Pearl e/MERGE Hybrid E-Drum Set Test

Wer höchste Ansprüche an sein E-Drumkit stellt, muss künftig – neben den bekannten Platzhirschen – ein weiteres Set auf dem Zettel haben: das Pearl e/MERGE in der Traditional- oder Hybrid-Ausführung. In der E-Drum-Oberklasse ist die Auswahl an Kits deutlich geringer als beispielsweise in der Einsteigerklasse, in der regelmäßig neue Kits um die Gunst der Kunden werben. Roland, Yamaha und einige kleinere Hersteller haben das obere Preissegment bisher bedient, Pearl startet – nach dem vor einigen Jahren vorgestellten e-PRO – nun mit dem in Zusammenarbeit mit Korg entwickelten e/MERGE einen neuen Versuch, die Marke auch im Bereich der exklusiven E-Drums zu etablieren.  

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Ein neu entwickeltes Modul mit hochauflösenden Akustikdrum-Samples in „Wave Trigger Technology“ sowie zahlreichen Percussion-, Electro- und Orchestral-Sounds aus Korgs Hi-Definition Sample Libraries bildet den Kern des Sets. Im Mittelpunkt stand bei der Konzeption eine unkomplizierte Bedienung, die den Fokus klar auf das Spielvergnügen lenken soll. Ebenfalls neu sind die PUREtouch Pads, bei der Hardware dagegen setzten die Entwickler auf Komponenten, die sich bei Pearl – einem Hersteller, der für seine stabile und funktionale Hardware bekannt ist – im Laufe der Zeit bewährt haben. Ob die Mischung stimmt, erfahrt ihr im Folgenden… 

Details

Ikonisches Rack trifft massive Tompads

Im Zentrum des e/MERGE Hybrid Kits thront das massive, komplett aus Metall gefertigte Icon Drumrack mit seinen typischen Vierkantrohren. Die Tomhalterungen und Beckenarme stammen aus dem Hardware-Sortiment für Pearl’s Akustikdrums und sind in Sachen Belastbarkeit und Flexibilität über jeden Zweifel erhaben. Daher gibt es auch mit den recht schweren PUREtouch Drumpads keine Probleme bezüglich der Stabilität. Bei Bedarf kann das Rack mit zusätzlichen Becken- und Tomhaltern erweitert werden. Die Pads sind – im Gegensatz zu herkömmlichen ein- oder zweischichtigen Meshheads – sechslagig konstruiert, was sie etwas weniger nachgiebig und auch spannungskonsistenter macht. Auf der Außenseite sind die Pads mit einer schwarzen Folie versehen, bezüglich der Hardware fallen die kugelförmigen Spannböckchen auf. 

Fotostrecke: 4 Bilder Das Icon Rack ist für die Ewigkeit gebaut.

Die Wave Trigger Technology verspricht höchste Authentizität

Ein Gummiring, der sich über knapp die Hälfte des Umfangs erstreckt, bietet bei den 10, 12 und 14 Zoll großen Tompads jeweils eine zusätzliche Triggerzone. Beim 14“ Snarepad, welches auf dem mitgelieferten Snareständer platziert wird, sind zwei Triggerzonen in den Rand integriert, eine für den Rimclick- und eine für den Rimshotsound. Ein am Rand angebrachtes Kunststoffschild liefert den Hinweis darauf, dass beim Snarepad die sogenannte Wave Trigger Technology zum Einsatz kommt. Sinn und Zweck dieser von Korg entwickelten Technologie ist es, dass der Sound sich je nach Anschlagzone in Nuancen verändert wie bei einer akustischen Trommel. Sogar die Wahl der Drumsticks soll Einfluss auf den Klang haben. Zudem verspricht der Hersteller nahtlose Übergänge der Multi-Layer-Samples sowie eine blitzschnelle Signalverarbeitung, die eine extrem geringe Latenz bewirken soll.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Tompads verfügen über jeweils zwei Triggerzonen: Fell und Rim.

