Pearl e-Pro Live Test

Praxis

Nun wieder zurück zur Philosophie. Ich habe mir kurz überlegt, wie ich alle Fragen aus dem Intro des Tests oder am besten gleich jedes Thema, das mir im Bereich E- Drums einfällt, in diesem Test abhandeln kann. Allerdings ist die die Anzahl der Themen sicher annähernd so groß wie die Anzahl der Käufer dieses Schlagzeugs. Deshalb ist es wohl schlau, im “Sinne des Erfinders” zu testen. Ein Anruf beim Erfinder, also Pearl, hat mir Klarheit darüber gebracht, was die Stärken des e-Pro sein sollen und für wen und für welche Verwendungszwecke es gemacht ist. Auf geht’s. Die Kessel des e-Pro sind echte Holzkessel. Wie man von Pearl erfahren kann, bestehen sie aus sechs Lagen Holz. Welches Holz verwendet wurde, wird nicht verraten. Auch ist unklar, ob die Kessel einer aktuellen Serie entstammen. Ich würde sie allerdings am ehesten der Kategorie “Forum” zuordnen, auch wenn die Kesselhardware aus der “Vision” Serie stammt. Auf jeden Fall sind die Trommelkessel meines Testkandidaten mit Pearls “SST” Superior Shell Technologie gefertigt. Das zeigen die typischen Kreuzverleimungen der einzelnen Holzlagen. Die Verarbeitung der Kessel und der Gratungen, die übrigens 45° und damit Standard sind, ist tadellos.

Alle Trommeln sind bereits mit Resonanzfellen ausgestattet und auf der Snare ist sogar ein Teppich montiert. Der Weg zum Einsatz des e-Pro als Akustikset ist also nicht weit. Und klingen wird es bei den Zutaten sicher auch nicht schlecht. Akustik-Schlagfelle gehören allerdings nicht zum Lieferumfang. Sehr schick und ebenfalls tadellos ist die „Quilted Maple“ Hochglanzlackierung meines Testsets. Zur Hardware des e-Pro, die ein dreiseitiges „Icon Rack“ plus vier Rackklemmen, sowie drei Tomarme, zwei Beckenarme einen Hi-Hat-Halter, eine Halterung für das Modul und einen Snareständer umfasst, kann ich nur soviel sagen: funktioniert und hält einwandfrei. Also weiter im Text. Wie ich im oben schon erwähnten Gespräch mit dem netten Pearl Produktmanager erfahren habe, ist ein anvisierter Verwendungszweck meines Testkandidaten das Üben. Das e-Pro passt sicher nicht in jedes Rock’n’Roll-Budget, allerdings ist die Entscheidung für ein E-Schlagzeug als Übeinstrument generell kein billiges Vergnügen. Erstes großes Plus des e-Pro ist das „heimische“ Gefühl, das die echten Kessel und die damit gewohnte Akustikset-Umgebung schaffen. Da bin ich überrascht, das habe ich unterschätzt. Auch bei der Entwicklung der „True Trac“-Zweizonen-Pads wurde laut Pearl größter Wert auf eine authentische Bespielbarkeit gelegt. Das Ergebnis ist gut, wie ich finde. Das Spielgefühl der Pads entspricht dem einer recht hoch gestimmten Snare. Allerdings gibt es nur diese eine Ausführung. Und so fühlt sich also auch das Standtom an wie eine Snare – das ist etwas ungewohnt. Für die Bassdrum gibt es selbstverständlich ein eigenes Pad. Auch dieses ist gut gelungen. Es ist recht weich, ich würde das Spielgefühl mit dem einer tief gestimmten Rock-Bassdrum vergleichen. Wie sich die True Tracs im Langzeittest auf Sehnen und Handgelenke auswirken, kann ich nicht sagen, jedoch ist nach zwei Stunden Intensivbespielung noch alles tiptop. Zu meinem Test habe ich einen Beckensatz mit Gummi-Spielflächen bekommen. Auch dieser ist gut gelungen und funktioniert zuverlässig, mit recht realistischem Spielgefühl. Positiv überrascht bin ich von der geringen Lautstärke der Pads im Allgemeinen. Selbst die Bassdrum ist ohne großen Dämpfaufwand recht leise. Bei Einhaltung der Übezeiten und mit Betonfußboden ist das e-Pro vermutlich mietwohnungstauglich. Die Hardware bekommt also schon mal ordentlich Punkte von mir. Und wie klingt`s? Trommelwirbel…
Das Soundmodul des e-Pro nennt sich zwar R.E.D Box. Es ist aber sicher kein Geheimnis, dass die Redbox ein modifiziertes Alesis DM 10 ist, auch wenn darüber nicht viel gesprochen wird. Die Benutzeroberfläche der R.E.D Box ist angenehm übersichtlich und spielerfreundlich gestaltet, so dass ich mich auch als Ungeübter ohne langes Studium der Betriebsanleitung zurecht finde. Die zentralen Themen sind die Setauswahl (Kit Select), die Fadersektion, mit der ich mir die Lautstärkeverhältnisse zwischen den einzelnen Instrumenten schnell einstellen kann, und die Sektion mit den Übesongs.
Aber die Frage war ja: Wie klingt`s?

