Praxis
Im folgenden Video könnt ihr ausgewählte Kits hören und einen Eindruck von Dynamik und Ansprechverhalten der Sounds gewinnen:
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Mehr InformationenDas Spielgefühl ist dicht dran am Akustik-Drumset
Die Bedienung des Pearl e/MERGE Kits ist relativ unkompliziert und erfordert kein intensives Studium des Handbuchs – zum Glück, denn im Paket lag nur die Kurzanleitung, und auch online ist das Handbuch bis dato nicht verfügbar. Das Spielgefühl auf den Trommelpads ist aufgrund der speziellen, sechslagigen Konstruktion sehr natürlich, angenehm und nicht so weich wie bei herkömmlichen Meshheads. Da die PUREtouch Pads in der Spannung veränderbar sind, kann man den Härtegrad mittels eines Stimmschlüssels an die individuellen Vorlieben anpassen. Ganz hervorragend spielt sich auch das Bassdrum Pad, welches natürlich bei Bedarf auch mit einem Doppelpedal bearbeitet werden kann.
Beim Umschalten zwischen den Kits entstehen Ladezeiten von bis zu fünf Sekunden. Zwar ist das neu gewählte Kit sofort anspielbereit, allerdings wird der zugeordnete Effekt – meist ein Hall- oder Ambience-Effekt – erst nach einigen Sekunden aktiv. Bezüglich des Editierens der Voices innerhalb eines Kits ist mir im Test ein kleiner Nachteil aufgefallen. Wenn man beispielsweise einen bestimmten Parameter bei allen drei Toms verändern will, kann man die Tomkanäle leider nicht durch einen Schlag auf das jeweilige Pad wechseln, sondern muss jedesmal im Menü über „Pad Select“ mit dem Dateneingaberad einen neuen Kanal anwählen. In den Triggereinstellungen dagegen funktioniert die Umschaltung durch das Anschlagen verschiedener Pads.
Beim Triggerverhalten gibt’s Probleme
Dass die Becken über eine Choke-Funktion verfügen, ist selbstverständlich, allerdings wurde beim e/MERGE sogar darauf geachtet, dass der Sound nach dem Abstoppen nicht einfach abrupt abbricht, sondern, wie bei akustischen Becken, leicht nachklingt. Ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail – nachzuhören im Video ab 1:13 Min. Beim Checken der Übergänge zwischen den Beckenzonen bin ich allerdings über ein Problem gestolpert. In der Nähe des Beckenrandes gibt es beim Crashbecken-Pad einen „toten Punkt“, an dem der Anschlag sehr leise ist. Ich habe das Phänomen im Video ab 1:22 Min. demonstriert. Auch wenn es vielleicht eine Kleinigkeit sein mag… ein Set in dieser Preisklasse darf sich solche Schwächen nicht erlauben.
Jeweils zwei Spielzonen bieten die Tompads, wobei die Rims der akustischen Drumkits den Tomsounds einen authentisch klingenden, metallenen Attack hinzufügen. In den übrigen Kits sind die Ränder meist mit komplett anderen Sounds belegt als die Fellmitte. Im Zusammenhang mit den Tom Rims stoße ich auf ein weiteres Problem. Ein kräftiger Schlag auf den Rand der Racktoms löst – besonders deutlich wahrnehmbar beim zweiten Tom – das Ridebecken aus, obwohl die Crosstalk Cancel Funktion für das Ride aktiviert ist. Interessant dabei ist, dass das Phänomen nicht auftritt, wenn gleichzeitig ein Bassdrumschlag erfolgt. Hört euch dazu das folgenden Soundfile an. Der Effekt ist in allen Drumkits zu hören.
Hier folgen nun einige Klangbeispiele für Kits aus verschiedenen Kategorien:
Für dich ausgesucht
Die Sample-Arbeit in Nashville hat sich gelohnt
Im Vergleich zu anderen E-Drumsets der Oberklasse hört man, dass Pearl offenbar besonderen Wert auf die Authentizität der Snaresounds gelegt hat. Das Zusammenspiel von Grundton, Obertönen und Teppichrascheln finde ich durchaus gelungen. Auch bei den Cymbalsounds, hinter deren Kürzeln einige Modelle der bekannten Hersteller erkennbar sind, hat sich die Mühe offenbar gelohnt. Abgesehen von der zuvor angesprochenen Problematik bezüglich der Übergänge beim Crash hinterlassen die Beckensamples einen sehr ordentlichen Eindruck. Die Electro- und Percussionsounds aus dem Hause Korg klingen sauber und druckvoll und geben keinerlei Anlass zu Kritik.
