Pearl Forum Series Test

Praxis

Da der erste Blick beim Auspacken und Montieren des Sets unvermeidlich auf die Kessel fällt, ist das angekündigte Referat zum Thema S.S.T. (Pearls Kesselfertigungstechnik) denke ich ein guter Einstieg in den Praxisteil. Aufgemerkt! Üblicherweise gilt beim Kauf eines Schlagzeugs, dass man die Sparmaßnahmen der Hersteller spürt, je mehr man selbst sparen möchte. Im besten Fall bekommt man bei namhaften Marken günstige Versionen von teueren Serien. Oder es werden – und das passiert bei Trommelkesseln häufig – Produkte von günstigen Fremdherstellern verwendet, die dann mit dem Original nichts mehr zu tun haben. Nicht so bei Pearl. Hier wird „hinab“ bis zur Forum-Serie die „Superior Shell Technology“ zur Kesselfertigung verwendet. Dabei werden zum einen die einzelnen Kessellagen unter Druck in einer Presse verleimt und zusätzlich erhitzt, sodass der Leim quasi ins Holz gekocht wird. Laut Pearl verteilt sich der Leim dadurch besser, was das Risiko toter Stellen, also von Holzstellen ohne Leimverbindung, drastisch verringert. Zum anderen werden die Holzlagen nicht auf Stoß, sondern angeschrägt und überlappend verklebt, was eine deutlich größere Auflagefläche und damit mehr Stabilität schafft. Pearl hat zum Beweis der Stärke ihrer Kessel einen Hummer (das Auto, nicht das Tier!) auf ein Tomtom gestellt. Bilder davon kann man auf Pearls US – Website sehen.

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Ende des Referats, zurück zu meinem Testkandidaten. Der Unterschied meiner Forum-Kessel zu denen teurer Sets liegt klar sichtbar in der Sorgfalt der Verarbeitung und der Art des verwendeten Holzes. Diese Kessel sind aus Pappelholz gefertigt, das deutlich rauer und irgendwie fusseliger wirkt als zum Beispiel Ahorn. Allerdings gilt das alles allein dem optischen Eindruck, denn klanglich haben auch Pappelkessel einiges zu bieten – dazu später mehr.  Zuerst noch ein paar Worte zur Optik und Verarbeitung. Zwar ist die Folie ab Werk schon hier und da ein wenig zerkratzt, aber tadellos und vollflächig und mit einwandfreien Nähten verklebt. Passend zur Folienfarbe meines Testsets – nämlich „Jet Black“ – ist die Kesselhardware schwarz lackiert und etwas sensibel, wie sich bei der Montage der Tomhalter auf der Bassdrum zeigt. Diese sind nach ein wenig Justieren schon deutlich verschrammt. Aber das ist Mosern auf hohem Niveau. A-propos hohes Niveau …

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Hohe Stimmung Tiefe Stimmung Toms und offene HiHat

Was mich immer gleich versöhnlich stimmt, besonders bei günstigeren Testschlagzeugen, ist ein gutes „Schraubgefühl“. Klingt vielleicht komisch, ist aber so. Damit meine ich, dass ein guter Gewindeschnitt, besonders bei Stimmschrauben und Gewindehülsen, zum einen das Handling sehr erleichtert und zum anderen nicht wenig über das Qualitätsniveau des Instrumentes aussagt.
Und das Forum „schraubt“ sich sehr gut.

Ein echtes Highlight ist der mitgelieferte Hardwaresatz. Snare-, Becken-, Hi-Hat-Ständer und Hocker sind allesamt mit doppelstrebigen Füßen ausgestattet und trotz dünnem Rohrdurchmesser sehr stabil. Die dünnen Rohre finde ich als Vintage-Freund sogar richtig schick. Auch hier schraubt sich wieder alles wunderbar. Das Einzige, was fehlt, sind Memory-Klemmen. Die Fußmaschine ist allerdings das Erstaunlichste am Ganzen: Sie ist massiv und solide verarbeitet, mit einer Bodenplatte und Single-Kette ausgestattet und läuft absolut sauber und geräuschfrei. Und mehr braucht man eigentlich nicht.

