Pearl Reference ONE Schlagzeug und Snaredrum Test

Unter dem Banner „High-End Reimagined“ hat Pearl Drums so einiges in seiner Schlagzeug-Oberklasse umgekrempelt. Wir haben das neue Flaggschiff, ein dreiteiliges Reference ONE plus optionale Snaredrum, zum Test erhalten. Hier lest ihr, was die Serie auszeichnet und wie das Set klingt. 

Wir bekamen das Reference One in der neuen Farbe Puppy Grey, die an die Automobilbranche erinnert.
Wir bekamen das Reference One in der neuen Farbe Puppy Grey, die an die Automobilbranche erinnert.

Pearl Reference ONE – Das Wichtigste in Kürze

  • Nachfolger der bisherigen Reference-Serien
  • Kesselkonzept aus der Reference Pure Linie
  • Mischkessel aus Ahorn, Birke und Mahagoni
  • individuelle Gratungen
  • neues R2Air-Aufhängesystem
  • neuer Gyro-Lock L-Arm

Die Reference ONE Serie löst die bisherigen Reference Sets ab

Werfen wir einen kleinen Blick in die Geschichte der Serie: Im Jahr 2005 wurde das erste Reference Set vorgestellt. Zum ersten Mal kam hier ein Hybridkessel zum Einsatz, der – je nach Kesselgröße – eine individuell abgestimmte Holz- und Gratungsform hat. 2011 folgte dann der Nachfolger mit dünneren Kesseln, das Reference Pure. Das neue Reference ONE setzt auf die bewährte – und bei der Käuferschaft anscheinend beliebtere – Kesselkonstruktion aus der Reference Pure Serie. 

Neu ist allerdings, dass alle Standtoms jetzt quadratische Maße haben. Bei den Zutaten setzt Pearl wie gehabt auf die drei Hölzer Ahorn, Birke und Mahagoni. Während die kleineren Toms und die Snaredrum mit einer Mischung aus Ahorn und Birke und einer Wandstärke von 5,4 Millimetern konstruiert sind, wird mit zunehmendem Kesseldurchmesser (ab 13 Zoll aufwärts) nur noch Maple und Mahagoni verbaut, wobei der Anteil von Mahagoni immer weiter zunimmt. Unser großes 16“ x 16“ Standtom und unsere 24“ x 14“ Bassdrum haben einen 7,2 Millimeter starken, achtlagigen Kessel, bestehend aus sechs Lagen Mahagoni und zwei Lagen Ahorn. Beide Kessel haben eine komplett rund gestaltete Gratung, während das sechslagige 13“ x 9“ Hängetom eine auf der Außenseite verrundete 45 Grad-Gratung hat. Alle Kessel sind makellos verarbeitet, selbiges gilt für die Lackierung in der Farbe „Puppy Grey“ auf der Außenseite und für die Versiegelung auf den Innenseiten.

Fotostrecke: 5 Bilder Eines von drei erhältlichen One Up-One Down Sets.

Die Hingucker sind der neue L-Arm und das R2Air-Aufhängesystem

Während an der Kesselkonstruktion nichts wirklich Neues passiert ist, hat Pearl bei den Beschlagteilen einen Rundumschlag gestartet und einige interessante Neuerungen implementiert. Das bisherige OptiMount II-System wird an allen Hängetoms vom neuen R2Air-System abgelöst. Dieses besteht ebenfalls aus verchromtem Aluminium und dockt an vier Spannschrauben pro Seite an. Dadurch soll es weniger Stress auf den Kessel ausüben. Das Sustain lässt sich außerdem noch mit zusätzlich beigelegten Gummiunterlegscheiben anpassen. Bei der Tomhalterung gibt es zudem die Möglichkeit, seine Toms mit dem bekannten und bewährten Pipe-Style Arm zu montieren oder mit dem neuen, sehr flexiblen Gyro-Lock L-Arm.

Im Video zum Test könnt ihr euch anschauen, was die Vor- und Nachteile des neuen Systems sind und wie viel variabler der neue Arm ist. Indem Pearl seinen Kunden beide Optionen offen lässt, muss man sich also vor dem Kauf entscheiden, da das R2Air-System jeweils mit dem passenden Bracket pro Halterung ausgerüstet ist. Hier lässt sich dann auch nur das komplette Haltesystem, nicht nur der Adapter für den Arm, tauschen. 

Man hat die Wahl: Das neue R2AIR-Haltesystem gibt es auch in der bisherigen Tomhalter-Version.
Man hat die Wahl: Das neue R2AIR-Haltesystem gibt es auch in der bisherigen Tomhalter-Version.