Die Bassdrum kommt mit eingebauter Lightshow

Bei der vorliegenden Hybrid-Ausführung des e/MERGE Kits wird für die Bassdrum ein echter 18“ Holzkessel verwendet, in welchen ein weiches, kissenartiges Triggerpad eingebaut ist. Dieses Pad gehört auch zur Ausstattung der Traditional-Ausführung, allerdings ist es dort an einem Stativ montiert, funktioniert also in diesem Fall autark ohne den Bassdrum-Kessel. Um unerwünschte Resonanzen des Holzkessels zu vermeiden, liegt dem Paket übrigens auch ein Dämpfungskissen bei. Kurioserweise kann das Bassdrum Pad bei Bedarf über eine entsprechende Einstellung im Menü beleuchtet werden. Bei Tageslicht fällt der Effekt eher dezent aus, auf dunklen Bühnen allerdings ist die rötliche Beleuchtung ein hübscher Blickfang.
Ebenso wie bei den Snare- und Tompads wurde auch bei den Beckenpads bezüglich der Größen nicht gegeizt: 14“ Dual Zone Hi-Hat, 15“ Dual Zone Crash und ein 18“ Ride mit drei Triggerzonen. Ein Stativ für die Hi-Hat sowie ein Bassdrum-Pedal befinden sich übrigens nicht im Lieferumfang. Für die Fotos musste ich daher auf Komponenten aus meinem Bestand zurückgreifen.

Fotostrecke: 5 Bilder Von der Optik her eine lupenreine Jazz-Bassdrum,…

20 akustische Drumkits bilden den Schwerpunkt des Moduls

Das EM-MDL1 Modul ist übersichtlich aufgebaut und wird dominiert von acht beleuchteten Tasten, welche die Kategorien für die Preset Drumkits abbilden. Die Bereiche Natural, Modern, Studio und Vintage beinhalten jeweils fünf akustische Drumsets, aufgenommen im Music City Studio in Nashville und anschließend als Multisamples aufbereitet. Die Bereiche Electronic, Hybrid und World sind bestückt mit Sounds aus Korgs Sample Library. Hinter der Taste „User“ verbergen sich 50 Speicherplätze für User Kits, die aus einem Vorrat von rund 700 vielfältig editierbaren Sounds erstellt und per USB exportiert werden können. Im Zentrum des Dateneingaberads befindet sich die rote Enter-Taste, rechts daneben die Exit-Taste. Fünf Potis sind für die Eingangs-, Ausgangs- und Kopfhörerlautstärke sowie für das Metronomtempo und das Mischungsverhältnis zwischen Song- und Kit-Lautstärke zuständig. Unter dem 3,25“ breiten Display befinden sich vier Funktionstaster, rechts daneben sitzt der Regler für den Ambience-Effekt, darüber ist der Ein-Aus-Schalter platziert. 
Der Kopfhörerausgang in Form einer 6,35 mm Klinkenbuchse findet sich auf der Stirnseite des Moduls, während die Rückseite mit zwei USB-Buchsen (A- und B-Typ), einem MIDI Out, dem Aux In sowie der Netzteilbuchse bestückt ist. An der rechten Gehäuseseite befinden sich die Triggereingänge, auf der gegenüberliegenden Seite die Hauptausgänge sowie acht Direct Outs, die mit verschiedenen Instrumentenstimmen, Metronomsounds oder Songs flexibel belegt werden können.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Modul bietet eine gute Übersichtlichkeit.

Eine komplette Multieffekt-Abteilung ist inklusive
Kommen wir nun zu den inneren Werten. Die Sounds können auf der Voice-Ebene in einem Bereich von zwei Oktaven transponiert, mit einem Compressor und Equalizer versehen sowie bezüglich ihres Decays variiert werden. Anstelle von Sounds können die Pads auch mit Steuerbefehlen wie Song Start/Stop/Pause, Metronom, nächstes/vorheriges Kit, Phrase Trigger oder Tap Tempo belegt werden. 
Auf der Kit-Ebene stehen 36 voll editierbare Effekte und unterschiedliche Ambience-Abstufungen zur Verfügung. Per Fader kann der Ambience-Wert in jedem Kit schnell und unkompliziert individuell variiert werden. Allerdings ist der Fader nur bei den 20 Akustik-Drumkits aktiv. 
Das eingebaute Metronom wird gestartet, indem der Tempo-Poti gedrückt wird. Neben zehn verschiedenen Sounds und unterschiedlichen Subdivisions gibt es sogar die Möglichkeit, 50 Metronomsettings zu speichern und zu exportieren. Flexibles Routing erlaubt es, das Metronom ausschließlich auf den Kopfhörerausgang zu legen.

Fotostrecke: 4 Bilder 700 Voices laden zum Stöbern ein.