Wie wirkt sich die Wave Trigger Technology auf dem Snarepad aus?
Das Dreizonen-Snarepad ermöglicht es, Rimclicksounds in der bekannten Weise – mit seitlich aufgelegtem Drumstick – zu spielen, und auch die Rimshotsounds, mit denen der untere Rimtrigger belegt ist, erfordern spieltechnisch keine Umstellung. Auffällig ist, dass die Anschläge in der Nähe des „Wave Trigger“-Schildes deutlich lauter sind als auf dem rechten äußeren Bereich der Fellfläche. Besonders gespannt war ich, wie das Spielen der Snare mit unterschiedlichen Sticks klingt und habe dafür zunächst Sticks, dann Rods und zuletzt Besen benutzt. Um es schonmal vorwegzunehmen: Der Effekt, den die „Wave Trigger Technology“ verspricht, ist in der Tat hörbar, allerdings wird die Snare, wenn man sie mit Besen spielt, extrem leise. Wischgeräusche der Besen kann das Modul – im Gegensatz zum wesentlich preisgünstigeren Roland TD-25 – übrigens nicht übertragen. Im Soundfile habe ich meine Spielweise mit Sticks und Rods angepasst, so dass ihr bei gleicher Lautstärke die unterschiedlichen Sounds vergleichen könnt. In den darauf folgenden Soundfiles könnt ihr verschiedene Instrumente zur Beurteilung der Dynamik isoliert hören, zum Schluss gibt es noch eine Demonstration des Ambience-Faders.
Jetzt geht’s ans Eingemachte: Dynamik, Klangverläufe und Latenz
Die folgende Grafik zeigt, wie das Modul unterschiedlich laute Schläge von sehr leise bis sehr laut interpretiert. Die obere Kurve stellt die reale Anschlagstärke des Pads dar, die untere den Lautstärkeverlauf des Modulsounds. Hier wird deutlich sichtbar, dass unterschiedliche Anschlagstärken vom Modul höchst originalgetreu und sehr fein abgestuft wiedergegeben werden.
Gutes gibt es auch von der Hi-Hat zu berichten: Hier zähle ich fünf Öffnungsgrade zwischen offen und geschlossen, also insgesamt sieben Stufen. Das ist mehr als die meisten anderen Module der Oberklasse bieten und genügt vollkommen für eine realistische Hi-Hat-Performance. Ebenfalls sehr gelungen und flüssig sind die Übergänge zwischen den drei Zonen des Ridebeckens.
Kommen wir nun zu einem weiteren, für das Spielgefühl wichtigen, Aspekt, nämlich der Latenz. Die zeitliche Verzögerung zwischen Anschlag und Sound sollte so gering wie möglich sein, wobei das Modul des Roland TD-50 Kits mit drei Millisekunden den Maßstab gesetzt hat. Demgegenüber sind die auf dem Snarepad gemessenen neun Millisekunden, die beim preislich vergleichbaren e/MERGE-Modul vergehen, bis der Sound nach dem Anschlag hörbar wird, ein relativ schlechter Wert, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Wave Trigger Technology als quasi latenzfrei angepriesen wird.
In Sachen USB und MIDI gibt’s nur das Nötigste
Die USB- und MIDI-Funktionen des Pearl e/MERGE beschränken sich auf die Basics. Über die USB-Verbindung können Sounds aus dem Rechner angesteuert oder MIDI-Daten auf eine DAW aufgezeichnet werden, per MIDI Out ist es möglich, eine Verbindung zu Synthesizern, Soundmodulen o.ä. herzustellen. Das e/MERGE Modul erlaubt im MIDI-Bereich diffizile Einstellungen für jedes Pad und jede Triggerzone. Wenn man alle Triggerzonen zusammenzählt, können in der vorliegenden Konfiguration insgesamt 18 unterschiedliche MIDI-Noten ausgegeben werden. Extras wie das direkte Aufzeichnung der geräteinternen Audiodaten auf eine DAW – das Roland TD-50 kann zehn separate Kanäle gleichzeitig aufzeichnen – beherrscht das e/MERGE nicht.