Gussreifen, Edelstahlschrauben und kleinere Böckchen

Bei den Spannreifen setzt Pearl anscheinend auf Vereinheitlichung. So hat das Reference One sowie auch alle drei Masters-Serien jetzt Gussreifen auf den Toms. Etwas zierlicher wirken die STL100 Lugs, in deren Gewinden Edelstahlschrauben sitzen, wie man es von Pearl nicht anders kennt. Neben der ganzen Aufmerksamkeit auf die beiden Hingucker – das neue Haltesystem und den neuen L-Arm – sollte an dieser Stelle aber nicht unerwähnt bleiben, dass Pearl bei den Bassdrum-Beinen und den Brackets jetzt etwas einfachere Varianten verbaut, die ohne Frage ihren Dienst ohne Einschränkung verrichten, aber ein kleines bisschen weniger hochwertig als die Varianten an meinem Masters Maple Gum wirken. 

Kleine Evolution des Pearl Tomhalters: Die erste Version ganz rechts stammt aus den 1970er Jahren.
Kleine Evolution des Pearl Tomhalters: Die erste Version ganz rechts stammt aus den 1970er Jahren.

Das Reference ONE ist in fünf vorkonfigurierten Sets erhältlich

Das Thema Individualität kommt auch bei einem High-End-Set „von der Stange“, wie dem Reference ONE, nicht zu kurz. Wie bei den drei neuen Masters-Serien auch, gibt es jetzt zwei Finish-Kategorien mit den Bezeichnungen Premium und Custom. Des Weiteren kann man sich sein Set auch mit individuellen Beschlagteilfarben bestellen. Neben der verchromten Standardausführung gibt es die Optionen schwarz, schwarz vernickelt und vernickelt. Letztere sind, wie die meisten Custom-Finishes auch, zu einem Aufpreis und auf Sonderbestellung erhältlich.

Im Lineup sind momentan drei One-Up-One-Down Sets, eines davon mit der großen 24“ x 14“ Bassdrum haben wir zum Test. Daneben gibt es ein „Groovekit“ mit einer 22“ x 14“ Bassdrum und zwei Toms in 12“ x 8“ und 16“ x 16“ sowie das obligatorische Bopset in 18“ x 14“, 12“ x 8“ und 14“ x 14“. Wer drei Toms bevorzugt, kann bei den beiden Standard- bzw- Studio-Konfigurationen fündig werden. Hier gibt es dann auch eine etwas tiefere 22“ x 16“ Bassdrum und drei Toms in den Maßen 10“ x 7“, 12“ x 8“ und 16“ x 16“. Beim Studio-Set sind die Kesselgrößen 20“ x 14“, 10“ x 7“, 12“ x 8“ und 14“ x 14“ im Programm.

Pearl Badge
Fotostrecke: 4 Bilder Keine Fragen offen: Das Typenschild enthält alle Parameter.

Die Reference ONE Snaredrum

Nicht Teil des Kesselsets, aber farblich passend ist die optional erhältliche Reference ONE Snare in 14“ x 6,5“, die uns Pearl Europe für diesen Test ebenfalls zur Verfügung gestellt hat. Die Trommel hat einen sechslagigen Mischkessel aus Ahorn und Birke und ist mit einem sehr kleinen Gegenschnitt auf der Außenseite der 45 Grad-Gratung versehen. Wie schon bei den Vorgängern, ist der SR-1000 Glide Lock Strainer mit Entsicherungsfunktion und abgestufter Teppicheinstellung verbaut. Letztere lässt sich nur am Butt End vornehmen. Wie das Set auch, ist die Trommel makellos verarbeitet. Neben der 6,5er-Variante hat Pearl das Snareangebot erweitert, so gibt es jetzt auch eine 14“ x 5“, eine 13“ x 6“ und einen tiefen Eimer in 14“ x 8“.

14" x 6,5" Snare
Fotostrecke: 5 Bilder Optional erhältlich: die 14“ x 6,5“ Reference One Snare.

Klanglich trägt das Reference ONE die Eins zu Recht im Namen

In meiner Laufbahn als Tester hatte ich schon recht viele Sets verschiedenster Preisklassen unter den Stöcken. Selten hatte ich allerdings ein Set zu Gast, das sich so leicht stimmen lässt und ohne viel Geschraube direkt hervorragend klingt. Erstaunlich finde ich auch den Stimmumfang der drei doch recht großen Trommeln. Ob in einer mittleren Stimmung für Pop und Blues-Rock, hochgestimmt für einen Big-Band-Kontext oder mit doppellagigen Fellen auf den Toms, wie im dritten Teil der Hörbeispiele – das Set lässt in meinen Augen keine Wünsche offen. 