Kommen wir aber nun zum interessantesten Teil, dem Sound meines Forum „Fusion“ Sets. Wie weiter oben schon erwähnt, ist die Struktur des Pappelholzes, aus dem die Kessel gefertigt sind, rauer oder auch grober als die von Ahorn, dem am häufigsten verwendeten Kesselbaumaterial. Und genau so würde ich auch den Sound der Toms beschreiben. Und auch wenn Pappel oder Linde beim Schlagzeugbau der Ruf von „Günstig“-Holz anhaftet, zeigt sich hier echte Qualität! Die Trommeln wollen rocken. Sie klingen voll und direkt, haben ordentlich Punch und eben etwas Raues. Die montierten Pearl „Protone“-Felle in klarer Ausführung stehen den Toms für meinen Geschmack sehr gut und liefern die nötige Attack. Ihr Stimmumfang ist groß und man kann sowohl hohe „Fusion“-Stimmungen als auch sehr tiefe Rock-Tunings hervorragend umsetzen. Hier kommen ein paar Beispiele dazu. Die beiden Hängetoms sind übrigens mit Pearls I.S.S Aufhängung direkt am Spannreifen befestigt und kommen damit ohne zusätzliche Bohrungen aus!

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Hohe Toms 1 Hohe Toms 2 Tiefe Toms Tiefe Toms Rock

Auch die Bassdrum ist ein echter Rocker. Und sie verdient ihren Namen, denn sie produziert ordentlich Bass. Ansonsten hat sie wie die Toms die etwas raue Pappelnote und ebenfalls viel Punch. Auch die Felle verdienen Lob. Ihre Stärke und das Spielgefühl sind ähnlich wie beim Remo Powerstroke 3 und sie machen einen haltbaren Eindruck. Allerdings schnarren die Dämpfringe zur Kontrolle der Obertöne etwas, wenn die Felle länger schwingen. Da die Bassdrum – für meinen Geschmack – wegen etwas aufdringlicher Kessel-Innengeräusche ein wenig Dämpfung (mit einem Kissen o.ä.) vertragen kann, erledigt sich dieses Problemchen gleich mit. Die Snare schneidet im Vergleich am schwächsten ab. Zwar ist es sehr erfreulich, eine Holzsnare zu einem Einsteigerset geliefert zu bekommen und für ihren Grundsound gilt dasselbe wie für die bisher besprochenen Trommeln, aber sie hat nicht ganz die Durchsetzungskraft ihrer Kollegen. Trotzdem ist sie ausreichend flexibel und verfügt über einen guten Stimmumfang. Und sie hat das, was bonedo-Kollegen des Öfteren zitieren, nämlich die unerklärliche „Vintage“-Note, die man bei günstigeren Trommeln von Zeit zu Zeit wahrscheinlich unfreiwillig mitgeliefert bekommt.

Die Becken sind das Einzige, was mich beim Spielen daran erinnert, ein Einsteigerschlagzeug vor mir zu haben. Schon ihr auffällig goldener Farbton verrät, dass es sich hier um keine hochwertige Legierung handelt. Und so klingen sie auch, nicht schlimm, aber ein wenig pingelig und substanzlos. Es wird auch niemand beleidigt sein, wenn ich das sage, aber die Becken sind sicher nicht hergestellt, um damit Preise zu gewinnen – sie müssen funktionieren. Und das tun sie zum Einstieg oder im Proberaum auch allemal. Aber anders als beim Rest meines Testschlagzeugs würde ich nicht unbedingt empfehlen, mit ihnen die nächste Hitsingle im Studio aufzunehmen.

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Tiefe Snare Crash HiHat Ride Ride Glocke
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