Praxis
Mit ca. 4,2 kg gehört der Bass nicht gerade zu den Fliegengewichten unter den Viersaitern, bewegt sich aber noch im soliden Mittelfeld. Durch die 35 Zoll und die 24 Bünde rückt der erste Bund natürlich weiter vom Spieler weg als gewohnt. Allerdings bleibt erstaunlicherweise die dadurch zu erwartende Kopflastigkeit aus. Der Cirrus pendelt sich stattdessen auf meinem Oberschenkel alleine in einer waagrechten Position ein.
Gleiches gilt auch für das Spielen im Stehen. Und: am Gurt hängend wirkt der Bass auch noch einmal deutlich leichter, was für eine sehr gute Ergonomie spricht. Die Rückseite des Halses wird durch eine hauchdünne Lackschicht geschützt und ist einem geölten Finish nicht unähnlich, was ich als sehr angenehm empfinde.
Die Saitenlage wurde ab Werk sehr komfortabel eingestellt – dem Cirrus sind nur mit Gewalt Schnarrgeräusche zu entlocken. Durch die ausladenden Cutaways sind alle 24 Bünde ohne Verrenkungen bequem erreichbar.
Akustisch gespielt deutet sich schon an, wo die Reise hingeht: Ein klarer, straffer Ton mit beeindruckendem Sustain tönt mir entgegen. Hier zahlt sich ohne Frage das 35-Zoll-Konzept im Zusammenspiel mit dem durchgehenden Hals und der Power Plate deutlich aus. Erstaunlich in dieser Preisklasse ist, wie transparent der Cirrus die gespielten Töne darstellt. Selbst bei Akkorden verschwimmt nichts – alles bleibt stets sauber und klar.
Verstärkt übernehmen die beiden Humbucker selbstbewusst das Kommando. Sie sind sehr durchsetzungsstark und besitzen prägnanten Mitten, die für einen charakterstarken Ton sorgen. Typisch für Humbucker geben sie sich in den Höhen etwas bedeckter als Singlecoils. Aber auch die beschichteten DR Dragonskin-Saiten werden hierzu sicherlich noch ihren Anteil beitragen.
Ich finde den Cirrus-Grundsound sehr angenehm, keine Frequenz wirkt aufdringlich. Hier setzt sich eindeutig die Tendenz des akustischen Tests fort; ein trockener und straffer Ton mit tollem Sustain schlägt mir entgegen.
Design, Tonabnehmer, Grundsound etc. positionieren den Cirrus für mich trotz aller Huldigungen der 80er-Jahre in der rockigen Ecke. Und ich kann mir tatsächlich auch gut vorstellen, dass Peavey mit der 35″-Mensur auch die heutige härtere Abteilung mit ihren Drop Tunings im Sinn hatte, denn diese funktionieren bekanntlich besser auf einer längeren Mensur – vor allem, wenn man noch dickere Saiten aufzieht! Mit der Werksbesaitung klang die auf Cis heruntergestimmte E-Saite jedenfalls immer noch absolut überzeugend.
Für dich ausgesucht
Konservative Slap-Techniken sind auf dem Cirrus problemlos machbar. Modernere Varianten wie z. B. Double Thumbing mag er hingegen nicht so gern – bzw. benötigt man als Spieler hier einige Zeit zum Umgewöhnen, denn wie häufig bei durchgehenden Hälsen ist der Abstand der Saite zur Korpusoberfläche recht hoch. Dadurch bleiben Daumen oder Zeigefinger gerne mal unter den Saiten hängen. Wie schon erwähnt, liegen die Stärken des Cirrus für mich in prägnanten Rock- und Heavy-Sounds, vorzugsweise mit Fingern oder Plektron gespielt.
Aber halt, bisher blieb ja die Dreiband-Elektronik noch komplett außen vor! Mit ihr kann man den Grundsound den persönlichen Bedürfnissen anpassen. Alle Regler können ihre Frequenzen um 10 dB anheben oder ansenken. Das ist verglichen mit anderen Elektroniken nicht übermäßig viel – einige liefern ja locker bis +/- 18 dB! Für die Praxis ist das jedoch mehr als ausreichend und absolut sinnvoll, denn somit ist der ganze Regelweg nutzbar.
Was mir persönlich beim Cirrus fehlt, ist die Möglichkeit, den Bass auch passiv betreiben zu können. Austausch-Batterien sollte der User also immer griffbereit haben!
Aber hören wir doch noch einmal in einige der tollen Sounds des Cirrus hinein – diesmal unter Hinzunahme der Elektronik: