Pearl Export 2022 Schlagzeug Test

Im Jahre 1982 tauchte es zum ersten Mal im Katalog auf, seitdem hat es eine Erfolgsgeschichte geschrieben, wie sie wohl nur wenigen Produkten in der Schlagzeugindustrie gelungen ist. Die Rede ist natürlich vom Pearl Export. Kaum ein Produkt wird so sehr mit dem Namen des Herstellers Pearl in Verbindung gebracht wie dieses Einsteigerset, und nicht wenige in der Leserschaft werden ihre ersten Grooves auf einem Export einstudiert haben. Dieses Jahr, also pünktlich zum 40. Jubiläum, erscheint eine Sonderedition in der Farbe „Midnight Nimbus“ für knapp unter 1000 Euro, die wir in diesem Test näher beleuchten.

Pearl Export 2022 Testbericht

Alles beim Alten – und doch etwas anders

Das Export wird normalerweise als fünfteiliges Komplettset inklusive Hardwarepaket und Becken verkauft, das ist auch bei unserer Special Edition der Fall, allerdings mit der Ausnahme, dass es einen zusätzlichen Karton gibt, in dem ein weiteres Standtom enthalten ist. Auch bei der Aufhängung der beiden Tom-Toms geht es individueller zu, diese werden nämlich nicht wie gewohnt auf der Bassdrum befestigt, sondern mit Klammern an den beiden Beckenstativen.

Das Midnight Nimbus Set hat folierte Kessel, die recht dick und robust wirkende Folie würde ich als silberblauen Jeans-Ton bezeichnen, auf der Oberfläche sind allerlei Strukturen zu sehen, die optisch für ein abwechslungsreiches Bild sorgen. Die Folie ist mit einer gut sichtbaren Nahtkante fest verklebt und reicht oben und unten wie üblich bis knapp unter die Fellauflagekante. 

Bei den Kesselgrößen handelt es sich um moderne „Allround-Größen“, die größten drei Trommeln bestehen aus einer recht tiefen 22“ x 18“ Bassdrum und zwei Floortoms in 14“ x 14“ und 16“ x 16“. Hinzu kommen zwei Hängetoms in den Größen 10“ x 7“ und 12“ x 8“ sowie eine 14“ x 5,5“ große Snaredrum. Die Kesselkonstruktion besteht nach wie vor aus einer Pappel/Mahagoni-Mischung. Die sechslagigen Kessel sind 7,5 Millimeter stark und nach einem leichten Gegenschnitt von außen im 45-Grad-Winkel nach innen gegratet. Bei der Inspektion der Trommeln gibt es keinerlei Ausfälle zu vermelden, alle Kessel sind plan und rund. Auch wenn die Zylinder zum Teil recht groß sind, fallen sie aufgrund der eher leichten Hölzer und Beschlagteile überraschend handlich aus.

Pearl Export Draufsicht
Fotostrecke: 5 Bilder Vier Toms machen was her: Draufsicht auf die Ballerburg.

6er Teilung auf allen Toms von 10“ bis 16“

Die Snaredrum und die vier Toms sind mit dreifach geflanschten, 1,6 Millimeter starken Stahlspannreifen ausgestattet, die bis auf kleine sichtbare Toleranzen rund ausfallen. Die Toms sind mit je sechs Mini Lugs pro Seite bestückt, was besonders beim großen 16er Standtom weiterhin etwas sparsam anmutet. Alle Stimmschrauben laufen rund und gleichmäßig in den flexiblen Gewindehülsen, hier hat sich in den letzten Jahren auch im unteren Preissegment viel getan, was einem die Arbeit beim Zusammenbau und beim Stimmen extrem erleichtert. Apropos Zusammenbau: der geht recht zügig, da bis auf die Bassdrum schon alle Trommeln aus dem Karton heraus fertig befellt sind. 

Die beiden Hängetoms werden mit zwei recht kurzen Tomhaltern und zwei Multiklammern an den Beckenstativen befestigt. An allen wichtigen Stellen gibt es Memory Clamps, sodass alles gesichert ist und bei Bedarf schnell wieder an Ort und Stelle steht bzw. hängt. 

Eine Dreipunkt-Aufhängung namens Opti-Loc ist für die Aufnahme der Tomhalter am Kessel zuständig. Die Snaredrum hat ebenfalls einen Holzkessel und ist mit acht Doppelböckchen bestückt. Die seitlich abklappbare Teppichabhebung funktioniert ohne Probleme, auch der verbaute Snareteppich ist einfach, aber von guter Qualität. Lediglich bei den Snarebeds wird weiterhin im Schnelldurchlauf flach über die Gratung gezogen. 

Praxisgerecht: der Lieferumfang der Bassdrum

Die Bassdrum ist recht üppig ausgestattet. So gibt es nicht nur ein fertig gelochtes Resonanzfell, sondern auch ein Bassdrumkissen mit Klett und einen Kratzschutz für die Fußmaschine dazu. Da beide Felle vorgedämpft sind, dürfte man mit dieser Trommel erst einmal versorgt sein. Die Teleskopbeine der Bassdrum lassen sich von Gummi auf Dorn umstellen, so hat sie auf dem Teppich noch einen wesentlich besseren Halt. Von eher einfacher Machart sind die Felle von Snaredrum und Toms. Die Snare hat ein einlagiges, beschichtetes Fell, was für den Anfang genügen sollte, die transparenten Tomfelle hingegen sind eher weich und zeigen recht schnell Einschlagsspuren. Hier setzt Pearl weiterhin (auch hörbar) den Rotstift an. 

Pearl Export Pappe- Mahagoni Kessel
Fotostrecke: 7 Bilder Die Mischkessel des Exports bestehen aus Pappel- und Mahagoniholz.

Das Hardwarepaket ist gut ausgestattet

Im Lieferumfang des Sets ist das bekannte 830 Hardware Pack. Dazu gehört auch das P930 Demonator Singlepedal mit einem Longboard ohne Fersenteil. Der Übertragungsweg erfolgt über eine Einzelkette. Der Duo-Beater mit runder Schlagfläche bietet die Auswahl zwischen den klassischen Oberflächen Filz und Gummi. Aus dem Karton heraus ist die Maschine recht lasch eingestellt, mit etwas mehr Federspannung hat sie mehr „Dampf“, läuft aber trotzdem schön leichtgängig. Durch die Bodenplatte steht sie außerdem recht stabil.

Auch das Hi-Hat-Pedal ist im ähnlichen Design wie die Fußmaschine gestaltet. Ansonsten ist die Maschine mit weniger Einstellungsmöglichkeiten ausgestattet. So lässt sich die Basis nicht drehen, auch sollte man den Dorn an der Stirnseite des Pedals ausfahren, um ein Verrutschen zu vermeiden. Die Federspannung ist fix, lässt sich also nicht anpassen. Für meinen Geschmack hat die Maschine aber ausreichend Zug. In der Clutch (Hi-Hat Schraube) ist eine Aussparung zur Schonung des Top-Beckens – sehr schön! Insgesamt fällt mir bei der Hi-Hat-Maschine auf, dass ich alle Schrauben an den Rohren recht fest drehen muss, um eine ungewollte Höhenverstellung zu vermeiden. Die Hi-Hat-Maschine ist mehr als okay für den Anfang. Wenn man von einem Semi-Profi-Gerät wie meiner Tama 600er Iron Cobra wechselt, merkt man – gerade was die Stabilität angeht – aber doch einen deutlichen Unterschied. 

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Mehr Informationen
Seht hier unser Video zum Testbericht:

Die Beckenstative könnten an der Basis robuster sein

Die zwei doppelstrebigen, aber recht leichten Beckenstative werden einmal in gerader und einmal in Galgenausführung ausgeliefert. Beim Galgenstativ lässt sich das obere Rohr versenken. Zudem haben die Stative stufenlose Neigungswinkel an den Tiltern, was die Einstellung des Beckens sehr komfortabel gestaltet. Auch diese Beckenstative sind ausreichend robust, besonders in der „normalen“ Ausführung, also als reine Beckenständer ohne Kombifunktion. Wenn ich jetzt die beiden Tom-Toms samt Klammern und Tomhaltern daran befestige, muss ich die Beine der Stative schon recht weit ausfahren, damit alles sicher steht. Auf den Fotos könnt ihr das gut sehen. Auch ist die Positionierung des Beckens, das an dem geraden Stativ hängt, nur etwas eingeschränkt möglich. Gut gefällt mir der recht leichte Snareständer, auch er verfügt über eine stufenlose Neigungsmöglichkeit des Snarekorbs. Ist die Snaredrum eingelegt, wird sie ganz klassisch mit einem Rad aus schwarzen Kunststoff festgedreht.