Interne Play-Alongs Fehlanzeige, dafür 12 Stunden Aufnahmekapazität

Per eingestecktem USB-Stick können externe Songs, beispielsweise als Playbacks auf der Bühne, abgespielt werden. Hierfür stehen zwei Spuren – eine für den Song und eine weitere für eine Metronomspur – zur Verfügung. Das Starten erfolgt – ähnlich wie beim Metronom – mittels Drücken des Potis, welcher außerdem für das Lautstärkeverhältnis zwischen internem Kit und Song zuständig ist, oder durch Drücken der entsprechenden Funktionstaste oder aber durch das Anschlagen eines Pads. Die Song Settings können als Projekte gespeichert werden, zum Abspielen muss aber grundsätzlich ein USB-Stick eingesteckt sein.
Interne Play-Along-Songs zum Üben gibt es beim e/MERGE nicht, dafür verbirgt sich hinter dem Bereich „Training“ im Utility Menü die Möglichkeit, Songs vom USB-Stick zu Übungszwecken zu begleiten, die Ergebnisse im Modul als WAV-Dateien zu speichern und bei Bedarf zu exportieren. Dabei kann das Tempo in einem Bereich von 50 bis 200% variiert werden, und eine Loop-Funktion zum Üben bestimmter Songteile ist ebenfalls an Bord. Die Aufnahmekapazität beträgt rund 12 Stunden bei 44,1 kHz / 16-bit. 

Fotostrecke: 2 Bilder Für die Songs stehen jeweils zwei Spuren zur Verfügung.

Weiterhin bietet das Utility-Menü die Möglichkeit, die Einstellungen der Triggerpads anzupassen. Neben der Pad-Empfindlichkeit und dem Schwellenwert kann auch der Retrigger-Wert verändert werden, zudem gibt es für jedes Pad eine Crosstalk-Cancel-Funktion, die im Auslieferungszustand des Moduls aktiviert ist, bei Bedarf aber auch ausgeschaltet werden kann. Weitere Menüpunkte beziehen sich auf die Kalibrierung des Hi-Hat-Pads, die Zuweisung der Pad-Funktionen, die Belegung der Direktausgänge sowie das Routing des Metronoms. Auch die MIDI-Settings und das File Management (Import/Export/Rename/Exchange/Format usw.) finden sich in diesem Menü. 

Praxis

Im folgenden Video könnt ihr ausgewählte Kits hören und einen Eindruck von Dynamik und Ansprechverhalten der Sounds gewinnen:

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Mehr Informationen

Das Spielgefühl ist dicht dran am Akustik-Drumset

Die Bedienung des Pearl e/MERGE Kits ist relativ unkompliziert und erfordert kein intensives Studium des Handbuchs – zum Glück, denn im Paket lag nur die Kurzanleitung, und auch online ist das Handbuch bis dato nicht verfügbar. Das Spielgefühl auf den Trommelpads ist aufgrund der speziellen, sechslagigen Konstruktion sehr natürlich, angenehm und nicht so weich wie bei herkömmlichen Meshheads. Da die PUREtouch Pads in der Spannung veränderbar sind, kann man den Härtegrad mittels eines Stimmschlüssels an die individuellen Vorlieben anpassen. Ganz hervorragend spielt sich auch das Bassdrum Pad, welches natürlich bei Bedarf auch mit einem Doppelpedal bearbeitet werden kann. 
Beim Umschalten zwischen den Kits entstehen Ladezeiten von bis zu fünf Sekunden. Zwar ist das neu gewählte Kit sofort anspielbereit, allerdings wird der zugeordnete Effekt – meist ein Hall- oder Ambience-Effekt – erst nach einigen Sekunden aktiv. Bezüglich des Editierens der Voices innerhalb eines Kits ist mir im Test ein kleiner Nachteil aufgefallen. Wenn man beispielsweise einen bestimmten Parameter bei allen drei Toms verändern will, kann man die Tomkanäle leider nicht durch einen Schlag auf das jeweilige Pad wechseln, sondern muss jedesmal im Menü über „Pad Select“ mit dem Dateneingaberad einen neuen Kanal anwählen. In den Triggereinstellungen dagegen funktioniert die Umschaltung durch das Anschlagen verschiedener Pads. 

Die Holzkessel sorgen für einen professionellen Look.
Die Holzkessel sorgen für einen professionellen Look.

Beim Triggerverhalten gibt’s Probleme

Dass die Becken über eine Choke-Funktion verfügen, ist selbstverständlich, allerdings wurde beim e/MERGE sogar darauf geachtet, dass der Sound nach dem Abstoppen nicht einfach abrupt abbricht, sondern, wie bei akustischen Becken, leicht nachklingt. Ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail – nachzuhören im Video ab 1:13 Min. Beim Checken der Übergänge zwischen den Beckenzonen bin ich allerdings über ein Problem gestolpert. In der Nähe des Beckenrandes gibt es beim Crashbecken-Pad einen „toten Punkt“, an dem der Anschlag sehr leise ist. Ich habe das Phänomen im Video ab 1:22 Min. demonstriert. Auch wenn es vielleicht eine Kleinigkeit sein mag… ein Set in dieser Preisklasse darf sich solche Schwächen nicht erlauben. 
Jeweils zwei Spielzonen bieten die Tompads, wobei die Rims der akustischen Drumkits den Tomsounds einen authentisch klingenden, metallenen Attack hinzufügen. In den übrigen Kits sind die Ränder meist mit komplett anderen Sounds belegt als die Fellmitte. Im Zusammenhang mit den Tom Rims stoße ich auf ein weiteres Problem. Ein kräftiger Schlag auf den Rand der Racktoms löst – besonders deutlich wahrnehmbar beim zweiten Tom – das Ridebecken aus, obwohl die Crosstalk Cancel Funktion für das Ride aktiviert ist. Interessant dabei ist, dass das Phänomen nicht auftritt, wenn gleichzeitig ein Bassdrumschlag erfolgt. Hört euch dazu das folgenden Soundfile an. Der Effekt ist in allen Drumkits zu hören.

Audio Samples
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Crosstalk Demo von Tom/Becken

Hier folgen nun einige Klangbeispiele für Kits aus verschiedenen Kategorien:

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NATURAL – Legacy Kit NATURAL – Crystal Clear Kit MODERN – Ref-Tones Kit STUDIO – First Call Kit STUDIO – Mod Soul Kit VINTAGE – NOLA Funk Kit VINTAGE – Funkafize Kit ELECTRONIC – Traproll Kit ELECTRONIC – Dub Kit HYBRID – Massonator Kit HYBRID – Toy Box Kit WORLD – In Mid East Kit

Die Sample-Arbeit in Nashville hat sich gelohnt

Im Vergleich zu anderen E-Drumsets der Oberklasse hört man, dass Pearl offenbar besonderen Wert auf die Authentizität der Snaresounds gelegt hat. Das Zusammenspiel von Grundton, Obertönen und Teppichrascheln finde ich durchaus gelungen. Auch bei den Cymbalsounds, hinter deren Kürzeln einige Modelle der bekannten Hersteller erkennbar sind, hat sich die Mühe offenbar gelohnt. Abgesehen von der zuvor angesprochenen Problematik bezüglich der Übergänge beim Crash hinterlassen die Beckensamples einen sehr ordentlichen Eindruck. Die Electro- und Percussionsounds aus dem Hause Korg klingen sauber und druckvoll und geben keinerlei Anlass zu Kritik.

Wie wirkt sich die Wave Trigger Technology auf dem Snarepad aus?

Das Dreizonen-Snarepad ermöglicht es, Rimclicksounds in der bekannten Weise – mit seitlich aufgelegtem Drumstick – zu spielen, und auch die Rimshotsounds, mit denen der untere Rimtrigger belegt ist, erfordern spieltechnisch keine Umstellung. Auffällig ist, dass die Anschläge in der Nähe des „Wave Trigger“-Schildes deutlich lauter sind als auf dem rechten äußeren Bereich der Fellfläche. Besonders gespannt war ich, wie das Spielen der Snare mit unterschiedlichen Sticks klingt und habe dafür zunächst Sticks, dann Rods und zuletzt Besen benutzt. Um es schonmal vorwegzunehmen: Der Effekt, den die „Wave Trigger Technology“ verspricht, ist in der Tat hörbar, allerdings wird die Snare, wenn man sie mit Besen spielt, extrem leise. Wischgeräusche der Besen kann das Modul – im Gegensatz zum wesentlich preisgünstigeren Roland TD-25 – übrigens nicht übertragen. Im Soundfile habe ich meine Spielweise mit Sticks und Rods angepasst, so dass ihr bei gleicher Lautstärke die unterschiedlichen Sounds vergleichen könnt. In den darauf folgenden Soundfiles könnt ihr verschiedene Instrumente zur Beurteilung der Dynamik isoliert hören, zum Schluss gibt es noch eine Demonstration des Ambience-Faders.