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Mehr Informationen

Die Kombi aus Gussreifen und Ambassador-Fellen passt wie die Faust aufs Auge. So klingt das Set warm und rund, hat mächtig viel Bass, besonders das 16“ Standtom sticht hier heraus. Aber auch die tonale Abstimmung aller drei Kessel passt, was auch für das Sustain gilt, das nicht zu lang ausfällt und für meinen Geschmack genau richtig dosiert ist. Hier lässt sich natürlich noch mit weiterer Dämpfung eingreifen. Trotz des hörbar warmen und runden Anteils des Mahagoniholzes haben die Trommeln genug Biss und Präsenz. Man hat also nicht das Gefühl, ein Vintage Kit zu spielen, sondern ein modernes in traditionellen Größen.

Beim Fellwechsel mache ich die Erfahrung, dass aufgrund der starren Gewinde der STL100 Lugs zwei Schrauben nur mit etwas Umsicht und Nachdruck auf den Spannreifen im Gewinde fassen. Hier ist ein Unterschied zu den flexiblen Gewindehülsen der Masters-Böckchen feststellbar. Wie beispielsweise bei den „True Pitch“-Gewinden von DW auch, sollte man hier mit etwas Achtsamkeit vorgehen.

Soundbeispiele Pearl Reference ONE

Audio Samples
0:00
Mittlere Stimmung, Einzelsounds Mittlere Stimmung, Groove Tiefe Stimmung, Groove (Emperor-Felle) Tiefe Stimmung, hohe Snare, Groove Hohe Stimmung, Groove Hohe Stimmung, Groove II Hohe Stimmung, Einzelsounds

Die Reference One Snare hat ordentlich Attack

Im Gegensatz zu den drei Toms ist die Snare wesentlich spitzer und attack-betonter. Hier hört man klar die Mischung aus Gussreifen und der eher scharfen Gratung. Sie lässt sich natürlich von den Obertönen her etwas zähmen, aber insgesamt passt sie eher für Spieler, die genau diesen etwas schärferen Sound lieben. Die Teppichansprache ist sehr gut, auch der Stimmumfang ist beachtlich, wenn auch nicht riesengroß wie bei anderen Modellen, zum Beispiel aus Aluminium oder Stahl.

Optisch und klanglich eine Erscheinung: das neue Reference ONE von Pearl.
Optisch und klanglich eine Erscheinung: das neue Reference ONE von Pearl.

FAZIT

Das Reference ONE überzeugt haptisch und vor allem klanglich. Wer in die Oberklasse möchte, ohne gleich das ganz große Geld für ein Masterworks Set auszugeben, findet mit dem Reference ONE eine weitere gelungene Option im High-End-Segment. Neben dem warmen, aber dennoch präsenten Klang und der guten Abstimmung unseres Testsets überzeugt auch das neue R2Air-Halterungssystem sowie der neue Gyro-Lock L-Arm, der jetzt neben dem weiter erhältlichen Pipe-Style Arm ins Programm aufgenommen wurde. Diese ganzen Features sind allerdings auch mit einem recht saftigen Preisschild versehen, das sicher nicht für jedes Budget passend ist.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute Verarbeitung
  • hoher Stimmumfang und satte, runde Sounds
  • innovative neue Hardware-Features
  • zwei Tomhalter-Varianten bestellbar
Contra
  • kein Schnäppchen
Artikelbild
Pearl Reference ONE Schlagzeug und Snaredrum Test
Für 4.899,00€ bei
  • Hersteller: Pearl
  • Herkunftsland: Taiwan
  • Bezeichnung: Reference ONE
  • Farbe: Putty Grey / Premium Finish (Lackierung)
  • Shellset bestehend aus
  • 24“ x 14“ Bassdrum
  • 13“ x 09“ Tom
  • 16“ x 16“ Standtom
  • Kesselmaterial: Schichtkessel aus Mahagoni und Maple
  • Wandstärken: 5,6mm (Tom) und 7,2mm (FT & BD)
  • Zubehör: drei Floortom-Beine, Stimmschlüssel, Bassdrum-Sticker, Dämpfungskissen
  • Hardware-Features:
  • Gussreifen, R2Air-Haltesystem, STL100 Lugs, Edelstahlstimmschrauben
  • Felle: Remo Ambassador, Powerstroke 3 (Bassdrum)
  • Besonderheit: mit Gyro-Lock L-Arm oder bisherigem Tomhalter bestellbar
  • Reference ONE Snare
  • Kesselgröße: 14“ x 6,5
  • Kesselmaterial: Ahorn und Birke
  • Wandstärke: 5,6mm, 6 Lagen
  • Preise: (Verkaufspreise Juni 2023)
  • Reference One Rock Set (wie im Test beschrieben)
  • EUR 4399,-
  • Reference ONE Snare
  • EUR 1045,-

Herstellerseite: https://pearldrum.com/eu

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Optisch und klanglich eine Erscheinung: das neue Reference ONE von Pearl.

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