Pearl Export 830 Hardware Pack
Fotostrecke: 7 Bilder Das Hardware Set im Gruppenbild.

Das Beckenset stammt von Sabian

Mit zum Paket gehört auch ein dreiteiliges Beckenset aus Messing. Es stammt vom kanadischen Hersteller Sabian, einer Marke, die Pearl Europe seit ein paar Jahren mit im Vertrieb hat. Das SBR Performance Set besteht aus den klassischen Standardmodellen 14“ Hi-Hat, 16“ Crash und 20“ Ride. Die maschinell gefertigten Becken sind makellos verarbeitet. Jetzt geht es weiter in den Soundcheck.

Das 2022er Export ist recht leicht zu stimmen

Im Spieltest habe ich euch das Set in zwei Stimmungen und Fellkombinationen aufgenommen, los geht’s mit der Werksbefellung. Es gelingt mir recht zügig, die Toms in passende Intervalle zu stimmen. Dank der gleichmäßig laufenden Stimmschrauben und dem resonanten, aber insgesamt eher gutmütigen tonalen Klangspektrum der Trommelkessel ist das keine Hürde. Die Snaredrum stimme ich ebenfalls mittelhoch, da sich tiefere Snaretunings oftmals nicht gut mit kleineren, etwas höher gestimmten Toms vertragen, was sich oft in unkontrolliertem Snareteppichgeraschel äußert. Das mitgelieferte Kissen der Bassdrum liegt mit Klettband befestigt am Schlagfell an. Somit ist im Kessel noch etwas Platz. Hier lege ich zusätzlich noch ein kleines Moltontuch von innen gegen das Resonanzfell. Das Set ist jetzt in einer mittleren Stimmung, mit der etwas höheren Spannung sind die Werksfelle der Toms für meinen Geschmack besser zu händeln.

Pearl Export Wood Snare
Macht für die Preisklasse eine passable Figur: die Export Snare.

Die vier Toms machen Spaß, ganz ohne Dämpfung und mit den eher weichen Werksfellen summt das Kit aber auch mächtig herum, wie ihr in den Soundfiles hören könnt. Um hier Abhilfe zu schaffen, packe ich für weitere Soundfiles noch vier Außendämpfer (Mini Muff) auf die Tomfelle. So wird der ganze Sound kontrollierter, so richtig überzeugt bin ich aber noch nicht. Auch die Bassdrum schiebt mir noch etwas zu wenig. Die Snaredrum ist im Vergleich zu anderen Modellen aus meinem Fundus nicht besonders laut, spricht aber crisp an und macht insgesamt für die Preisklasse eine gute Figur. Die Becken sind keine Ohrenweide, aber als Dreingabe zum Set und für die ersten Schritte am Instrument mehr als okay. Die Hi-Hats schließen sauber ab und das Ridebecken bietet eine klare Trennung zwischen Glocken- und Flächenklang. Nur das Crash könnte für meinen Geschmack etwas spritziger aufgehen.