Audio Samples
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Snare mit Sticks / Rods / Besen Snare Dynamik Check Hi-Hat Dynamik Check Becken Dynamik Check Ambience-Effekt

Jetzt geht’s ans Eingemachte: Dynamik, Klangverläufe und Latenz

Die folgende Grafik zeigt, wie das Modul unterschiedlich laute Schläge von sehr leise bis sehr laut interpretiert. Die obere Kurve stellt die reale Anschlagstärke des Pads dar, die untere den Lautstärkeverlauf des Modulsounds. Hier wird deutlich sichtbar, dass unterschiedliche Anschlagstärken vom Modul höchst originalgetreu und sehr fein abgestuft wiedergegeben werden. 

Dynamikverlauf Snarepad
Dynamikverlauf Snarepad

Gutes gibt es auch von der Hi-Hat zu berichten: Hier zähle ich fünf Öffnungsgrade zwischen offen und geschlossen, also insgesamt sieben Stufen. Das ist mehr als die meisten anderen Module der Oberklasse bieten und genügt vollkommen für eine realistische Hi-Hat-Performance. Ebenfalls sehr gelungen und flüssig sind die Übergänge zwischen den drei Zonen des Ridebeckens.
Kommen wir nun zu einem weiteren, für das Spielgefühl wichtigen, Aspekt, nämlich der Latenz. Die zeitliche Verzögerung zwischen Anschlag und Sound sollte so gering wie möglich sein, wobei das Modul des Roland TD-50 Kits mit drei Millisekunden den Maßstab gesetzt hat. Demgegenüber sind die auf dem Snarepad gemessenen neun Millisekunden, die beim preislich vergleichbaren e/MERGE-Modul vergehen, bis der Sound nach dem Anschlag hörbar wird, ein relativ schlechter Wert, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Wave Trigger Technology als quasi latenzfrei angepriesen wird. 

Latenz des e/MERGE-Moduls in grafischer Darstellung.
Latenz des e/MERGE-Moduls in grafischer Darstellung.

In Sachen USB und MIDI gibt’s nur das Nötigste

Die USB- und MIDI-Funktionen des Pearl e/MERGE beschränken sich auf die Basics. Über die USB-Verbindung können Sounds aus dem Rechner angesteuert  oder MIDI-Daten auf eine DAW aufgezeichnet werden, per MIDI Out ist es möglich, eine Verbindung zu Synthesizern, Soundmodulen o.ä. herzustellen. Das e/MERGE Modul erlaubt im MIDI-Bereich diffizile Einstellungen für jedes Pad und jede Triggerzone. Wenn man alle Triggerzonen zusammenzählt, können in der vorliegenden Konfiguration insgesamt 18 unterschiedliche MIDI-Noten ausgegeben werden. Extras wie das direkte Aufzeichnung der geräteinternen Audiodaten auf eine DAW – das Roland TD-50 kann zehn separate Kanäle gleichzeitig aufzeichnen – beherrscht das e/MERGE nicht.