Audio Samples
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Akustik 1 Akustik 2 Akustik 3 Akustik 4 Akustik 5 Akustik 6 Akustik 7 Akustik 8

Also: Wie auch die Module der Konkurrenz schneidet auch die R.E.D Box in der Disziplin akustischer Drumsounds nicht besonders gut ab. Die Dynamikabstufung ist einfach nicht ausreichend, um das Ansprechverhalten einer echten Trommel auch nur halbwegs nachzubilden. Die Auswahl der Sounds ist zwar Geschmackssache, aber wenn man mal aktuelle Musikproduktionen als Maßstab nimmt, findet man nicht sehr viele Übereinstimmungen. Des Weiteren klingen die Factory Sounds der R.E.D Box durchweg ein wenig harsch. In Zeiten von BFD Addictive Drums und Co. hängt die Meßlatte sehr hoch, besonders was Natursounds angeht. Die Antwort auf die Frage, warum selbst die hochwertigen E-Drum-Module hier so deutlich hinterherhinken, ist in den wie immer kleinen Speicherkapazitäten begründet.

Audio Samples
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Dynamik Hi-Hat solo Cymbal-Choke Roll 1 Roll 2 Roll 3 Roll 4

Neben den Akustiksounds bietet die R.E.D Box natürlich auch eine Vielzahl von Elektro-, Percussion und Effektsounds. Diese haben mich deutlich mehr begeistert als die Natursounds. Besonders die Kits mit exotischer Percussion und die Voicekits machen Spaß.

Audio Samples
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Elektro 1 Elektro 2 Afrikanische Percussion Indische Percussion Soundkit 1 Soundkit 2 Voicekit 1 Voicekit 2

Die Übesongs, die sich querbeet durch die Stilistiken bewegen, sind  für meinen Geschmack nur mäßig spannend. Auch hier machen sich die Auswirkungen des kleinen Speichers bemerkbar. So kommen keine Audiotracks zum Einsatz, sondern nur etwas sparsam klingende Midi Programmierungen. Allerdings lässt sich über den Aux Anschluss ein Audio Player an das Modul anschließen, und so kann ich dann zu meiner Lieblingsmusik üben.
Für den Umgang mit den nicht so hervorragenden Akustik-Sounds der R.E.D Box bietet Pearl eine tolle Lösung. Und die heißt: Memory Switch. Pearl bietet in Zusammenarbeit mit verschiedenen namhaften Sampleherstellern Austauschsets für das Modul an. Diese stehen (gegen Bezahlung natürlich!) zum Download bereit. Mittels einer speziellen Software kann der gesamte Speicherinhalt der R.E.D Box gegen ein oder mehrere Downloadsets getauscht werden. Und natürlich auch zurück. Im Moment ist die Auswahl noch nicht riesig, laut Pearl wird aber zur Zeit daran gearbeitet, die eigenen Akustikdrums zu samplen und diese dann als Kits für die R.E.D Box anzubieten. Zu meinem Test habe ich das „Vibetastic“-Kit von Toontracks bekommen. Der Unterschied ist deutlich zu hören. Das Dynamikverhalten des Sets ist realistischer als bei den Factory Kits der R.E.D Box und die Einzelsounds klingen auch viel mehr nach echtem Schlagzeug, wie die Audiobeispiele in diesem Test zeigen. Übrigens bietet Pearl auch eine Menge Übesongs als MP3 zum Download an.

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Vibetastic 1 Vibetastic 2 Vibetastic Dynamik Vibetastic Hi-Hat

Ein weiterer möglicher Verwendungszweck für das e-Pro ist der Einsatz im Studio. Aufgrund der eben angesprochenen Sound-Situation ist es sicher sinnvoll, das Modul für Recordings als MIDI-Einspielgerät zu verwenden. Das bedeutet, dass für die Produktion Mididaten aufgenommen werden. Diese werden später verwendet, um externe Soundlibrarys anzusteuern, während die internen Sounds der R.E.D Box für ein komfortables Monitoring während des Einspielens sorgen. Zum echten Luxusobjekt kann das e-Pro auch für Tanz- oder Top-40-Musik werden. Hier sorgt natürlich wieder die Optik des Akustikschlagzeugs für ein riesiges Plus. Für meinen Geschmack sind die internen Sounds des Moduls jedoch nur grenzwertig ausreichend für diesen Zweck. Wer allerdings den etwas größeren Aufwand nicht scheut, kann auch live auf externe Soundlibrarys zugreifen und dann bleiben optisch, spielerisch und klanglich wenig Wünsche offen. Im Moment ist das e Pro ausschließlich als Komplettpaket erhältlich. Das soll allerdings laut Auskunft von Pearl nicht ewig so bleiben. Als Upgrade zum bestehenden Set ist als nächstes eine Hi-Hat zur Montage auf einer echten Hi-Hat-Maschine geplant. In nicht allzu ferner Zukunft sollen zudem auch Vierzonen-Pads und ein passendes Modul auf den Markt kommen.

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Mario sagt:

#1 - 08.09.2011 um 14:35 Uhr

0

kann man an das Kit mit Messing Becken auch Alesis Becken ranbasteln ?

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