Audio Samples
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Soundcheck mit Werksfellen – mittel Sabian SBR Cymbals – einzeln Groove mit Werksfellen – mittel Check & Groove mit Werksfellen + Dämpfung – mittel

Der Wechsel der Export-Tomfelle lohnt sich

Wesentlich besser gefällt mir das Set in der zweiten Ausführung. Auf die drei Toms in 10“, 12“ und 16“ habe ich Remo Encore Pinstripe Felle gezogen, wie sie beispielsweise auch beim Pearl Masters Complete oder Pearl Session montiert sind. Das 14“ Floortom ist mit einem Remo Emperor Clear mit einem kleinen Gel Pad darauf bestückt und die Snare hat ein Evans UV1 als Snarefell spendiert bekommen. Das komplette Set habe ich eine ganze Etage tiefer gestimmt. So klingt es wesentlich kompakter und druckvoller. Auch die Bassdrum bekommt mit dem etwas lascher gespanntem Schlagfell mehr Kick. Zusätzlich habe ich auch noch drei B20-Becken aus meinem Fundus ans Set gehängt. Aber hört am besten selbst:

Audio Samples
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Check mit Markenfellen – tief Tom-Groove mit Markenfellen – tief Groove mit Markenfellen – tief + hoher Snare

Das Pearl Export in der Midnight Nimbus Special Edition bietet viel Schlagzeug für einen überschaubaren Kurs. Besonders für Einsteiger, die noch kein Instrument besitzen und direkt mit einer etwas gehobenen Ausstattung starten wollen, könnte das Set reizvoll sein. Auch an praktischem Zubehör, wie einem Bassdrumkissen, wird im Lieferumfang nicht gespart. Hier fehlt dann nur noch ein Drumhocker, ein Teppich und ein paar Sticks und schon kann man losrocken. Mit dabei ist ein Sabian SBR Beckenset aus Messing, ein komplettes 830er Hardwareset und – speziell in dieser Version – ein zusätzliches 14“ Standtom. Als Mankos erwiesen sich die weichen Tomfelle, die etwas glasig klingen und insgesamt nicht besonders haltbar sind. Die alternative Aufhängung der Toms an den Beckenstativen sieht ohne Frage cool aus, die Basis der Stative könnte für meinen Geschmack aber robuster sein. Auch ist die Positionierung des Beckens etwas eingeschränkt, wenn am geraden Stativ noch das Tom hängt. Mit besseren Tomfellen und höherwertigen Becken lässt sich dem Set noch viel weiteres Potential entlocken, somit ist das 2022er Pearl Export dann klanglich in der Mittelklasse angekommen. 

Pearl Export SE 2020 Testbericht
Auch nach 40 Jahren ein guter Standard: das 2022er Pearl Export in der Sonderedition „Midnight Nimbus“.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gut ausgestattetes Gesamtpaket
  • leicht stimmbar
  • schöne Optik
  • runde, formbare Sounds
  • viel Potential mit Markenfellen
Contra
  • glasig klingende Tomfelle
  • Stativbasis könnte für Montage der Hängetoms robuster sein
Artikelbild
Pearl Export 2022 Schlagzeug Test
Für 999,00€ bei
  • Hersteller: Pearl Drums
  • Herkunftsland: China
  • Bezeichnung: Export Midnight Nimbus
  • Finish: Folie
  • Kesselkonstruktion: 6-lagig, 7,2 Millimeter Wandstärke
  • Kesselmaterial: Mahagoni & Pappel
  • Bestehend aus:
  • 22“ x 18“ Bassdrum
  • 10“ x 7“ Tom
  • 12“ x 8“ Tom
  • 14“ x 14“ Standtom
  • 16“ x 16“ Standtom
  • 14“ x 5,5 Snare
  • Hardware:
  • 830 Pack, fünfteilig
  • BC-830 und C-830 Beckenstative
  • S-830 Snarestativ
  • H-830 Hi-Hat-Maschine
  • P-930 Demonator Einzelfußmaschine
  • ADP20 Multiklammer (2x)
  • TH-70S Tomhalter (2x)
  • Besonderheit:
  • ungebohrte Bassdrum
  • Toms werden an Stativen befestigt
  • Zubehör:
  • Bassdrumkissen
  • Stimmschlüssel
  • Felle: Remo UT / UX
  • Snare & Toms: einlagig
  • Bassdrum: einlagig & vorgedämpft
  • Beckensatz:
  • Sabian SBR Performance Set
  • 14“ Hi-Hat, 16“ Crash, 20“ Ride
  • Preis: (Verkaufspreis April 2020) EUR 999,-

Seite des Herstellers: https://pearldrum.com/eu

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