Fazit

Das Pearl e/MERGE gehört zu den teuersten E-Drumsets, die man zur Zeit kaufen kann und hat mit dem Roland TD-50 einen starken Konkurrenten. Zunächst einmal kann festgehalten werden, dass die Sounds des e/MERGE, die sich größtenteils aus aufwendigen Multisamples zusammensetzen, auch gehobene Ansprüche erfüllen und die grundsolide Konstruktion des Kits Langlebigkeit verspricht. Das Modul ist übersichtlich aufgebaut und leicht bedienbar, die Sounds können vielfältig editiert werden. 36 verschiedene Effekte stehen zudem für die Bearbeitung zur Verfügung. Die Dynamik ist sehr fein aufgelöst, und die Übergänge zwischen verschiedenen Dynamikstufen verlaufen weich und kaum wahrnehmbar. Letzteres gilt leider nicht für das Crashpad, dessen Lautstärkekurve von der Kuppe zum Rand nicht homogen verläuft. Anlass zur Kritik gab auch die verhältnismäßig hohe Latenz sowie die unschöne Tatsache, dass es teilweise zu – nicht eliminierbaren – Übersprechungen zwischen einzelnen Pads kommt.
Nun stellt sich die Frage, welches eigentlich der ideale Einsatzbereich für das Pearl e/MERGE ist, beziehungsweise für wen es am besten geeignet ist. Unter der Voraussetzung, dass das nötige Kleingeld sowie eine adäquate PA-Anlage vorhanden ist, könnte man das Set als Proberaumschlagzeug in lärmempfindlicher Umgebung einsetzen. Unter denselben Voraussetzungen taugt es prinzipiell auch als Bühnenset, beispielsweise für Coverbands, die Wert auf möglichst originalgetreue Sounds der gecoverten Songs legen, oder auch für Musical-Gigs, bei denen eine reduzierte Lautstärke der Band erforderlich ist. Um in diesem Bereich bestehen zu können, sollten die angesprochenen Mängel allerdings zügig beseitigt werden. Solange dies nicht erfolgt ist, haben Konkurrenzproduktes von Roland noch die Nase vorn.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • realistische Sounds
  • authentische Dynamikverläufe
  • extrem robuste Hardware
  • intuitive Bedienung
Contra
  • Übersprechungen zwischen den Pads
  • mäßiger Latenzwert
  • ungleichmäßige Zonenübergänge beim Crashpad
Artikelbild
Pearl e/MERGE Hybrid E-Drum Set Test
Für 2.999,00€ bei
Dynamische Sounds und eine ultrastabile Konstruktion werden beim e/MERGE leider von einigen Bugs verdeckt.
Dynamische Sounds und eine ultrastabile Konstruktion werden beim e/MERGE leider von einigen Bugs verdeckt.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Pearl
  • Bezeichnung: EM-53HB e/MERGE Hybrid E-Drum Set
  • Modul:
  • Bezeichnung: EM-MDL1
  • Betriebssystem: 001.008
  • Sound Generator: 2 CPU (4 core + 2 core)
  • Anzahl der Drumkits: 35 Presets + 50 User Kits
  • Anzahl der Sounds: 700
  • Anzahl der Effekte: 36
  • Polyphonie: max. 128 Stimmen
  • Metronom: Tempo von 30 bis 300 bpm, 10 Sounds
  • Aufnahmekapazität: ca. 12 Stunden (44,1 kHz, 16-bit WAV)
  • Auto Power Off Funktion
  • Anschlüsse:
  • DB-25 Trigger Input für Pads + HH Control
  • 2 x Main Output R + L/Mono (Klinke)
  • 8 x Direct Out (Klinke)
  • 1 x Kopfhörerausgang (Klinke)
  • 1 x MIDI Out
  • 1 x Aux In (Miniklinke)
  • 3 x Accessory Input (Klinke)
  • 1 x USB Port (USB A-Type)
  • 1 x USB to PC Port (USB B-Type)
  • Netzteilanschluss (12 V)
  • Pads/Controller:
  • Bass Drum: PUREtouch EM-EBP 18“ Hybrid Bassdrum
  • Snare Drum: PUREtouch EM-14S 14“ Snaredrum Pad (3 Zonen)
  • Tom 1: PUREtouch EM-10T 10“ Tom Pad (2 Zonen)
  • Tom 2: PUREtouch EM-12T 12“ Tom Pad (2 Zonen)
  • Tom 3: PUREtouch EM-14T 14“ Tom Pad (2 Zonen)
  • Hi-Hat: PUREtouch EM-14HH 14“ Hi-Hat Cymbal Pad Set (2 Zonen)
  • Crash: PUREtouch EM-15C 15“ Crash Cymbal Pad (2 Zonen)
  • Ride: PUREtouch EM-18R 18“ Ride Cymbal Pad (3 Zonen)
  • Hardware:
  • DR-80EM Icon e-Rack
  • S-830 Snareständer
  • 2 x CH-830ES Beckenarm
  • 3 x TH-70E Tomhalter
  • PCR-50L Modulhalter
  • Zubehör: Bedienungsanleitung, Pad-Anschlusskabel, Netzkabel, Klettbänder, Stimmschlüssel
  • Preis (Verkaufspreis 10/2019): EUR 4199,-

Website des Herstellers: https://www.pearleurope.com/home

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