hoher Stimmung erweist sie sich unkomplizierter, auch wenn diese Lage hörbar nicht zu den Favoriten gehört. Am besten gefällt sie mir in einer tieferen Stimmung, wo sie am meisten Körper und auch etwas Bauch im Klang entfaltet. Aber hört am besten selbst.
Das Decade Maple nach dem Fellwechsel
Zum Schluss wechsele ich noch die Felle der Toms, hier kommen nun beschichtete, einlagige G1 von Evans zum Einsatz, die Snare bekommt ein Aquarian Texture Coated spendiert. Die Bassdrum stimme ich etwas tiefer und lege noch eine zusätzliche Molton-Rolle im Inneren vor das Resonanzfell, das Kissen wird direkt vor dem Schlagfell befestigt. Jetzt bin ich gespannt, ob noch mehr rauszuholen ist. Die Toms profitieren hörbar, der Klang wird noch einmal kontrollierter, wärmer und sauberer, auch die Snare kann sich etwas verbessern. Die Bassdrum klingt erwartungsgemäß satter und kürzer. Wie so oft in diesem Preissegment, wird der Rotstift bei den Fellen angesetzt, hier könnt ihr also im Falle eines Kaufs durch eine Zusatzinvestition noch mehr Potential aus den Trommeln herauskitzeln.
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Klingt das Decade Maple besser als das Pearl Export?
Klare Ansage: Ja. Die Maple-Kessel klingen im Vergleich zu den Pappel-Mahagoni Mischungen des Exports deutlich klarer und präsenter, mit mehr Bassanteil. Etwas schade finde ich, dass an einigen Details wie dem Snarebed, der Stimmschraubenverteilung am Floortom und einigen weiteren Hardware-Lösungen wie der Befestigung der Floortom-Beine am Kessel und den Einstellmöglichkeiten der Hi-Hat-Maschine gespart wurde. Hier wird die knallharte Preiskalkulation deutlich und sicherlich auch die gewollte Abgrenzung zu den nächstfolgenden Serien im Pearl Portfolio wie der Masters- und der wiederaufgelegten Session-Serie. Somit ist das Decade Maple kein kleines Masters und auch keine Wiederauflage des vor ein paar Jahren eingestellten Vision Maple Sets, sondern ein klares Upgrade zum Export.